Abbildung 2: Verschiedene Intensitätsstufen der Emotion ‚Angst’

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 Präsentation transkript:

Abbildung 2: Verschiedene Intensitätsstufen der Emotion ‚Angst’ Abbildung 2: Verschiedene Intensitätsstufen der Emotion ‚Angst’. Im linken Bild ist ein neutraler Gesichtsausdruck zu sehen, im Bild rechts ist das maximal expressive emotionale Gesicht dargestellt. Geschlechtsunterschiede bei der Emotionserkennung: Der kleine Unterschied - Frauen erkennen subtil ausgedrückte Emotionen besser als Männer Holger Hoffmann, Henrik Kessler, Harald C. Traue Einleitung Die Emotionserkennung ist für die soziale Interaktion von großer Bedeutung. Von einigen Autoren wird berichtet, dass Frauen mimisch ausgedrückte Emotionen besser erkennen können als Männer (Hall & Matsumoto, 2004). Die absoluten Unterschiede sind jedoch gering, und die Befundlage ist keineswegs einheitlich (Rahman et al., 2004). Dies kann möglicherweise durch methodische Unterschiede (verschiedenes Stimulusmaterial bezüglich Intensität der Mimik) zustande kommen. Wir vermuten, dass Frauen nur bei der Erkennung subtiler emotionaler Gesichtausdrücke besser sind, sich dagegen in der Erkennungs-leistung intensiver emotionaler Stimuli zwischen Männern und Frauen kein Unterschied findet. Ziel dieser Studie war daher die Untersuchung des Geschlechtsunterschiedes bei der Emotionserkennung unter Verwendung eines speziellen Stimulusmaterials, das unterschiedlich intensive emotionale Mimik präsentiert. Ergebnisse Über alle Emotionen und Intensitäten hinweg liegt die Erkennungsleistung weib-licher Probanden signifikant über der männlicher Probanden (M: 75,40%, F: 78,57%; T=-2,368; p=,019). Werden wenig intensive („low-intensity“, 40%-70%) Stimuli allerdings gegen sehr intensive Stimuli („high-intensity“, 80%-100%) ver-glichen, so zeigt sich ein signifikanter Unterschied lediglich bei der Erkennungs-leistung der „low-intensity“-Gesichtsausdrücke. Frauen erkennen diese subtil aus-gedrückten Emotionen signifikant besser als männliche Probanden (M: 72,14%, F: 76,90%; T=-2,734; p=,007). Bei der Betrachtung der „high-intensity“-Stimuli zeigt sich jedoch kein signifikanter Unterschied (M: 79,76%, F: 80,84%; T=-,623; p=,534). Auf Emotionsebene konnten mit Ausnahme der Emotionen Trauer und Überraschung für jede Emotion signifikante Unterschiede festgestellt werden, insbesondere scheint der Vorteil weiblicher Probanden bei den Emotionen Angst, Ärger, Ekel und Freude stark ausgeprägt zu sein. Methode Anhand des Facial Expression Morphing Tools (FEMT, Kessler et al., 2005) wurden auf Basis des JACFEE-Bildersatzes (Matsumoto & Ekman, 1988) Stimuli erstellt, auf denen ein emotionaler Gesichtsausdruck (Freude, Trauer, Angst, Ärger, Ekel, Überraschung) jeweils in verschiedenen Intensitäten (40% - 100%) dargestellt wird. Zur Überprüfung unserer Hypothese wurde die Erkennungs-leistung dieser Stimuli bei insgesamt N=186 gesunden Versuchspersonen untersucht, darunter 116 weibliche (62%). Die Probanden waren zwischen 17 und 46 Jahren alt (Mittelwert: 22,15 Jahre, SD: 3,69). Männer und Frauen unter-schieden sich bezüglich ihres Alters und ihrer Bildung nicht signifikant. Nach einer kurzen Einführungsphase wurden den Probanden insgesamt 42 Bilder in zufälliger Reihenfolge präsentiert, wobei den Probanden jede Stimulusperson für