IST „TEXT“ WENIGER „DISKURS“?

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Sozialstruktur des Konsums
Advertisements

Raumbezogene Identitäten nach Peter Weichhart
Was ist ein kognitives System?
Definition Allgemeines, Historisches
Raumbezogene Identität Virtuelle Denk- und Handlungsräume
Vorstellungsbildung im Literaturunterricht
Vorstellungsbildung im Literaturunterricht
2. Textkriterien Ulrich Mehlem WS 2008 / 2009
4 Philologische Methoden Vorlesung 1
Theorie soziotechnischer Systeme – 10 Thomas Herrmann Informatik und Gesellschaft FB Informatik Universität Dortmund iundg.cs.uni-dortmund.de.
Theorie soziotechnischer Systeme – 12 Thomas Herrmann Informatik und Gesellschaft FB Informatik Universität Dortmund iundg.cs.uni-dortmund.de.
Mut zur Veränderung der Kultur
§9 Der affine Raum – Teil 2: Geraden
Beispiele der Textdefinitionen
Der Spracherwerb des Kindes
Jette von Holst-Pedersen, Oktober, 2013
Grundschema zur Medienanalyse Vereinbarte Codes
MUSEALISIERUNG VON MIGRATION Annäherung an eine Aushandlung gesellschaftlicher Praxis.
Theorie ist ein Netz, das ausgeworfen wird, um Realität einzufangen
Funktionale Unifikations-Grammatik (FUG)   Hauptmerkmale der FUG.
Funktionale Unifikations-Grammatik (FUG)  Hauptmerkmale der FUG.
Textproduktion
Textstrukturen im Deutschen
Kognitive Methoden  Als eine Auseinandersetzung mit der behavioristischen Lerntheorie Skinners  entsteht in den späten 60-er Jahren eine Verbindung.
Methodische Prinzipien im DaF-Unterricht: Autonomieförderung und Aufgabenorientierung FLM April 2014.
Workshop: Wie setze ich Körpersprache gezielt ein? Eine Präsentation von Anka Pistner Modul 3: Klassenmanagement.
VO#1: Lexikologie als sprachwissenschaftliche Disziplin Lexikologie, Matej-Bel-Univeristät in Banská Bystrica, Z. Tuhárska.
1) Das Wort als sprachliche Grundeinheit; 2) Das Problem der Grundeinheit der Sprache 3) Die Definition des Wortes;
„Fasching geht los!“ Wochenrückblick vom bis Wir startet in dieser Woche mit unserem neuen Projekt – Fasching! Und weil wir alle schon.
„Mit Herz und Verstand“ Wochenrückblick vom Diese Woche gab es gleich zwei Gründe zum Feiern – zwei Kinder aus unserer Gruppe wurden sechs.
Landesserver Baden-Württemberg, Redaktion Deutsch,
Kinder- und Jugendpartizipation
Ziele Modernisierung der Standards und Verschlankung durch wenige, aber verbindliche Inhalte Curriculare Grundlage für die individuelle Förderung aller.
Instructional Design.
Kognitive Stilistik Inovatívne kroky pre potreby vysokoškolského vzdelávania v 21. storočí, ITMS / odborná aktivita 1.2 Pilotné overovanie.
Spracherwerb in Erst- und Zweitsprache Theoretische Aspekte und praktische Überlegungen Prof. Maria Petek Kirchliche Pädagogische Hochschule der Stiftung.
Titel der Diplomarbeit
TASKbasiert kommunikativ Sprachenunterricht
Truppausbildung Teil 1 Grundausbildungslehrgang
Buchstabendreher dr- – d-r
Lesen und Schreiben.
WOHIN GEHT DER KLEINE REX?
Einführung in die Stadtsoziologie
Konzepte der Dramendidaktik II
Konzepte der Dramendidaktik I
Planung von Unterrichtsstunden
Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Übersicht über die Lehrveranstaltung Grundlegende Bestimmungsfaktoren der Praxis.
Die PowerPoint-Arbeitsfläche
Ziel: Kinder in ihren motorischen Fähigkeiten stärken.
Die Seminararbeit.
Begriffsbestimmung Sachtetxe
Textproduktion
Teil C Grundfertigkeit Schreiben
Gelingensbedingungen der Netzwerkarbeit Impuls: Torsten Nicolaisen
Kreative Bewegungserziehung
Von der Scham zur Menschlichkeit
Ziel: Kinder in ihrer taktilen Wahrnehmung stärken.
Textrezeption
Da·ten·bank /Dátenbank/ Substantiv, feminin [die]
Überschrift, nur Text Aus sprachwissenschaftlicher Sicht ist ein Text die sprachliche Form einer kommunikativen Handlung. Texte werden einerseits.
So schreiben Sie eine klare, verständliche Sprache
Jana Harenkamp, Jana Egyptien, Lena Josko, Nathalie Hardt
Alterseffekte im Spracherwerb
Das Kind und seine Kompetenzen im Mittelpunkt - Rückblick der Entwicklungs- und Bildungsangebote – An Kreativen Angeboten sind die Wichtel.
Schiedsrichterpersönlichkeit und Schiedsrichter-Persönlichkeiten
Der Schiedsrichter im Sportrecht
So schreiben Sie eine klare, verständliche Sprache
Spracherziehung Förderung in der deutschen Sprache als Aufgabe des Unterrichts in allen Fächern.
Weltraum-Schlangen und Ufo´s Wochenrückblick vom bis
Prof. Dr. Norbert Frieters-Reermann KatHO NRW - Aachen
 Präsentation transkript:

IST „TEXT“ WENIGER „DISKURS“? Überlegungen zur Abgrenzung der Zentralbegriffe der Text- und Diskurslinguistik

TENDENZEN DER TEXTFORSCHUNG Zunehmende Interdisziplinarität: Prozesse der Textproduktion und der rezeptiven Textverarbeitung Intertextualität (ähnliches Muster- und Deutungswissen als deren Grundlage )

TEXTDEFINITION Text ist „eine begrenzte Folge von sprachlichen Zeichen, die in sich kohärent ist und die als Ganzes eine erkennbare kommunikative Funktion signalisiert" (Brinker, 2005: 17)

DISKURS 3 Definitionsmöglichkeiten des Begriffs

Kognitionswissenschaftliches Paradigma Prozess der Objektivierung der mentalen Strukturen in Form von Äußerungen (Texten): „von ihren Anfängen in der mentalen Tätigkeit des Menschen bis zu der Phase der endgültigen sprachlichen Ausformung und Vertextung des Gedankens“ (Kubrjakova, 1991: 4).

INTERPRETATIONSPROGRAMM Die antizipierte Textrezeption ist ein unabdingbarer Bestandteil der Textproduktion Interpretierbarkeit des Textes Interperetationsprogramm (Eco, 2005: 218) als Modell für den idealen Adressaten Strategisch wichtige Stellen (Titel, Anfang, Ende, Äquivalenzpositionen)

Ingeborg Bachmann Gewitter der Rosen Wohin wir uns wenden im Gewitter der Rosen, ist die Nacht von Dornen erhellt, und der Donner des Laubs, das so leise war in den Büschen, folgt jetzt uns auf dem Fuß.

DISKURSDEFINITION Diskurs ist Prozess der Textproduktion und Textrezeption oder der kognitiv- kommunikativen Interaktion der sprachlichen Persönlichkeiten (linguistic personalities). Text ist das Produkt dieser Interaktion.

DISKURS als „TEXT IN DYNAMIK“ W. S. Filippov: „…der werdende Text als formal- semantische Struktur, der gewordene Text als formal-semantische Struktur, die werdende subjektiv aktuelle Gestalt von dem Sinn des Textes und die gewordene subjektiv aktuelle Gestalt von dem Sinn des Textes“ (Filippov, 2002: 73). Text = „der gewordene Text als formal-semantische Struktur“ (vgl.: Brinker, op. cit.): ein Artefakt (ein materielles, in Raum und Zeit existierendes Objekt ), als solches reproduzierbar

NEORHETORISCHES PARADIGMA Diskurs ist eine unpräzise Menge von Texten, welche auf Grund ein und desselben rhetorischen Modus (ein und derselben kommunikativen Strategie) entstanden sind.

DISKURSIVE KOMPETENZEN kreative referentielle rezeptive

Die Taxonomie der diskursiven Praktiken (Tjupa, 2005: 38-39) MIMETIV (META-PERFORMATIVITÄT) NARRATIV (МЕТА- ITERATIVITÄT) MENTATIV DEKLARIVITÄT) PERFORMATIV (AUTO- REFERENTIALITÄT) ITERATIV KREATIVITÄT) DEKLARATIV REZEPTIVITÄT)

SOZIALKONSTRUKTIVISTISCHES PARADIGMA Diskurs ist eine unpräzise Gruppe sprachlicher Performanzen (Texte), in denen ein und derselbe Schlüsselbegriff (Diskursgegenstand) gleich interpretiert wird.

INTEGRATIVES DISKURSMODELL DIMEAN (Warnke/Spitzmüller (2008: 43) die intratextuelle Ebene die Ebene der Akteure die  transtextuelle Ebene

IST „TEXT“ WENIGER ALS „DISKURS“? Einerseits ist „Text“ weniger als „Diskurs“, weil er in Diskurse eingebettet ist und nach deren Regeln produziert und rezipiert wird. Als Zeichenkörper der Diskurse machen Texte die Letzteren erst möglich. Andererseits weist ein Einzeltext Artikulationen (Merkmale, Eigenschaften) von mehreren Diskursen auf, weswegen er über den Diskursbegriff hinausgeht, also mehr als Diskurs ist.

SCHLUSSBEMERKUNG Die diskursanalytischen Ansätze verneinen also die zentrale kommunikative Rolle des Textes nicht, sondern befördern ihn auf eine höhere Stufe der Erkenntnisspirale, auf der sein kognitiv-kommunikatives Potenzial erst recht nachvollziehbar ist.

Лингвистика текста и дискурса: традиции и перспективы: Сб. науч Лингвистика текста и дискурса: традиции и перспективы: Сб. науч. статей / Под научной  редакцией профессора В.Е.Чернявской и доктора Э.Бернер. - СПб.: Изд-во СПбГУЭФ, 2010. - С.16-26.