Die 1-Jahres-Prävalenz für Schwindel, der Patienten dazu veranlasst, einen Arzt zu konsultieren, liegt bei > 60-Jährigen bei 20 %, bei > 70-Jährigen.

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 Präsentation transkript:

Die 1-Jahres-Prävalenz für Schwindel, der Patienten dazu veranlasst, einen Arzt zu konsultieren, liegt bei > 60-Jährigen bei 20 %, bei > 70-Jährigen bei 30 % und bei > 80-Jährigen bei 50 % (Jahn et al. 2015). Quelle (DEGAM 2016) im Verordnungsspiegel unter Abholz et al. 2016a

Häufige in der Hausarztpraxis vorkommende Schwindel-Ursachen (gemäß DEGAM-Leitlinie; siehe auch Teil 2 Tab. 4 und Tab.1)

Bezeichnung der Gruppe: einbezogene Diagnosen nach ICD-10-GM Schwindel: Störungen der Vestibularfunktion (H81); Sonstiger Schwindel (H82, H83.0, H83.1, H83.2, A88.1); Schwindel und Taumel (R42) HWS-Beschwerden: M53.0 Zervikozephales Syndrom, M54.2 Zervikalneuralgie Anämie: D50 Eisenmangelanämie, D64 Sonstige Anämien Diabetes mellitus: E11 Diabetes mellitus, Typ 2, E14 Diabetes mellitus, nnb Kardiovaskuläre Erkrankungen: I07 Rheumat. Trikuspidalklappenkrankheiten, I10 Essentielle (primäre) Hypertonie, I11 Hypertensive Herzkrankheit, I25 Chron. Ischäm. Herzkrankheit, I34 Nichtrheumat. Mitralklappenkrankheiten, I35 Nichtrheumat. Aortenklappenkrankheiten, I45 Sonstige kardiale Erregungsleitungsstörungen, I48 Vorhofflimmern u. Vorhofflattern, I49 Sonstige kardiale Arrhythmien, I50 Herzinsuffizienz, I51 Komplikationen einer Herzkrankheit u. ungenau beschriebene Herzkrankheit, I95 Hypotonie, R00 Störungen des Herzschlages, Z95 Vorhandensein von kardialen oder vaskulären Implantaten oder Transplantaten Migräne: G43 Neurodegenerative Erkrankungen: G20 Primäres Parkinson-Syndrom, G25 Sonstige extrapyramidale Krankheiten und Bewegungsstörungen Polyneuropathie: G62 Sonstige Polyneuropathien, G63 Polyneuropathie bei anderenorts klassifizierten Krankheiten Psychische Erkrankungen: F32 Depressive Episode, F33 Rezidivierende depressive Störung, F34 Anhaltende affektive Störungen, F41 Andere Angststörungen, F45 Somatoforme Störungen Zerebrovaskuläre Erkrankungen: G45 Zerebrale transitorische Ischämie und verwandte Syndrome, I65 Verschluss und Stenose präzerebraler Arterien ohne resultierenden Hirninfarkt, I67 Sonstige zerebrovaskuläre Krankheiten, I69 Folgen einer zerebrovaskulären Krankheit

Beispiele: Häufigkeit von Schwindel-UAW laut Fachinformation gelegentlich (0,1-1 % der Behandelten) inhalative Anticholinergika, wie z.B. Tiotropium oder Aclidinium Antiarrhythmikum Amiodaron häufig (1-10 % der Behandelten) einige Opioide NSAR wie Ibuprofen Triptanen wie Sumatriptan sehr häufig (mehr als 10 % der Behandelten) Antiepileptika wie Carbamazepin Dopaminagonisten wie Pramipexol (Antiparkinson-Wirkstoff)

Zugrundeliegende Diagnosen mit Code nach ICD-10-GM Störungen der Vestibularfunktion: H81 Sonstiger Schwindel: H82* Schwindelsyndrome bei anderenorts klassifizierten Krankheiten H83.0 Labyrinthitis H83.1 Labyrinthfistel H83.2 Funktionsstörung des Labyrinths A88.1 Endemischer Schwindel (Virusinfektion des ZNS) Schwindel und Taumel: R42 Schwindelsymptomen können vielfältige, auch nicht-vestibuläre Ursachen, zugrunde liegen.

Ausgehend von der Art des Schwindels erfolgt im Rahmen der Diagnostik mithilfe einer ausführlichen Anamnese eine Differenzierung nach Dauer, modulierenden Faktoren sowie zusätzlicher Symptomatik. Drehschwindel: als sehr unangenehm empfunden, wie „Karussellfahren“ beschrieben, kann Sek. bis Tage/Wochen anhalten, oft mit Erbrechen assoziiert (Ausnahme BPPV) Gangunsicherheit (mit klarem Kopf): wird nur durch Gehen ausgelöst, nicht durch Kopfbewegungen, hält i.d.R. nur für die Dauer des Laufens an. Kein Erbrechen, zumeist liegt eine Polyneuropathie zugrunde. Schwankschwindel (ohne klaren Kopf): meist Gefühl einer drohenden Ohnmacht bzw. „schwarz werden vor Augen“. Ausgelöst bspw. durch Aufrichten, Kopfbewegungen oder durch Arbeiten über Kopf. Achtung: zahlreiche Überschneidungen mit Benommenheit/Unsicherheit im Raum. Benommenheit/Unsicherheit im Raum (ohne klaren Kopf): ähnelt in weiten Teilen dem Schwankschwindel wie bspw. durch Angabe eines „komischen Gefühls im Kopf“ oder Benommenheit und „Wegsinken“. Dauer: variabel, teilweise mit Unterbrechungen, teilweise mit bestimmten Auslösebedingungen.