zunächst 1,5 Sekunden mit neutralem Gesichtsausdruck präsentiert wurde. Im Anschluss wurde das Portrait derselben Person mit einem emotionalen Ausdruck für 300ms gezeigt. Anhand eines „forced-choice“-Paradigmas mussten sich die Probanden nach jedem präsentierten Gesicht für eine Emotion entscheiden. Für jede der im Experiment verwendeten Basisemotionen wurden 7 Stimuli in unterschiedlicher Intensität (40, 50, 60, 70, 80 ,90 und 100%) präsentiert. Abbildung 1: Auf der linken Seite ist die Erkennungsleistung männlicher und weiblicher Probanden über einzelne Intensitätsstufen dargestellt, auf der rechten Seite ist der Geschlechtsunterschied des „low-intensity“ und „high-intensity“-Scores zu erkennen. Tabelle 1: Geschlechtsunterschiede (*p<,05; **p<,01; ***p<,001) in der Erkennungs-leistung einzelner Emotionen in Abhängigkeit der Intensität: L=„low-intesity“-Stimuli (40%-70%), H=„high-intensity“-Stimuli (80%-100%). Diskussion Unsere Hypothese konnte bestätigt werden, da bei subtilen emotionalen Gesichtsausdrücken (40-70% Intensität) ein signifikanter Erkennungsvorteil zugunsten der weiblichen Probanden existiert. Es zeigten sich jedoch keine signifikanten Unterschiede bei der Erkennung der intensiven Stimuli (80-100%). Zunächst bestätigen diese Ergebnisse die alte, empirisch nicht immer eindeutig abgesicherte, Vermutung, dass Frauen Emotionen besser als Männer erkennen können. Ihr Vorteil bei subtil ausgedrückten Emotionen und die Tatsache, dass diverse Studien höchst unterschiedliches Stimulusmaterial bezüglich der Intensität benutzten kann die Heterogenität der früheren Datenlage erklären. Zum Vorteil der Frauen bei subtiler Mimik passt der Befund, dass Frauen auch subliminal dargebotene emotionale Gesichter besser als Männer erkennen (Hall & Matsumoto, 2004). Offen bleibt die Frage nach den Gründen dieses Unterschieds. Einerseits könnte es sein, dass Frauen aufgrund ihrer Sozialisation trainierter in der Wahrnehmung von Emotionen sind. Andererseits könnte es auch einen neurobiologischen Vorteil bei Frauen (u.U. schon früh entwickelt) geben. Die beiden Erklärungen müssen sich nicht ausschließen, denn auch das intensivere Training kann zu neuronalen Veränderungen und größerer Automation führen. Für – wie auch immer geartete – neurobiologische Unterschiede spricht die Tatsache, dass die Stimuli unserer Studie nur sehr kurz wahrgenommen wurden (300ms), und bei der Verarbeitung automatische, schnelle Prozesse eine wichtige Rolle gespielt haben dürften. n.s ** ** p<,01 [1] Hall, J. A., & Matsumoto, D. (2004). Gender differences in judgments of multiple emotions from facial expressions. Emotion, 4(2), 201-206. [2] Kessler, H., Hoffmann, H., Bayerl, P., Neumann, H., Basic, A., Deighton, R.M, Traue, H.C. (2005). Die Messung von Emotionserkennung mittels Computer-Morphing: Neue Methoden für Forschung und Klinik. Nervenheilkunde, 24, 611-614. [3] Matsumoto, D., & Ekman, P. (1988). Japanese and Caucasian Facial Expressions of Emotion (JACFEE) and Neutral Faces (JACNeuF). [4] Rahman, Q., Wilson, G. D., & Abrahams, S. (2004). Sex, sexual orientation, and identification of positive and negative facial affect. Brain Cogn, 54(3), 179-185. Kontakt: Dipl.-Inf. Holger Hoffmann Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Sektion Medizinische Psychologie Am Hochsträß 8 D-89081 Ulm email: holger.hoffmann@uni-ulm.de