Qualität in Heilpädagogik und Heilerziehungspflege Heinrich Greving.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Ausgangsfragestellung
Advertisements

Einführung in die Wirtschaftspädagogik – Vorlesung im SS 2009
Ethische Entscheidungsfindung – ethische Dilemmata
Agenda Einleitung Beschreibung des Qualitäts-Management-Systems (QMS)
Arbeits- und Präsentationstechniken 1 Teil A: Wissenschaftstheoretische Grundlagen Prof. Dr. Richard Roth WS 2011/2012 APT 1 Prof. Dr. Richard Roth.
Die Registervariablen: Tenor of Discourse
Raumbezogene Identitäten nach Peter Weichhart
BERATUNG KANN MEHR FRAUENSPEZIFISCHE BERATUNGSFORMEN ZWISCHEN LÖSUNGSORIENTIERUNG UND THERAPIE PROF. DR. SABINE SCHEFFLER ZENTRUM FÜR ANGEWANDTE PSYCHOLOGIE.
Grundlagen und Konzepte zur Umsetzung
24. Tagung psychiatrische Ethik: Schuften wir uns krank
AG „Teamorientierte Zusammenarbeit“:
Übersicht: Gesellschaft, Kultur, Institution, Organisation
Workshop „Interkulturelles Lernen & Kulturschule“
Einführung in die allgemeine Didaktik / Fachdidaktik
Vienna Conference on Consciousness Teil I "Was ist die neuronale Grundlage des Bewußtseins? Wo ist es im Gehirn?" Beitrag von Michael L. Berger (Center.
Konfliktlösung durch Konfrontation
1 Partizipative Seminarplanung und -evaluation Was ist Qualität in der Lehre? Eine Lehrveranstaltung ist ein komplexes, interaktives und kommunikatives.
Kognitive Methoden  Als eine Auseinandersetzung mit der behavioristischen Lerntheorie Skinners  entsteht in den späten 60-er Jahren eine Verbindung.
Zürcher Fachhochschule Departement Gesundheit Tagung „Zukunft der Hochschulbildung für Gesundheitsberufe im europäischen Kontext“ Workshop: Didaktik.
Jugendstrategie 2015–2018 Handeln für eine Jugendgerechte Gesellschaft.
Impulse zum Unterricht in Projekten ! Projektarbeit, bewusst einsetzen ! Projektarbeit gezielt vorbereiten ! Projektunterricht lebendig halten.
1 Das Potenzial und der Einsatz von Unterrichtsvideos.
Willkommen zur Schulung
1 Normen und Werte in der Sozialen Arbeit – ein systemisches Modell Gesellschaft als System.
Verhaltensstörung Einführung.
SOZIOLOGIE, POLITIKWISSENSCHAFT und WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFT
Untersuchung zur Haltung der Mitarbeiter
Ein Projekt zur Unterstützung von Schulleitungen und Schulen bei der Gestaltung schulischer Inklusion Köln, den 30. August 2016.
Was ist gute Soziale Arbeit wert?
Lizenz: CC0 1.0 Der neue Rahmenlehrplan für die Jahrgangsstufen1 bis 10 - Fachteile Geografie, Politische Bildung 1.
Tagung ZUSAMMENARBEITGESTALTEN,
Minimale Leittexte Hintergrund
Modul 7.3. Aufsichtspflicht
Bundesverband Gedächtnistraining e.V.
Pädagogische Autorität
Projektband Geographie
„Was trau ich meiner Klasse zu
Qualifizierungsziel SP Management sozialer Organisationen
Andrea Gros Ellen Engel
Sich über Grenzen austauschen
Dienstbesprechung für die Berufsbereiche Ernährung und Hauswirtschaft
Und bist Du nicht willig ...
Einstiegsfrage: Wo begegnet Ihnen Inklusion?
übernehmen der lehrerrolle – hineindenken in die schülerrolle
Gliederung Allgemeine Neuerungen der Bildungspläne 2016
Praxisforum im Rahmen der Tagung «Ihre Zielgruppe: KMU» Weiterbildungsberatung: Der erste Schritt zu einer vertieften Weiterbildungskooperation 26. November.
WPM 04 Termin: Mittwoch, den 12. April von 10 bis 12 Uhr
Das Leitbild der Kreisschule Mutschellen (Version 2000)
Ausgewählte Folien für Lehreinheit C3
Hochleistungsorganisation
Die Ausbildungsaufgabe im Berufspraktischen Seminar
Kontrollfragen zu Kapitel 12
Dr. Tobias Studer (Hochschule für Soziale Arbeit FHNW)
„Alles dreht sich um St. Martin“ Wochenrückblick vom bis
Fakultätsname XYZ Fachrichtung XYZ Institutsname XYZ, Professur XYZ
Beobachtung, Dokumentation, Planung, Evaluation
Themen des Faches Pädagogik
Dimensionen des Spiels
Der Gegenstand Ernährung und Haushalt als Chance, Schule lebensnah und verbraucherorientiert zu gestalten 4. Dezember 2018 Bernhard Thiel,
Kollegiale Beratung.
methodik und Didaktik der Jugendarbeit
Schritte auf dem Weg zu interkultureller Kompetenz
Das EASTON-Schema Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie
„Austausch macht Schule Forum 1: Lernort Schüleraustausch
Politische Theorie und politische Ordnung
Lesson Studies Learning Studies 1.
Digitale Teilprojekt „Digitallotsinnen und Digitallotsen“
Fächer der Sozialwissenschaft
Sozialwissenschaften
Soziale Arbeit und humanoide ROBOTIK in der Pflege (5 CP)
 Präsentation transkript:

Qualität in Heilpädagogik und Heilerziehungspflege Heinrich Greving

2 Gliederung 1.Qualität in Heilpädagogik und Heilerziehungspflege – Grundlagen 2.Qualität in den Organisationen der Heilpädagogik und Heilerziehungs- pflege – Ausgewählte Aspekte 3.Qualität in und durch Studium und Ausbildung – Notwendigkeiten

Qualität in Heilpädagogik und Heilerziehungspflege – Grundlagen Grundlegend: - Qualität als Prädikat, das auf subjektiven Wertmassstäben beruht - also: es gibt keine allgemeingültige Definition von Qualität - Qualitätsstandards hingegen reflektieren die situativen Lebensbedingungen und sind somit - für den Außenstehenden nachvollziehbar - Qualitätsmanagement meint die Durchsetzung von Standards Also: Entwicklung von Standards für einen Qualitäts- begriff in der Heilpädagogik/Heilerziehungspflege

4 Qualität in Heilpädagogik und Heilerziehungspflege – Grundlagen Bausteine solcher Standards: 1. Ethisch-philosophische Begründung: Mikrologie (n. Adorno, Jakobs u.a.) Es geht hierbei  um die Verständigung in einer gemeinsamen Welt  um die Wahrnehmung und Wertschätzung der „kleinen Dinge“  um die Mikroanalyse der heilpädagogischen Handlungen  um die direkten und nicht mehr weiter reduzierbaren Interaktionen

5 Qualität in Heilpädagogik und Heilerziehungspflege – Grundlagen Hierbei relevant: In der direkten und unmittelbaren (heil)pädagogischen Handlung bildet sich alles das ab, was „wirklich ist“: die - auch gesellschaftlich-kulturell - begründete Geschichte der Beteiligten ihre subjektiven Handlungsmöglichkeiten („Habitus“) ihre wechselseitigen Bilder voneinander (Urteile/Vorurteile) ihre Gefühle im Prozess des Kontaktes ihre Körperlichkeit und Verbalsprache ihr Geschlecht (gender-bezogene Aspekte)

Qualität in Heilpädagogik und Heilerziehungspflege – Grundlagen 2. Gesellschaftlich-soziale Perspektive: (n. Bourdieu, Speck u.a.) - Macht und Ohnmacht in der HP und HEP (zwischen allen Beteiligten) - Wer besitzt welches Kapital in der HP und HEP? (Geld, Organisationen, Theorien und Konzepte...) - Wer bestimmt welche Themen? (Menschen mit Behinderungen oder heilpädagogisch Tätige oder „die Gesellschaft“ oder...) - Wer besetzt welche Sprachfelder? (Definitionen und Begriffe) - Also letztlich auch: Wer bestimmt was heilpädagogische und heilerziehungspflegerische Qualität ist und werden kann? Hierbei relevant: Teilwerte sozialer Qualität

7 Individuelles und subjektives Wohlbefinden Konkrete Bedürfnisorientierung Objektive Anforderungen eines menschenwürdigen Lebens menschliche Qualität Qualität der Lebenswelt professionelle Qualität Qualität der Wirtschaftlichkeit

8 Qualität in Heilpädagogik und Heilerziehungspflege – Grundlagen 3. Organisatorische Bedingtheiten - Aufbau- und Ablauforganisation (flache vs. steile Hierarchie u.ä.) - Konzepte und Arbeitsplatzbeschreibungen (Qualitätsmanage- ment, Hilfeplanung, Controlling u.ä.) - Lernende Organisation (als mögliches Modell) - Qualität in heilpädagogischen/heilerziehungspflegerischen Organisationen als Pädagogische Qualität Somit: Eigene Positionierung der heilpädagogisch/heiler- ziehungspflegerisch Tätigen in diesen und durch diese Bedingtheiten!

