Praxis für Nierenerkrankungen und Diabetes Bochum

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 Präsentation transkript:

Praxis für Nierenerkrankungen und Diabetes Bochum Akutes Nierenversagen -Therapie - Fachweiterbildung Nephrologie, Weiterbildungsstätte nephrologischer Zentren Rhein-Ruhr Dr. Lutz Fricke

Stadien-orientiertes Vorgehen

Modell zur Risikoabwägung 2.3.4 Patienten sollten 3 Monate nach einem ANV bezüglich einer Erholung, eines Neuauftretens oder der Zunahme einer vorbestehenden chronischen Nierenkrankheit evaluiert werden. (ohne Graduierung) 2.3.3 Patienten mit ANV sollten gemäß des Schweregrades und der Erkrankungsursache behandelt werden. (ohne Graduierung) 2.3.1 Patienten mit ANV sollten frühzeitig diagnostiziert werden, um eine Erkrankungsursache ermitteln zu können, insbesondere im Hinblick auf reversible Ursachen. (ohne Graduierung) 2.2.1 Wir empfehlen Patienten gemäß ihrer individuellen Empfänglichkeit und den ihnen abverlangten Belastungen in Risikogruppen für die Entwicklung eines ANV einzuteilen. (1B) 2.1.3 Der Grund für die Entwicklung eines ANV sollte nach Möglichkeit ermittelt werden. (ohne Graduierung) 2.1.3 Der Grund für die Entwicklung eines ANV sollte nach Möglichkeit ermittelt werden (ohne Graduierung) ZU 1 UND 2 2.2.1 Wir empfehlen Patienten gemäß ihrer individuellen Empfänglichkeit und den ihnen abverlangten Belastungen in Risikogruppen für die Entwicklung eines ANV einzuteilen. (1B) UND ZWAR VOR UND NACH MÖGLICHEN AUSLÖSENDEN EREIGNISSEN! ZU 3 2.3.1 Patienten mit ANV sollten frühzeitig diagnostiziert werden, um eine Erkrankungsursache ermitteln zu können, insbesondere im Hinblick auf reversible Ursachen. (ohne Graduierung) 2.3.3 Patienten mit ANV sollten gemäß des Schweregrades und der Erkrankungsursache behandelt werden. (ohne Graduierung) ZU 4 2.3.4 Patienten sollten 3 Monate nach einem ANV bezüglich einer Erholung, eines Neuauftretens oder der Zunahme einer vorbestehenden chronischen Nierenkrankheit evaluiert werden. (ohne Graduierung) Kidney International Supplements 2012

Ausgewählte Ursachen des ANV die bei früher Diagnosestellung einer spezifischen Therapie zugeführt werden könnnen: Ursache des ANV: Diagnostik: Erniedrigte renale Perfusion Akute GN, Vaskulitis, interstitielle Nephritis, thrombotische Mikroangiopathie Obstruktion der ableitenden Harnwege Volumenstatus und Indizes der Urindiagnostik Urinsediment, serologische und hämatologische Tests Nierensonographie

Prophylaxe des akuten Nierenversagens - Identifizierung von Risikopatienten (bestehende Niereninsuffizienz !) - Meiden nephrotoxischer Substanzen - Kontrastmittel - nichtsteroidale Antirheumatika - etc. - ausreichende Hydratation Normalisierung des Volumenstatus mit kristalloiden Lösungen

Prophylaxe des akuten Nierenversagens Bei eingeschränkter Nierenfunktion: Verzicht (z.B. NSAR) bzw. Dosisanpassung (Antibiotika) der Medikation an die Nierenfunktion

Eingesetzte prophylaktische Maßnahmen bei ANV Hydratation - Infusion von kristalloiden Lösungen - indizert bei Exsikkose und Kontrastmittelgabe Natriumbicarbonat - indiziert bei Hämolyse und Myolyse - Alkalisierung des Urins (evt. zusammen mit Mannitol) - Kontrastmittel - Tumorlyse Ausreichende Ernährung

