Haller H.,Leblhuber F*., Trenkler H.**, Kröpfl A.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
PD Dr. Ines Gockel, Klinik für Allgemein-
Advertisements

Krankheitsbild und Behandlungsmethoden bei Kraniosynostosepatienten
Evaluation der bewegungstherapeutischen Behandlung mit Hilfe des Dortmunder Fragebogens zur Bewegungstherapie DFBT Stuttgart Daniela Croissant.
Intrakranielle Blutungen
Differentialdiagnose Fazialisparese
(Otobasale und laterobasale Frakturen)
Neuropathia vestibularis
Spinalkanalstenose Die Spinalkanalstenose ist eine relative oder absolute Enge des Spinalkanals. Symptome einer Claudicatio spinalis (neurologische Symptome)
Nachweis von prostataspezifischen Transkripten in regionären Lymphknoten von Patienten mit Prostatakarzinom U. Fiedler, A. Manseck, R. Kranz, M. Wirth.
47-jähriger Mann Autounfall
- eine seltene Differenzialdiagnose
Hauptgruppen der Klassifikation I
Definitionen von Leistungen an der Schnittstelle ambulant- stationär: Ergebnisse einer Umfrage in Hessen Dr. med. Martin Künneke Universitätsklinik der.
Zwangseinweisung ?.
Akute (und chronische). inflammatorische. Polyradikuloneuropathien
Maligne endokrine Tumoren im Kindes- und Jugendalter:
Fehlbildungen des Urogenitaltaktes
1.
Erstbeurteilung von Unfallopfern in den Bergen
Synopse zu Konzepten nicht-ärztlicher Vorsichtung mit Empfehlung zum Procedere Dr. med. Stefan Gromer Deutsches Institut für Katastrophenmedizin Unteres.
Insuffizienz-Fraktur
Grundlagen der radiologischen Skelett-Diagnostik
Ein wunderbares Gefühl.”
PRISMS 4-Jahres-Ergebnisse
Interdigitale Neuralgie
AGES-Allianz-Lebensstilstudie 2009
Name Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Entzündliche und Nichtentzündliche Wirbelsäulenveränderungen
Herzlich willkommen zum NA-Refresher in Oberwart !
Haller H., Schmidhammer R., Huber W., Kröpfl A.
Traumatisch bedingte Blasenruptur bei einer Katze
Corticosteroid Randomisation After Significant Head Injury
aus der Hausarzt-Praxis
Mittwochfortbildung: 15. November 2006
Rückentriathlon.
Herzinsuffizienz die auch Herzleistungsschwäche genannt wird
Die CT-gesteuerte Schmerztherapie der Wirbelsäule als multimodale Behandlungsstrategie: Ist eine Operation immer alternativlos? Dr. med. H.-H. Capelle.
Verletzungen und Tumoren der Wirbelsäule und des Rückenmarks
Journal Club 9. Juni 2008 Dr. med. Hans Muster.
Tollwut.
Klinische Akzeptanzsteigerung der Orthesen
Distale Humerusfrakturen
Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt
Verteilung von Lungenkarzinom-Operationen
Radiusfrakturen Einteilung der distalen Radiusfrakturen
QUIPS 2011 Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie.
HWS-Distorsion („Schleudertrauma“)
Neuropsychologische Diagnostik beim NPH: Ab wann kann nach einer Entlastungspunktion von diagnoserelevanter Verbesserung der Leistung gesprochen werden?
Operative Eingriffe im Gehirn bei schweren Zwangsstörungen:
Maßnahmen Lagerung: Ansprechbare Pat. in 30° OHL und Kopf in Mittelstellung gelagert, wenn RR syst. >130 mmHg. Verbessert den venösen Rückfluß aus dem.
SCHICKSALSSCHLAG SCHÄDELHIRNTRAUMA
M. Engelhardt (Osnabrück)
Ellenbogenfrakturen und Luxationen
Humeruskopffraktur- operative Versorgung
Dr. Christoph Neugebauer Prim.Dr.K. Staniszewski
Fallbesprechung Ahmad Ahmad Ralf H. Gahr Traumazentrum
Kopfschmerz nach Lebertransplantation
18. Mai 2015 Dr. med. Cyrill Jeger-Liu, Olten
Was gibt es Neues – Konsequenzen für den Alltag? Klaus M. Peters Orthopädie und Osteologie, Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik, Nümbrecht Klinisches Schwerpunktzentrum.
Hohenstein Innovationsbörse Performance ohne Handicap – Sportbekleidung für Rollstuhlfahrer Anke Klepser, Hohenstein Institute.
Trauma der Wirbelsäule
1 CALL FOR PAPERS - BEITRAGSAUFRUF Auf der FVO-Tagung 2017 in Bamberg werden die Teilnehmer der Tagung die Möglichkeit haben, Fallbeispiele gemäß des Tagungsthemas.
Hintergrund Verlauf und Diskussion Bildgebung OBERSCHWABENKLINIK Patient 1: 13-jähriger Junge. Symptome: Massives Erbrechen, epigastrische Bauchschmerzen.
Beidseitige Temporohyoid- Osteoarthropathie nach Otitis media et interna A. Ertelt, U. Reichelt, R. Schmitz, H. Gehlen Fallbericht/Anamnese Ein 14-jähriger.
OBERSCHWABENKLINIK Labordiagnostik Diskussion Hintergrund Eine neurochirurgische Ursache des akuten Abdomens Bildgebung Wir berichten über einen knapp.
Subakute zervikale Myelopathie als Differentialdiagnose des atypischen Guillain-Barré-Syndroms Dirk Ulbricht1, René J Metz1, Francisco Macian1, Annick.
Die Ulzibat-Methode – Eine neue operative Behandlungsmethode
Orale Antikoagulation
CAMPUS INNENSTADT MEDIZINISCHE KLINIK INNENSTADT INTENSIVSTATION
Indikation zur Wirbelsäulenoperation – gibt’s die noch?
 Präsentation transkript:

Traumabedingte spinale Lähmungen ohne Fraktur oder Instabilität des knöchernen Achsenskeletts Haller H.,Leblhuber F*., Trenkler H.**, Kröpfl A. UKH Linz der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt Ärztlicher Leiter : Prim. Doz. Dr. A. Kröpfl *Neurologisch psychiatrische Gerontologie der Landesnervenklinik Wagner -Jauregg Linz Arztlicher Leiter : Doz. Dr. F. Leblhuber **Röntgenologisches Institut der Landesnervenklinik Wagner Jauregg; Ärztlicher Leiter : Prim. Dr. H. Jurkovic

Definitionen des spinalen Traumas ohne radiologische Abnormitäten: SCIWORA: Spinal Cord Injury WithOut Radiological Abnormity ( Röntgen, Tomo, CT) SCIWORET: Spinal Cord Injury WithOut Radiological Evidence of Trauma Beide Zustandsbilder haben in hohem Ausmaß im MRI nachweisbare Kompressionssyndrome

Differentialdiagnose kompletter Läsionen : Spinaler Schock: sofortiger Verlust der neuronalen Leitfähigkeit unterhalb der geschädigten Region durch Trauma bis zu 6 Wochen keine definitive Beurteilung der Langzeitfolgen möglich Commotio med. spinalis

Differentialdiagnose inkompletter Läsionen : Cervicomedullares Syndrom Ateminsuffizienz bis Stillstand Hypotonie Lähmung,Hyperästhesie Sensibilitätsverlust Gesicht: perioral Medulla, obere Spina peripher C3 - C4 ahmt oft Central Cord Syndrome nach Zug, Fraktur

Differentialdiagnose inkompletter Läsionen: Anterior Cord Syndrome Posterior Cord Syndrome

Differentialdiagnose inkompletter Läsionen: Brown Sequard Syndrome Central Cord Syndrome

Differentialdiagnose inkompletter Läsionen: Conus Medullaris Syndrom Art. Spinalis anterior Syndrom Initial: schlaffe Lähmung Beine und sphincter ani, evtl. perianal kaum gestörte Sensorik Ohne oder mit traumatischen Veränderungen in der Arterie oder im Zufluss (Aorta)

American Spinal Injury Association

ASIA- IMSOPBehinderungsskala A: komplette Verletzung Keine Motorik oder Sensibilität im Segement S4- S5 B: inkomplette Verletzung Sensibilität aber keine Motorik von der Verletzungshöhe bis in S4 - S5 C: inkomplette Verletzung Motorik KG < 3 unter Verletzungshöhe D: inkomplette Verletzung Motorik unter Verletzungshöhe abgeschwächt, aber mindestens KG 3 E: Normal

Datenerhebung : Basisrecherche: MEDDOK der AUVA: Diagn.:Cont. med. spinalis Zeitraum: 1996- 2000 Ergänzt durch Durchsicht der Krankengeschichten der Abteilung für neurologisch psychiatrische Gerontologie der Landesnervenklinik Wagner -Jauregg Diagnose Cont.med. spinalis - Übernahme aus dem UKH Linz

Datenerhebung und Auswertung : Ausschluss aller frakturbedingten oder durch pathologische Instabilitäten bedingten Rückenmarksschädigungen Ausschluss aller anamnestischen Lähmungen ohne weitere begleitende Veränderungen Retrospektive Erhebung aus KG und Röntgen Ergänzt durch telefonische Befragung

Patienten: 4 weiblich, 10 männlich 20- 95 Jahre Alter : 48,21 Sekundäre Zutransferierungen: 2 Erstversorgungen: 12 14 von ca. 190.000 gesamt behandelten Patienten = 0,005% Patienten mit cont.med.spin. / Wirbelfrakturen: 14/ 1021

Höhenlokalisation der Schädigung: HWS: 2 Zutransferierungen 6 Erstversorgungen Notärztlich erstversorgt: n = 2 intubiert : n = 1 ( SHT!) RTW Einlieferungen n = 2 privat n = 2 HWS : n = 8 Th 6 : n = 1 Th 10: n = 1 L1: n = 3 unklar : n = 1 BWS: NAW: n = 1 RTG : n = 1 LWS: NAW: n = 1 RTG : n = 2

Unfallmechanismus: Läsionshöhe HWS : Läsionshöhe BWS- LWS: 5 Hyperextensionsverletzungen 1 Flexions- Rotationsverletzung 1 direktes Trauma 1 verspätete Diagnose Läsionshöhe BWS- LWS: 4 direkte Traumata 2 direkte Traumata oder andere Mechanismen ( HE?)