Ausgehend von der Art des Schwindels erfolgt im Rahmen der Diagnostik mithilfe einer ausführlichen Anamnese eine Differenzierung nach Dauer, modulierenden Faktoren sowie zusätzlicher Symptomatik. Drehschwindel: als sehr unangenehm empfunden, wie „Karussellfahren“ beschrieben, kann Sek. bis Tage/Wochen anhalten, oft mit Erbrechen assoziiert (Ausnahme BPPV) Gangunsicherheit (mit klarem Kopf): wird nur durch Gehen ausgelöst, nicht durch Kopfbewegungen, hält i.d.R. nur für die Dauer des Laufens an. Kein Erbrechen, zumeist liegt eine Polyneuropathie zugrunde. Schwankschwindel (ohne klaren Kopf): meist Gefühl einer drohenden Ohnmacht bzw. „schwarz werden vor Augen“. Ausgelöst bspw. durch Aufrichten, Kopfbewegungen oder durch Arbeiten über Kopf. Achtung: zahlreiche Überschneidungen mit Benommenheit/Unsicherheit im Raum. Benommenheit/Unsicherheit im Raum (ohne klaren Kopf): ähnelt in weiten Teilen dem Schwankschwindel wie bspw. durch Angabe eines „komischen Gefühls im Kopf“ oder Benommenheit und „Wegsinken“. Dauer: variabel, teilweise mit Unterbrechungen, teilweise mit bestimmten Auslösebedingungen.

Häufigste Begleitsymptome; weitere können ebenfalls auftreten z. B Häufigste Begleitsymptome; weitere können ebenfalls auftreten z.B. Nystagmus, sind aber seltener kodiert worden.

Neurologischer Status: Reflexstatus, Sensibilität an den Beinen, Stimmgabeltest, Vorhalteversuch, Romberg Stehversuch, Unterberg Tretversuch, Diadochokinese, Finger-Nase- und Knie-Hacken-Versuch HNO-Untersuchung: Nystagmusprüfung einschl. Lagerungs-Provokation; bei entsprechenden Hinweisen zusätzlich Inspektion von Gehörgang und Trommelfell, grobe Hörprüfung, Rinne-Weber-Test

Das Akustikusneurinom (Vestibularisschwannom) ist ein seltener, gutartiger Tumor des Hör- und Gleichgewichtsnervs. Er kann Symptome wie Hörverlust und Schwindel verursachen, aber auch gar keine Beschwerden hervorrufen.

Strukturelle Herzerkrankung: hypertrophe obstruktive Cardiomyopathie, Aortenstenose, eingeschränkte linksventrikuläre Funktion Ergänzung zu Psychgener Schwindel: Eine Überweisung zum Psychotherapeuten sollte partizipativ vereinbart werden, insb. bei anamnestischen Hinweisen auf eine Panikstörung, Agoraphobie oder Somatisierungsstörung.

BPPV = Benigner peripherer paroxysmaler Lagerungsschwindel Quellen im Verordnungsspiegel: DEGAM 2016 unter Abholz et al. 2016a Cochrane Review 2015 unter McDonnell et al. 2015

Drehung des Kopfes um 45° nach links Position des Kopfes beibehalten und rasch nach hinten in Kopfhängelage legen (bzw. Kissen unter Schultern) Ca. 30 Sek. warten (mind. bis Schwindel vorüber) und Kopf 90° nach rechts drehen Ca. 30 Sek. warten (mind. bis Schwindel vorüber) und Kopf 90° noch weiter (weitere 90°) nach rechts drehen, unterstützt durch Lagerung auf die rechte Seite Ca. 30 Sek. warten (mind. bis Schwindel vorüber) und Aufrichten (Hinterhaupt führend), das Kinn kann danach auf die Brust gelegt werden

Quelle DEGAM 2016 im Verordnungsspiegel unter Abholz et al. 2016a Warenzeichen: Cinnarizin + Dimenhydrinat  ARLEVERT Betahistin  u.a. VASOMOTAL, AEQUAMEN, BETAVERT Dimenhydrinat  u.a. VERTIGO VOMEX, VOMACUR Studienlage Betahistin: - Cochrane Review (Murdin et al. 2016): Hinweis auf einen möglichen Benefit hinsichtlich der Schwindelsymptomatik für den kurzfristigen, maximal dreimonatigen Einsatz von Betahistin bei Patienten mit Schwindel irgendeiner Ursache -- auf Grundlage von Evidenz niedriger Qualität (hohe Heterogenität der Studien; hohes Verzerrungspotenzial; möglicher Publikationsbias). RCT BEMED-Studie bei M. Menière (Adrion et al. 2016): Behandlung über 9 Monate; Primärer Endpunkt: Anzahl der Schwindelattacken/Monat zwischen Studienmonat 7 und 9. Ergebnis: Inzidenz von Schwindelattacken unter Betahistin (2x24mg/Tag bzw. 3x48mg/Tag) und Placebo unterscheidet sich nicht.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Abschlussblitzlicht Wie fanden Sie das heutige Treffen? Wann findet das nächste Treffen „Depression und Angststörungen“ statt? frühestmöglicher Termin: 19.07.2017 Ort: Zeit: Bitte vergessen Sie nicht, auf der Anwesenheitsliste zu unterschreiben und die Kurzbeurteilungsbögen auszufüllen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Gute Heimreise!