Prävention und Therapie des ANV 3.1.1 Sollte kein hämorrhagischer Schock vorliegen, schlagen wir die Verwendung isotonischer Kristalloidlösungen anstelle von kolloidalen Lösungen (Albumin oder Stärke) in der initialen Behandlung zur Expansion des intravaskulären Volumens bei Patienten mit Risiko für die Entwicklung eines ANV sowie mit manifestem ANV vor. (2B) Keine klare Evidenz für die Überlegenheit kolloidaler Lösungen! Aber: Hinweise, dass spezifische Kolloide ein ANV auslösen können und zusätzlich höhere Kosten. Insbesondere die Anwendung von hyperonkotischer Stärkelösung (HES 10%) sollte vermieden werden. Ergebnisse der VISEP Studie weisen auf eine Erhöhung der Mortalität, der Notwendigkeit von Nierenersatzverfahren und eine erhöhte ANV-Inzidenz hin. Studie Murphy et al.: Optimales Flüssigkeitsmanagment entscheidend. Ausreichende Ernährung – bevorzugt enteral – zur Vermeidung einer katabolen Stoffwechsellage. Proteinrestriktion zum Hinauszögern einer Dialysetherapie eher nicht sinnvoll. Feldkamp, Bienholz, Kribben, DMW 2011

Diuretika und ANV 3.4.1 Wir empfehlen auf die Verwendung von Diuretika in der Prävention des ANV zu verzichten. (1B) 3.4.2 Wir schlagen vor, keine Diuretika in der Behandlung des ANV einzusetzen. Ausgenommen hiervon ist die Behandlung der Überwässerung. (2C) Diese Leitlinie bezieht sich in erster Linie auf die Verwendung von Schleifendiuretika (Furosemid)! PRO: Sauerstoffverbrauch in der Henleschen Schleife sinkt, nekrotische Fragmente werden ausgewaschen, Hemmung der Prostaglandin-Dehydrogenase reduziert renovaskuläre Resistenz und erhöht renalen Blutfluss ABER…

Auswirkungen von Furosemid auf die allgemeine Sterblichkeit Nur ganz kurz… Ho and Power, Anaesthesia 2010

Furosemid für die Lunge => JA Furosemid für die Niere => NEIN Auswirkungen von Furosemid auf die Notwendigkeit eines Nierenersatzverfahrens Nur ganz kurz… Diuretika: Für die Lunge ja, für die Niere nein Ho and Power, Anaesthesia 2010 Furosemid für die Lunge => JA Furosemid für die Niere => NEIN

Aminoglykoside und ANV Streptomycin, Gentamicin, Tobramycin, Neomycin, Amikacin… 3.8.1 Wir schlagen vor, auf die Verwendung von Aminoglykosiden in der Infektionstherapie zu verzichten, solange wirksame und weniger nephrotoxische Therapiealternativen verfügbar sind. (2A) 3.8.2 Wir schlagen bei Patienten mit normaler und stabiler Nierenfunktion die Gabe von Aminoglykosiden in einer täglichen Einzeldosis anstelle von Mehrfachgaben vor. (2B) 3.8.3 Wir empfehlen Spiegelkontrollen, sollte eine Aminoglykosikdgabe mit täglichen Mehrfachgaben über mehr als 24 Stunden durchgeführt werden. (1A) 3.8.4 Wir schlagen Spiegelkontrollen vor, sollte eine Aminoglykosidgabe mit täglicher Einmalgabe über mehr als 48 Stunden durchgeführt werden. (2C) AUCH DIE GABE VON DOPAMIN WIRD NICHT EMPFOHLEN!

Kontrastmittel-induziertes ANV 4.2.1 Eine Risikoabschätzung für die Entwicklung eines Kontrastmittel-induzierten ANV, insbesondere ein Screening auf eine präexistierende Einschränkung der Nierenfunktion, sollte bei allen Patienten vor Untersuchungen mit intravaskulärer (intravenöser oder intraarterieller) Gabe von jodhaltigem Kontrastmittel durchgeführt werden. (ohne Graduierung) Ein Fragebogen kann die Identifizierung möglicher Risiko-Patienten erleichtern…

Beispiel Fragebogen: Haben Sie in den letzten 3 Monaten von einer Veränderung Ihrer Nierenfunktion erfahren? Welche Medikamente haben Sie in den letzten 3 Monaten eingenommen? Haben Sie in den letzen 10 Tagen Schmerzmedikamente zu sich genommen und falls ja welche? Haben Sie sich in den letzten 3 Monaten einer Operation unterziehen müssen? Fühl Sie sich trocken oder durstig? Lag bei Ihnen jemals eine Nierenerkrankung vor? Sind Sie jemals an den Nieren operiert worden? Haben Sie Zucker/Diabetes mellitus? Haben Sie Bluthochdruck, eine Herz- oder Gefäßerkrankung? Haben Sie ein Multiples Myelom? Wurde Ihnen jemals Kontrastmittel verabreicht? In den letzten 3 Tagen? Ist bei Ihnen jemals eine Kontrastmittelallergie aufgetreten? Haben Sie vor dieser Untersuchung eine spezielle Medikation erhalten? Leiden Sie unter Asthma oder einer Allergie?

