Modul 1: Basiswissen Bildungsstandards und Kompetenzorientierung

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 Präsentation transkript:

Modul 1: Basiswissen Bildungsstandards und Kompetenzorientierung Wo kämen wir hin, wenn alle sagten: Wo kämen wir hin? Und niemand ginge, um einmal nachzuschauen, wohin man käme, wenn man ginge ... (Kurt Marti) Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen Bad Wildungen, 23. März 2010 1

C. Basiswissen: C1 Rückblick nach vorn (1) 1970er Jahre: Lernzielkataloge lösen reine Stofflehrpläne ab; 1990er Jahre: Schlüsselqualifikationen und Qualitätsentwicklung bzw. –sicherung; 1995: KMK-Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss (Deutsch, Mathematik, Erste Fremdsprache (ohne Qualitätskontrolle) (www.bildungsserver.de) 1997: KMK beschließt, die Bildungsstandards (von 1995) - für den Mittleren Abschluss in Dt., Math., 1. Fremdsprache weiterzuentwickeln; - auf den Hauptschulabschluss und Grundschulabgänger auszudehnen; - für den Mittleren Abschluss auf die naturwissenschaftlichen Fächer auszuweiten. Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen, Bad Wildungen, 23. 03. 2010 2

C. Basiswissen: C1 Rückblick nach vorn (2) Internationale Vergleichsstudien: TIMSS, PISA etc. 2003: BMBW-Expertise von Klieme u.a. zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards 2004: KMK-Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss (Math., Dt., 1. Fremdspr.) 2004: Gründung des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB): Weiterentwicklung der Standards und Erstellung von Tests (www.iqb.hu-berlin.de) 2005: KMK-Bildungsstandards für den Hauptschulabschluss (Math., Dt., 1. Fremdspr.) Ab 2006: weitere KMK-Bildungsstandards (NAWI; Grundschule) Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen, Bad Wildungen, 23. 03. 2010 3

C. Basiswissen: C2 Bildungsstandards – eine Aufforderung zur Mitgestaltung (1) KMK-Bildungsstandards: normative Leistungserwartungen Bildungsstandards formulieren Anforderungen an das Lehren und Lernen in der Schule. Sie benennen Ziele für die Pädagogische Arbeit, ausgedrückt als erwünschte Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler. Damit konkretisieren Standards den Bildungsauftrag, den allgemein bildende Schulen zu erfüllen haben. (Klieme u.a. 2003: 19) D. h. Basisqualifikationen für die schulische und berufliche Ausbildung für lebensbegleitendes Lernen (Anschlussfähigkeit für nachfolgende Lernprozesse) für Persönlichkeitsentwicklung und Weltorientierung (Begegnung mit zentralen kulturellen Gegebenheiten) Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen, Bad Wildungen, 23. 03. 2010 4

C. Basiswissen: C2 Bildungsstandards – eine Aufforderung zur Mitgestaltung (2) Kritik an den KMK-Bildungsstandards: bisher nur Leistungsanforderungen im funktionalen Bereich unzureichende Standards für inter-/transkulturelle Kompetenz unzureichende Standards für ästhetisch-literarische Kompetenz ... Fazit: offener Lernprozess auf allen Ebenen Aufforderung an alle Lehrkräfte zur Mitgestaltung! Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen, Bad Wildungen, 23. 03. 2010 5

C. Basiswissen: C3 Zur Begründung von Bildungsstandards (1) Steuerung von Bildungssystemen nicht länger durch Input (Stofflehrpläne), sondern durch Output (messbare Ergebnisse) Dreischritt: 1. Ergebnis- bzw. Wirkungsorientierung 2. Ausrichtung an Kompetenzen 3. Vorgabe von Standards bisher beste (bekannte) Möglichkeit, Schule und Unterricht nachhaltig zu verbessern (vgl. USA, UK, Skandinavien, Niederlande). Dazu sind regelmäßige externe und interne Evaluationen nötig (vgl. Oelkers 2003). Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen, Bad Wildungen, 23. 03. 2010 6

C. Basiswissen: C3 Zur Begründung von Bildungsstandards (2) Außerdem: Bildungsstandards aber sind schon aus Gründen eines fairen Angebots in einer demokratischen Leistungsschule unverzichtbar, wobei nicht einfach die Ziele des Lehrplans erneuert werden dürfen, sondern tatsächlich kompetenzbezogene und gestufte Standards für jedes einzelne Schulfach entwickelt werden müssen [...] (Oelkers 2005: 19) Wesentliche Vorzüge von Bildungsstandards: Sie machen Leistungen national vergleichbarer und international transparenter. Sie beschränken sich auf die Beschreibung gestufter Kernkompetenzen und geben so den Schulen, Lehrkräften und Lernenden mehr Spielraum bei der Erreichung der Zielvorgaben. Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen, Bad Wildungen, 23. 03. 2010 7

