Kompetenzorientierte Methodiken in Schule und Jugendhilfe Impulswerkstatt Riegel Prof. Dr. Kitty Cassée Schwingerstrasse 10, 8006 Zürich

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 Präsentation transkript:

Kompetenzorientierte Methodiken in Schule und Jugendhilfe Impulswerkstatt Riegel Prof. Dr. Kitty Cassée Schwingerstrasse 10, 8006 Zürich

Themen  Was ist eine Methodik?  Was ist Kompetenzorientierung?  Kompetenz- und Lösungsorientierung: wie passen diese beiden Orientierungen zusammen?  Kompetenzorientierte Diagnostik  Kompetenzfördernde Interventionsgestaltung  Gelingende Implementierung

Was ist eine Methodik?

Kompetenz- und risikoorientierte Methodiken Was ist eine Methodik?  Eine Methodik ist ein theoretisch fundiertes Handlungs- modell, das als Standard bei mehreren Leistungserbringern vergleichbar zur Anwendung gelangt.  Eine Methodik ist strukturiert, d.h. die wichtigsten Arbeitsschritte und Verfahren/Instrumente liegen in Form von Checklisten, Rastern etc. in manualisierter Form vor.  Eine Methodik umfasst Arbeitsschritte und Verfahren für die - Diagnostik - Planung und Gestaltung von Interventionen - Evaluation

Da Kompetenz- und risikoorientierte Methodiken Handlungsmodell für den ganzen Hilfeprozess Methodik Fallauf- nahme Analyse Indikation Hilfeplan Intervention Abschluss Evaluation Monitoring Diagnose Diagnostik- Prozess Interventions-prozess

Analyse: systematisches Sammeln von Informationen mit Hilfe von Instrumenten Diagnose: Interpretation der Daten/Fallverstehen mit Hilfe der Frage: Was ist los? Indikation: Ableiten der notwendigen und geeigneten Hilfe Was braucht dieses Kind, diese(r) Jugendliche, diese Familie? Interventionsplanung: Wahl geeigneter Leistungserbringer/Inter- ventionen, Formulierung von Zielen/Leistungsvereinbarung(en) Intervention/Verlaufsdiagnostik: Erbringen der indizierten Leistung(en) und formative Evaluation (Monitoring) Evaluation: summative Evaluation (Schlussevaluation) Bewertung der Prozessgestaltung und der Wirkungen Begriffserläuterungen

nji.nl In Holland wird seit ca. 30 Jahren mit Methodiken gearbeitet. Aktuell gibt es 244 anerkannte Module.

Wissenschaft Forschungs- stelle Methodik Praxis Entwicklung/Implementierung/Evaluation „state of the art“ Forschungs- ergebnisse Erklärungs- theorien Techniken Methoden Handlungsfelder „good practice“ Praktische Erfahrungen Methodikentwicklung: koproduktiv Instrumente/ Berichtsvorlagen Koproduktion „Evidenzbasierung“

Kompetenz- und risikoorientierte Methodiken Implementierte Methodiken in der Schweiz 2015: KOFA-Schule als Modulvariante für die Passung zwischen Schule und Familie 2016: KOSSA (Kompetenzorientierung für die Schulsozialarbeit) als Projekt

Was ist Kompetenzorientierung?

Definition von Kompetenz: Jemand verfügt über genügende Fähigkeiten und benutzt diese, um die Aufgaben des Alltags adäquat zu bewältigen. Kompetenz = gelingendes Tun in konkreten Situationen Kompetenzorientierung: Menschen befähigen, die Aufgaben des Alltags aus eigener Kraft zu bewältigen Aufgaben Fähigkeiten kognitive affektive volitive physische Entwicklungs- aufgaben soziale Kompetenzorientierung gelingendes Tun!

Kompetenzorientierte Methodiken Theoriebausteine Sozialisationstheoretisch Ansätze: (PIU-Perspektive)  Multisystemische Perspektive  Familie und Schule als zentrale Sozialisationssysteme Entwicklungstheorien –Grundlegende Entwicklungsbedürfnisse –Schutz – und Risikofaktoren (S-+R-F) für die Entwicklung –Resilienz und Vulnerabilität –Konzept der Entwicklungsaufgaben/Erziehungsaufgaben –Neurobiologie der Entwicklung –Bindungstheorie als entwicklungstheoretisches Konzept Lerntheorien Handlungstheoretische Bausteine –Settingsgestaltung, Lernförderung im Alltag, Gesprächstechniken

Ressourcen/Fähigkeiten/Kompetenz Ressourcenpool interne Schutz-+ Risiko-Faktoren Fähigkeiten Kompetenz externe S-+R-F Erlebte Kompetenz wird zur Ressource.