Kontrastmittel-induziertes ANV 4.4.1 Wir empfehlen eine intravenöse Volumenexpansion mit isotonischer Kochsalzlösung oder Natriumbikarbonatlösungen anstelle des Verzichts auf eine intravenöse Volumenexpansion bei Patienten mit erhöhtem Risiko für ein Kontrastmittel-induziertes ANV. (1A) 4.4.2 Wir empfehlen keine alleinige Gabe oraler Flüssigkeit bei Patienten mit erhöhtem Risiko für ein Kontrastmittel-induziertes ANV. (1C) 4.4.3 Wir schlagen die Gabe von oralem N-Acetylcystein zusammen mit intravenösen isotonischen Kristalloidlösungen bei Patienten mit erhöhtem Risiko für ein Kontrastmittel-induziertes ANV vor. (2D) 4.5.1 Wir schlagen vor, auf die Durchführung einer prophylaktischen intermittierenden Hämodialyse oder Hämofiltration zur Kontrastmittel-Entfernung bei Patienten mit erhöhtem Risiko für ein Kontrastmittel-induziertes ANV zu verzichten. (2C) Leitlinien berufen sich nicht auf Wirkungsnachweis! - ACC ist nebenwirkungsarm und günstig! Neuere Daten: Meta-Analyse der ACT-Investigators. Leitlinien berufen sich ausschließlich auf die Aussage: Nebenwirkungsarm und günstig! Diese Leitlinie umfasst keine Patienten im CKD Stadium 5D mit guter Restdiurese! Potentieller Blutdruckabfall im Rahmen der Dialyse? Vorgehen? Bienholz et al., DMW 2012

Für keine medikamentöse Therapie konnte eine Verbesserung des Outcomes belegt werden !

Klinisches Managment von Komplikationen des akuten Nierenversagens Hyperkaliämie Gefahr von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen (Asystolie) akut: Gabe von Calciumgluconat ß 2-Sympathomimetika (i.v. oder Doesieraerosol) Natriumbicarbonatgabe bei metabolischer Azidose (Insulin-Glukose-Infusion) Hämodialysebehandlung (Hämofiltration)

Klinisches Managment von Komplikationen des akuten Nierenversagens Metabolische Azidose Substitution von Natriumbicarbonat Bicarbonat – Hämodialyse

Klinisches Managment von Komplikationen des akuten Nierenversagens Hyperkatabolie und Ernährung Mangelernährung bei ANV erhöht Mortalität ausreichende Kalorienzufuhr 20 - 30 kcal/kg KG erforderlich

R. Deiml

Dialyseinterventionen in der Therapie des ANV 5.1.1 Bei Vorliegen lebendsbedrohlicher Veränderungen des Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalts sollte notfallmäßig ein Nierenersatzverfahren eingeleitet werden. (ohne Graduierung) 5.2.1 Nierenersatzverfahren sollten beendet werden, sobald sie nicht mehr benötigt werden […]. (ohne Graduierung) 5.2.2 Wir schlagen vor, von einer Diuretikagabe zur Beschleunigung der Erholung der Nierenfunktion sowie von einer Verringerung der Dauer oder Häufigkeit eines Nierenersatzverfahrens abzusehen. (2B) Abhängigkeit vom klinischen Kontext und nicht von einzelnen (Harnstoff- oder Kreatinin-) Werten betonen.

