Digitale Lehr- und Lernelemente in Verbindung mit traditionellen Vermittlungsformen Franz Embacher Fakultät für Mathematik | Fakultät für Physik der Universität.

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Digitale Lehr- und Lernelemente in Verbindung mit traditionellen Vermittlungsformen Franz Embacher Fakultät für Mathematik | Fakultät für Physik der Universität Wien Teaching Vets-Symposium #2: E-Learning in der Veterinärmedizin Veterinärmedizinische Universität Wien, 17. November 2016

Einleitung Was kann Ihnen ein Physiker/Mathematiker/Ph+M-Didaktiker über die universitäre Lehre erzählen?

Einleitung Betroffene Lehrveranstaltungen: Mathematische Grundlagen für das Physikstudium 2, 3 (VO + UE [+ RE]) im ersten Studienjahr Lehramt Ph, typischerweise 70 TeilnehmerInnen Konzeption 2000, Abhaltung 2000/1 – 2005/6 | 2006/7 – 2014/15 Ziel: Heranführung der Studierenden an die im Physik-Lehramtsstudium benötigten mathematischen Kompetenzen. Mathematik als „Hilfswissenschaft“. Probleme: unterschiedliche, zum Teil sehr geringe Vorkenntnisse, Motivationsprobleme. Theoretische Physik für das Lehramt L1 (VO + UE) Moderne Physik und Schule (SE)

„eLearning-Strategien“ Seit 2005 in mehren Projekten Aufbau einer „eLearning-Strategie“ und einer geeigneten medialen Infrastruktur an der Fakultät für Physik. „eLearn Physik“ – Einbindung von Studierenden Physik-Wiki (seit WS 2015/16 durch Moodle ersetzt) http://www.univie.ac.at/physikwiki Skripten, sonstige Materialien (Filme,…), elaborierte Suchmöglichkeiten, … Upload-Möglichkeiten für Studierenden-Arbeiten („Working Wiki“) grundsätzlich offen (Ausnahmen möglich) Studierendenlizenz für geeignete Mathematik-Software (Mathematica) „eTutorInnen“, neue LV-Formate (Unterstützungs-LVen), …

Die Maßnahmen im Einzelnen Vorlesung: Anknüpfen an mitgebrachte Kompetenzen Offenes Gesprächs- und Fragenklima Online-Skriptum/Lehrbuch Unterschiedliche Erklärungsebenen Operationaler Zugriff Beziehungen zum künftigen (Lehr-)Beruf Vorlesungsprüfung: junktimiert mit Übungen Übungen: Abstotter-System TutorInnen-Einsatz Arbeiten in Kleingruppen Pflicht- und Kür-Aufgaben Kurzprotokoll Spezialaufgaben, Präsentation im Wiki Computereinsatz Tafelvortrag Feedback-Runde Zusatzmaterialien Punktesystem Personelle Kontinuität

Vorlesung Es wurde versucht, an die von den Studierenden mitgebrachten (mathematischen) Kompetenzen (die sich im Laufe der Jahre änderten!) anzuknüpfen. Offenes Gesprächs- und Fragenklima. Ein auf die Bedürfnisse der Studierenden und des Lehramtsstudiums zugeschnittenes Online-Skriptum (später: Lehrbuch, eBook der Universitätsbibliothek). http://homepage.univie.ac.at/franz.embacher/grundlagen/ Stoffinhalte, Erklärungen, Vergleiche,… wurden auf mehreren Ebenen gebracht, um unterschiedliche kognitive „Typen“ anzusprechen. (Berechnungen, Zeichnungen, Merkhilfen, Visualisierungen am Computer,…)

Vorlesung Es wurde versucht, den Studierenden die Möglichkeit zu einem eigenen „operationalen“ Zugriff auf die Lerninhalte zu geben (didaktisch motivierte „Vereinfachungen“). Es wurden Beziehungen zum künftigen (Lehr-)Beruf hergestellt (Schulstoff).

Vorlesungsprüfung In jedem Semester (WS, SS): Stoff in 8 Themengebiete eingeteilt. Jedes der 8 Themengebiete musste „absolviert“ werden. Übungen nur dann positiv absolviert, wenn auch die Vorlesungsprüfung bestanden wurde. Diese Maßnahme erlaubte es, den Übungsbetrieb einigermaßen stressfrei zu gestalten! Erster schriftlicher Termin Bei Nichtbestehen in einem oder mehreren der 8 Teilgebiete: Wiederholungsmöglichkeit(en) entweder schriftlich beim nächsten Termin oder (wenn nicht zu viele Teilgebiete fehlten) in einem mündlichen Prüfungsgespräch („Abstottern“).