Situation präklinisch : Tetraplegie : n = 2 Tetraparese : n = 2 Paraparese UE: n = 5 Monoparese UE: n = 1 Hemiparese : n = 1 präklinisch ohne Hinweis auf motorisches Defizit intubiert: n = 1

Situation Schockraum/EU: Tetraplegie : n = 2 Rückbildung zu Paraparese OE ( n = 1) Unauffällige Motorik, Dysästhesie OE ( n = 1) Tetraparese : n = 2 Querschnitt C 7 komplett nach 1 Tag : ( n = 1) Motorische Normalisierung : ( n = 1) Paraparese UE: n = 5 Motorische Besserung : ( n = 4) unverändert : ( n = 1) Monoparese UE: n = 1 Motorische Besserung : ( n = 1 ) Hemiparese : n = 1 unverändert : ( n= 1 )

Diagnostik und Lokalisation : Rö CT MRI HWS 8/8 8/8 5/6 BWS 2/2 2/2 0/2 LWS 3/3 1/3 2/3 Unterlassene MRI Untersuchung: vom Patienten verweigert klinische Remission Unterlassene CT Untersuchungen : MRI vor CT durchgeführt

Funktionsaufnahmen vor CT oder MRI?? :

MRI bei SCIWORA Blutungsherde bei Erstbegutachtung: Keine Differenzierung in komplett oder inkomplett Ödembefund innerhalb von 72 Stunden: prognostisch signifikant für schlechte motorische Wiederherstellung

Kompression durch Vertebralstenose + Ödem Therapieschemata : Operativ : Kompression durch Vertebralstenose + Ödem ( n = 1) konservativ: Methylprednisolon NASCIS II und III Physiotherapie Analgesierung

Therapieschema Methlyprednisolon: Therapiebeginn innerhalb von 3Stunden nach Eintritt der Querschnittslähmung Methylprednisolon Bolusgabe : 30mg/Kg KG innerhalb von 15 Minuten Erhaltungsdosis über 23 Stunden: 5,4 mg/kg/Stunde Therapiebeginn innerhalb von 3- 8 Stunden nach Eintritt der Querschnittslähmung Methylprednisolon Bolusgabe : 30mg/Kg KG innerhalb von 15 Minuten Erhaltungsdosis über 48 Stunden: 5,4 mg/kg/Stunde

Motorische Verläufe nach ASIA

Outcome nach 6 Wochen : Tetraplegie : n = 3 Tetraparese : n = 3 unverändert ( n = 1) Parese und Dysästhesie OE ( n = 1) Dysästhesie ( n = 1) Tetraparese : n = 3 Querschnitt C 7 nach 1 Tag Tod nach Operation : ( n = 1) Tetraparese , gehfähig ( n = 1) komplette Remission : ( n = 1) Paraparese UE: n = 5 Komplette Remission ( n = 3) Motorische Remission , Dysästhesie ( n = 2) Paraparese OE: n = 1 geringe Besserung ( n = 1) Armparese : n = 1 Kraftminderung , Dysästhesie : ( n = 1) Hemiparese : n = 1 komplette Remission ( n= 1)

Funktionelle Klassifikation des Querschnittes nach Frankel Komplette Parese B: Keine Willkürmotorik aber erhaltene Sensibilität C: unbrauchbare motorische Funktion D: gebrauchsfähige Motorik, aber nicht normal E: normal

Funktionelle Abhängigkeit nach FIM Score Unabhängig: Total : 7 gemäßigt : 6 Mäßiggradig abhängig: Gemäßigte Überwachung und Unterstützungsleistung 5 Minimale Kontakthilfe ( Berührung ) 4 Mäßiggradige Hilfeleistung ( mehr als Berührung) 3 Komplett abhängig Maximale Hilfeleistung 2 Totale Hilfeleistung 1

3 Patienten nicht erhebbar, 1 Pat verstorben Symptomdauer : 3 Patienten nicht erhebbar, 1 Pat verstorben

Zusammenfassung: Die Schädigung des Myelon ohne begleitende knöcherne oder ligamentäre Verletzung ist selten Sie tritt in allen Altersstufen auf Wenn nicht innerhalb von 3 Tagen eine komplette Rückbildung der Symptome auftritt, ist ein langfristiger Verlauf zu erwarten Das MRI ist für die Prognose und OP Indikation wichtig Methylprednisolon ist therapeutischer Standard Zukunftsaspekt: Riluzol in Kombination mit Methylprednisolon Gabapentin als Ergänzung der Schmerztherapie