Antikoagulation im Rahmen der Dialyse bei ANV 5.3.2 Für Patienten ohne erhöhtes Blutungsrisiko oder gestörte Gerinnung, die nicht bereits eine effektive systemische Antikoagulation erhalten, schlagen wir folgendes vor: 5.3.2.1 Zur Antikoagulation während intermittierender Nierenersatzverfahren empfehlen wir die Verwendung von unfraktioniertem oder niedermolekularem Heparin der Gabe anderer Antikoagulantien vorzuziehen. (1C) 5.3.2.2 Zur Antikoagulation während kontinuierlicher Nierenersatzverfahren schlagen wir vor, die Verwendung der regionalen Citratantikoagulation der Gabe von Heparin bei Patienten, die keine Kontraindikation für die Citratgabe aufweisen, vorzuziehen. (2B) Kontinuierliche Dialyse beim hämodynamisch instabilen Patienten! Ansonsten keine Bevorzugung einer Methode erkennbar!

Essener Schema der regionalen Citrat-Antikoagulation Gemeinsame Studie von Nephrologie und Allgemeinchirurgie am UK Essen: Eine Antikoagulation mit Citrat im Rahmen von kontinuierlichen Nierenersatzverfahren ist auch bei eingeschränkter Leberfunktion eine sichere und effektive Alternative, wenn ein Monitoring von Säure-Base- und Kalziumhaushalt gewährleistet werden kann. Bienholz et al., DMW 2012

Lage des Dialysekatheters 5.4.2 Die Wahl einer Vene für die Anlage eines Dialysekatheters bei Patienten mit ANV sollte nach folgenden Präferenzen erfolgen (ohne Graduierung): 1. Wahl: rechte Vena jugularis; 2. Wahl: Vena femoralis; 3. Wahl: linke Vena jugularis; Letzte Wahl: Vena subclavia mit Bevorzugung der dominanten Körperseite. Patienten mit Dialysekathetern in der V. femoralis haben nicht nur ein erhöhtes Infektionsrisiko sonder unterliegen auch absoluter Bettruhe! Eine Gefäßverletzung durch Mobilisation kann zu retroperitonealen Blutungen führen! Eine femorale Thrombose kann zudem eine spätere Nierentransplantation erschweren. Die V. subclavia sollte im Hinblick auf mögliche spätere Shuntanlagen geschont werden. Hohe Evidenz für eine Ultraschall-gesteuerte Katheteranlage (praktisch Voraussetzung!).

I Dailyseintensität (CVVHF) bei ANV „Viel hilft viel ?!“ Gruppe 3 – 45 ml/kg/h Gruppe 2 – 35 ml/kg/h Gruppe 1 – 20 ml/kg/h Kummulatives Überleben 425 Patienten auf Intensivstationen Ronco et al., Lancet 2000

II Dailyseintensität bei ANV GRUPPEN Intensive Less-Intensive Hemodynamically Stable Patients IHD* 6x/week 3x/week Hemodynamically Unstable Patients CVVHDF 35 mL/kg/hr 20 mL/kg/hr SLED* *target Kt/V: 1.2-1.4 per treatment ATN-Study: 60 –Tage Mortalität Odds Ratio: 1.09 95% CI: 0.86-1.40 P=0.47 Intensive – 53.6% Zeitlich gemittelte Harnstoffkonzentration im Blut Relativ krankes Patientenkollektiv (80% mechanisch beatmete Patienten). Mortalität in 60 Tagen nach Randomisierung Less-Intensive – 51.5% Intensive Management Strategy Less-Intensive mg/dL (mean ± SD) IHD 33 ± 17 48 ± 19 CVVHDF 33 ± 18 47 ± 23 Palevsky, ASN 2009 ATN Study

ANZICS RENAL Study: 90-Tage Mortalität III Dailyseintensität bei ANV ANZICS RENAL Study: 90-Tage Mortalität 40 ml/kg/h 25 ml/kg/h Bellomo R et al., N Engl J Med 2009 29

Dialysequalität beim ANV 5.8.3 Wir empfehlen das Erreichen eines Kt/V von 3,9 pro Woche bei der Durchführung eines intermittierenden oder ausgedehnten Nierenersatzverfahrens bei ANV. (1A) 5.8.4 Wir empfehlen eine Ultrafiltration von 20-25 ml/kg/h im Rahmen kontinuierlicher Nierenersatzverfahren bei ANV. (1A) Dies setzt gewöhnlich die Anordnung einer höheren Ultrafiltration voraus. (ohne Graduierung) In der Regel müssen 25-30 ml/kg/h (2100 ml bei 70kg) angeordnet werden und Unterbrechungen möglichst gering gehalten werden. Ultrafiltration bezieht sich auf CVVHF. Es wird nicht geklärt, ob diese Ultrafiltration mit Hilfe von Prä- oder Postdilution erreicht werden sollte. Hypotonie und Elektrolytstörungen bei intensiveren Regimen häufiger. Kt/V Angaben basieren letztendlich auf Studien für CKD-Patienten mit IHD.