Handlungsmaximen der KO Fähigkeiten und Ressourcen erfassen, stärken und nutzen Risiken (in der Person und in der Lebenswelt) benennen und deren Bedeutung/Wirkung mindern Fokus auf Salutogenese: was macht stark und hält gesund? Fachliche Haltung: Transparenz, Partizipation und Empowerment Autonomie und Selbstbestimmung fördern/Mitwirkungs- und Mitentscheidungsmöglichkeiten schaffen Selbstwirksamkeit unterstützen Nutzen der Lernchancen im Alltag > Fokus auf konkrete Aufgaben und lernorientiertes Tun

Kompetenz- und Lösungsorientierung ??

Kompetenzorientierte Diagnostik

NK Eltern TR BE SW K/JSDQ K/J KP Eltern NK K/J Gutachten/Berichte Kompetenzorientierte Methodiken Mehrere Tools/Instrumente für die Diagnostik LB KP K/J SW M/VSDQ Erw. Entwicklungsbericht Vorinfor- mation SSL/LSL FEEL SON-R

Kompetenzorientierte Methodiken Instrumente der Diagnostikphase BI: Basisinformationen zum Familiensystem SW-Eltern (M/V): Sichtweise der Eltern SW-K/J: Sichtweise der Kinder/Jugendliche LB: Lebensbedingungen BE: Biographische Ereignisse TR-K/J: Tägliche Routine NK: Netzwerkkarte der Eltern KP-Eltern: Kompetenzprofil der Eltern KP-K/J: Kompetenzprofil des Kindes/Jugendlichen SDQ: Strengths and Difficulties Questionnaire Optional bei gegebener Indikation: SON-R: nicht sprachgebundener Intelligenztest FEEL: Test für die Emotionsregulation SSL/LSL: Schüler- und Lehrereinschätzbogen zum Sozial- und Lernverhalten  Die erarbeiteten Informationen werden im Entwicklungsbericht abgebildet und zu einem Fallverstehen verdichtet

Werkzeugkoffer für die aktivierende/verstehende Arbeit mit dem Klientsystem

Kompetenzfördernde Interventionsgestaltung

Kompetenzorientierte Methodiken Interventionsgestaltung Grundsatz 1: Gelingendes Tun in konkreten Situationen Grundsatz 2: Individualisierung/Aktivierung Sichere Basis: verlässliche, verfügbare und vertraute Personen gewähren Sicherheit Fähigkeiten erwerben: - lernfördernde Situationen gestalten - spezifische Aufgaben geben - erwünschtes Verhalten verstärken - unerwünschtes Verhalten beeinflussen Psychoedukation (verstehen helfen!, Biographiearbeit) Gedanken und Gefühle beeinflussen Arbeit mit dem Familiensystem und weiteren Systemen

Gelingende Implementierung

Kompetenzorientierte Methodiken Koproduktive Entwicklung einer Methodik Erstimplementierung/Weiterentwicklung  Kontraktgespräche mit dem Management  Anpassung des Grundmodells  Unterstützung des Managements im Implementierungsprozess  Basis- und Vertiefungstrainings für Mitarbeitende  Coachings vor Ort/Gegenlesen von Berichten  Begleitgruppen/Steuerungsgruppen  Fallpräsentationen/Fallseminare  Arbeitsgruppen für ausgewählte Themen  Praxisforen zur Weiterentwicklung der Methodik  Evaluationen als Standard

Kompetenzorientierte Methodiken Gelingensbedingungen  Der Veränderungsimpuls kommt aus der Praxisorganisation – die Organisation benennt Veränderungswünsche.  Das Management/die strategische Ebene hat klare Vorstellungen über den Veränderungsprozess und kann die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen.  Die Methodik wird für die konkrete Praxisorganisation maßgeschneidert, d.h. auf die Rahmenbedingungen der Organisation zugeschnitten.  Störungen/Konflikte im Implementierungsprozess werden transparent, rasch und fair bearbeitet.

Kompetenzorientierte Methodiken Gelingensbedingungen