C. Basiswissen: C4 Arten von Bildungsstandards (1) Inputsteuerung und Outputsteuerung: Die Erfordernisse der Bildungspolitik sowie der empirischen Bildungsforschung sind nicht deckungsgleich mit denjenigen von Lehrkräften. Im Unterricht kann Inputsteuerung nicht durch Outputsteuerung ersetzt werden. Themen/Inhalte sowie Lernarrangements sind so zu wählen, dass die angestrebten Ergebnisse (Wissen, Können, Einstellungen) tatsächlich und in wünschenswerter Ausprägung erzielt werden. Im Unterricht spielt neben dem Output (= messbare Resultate) vor allem der Outcome (= weiterreichende Ergebnisse) eine entscheidende Rolle (Bildungsauftrag der Schule). Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen, Bad Wildungen, 23. 03. 2010 8

C. Basiswissen: C4 Arten von Bildungsstandards (2) Bildungspolitik (so auch KMK) gibt verbindliche Outputstandards vor: 1. Mindeststandards: Alle Schülerinnen und Schüler sollen sie (gegebenenfalls mit besonderer Förderung) erreichen (vgl. Empfehlung der Klieme-Expertise 2003). 2. Regelstandards: Sie bezeichnen ein Durchschnittsniveau (vgl. KMK für die jeweilige Schulform) 3. Maximalstandards: Dabei handelt es sich um nach oben offene Optimal- bzw. Idealstandards. Die von der KMK vorgegebenen Outputstandards machen keineswegs den gesamten Unterricht aus: Angesichts der zunehmenden persönlichen und medialen Erfahrung kultureller Vielfalt ist es auch Aufgabe des Fremdsprachenunterrichts, Schülerinnen und Schüler zu kommunikationsfähigen und damit offenen, toleranten und mündigen Bürgern in einem zusammenwachsenden Europa zu erziehen. (KMK 2004: 6) Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen, Bad Wildungen, 23. 03. 2010 9

C. Basiswissen: C4 Arten von Bildungsstandards (3) Für den Unterricht relevante Standards: 1. Input- bzw. Prozess-Standards: Sie fokussieren auf Lehr- und Lernprozesse, d.h. den kumulativen Erwerb von Wissen, Können und Einstellungen der Schülerinnen und Schüler. 2. Opportunity-to-learn-Standards: Durch Bereitstellung von Ressourcen soll sicher gestellt werden, dass die Implementation der Bildungsstandards und die Verbesserung der Unterrichtsergebnisse tatsächlich gelingen kann. Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen, Bad Wildungen, 23. 03. 2010 10

C. Basiswissen: C4 Arten von Bildungsstandards (4) Zur Rolle von Kerncurricula: Konkretisierung der KMK-Bildungsstandards Aufgliederung nach Lernabschnitten (Jg. 5/6; 7/8; 9/10) Vorgabe von Inputstandards für den Unterricht Schüler- und Lernerorientierung (Schülerpersönlichkeit; Lernprozesse) N.B. Inhaltsvorgaben auf das Wesentliche beschränkt (Die Wahl der Wege darf nicht unangemessenen beschnitten werden.) Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen, Bad Wildungen, 23. 03. 2010 11

C. Basiswissen C5: Kompetenzorientierung und Kompetenzen (1) KMK-Bildungsstandards: Leistungserwartungen werden als Kompetenzen formuliert. Definition: Kompetenzen sind erlernbare, kognitiv verankerte (weil wissensbasierte) Fähigkeiten und Fertigkeiten, die eine erfolgreiche Bewältigung bestimmter Anforderungssituationen ermöglichen. Im Kompetenzbegriff fallen Wissen und Können zusammen; er umfasst auch Interessen, Motivationen, Werthaltungen und soziale Bereitschaften. Kompetenzen sind demnach kognitive Dispositionen für erfolgreiche und verantwortliche Denkoperationen und Handlungen. (Lersch 2007: 36 in Anlehnung an Weinert 2001). Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen, Bad Wildungen, 23. 03. 2010 12

C. Basiswissen C5: Kompetenzorientierung und Kompetenzen (2) Kompetenzen zur Bewältigung von realen Anforderungssituationen beruhen auf dem Zusammenspiel von Wissen Können Einstellungen Für den FSU: „kompetenzorientierte“ Auswahl von Inhalten/Themen verbunden mit angemessener Gestaltung des Lernarrangements: Im Unterricht sind Wissen und Können, fachliche, überfachliche und selbstregulative Kompetenzen gleichermaßen zu „vermitteln, um die Entwicklung kognitiver Strukturen auf Seiten der Schüler(innen) zu befördern, die zu kompetenten Operationen oder Handlungen befähigen. (Lersch 2007: 439) Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen, Bad Wildungen, 23. 03. 2010 13