Prophylaxe und Therapie des ANV Zur Prophylaxe des ANV haben eine gesicherte Wirkung: der Erhalt eines adäquaten intravasalen Volumens, des Herzzeitvolumens und des Nierenperfusionsdruckes, das Vermeiden einer Gewebs-Hypoxämie, der Ausgleich einer ausgeprägten Anämie und das Vermeiden von nephrotoxischen Substanzen. Medikamente wie Diuretika, Dopamin, Acetylcystein, Theophyllin, Prostaglandin E1 sowie eine „prophylaktische“ Dialyse haben keinen einheitlich protektiven Effekt und sind potenziell schädlich. Die Therapie beschränkt sich durch Sekundärprophylaxe auf das Verhindern einer Progression des ANV. A.Kribben et al., Das akute Nierenversagen – eine Übersicht, DMW 2003

Lonnemann, Eisenbach, Akutes Nierenversagen in Koch, Klinische Nephrologie, 2000

Terminale Niereninsuffizienz nach akutem Nierenversagen (ANV) Verlauf der Nierenfunktion beim ANV Terminale Niereninsuffizienz nach akutem Nierenversagen (ANV) ANV ohne Dialyse ANV mit Dialyse Nierengesund ca. 1% ca. 2 % Vorbestehende Nierenkrankheit ca. 5 % ca. 15 % Macedo et al. COCC 2008 Lastly, the fact that some 30% of patients who recover from AKI remain at increased risk of CKD, cardiovascular disease, and death calls for the identification of the risk factors that can identify such patients in the hopes of providing them with timely preventive measures. Cerda et al., CJASN 2008

Inzidenz Sehr unterschiedliche Angaben Ca. 20% auf Normalstation Bis 60% auf Intensivstationen 50-60% der Patienten mit dialysepflichtigem ANV versterben Hoste 2008, Zeng 2014

KDIGO Leitlinien Akutes Nierenversagen Definitionen Akutes Nierenversagen 3 Stadien Verlauf und Prognose Auslösende Ereignisse / Begünstigende Faktoren Übergang in chronische Nierenkrankheit Prävention und Progressionsprophylaxe Flüssigkeitsmanagement Cave Diuretika Medikamente Dialyse Heparin bei intermittierenden Nierenersatzverfahren Citrat bei kontinuierlichen Nierenersatzverfahren Zeitpunkt und Methode >0,3 mg/dl Kreatininanstieg Nephrologische Betreuung Cave Diuretika, Dopamin, Aminoglycoside ???

Fallbericht 1 Der konsiliarisch hinzugezogene Nephrologe empfiehlt: AT1-Antagonisten, Diuretikum und NSAR absetzen Schmerztherapie mit Novalgin statt Ibuprofen Volumenzufuhr mit 1.500 ml Vollelektrolytlösung/Tag über 2 Tage Einfuhr-/Ausfuhr-Bilanzierung, tägliches Wiegen soweit möglich   In den Folgetagen stabilisiert sich die Situation. Das Serum-Kreatinin sinkt bis 1,8 mg/dl an Tag 9.

Fallbericht 1 Tag 10 eitrige Sekretion aus der OP-Wunde, Leukozytose, CRP-Anstieg Tag 11 Fieber 38,5°C, Enterokokken in Wundabstrich und Blutkultur Antibiose: Piperacillin/Tazobactam 3 x 4,5 g und Gentamycin 3 x 80 mg (1 mg/kg KG) Tag 12 CT-Hüfte mit Kontrastmittel, Befund: periprothetischer Abszess erneute OP, Ausbau der Hüft-TEP (zunächst ersatzlos) postoperativ anhaltende Hypotonie, mittlerer arterieller Druck (MAP) 65 mmHg, Übernahme auf die Intensivstation Noradrenalin-Gabe über Perfusor bei MAP <60 mmHg über 6 Stunden, moderate Volumenzufuhr Tag 14 Oligurie, Therapie mit Furosemid 3 x 20 mg i.v. bei nachlassender Diurese Tag 17 Kreatinin inzwischen auf 6,1 mg/dl angestiegen, Anurie Beginn einer kontinuierlichen venovenösen Hämodiafiltration (CVVHDF) Diagnose: Sepsis Richtig oder Falsch?