Übungen Klassischer Übungsmodus: Studierende lösen Aufgaben (meist Rechenaufgaben) außerhalb der LV-Zeit, kreuzten die gelösten Aufgaben an („Kreuzerlliste“) (Bedingung: ein vorab festgesetzter Anteil der Aufgaben muss angekreuzt werden), werden aufgerufen (oder melden sich freiwillig) und präsentieren an der Tafel (alle anderen hören zu). Ggf. schriftliche Zwischentest(s). Ggf. ein vorab bestimmtes Maximum an erlaubten Fehlstunden.

Übungen Das Prinzip: Angebot einer Palette unterschiedlicher Möglichkeiten und Wege, um Kompetenzen zu entwickeln und Einzelleistungen zu erbringen! Zwei Übungsgruppen mit jeweils ca. 35 Studierenden. Einsatz von TutorInnen (höhersemestrige Studierende, die die betreffende LV bereits absolviert haben). Wichtig: TutorInnen könne zu einem Klima betragen, in dem Studierende bereit sind, ihre fachlichen Probleme zu äußern und Verständnisfragen zu stellen! TutorInnen (in der Regel 3) + Lehrender = Team. Regelmäßig kurze Vor- und Nachbesprechungen.

Übungen Kooperatives Arbeiten der Studierenden in Kleingruppen (3 – 5) mit möglichst intensiver persönlicher Betreuung: Liste von Aufgaben wurde vorab (per Web) bekannt gegeben (Vorbereitung außerhalb der LV-Zeit). Ein Teil der Aufgaben („Pflicht“) war außerhalb der LV-Zeit individuell zu bearbeiten  Abgabe (Kontrolle und Feedback durch die TutorInnen). Diskussion von Verständnisfragen in der Gruppe. Weitere Aufgaben („Kür“) wurden in der Gruppe gemeinsam bearbeitet (BetreuerInnen standen für Fragen zur Verfügung). Abgabe eines Kurzprotokolls über die Gruppenarbeit. Sanktionen für Abwesenheiten – keine Sanktion für Fehler!

Übungen Auf freiwilliger Basis: Arbeiten an „Spezialaufgaben“: Gruppen von Studierenden bekamen je eine vertiefende oder ergänzende Spezialaufgabe, bearbeiteten sie selbstorganisiert während des Semesters (außerhalb der LV-Zeit), dokumentierten Ihre Ergebnisse im „Physik-Wiki“ (öffentlich!) und präsentierten sie in einer „konferenz-artig“ abgehaltenen Stunde am Ende des Semesters, wobei Verständnisfragen aus dem „Auditorium“ beantwortet wurden.

Übungen  In der Regel sehr hohe Beteiligungsquote an dieser Maßnahme (trotz des zusätzlichen Arbeitsaufwands bei geringer „Belohnung“).  von den Studierenden besonders gelobt. (Lernerfahrung, Kooperationserfahrung, Ansporn durch eine öffentlich zugängliche Dokumentation,… Für manche Studierende war es das erste Mal, in eine kooperative Arbeitsform eingebunden zu sein.)

Übungen Computereinsatz (Mathematica, später auch GeoGebra): war jederzeit möglich, aber nicht verpflichtend. (Ausnahme: einige verpflichtend am Computer zu lösende Abgabe-Aufgaben. In der Anfangsphase waren bestand bei manchen Studierenden eine erhebliche Reserviertheit dagegen.) Experiment: Am Beginn jeder Übungseinheit (2st) ein Tafelvortrag, bei dem alle zuhörten. Ausführliche Feedback-Runde am Ende des Semesters. Verbesserungsvorschläge der Studierenden wurden danach mit den TutorInnen besprochen und oft im darauffolgenden Jahr berücksichtigt.

Übungen Zusatzmaterialien (neben Online-Skriptum/Lehrbuch): Durchgerechnete Musteraufgaben http://homepage.univie.ac.at/franz.embacher/Lehre/grundlagenBeispiele/ Kacheltests (auf Multiple-Choice-Basis) in mathe online http://www.mathe-online.at/kacheltests/#physikstudium De facto fungierten die im Physik-Wiki präsentierten Studierenden-Arbeiten als Zusatzmaterialien in den darauffolgenden Semestern. Ein geeignetes Punktesystem garantierte faire Noten.