9 Qualität in Heilpädagogik und Heilerziehungspflege – Grundlagen 4. Ausbildungsspezifische Notwendigkeiten - Mögliches Paradigma: Person im Kontext sozialer und organisatorischer Vernetzungen (also: Klientel und Professionelle) - Lehren und Lernen in berufsfeldspezifischen Handlungs- und Lernfeldern - Didaktisch-methodische Trias aus: * Theorievermittlung * Konzepte und Methoden * Reflexion individueller Geschichten und Bedingungen

10 Qualität in Heilpädagogik und Heilerziehungspflege – Grundlagen Fazit: Ethisch-philosophische Begründung: Mikrologie Ausbildungsspezifische Notwendigkeiten Organisatorische Bedingtheiten Gesellschaftlich-soziale Perspektive QUALITÄT

Qualität in den Organisationen – Ausgewählte Aspekte QUALITÄT Qualität des Potentials Qualität des Prozesses Qualität der Produkte Dimensionen Einfluss- größen Anspruch...was trauen mir die Kunden zu?...was erwarten die Kunden...welcher Ergebnisse erwarten sie? von der Leistungserbringung? Größe Image Referenzen Qualifikation Know-How Repräsentanz Verhalten Kommuni- kation Information Werte Kultur Merkmale der Produkte vereinbart, klar messbar

12 Qualität in den Organisationen – Ausgewählte Aspekte Das individuelle Wohlbefinden & die Lebensgestaltung Wesentliche Anforderungen an eine adressatenorientierte Qualitätsentwicklung Qualität der Hilfen mit ihren zentrale Kriterien und denen sich daraus entwickelnden Qualitätsstandards Bedarfsanalyse / Bedürfnisorientierung Sicherung von Grundrechten ist abhängig von Eingebunden in die strukturellen Rahmen- bedingungen der jeweiligen Institution Umsetzung des Normalisierungsprinzips/ Verbesserung der Lebensqualität Möglichkeiten zur Kompetenzerweiterung...abhängig von Grenzen und Besonderheiten des (heil-)pädagogischen Handelns Haltung und Wertekonsens der Mitarbeiter

13 Qualität in den Organisationen – Ausgewählte Aspekte Prozeßmanagement: Potentiale innerhalb der Einrichtungsstruktur  z.B. Ablauforganisation der Prozesse einer Einrichtung allgemeine Prozeß- abläufe Kernprozesse Handlungsabläufe der Mitarbeiter WECHSELBEZIEHUNG ZWISCHEN

14 Qualität in den Organisationen – Ausgewählte Aspekte z.B. Wohnheim für Menschen mit Behinderungen  Angebotsgestaltung erfolgt über Aushandlungsprozesse zwischen den beteiligten Personen unter Wahrnehmung der vorhandenen Grenzen Individuelle Lebensqualität flexible Angebotsgestal- tung persönliche Freiräume Festgelegte Rahmenbedin- gungen der Organisations- wirklichkeit Regeln in der Gemeinschaft organisatorische/ administrative Vorgaben  Spannungsfeld

Qualität in und durch Studium und Ausbildung – Notwendigkeiten: 1. Das Selbstkonzept SELBST- KONZEPT Kognitionen (Fachwissen) Stellungnah- men(Gewis- sen) Motive (Absichten) Interak- tionen Grundlegend: Weiterführend:

Historische Dimension Bewusstsein der HP und HEP Unabgeschlossenes Projekt an/mit Grenzen Sozialpolit. Dimension Mandat der HP und HEP zwischen „Behinderung“ und „Enthinderung“ Bildungspolit. Dimensi. Ausbildung in HP und HEP Theorien – Konzepte – Persönlichkeit Berufspolit. Dimension Professsionalität der HP und HEP Eigenständigkeit in Interdisziplinarität

17 Qualität in und durch Studium und Ausbildung – Notwendigkeiten: 2. Die Ausbildungstrias Theorie- vermittlung Historische Dimension Sozialpolitische Dimension Bildungspolitische Dimension Berufspolitische Dimension Konzepte und Methoden Lernen Handeln Reflexion und Person

18 Literatur Adorno, Th.; Negative Dialektik; Frankfurt a.M., 1994, 8. Aufl. Bourdieu, P.; Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns; Frankfurt a.M., 1998 Greving H.; Methoden in Heilpädagogik und Heilerziehungspflege - Qualitätsmanagement; Troisdorf, 2003 Greving, H./Niehoff, D. (u.a.); Praxisorientierte Heilerziehungspflege. Bausteine der Erziehungs- wissenschaften; Troisdorf, 2002 Greving, H./Niehoff, D. (u.a.); Praxisorientierte Heilerziehungspflege. Bausteine der Didaktik und Methodik; Köln, 2000 Greving, H.; Heilpädagogische Organisationen. Eine Grundlegung; Freiburg, 2000 Gröschke, D.; Praxiskonzepte der Heilpädagogik; München/Basel, 1997, 2. Aufl. Speck, O.; Die Ökonomisierung sozialer Qualität; München/Basel, 1999 Prof. Dr. Heinrich Greving Katholische Fachhochschule NW Abteilung Münster Studiengang Heilpädagogik Piusallee Münster Im April 2003