Fallbericht 2 Herr W. wird stationär aufgenommen. Er hat seit 3 Wochen trockenen Husten und Gliederschmerzen, fühlt sich massiv abgeschlagen und erschöpft. Vom Hausarzt wurde bei Verdacht auf Pneumonie Azithromycin verordnet, dies brachte aber keine Besserung. Dem Patienten geht es zunehmend schlechter.   Bestehende Vorerkrankungen Koronare 2-Gefäß-Erkrankung mit Z.n. Vorderwandinfarkt pAVK IIb vom Becken- und Oberschenkeltyp Arterielle Hypertonie Medikation Bisoprolol 5 mg 1-0-1 Azetylsalizylsäure 100 mg 1-0-0 Nitrendipin 10 mg 1-0-0 Ramipril 2,5 mg 1-0-0 Hydrochlorthiazid 12,5 mg 1-0-0

Fallbericht 2 Pathologische Befunde im Serum Hb 11,9 g/dl; Leukozyten 12,5 /nl; Thrombozyten 526 /nl CRP 166 mg/l; Blutsenkung 54 mm nach 1 h Kreatinin 4,83 mg/dl; Harnstoff 219 mg/dl; GFR 13 ml/min   Pathologische Befunde im Urin Urinstix: Eiweiß +; Erythrozyten 250 /µl, Leukos 100 / µl Urinproteine: Protein/Kreatinin-Quotient 661 mg/g; Albumin/Kreatinin-Quotient 460 mg/g Urinmikroskopie: Akanthozyten; Erythrozytenzylinder Körperliche Untersuchung reduzierter Allgemeinzustand, adipöser Ernährungszustand Herzfrequenz 71/min, Blutdruck 120/80 mmHg blasses Hautkolorit keine Ödeme, keine Zyanose, kein Ikterus Auskultation von Lunge und Herz unauffällig Abdomen unauffällig kein fokal neurologisches Defizit Pulse beidseits palpabel Schleimhäute ausreichend durchblutet Temperatur 37,7°C

Fallbericht 2 Röntgen-Thorax keine kardiopulmonlaen Dekompensationzeichen keine frischen pneumonischen Infiltrate noduläre Veränderungen im linken Unterfeld und paramediastinal Abdomen-Sonographie Leber homogen verdichtet, keine Stauungszeichen, keine Cholestase, keine fokalen Läsionen Gallenblase steinfrei, Pankreas lipomatös, Milz in Form und Größe unauffällig Aortensklerose, V. cava inf. noch diskret atemmoduliert, Weite max. 2,1 cm. Nieren beidseits ohne Aufstau, beidseits verwaschener Parenchym/Pyelon-Übergang, breiter Parenchymsaum

Fallbericht 2 Akanthozyten?

Fallbericht 2 Bei Herrn W. werden weitere Laboruntersuchungen durchgeführt, unter anderem Antikörper-Tests: cANCA 1:1280 pANCA negativ anti-MPO-Autoantikörper negativ   Der positive cANCA Nachweis bestätigt den Verdacht auf eine Granulomatose mit Polyangiitis (Wegener Granulomatose). Zur Sicherung der Diagnose erfolgt eine Biopsie. Der histopathologische Befund zeigt: Multifokale schwere fokal nekrotisierende Arteriitis. Segmental nekrotisierende Glomerulonephritis. Diffuser akuter Tubulusschaden und herdförmige gering bis mäßiggradige interstitielle Nephritis. Bei zunehmender Oligurie und Gewichtszunahme wird mit einer Dialyse begonnen. Die spezifische Therapie umfasst: hochdosierte Steroidmedikation Plasmapherese bei pulmorenalem Syndrom Cyclophosphamid Bolusgabe Der Patient wird über mehrere Wochen stationär behandelt. Die Nierenfunktion bleibt eingeschränkt, bei der Entlassung besteht eine chronische Nierenkrankheit im Stadium 3.

Vielen Dank für Ihre Augmerksamkeit Download unter www.dialyse-bochum.de