Flexibilisierung des Arbeitsmarkts und eine Abkehr von der Arbeitnehmergesellschaft CC-BY Boris Turovskiy.

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 Präsentation transkript:

Flexibilisierung des Arbeitsmarkts und eine Abkehr von der Arbeitnehmergesellschaft CC-BY Boris Turovskiy

Status Quo in Deutschland: Fixierung auf Arbeitnehmerbegriff Starre dualistische Gegenüberstellung Arbeitnehmer/Arbeitgeber wird kulturell und strukturell (gesetzlich) aufrechterhalten Empirische Daten zeigen niedrige Selbstständigenquote in Deutschland, besonders bei Hochschulabsolventen "Neue Selbstständigkeit" abseits der klassischen freien Berufe bleibt in der Massenwahrnehmung eine Randerscheinung "Neue Selbstständigkeit"

Kulturelle Hindernisse für die Selbstständigkeit Sehr hohe Wertschätzung von „Sicherheit“ und Vorhersagbarkeit im absoluten Sinn (Ablehnung von Risiken/Unsicherheit, auch wenn diese weitgehend berechenbar sind) → Arbeit ohne Absicherungen des bestehenden Arbeitsrechts ist nicht attraktiv Arbeitsbegriff ist an die Idee des Arbeitsplatzes gekoppelt (z.B. ist der „Arbeitnehmer“ eigentlich ein Arbeitsplatznehmer) → Misstrauen gegenüber Arbeit ohne festen Arbeitsplatz

Strukturelle Hindernisse für die Selbstständigkeit Geringere soziale Absicherung trotz höherer Risiken (z.B. keine Beihilfe bei temporären Flauten, im Gegensatz zu Arbeitslosengeld) → verzerrtes Risiko-Nutzen-Verhältnis Weit gefasster Scheinselbstständigkeitsbegriff → eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten von Arbeits- und Geschäftsmodellen Kompliziertes Steuersystem → Erheblicher Mehraufwand und -ausgaben selbst bei geringen Umsätzen

Die Notwendigkeit eines flexiblen Arbeitsmarktes Schneller technischer Fortschritt führt zu kürzeren Lebenszyklen von Unternehmen und Berufsbildern → langfristige Berufsplanung ist zwangsweise risikobehaftet und bedarf Flexibilität Stetige Veränderung der Marktsituation in einem globalen, durch neue Transport- und Kommunikationswege zusammengebrachten Markt → Unternehmen brauchen Möglichkeiten, auf kurzfristige Schwankungen zu reagieren

Die Vorteile eines flexiblen Arbeitsmarktes Für Arbeitsverrichter („Arbeitnehmer“): Verringerung der Abhängigkeit von der wirtschaftlicher Lage einzelner Auftraggeber Verbesserung der Ausgangsposition bei Arbeitssuche dank verminderten Risiken des Auftragggebers Für Arbeitskraftsuchende („Arbeitgeber“): Kurzfristige Reaktionsmöglichkeit bei Marktschwankungen

Der gescheiterte Versuch einer Flexibilisierung: Leiharbeit Leih- und Zeitarbeit: eingeführt im Rahmen der Agenda 2010 durch die Regierung Schröder Grundidee: Erhöhung der Reaktionsmöglichkeit von Unternehmen und Überführung von Arbeitslosen in Festeinstellungen Leiharbeitsfirmen mit gesondertem gesetzlichen Status und einseitige Beachtung der Arbeitgeberinteressen verwandelten das Modell in eine einseitige Umverteilung zugunsten von Unternehmen und Leiharbeitsfirmen

Der gescheiterte Versuch einer Flexibilisierung: Ich-AGs Ich-AGs (ehemals arbeitslose Einzelunternehmer mit staatlicher Förderung) eingeführt im Rahmen der Agenda 2010 von der Regierung Schröder Grundidee: Arbeitslose durch geförderte selbstständige Arbeit in den Arbeitsmarkt zurückführen Mangelnde Attraktivität und Akzeptanz des Selbstständigenstatus sowie rigide Regelungen zur Scheinselbstständigkeit führten zum Scheitern des Modells

Kurzfristige Möglichkeiten zur Erhöhung der Flexibilität Lockerung der Regelungen zur Scheinselbstständigkeit Vereinfachung des Steuerrechts für Einzelunternehmer (analog zur vereinfachten Steuererklärung für Arbeitnehmer) Einführung eines Überbrückungsgeldes für Einzelunternehmer für kurzfristige wirtschaftliche Tiefphasen (analog zu ALG I)

Voraussetzungen für eine langfristige Flexibilisierung Universelle soziale Grundsicherung Kulturelles Umdenken hin zu mehr Eigenverantwortung und Risikoakzeptanz Strukturelle Gleichstellung aller Formen von Erwerbstätigkeit

Danke für die Aufmerksamkeit! und nochmal sorry für den ausgefallenen Vortrag;)