Übungen Personelle Kontinuität, soweit möglich, zur optimalen Weiterentwicklung der LVen (TutorInnen über mehrere Semester/Studienjahre).

Feedback Generell sehr positiv. Eine Kollegin bemerkte einmal erstaunt, es sei bemerkenswert – und untypisch im Vergleich zu anderen Universitäten –, wie beliebt an unserer Universität die mathematische Grundausbildung am Beginn des Physik-Lehramtsstudiums sei. Nominierung zum Teaching Award 2015 der Universität Wien durch die Studierenden. Individuelles Feedback zahlreicher Studierender und Lehrender in späteren Semestern (aussagekräftiger als Notenverteilungen. Leider wurden keine objektiven Daten zur längerfristigen Lernwirksamkeit der Maßnahmen erhoben).

Der Medien/Technologie-Einsatz … … war unter dem Strich eher bescheiden: Aufgabenstellungen am Web/im Wiki. Präsentation von Studierenden-Arbeiten im Wiki. Dabei konnten die Möglichkeiten des Wiki, gemeinsam an Inhalten zu arbeiten, genutzt werden. Einsatz mathematischer Software am Computer. Online-Skriptum und Zusatzmaterialien am Web, Lehrbuch als eBook der Universitätsbibliothek. Möglichkeit, jederzeit Fragen per eMail zu stellen.

Mehrwert Einigermaßen angstfreie Übungsatmosphäre. Durch ein (gut besuchtes) „Repetitorium“ (auf freiwilliger Basis) konnte die Übungszeit im SS von 1h auf 2h verdoppelt werden. Durch das System des „Abstotterns“ der Prüfungsteile wurde allzu großen Wissens- und Kompetenzlücken entgegengewirkt. Besonders den schwächsten Studierenden wurde die Einstiegshürde abgemildert. Erst durch zahlreiche Gespräche konnten die von den Studierenden mitgebrachten (über die Jahre variierenden) mathematischen Kompetenzen in Erfahrung gebracht werden.

Mehrwert Zahlreiche Möglichkeiten, Studierenden in Gesprächen „auf die Sprünge“ zu helfen. Auftreten der BetreuerInnen (TutorInnen + Lehrender) als Team half insgesamt, eine kollegiale Atmosphäre herzustellen. Die differenzierte Form der Leistungserbringung und der Absolvierung der LVen kam den unterschiedlichen Vorkenntnissen und Herangehensweisen („Lerntypen“) entgegen. Studierende konnten sich entsprechend ihrer Stärken und Schwächen einbringen. Förderung von Elementen eigenständigen Arbeitens bereits im ersten Studienjahr.

Mehrwert Die eingesetzten TutorInnen konnten Kompetenzen zur Gestaltung und Begleitung von Lernprozessen entwickeln und ihre fachlichen Kenntnisse ausbauen. Zahlreiche Variationen und Verbesserungen (für die jeweils darauffolgenden Semester) ergaben sich aufgrund der Vorschläge der Studierenden und der TutorInnen.

Aufwand Zunächst erheblich, danach Routine. Relativ hohes Kontingent an TutorInnen-Stunden! Zusätzliches „Repetitorium“ (1h). „Abstotter“-System: zahlreiche schriftliche Prüfungstermine und mündliche Prüfungsgespräche. Infrastruktureller Aufwand für die Fakultät: Wartung des Physik-Wiki.

Dokumentation Informationen für Studierende, Details der Durchführung in den einzelnen Semestern, Namen der TutorInnen, Links auf die relevanten Bereiche des Physik-Wiki, Zusatzmaterialien: http://homepage.univie.ac.at/franz.embacher/Lehre/

Aktueller Stand Die genannten LVen fielen der Umstellung auf das „Lehramtsstudium Neu“ zum Opfer. Das (offene) Physik-Wiki wurde durch das (geschlossene) Moodle ersetzt. Die in diesen LVen gemachten Erfahrungen flossen natürlich in andere LVen ein.

Ausblick/Anregung Inverted classroom (flipped classroom) für „große“ LVen. Konzept: Was wird inverted/geflippt? Lernunterlagen: Videos oder Texte? Der Fehler, den man nicht begehen darf! Bisherige Erfahrungen: lassen hoffen! Persönliche Erfahrungen: ab SS 2017.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Diese Präsentation finden sie am Web unter http://homepage.univie.ac.at/franz.embacher/TeachingVets2016/