Essstörungen Nie genug und immer zu viel VAP Matinée 4. November 2012 Leben hat Gewicht Essstörungen Nie genug und immer zu viel Dr. med. Bettina Isenschmid, M.M.E. KEA spitalzofingen ag www.spitalzofingen.ch/kea
Früher…
Essstörungen bei Übergewicht Sportsucht Übergangs- und Mischformen Männer und Knaben Selbstverletzung Substanzabhängigkeit Orthorexie
Essstörungen als Kontinuum Hilflosigkeit, Restriktion, Überaktivität Schuld- und Schamgefühle, Selbstverachtung Adipositas Anorexie Binges Gewichts- abnahme Bulimie „Diätfehler“ Kontrollverlust, purging Gewichtszunahme Selbstbestätigung, Kontrollgewinn We are all part of the cycle which might, one day, lead to the extreme of a diagnosis, being bulimia, anorexia or - obesity. What keeps us in this cycle? What measures prevent us from falling into the extremes? 10.11.2018 4
20% der Mädchen in der Schweiz sind übergewichtig... 70% wollen abnehmen...
Verlauf/Prognose Monate bis ca. 1 Jahr meist gute Prognose 2-4 Jahre mittlere Prognose, Suchtentwicklung, erste Folgeschäden Todesfälle (Herz- oder Nierenversagen, Infekte, Suizid) Anorexie: ca. 10% (Suizide!) Bulimie: ca. 4% (unterschätzt!) 4 und mehr Jahre ungünstige Prognose, schwerere, körperliche Folgeschäden Steinhausen HC, 2002; Jacobi, 2004; Keel& Herzog, 2004
Erscheinungsbilder, Betroffene
Frühsymptome einer Essstörung Zwanghafte Beschäftigung mit gesunder Ernährung Ausprobieren verschiedener Diäten Panische Angst zuzunehmen Zwangsgedanken, -handlungen Hyperaktivität (Sport) Obstipation, Blähungen, Völlegefühl Sekundäre Amenorrhoe Schlafstörungen Kältegefühl Stimmungslabilität, depressive Verstimmung Weniger Ressourcen für andere Interessen Sozialer Rückzug Missbrauch Appetitzügler, Abführmittel
Magersucht (Anorexia nervosa) Untergewicht: BMI < 18 kg/m2 Ausfall der Geschlechtsdrüsen (Eierstöcke, Hoden) und entsprechenden körperlichen Folgen Störung der Körperwahrnehmung Gewichtsphobie
Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) Kontrollverlust mit Essanfällen (Binges) Ständige Gedanken um Figur und Gewicht Selbstekel, Selbstvorwürfe Kompensation (Purge) mit: Erbrechen, Abführmitteln, harntreibenden Mitteln, Fasten, übermässigem Sport
Binge Eating Störung DSM-IV R, APA 97 Rezidiv. Essanfälle (subjektiv/objektiv) Umschriebene Zeitspanne Enorme Menge Kontrollverlust Geschwindigkeit Unangenehmes Völlegefühl Kein Hungergefühl Alleine essen Selbstvorwürfe, Selbstekel Bedeutendes Leiden Mind. 2 Tage/Wo über 6 Monate Kein Kompensationsverhalten 25-30% der Übergewichtigen (auch Kinder!) 30% der Tn in Gewichtsabnahmeprogrammen Frauen 1.5x > Männer Remission 50% bei KVT + Medikation
Orthorexie Orthos (gr.) = richtig, aufrecht, Orexis (gr.) = Essen, Appetit Begriff 1997 vom amerikanischen Mediziner Steven Bratman geprägt; "übersteigerte Fixierung auf gesunde Nahrungsmittel. Zwang, stets nur das Richtige zu essen und ungesunde Lebensmittel vollständig zu meiden. Die Definition dessen, was "gesund" ist, wird dabei von den Betroffenen immer enger gefasst und kann extreme Formen annehmen. Bei Verletzung der Essensregeln intensive Versagens- und Schuldgefühle, Bestrafung mit noch strikteren Essensregeln oder Abstinenz. Folgen: meist niedriges Körpergewicht, Mangelernährung und soziale Isolation
Verzerrung der interozeptiven Sinneswahrnehmung Befürchtungen hinsichtlich eigenem Aussehen, Geruch etc. Störung des Gefühls für Hunger/Sättigung Störung der Geschmacks- und Geruchswahrnehmung Befürchtungen betreffend Verdauungsvorgängen Akribische Beobachtung von Urin und Stuhlgang
Sieg, Triumph, Entlastung, Vergebung Schwarz oder Weiss? Gut, richtig, heilig, gesund, erlaubt Böse, falsch, sündig, ungesund, verboten Sieg, Triumph, Entlastung, Vergebung Niederlage, Scham, Frustration, Schuld 15
Fastenheilige – moderne Ikonen „Ein abgemagerter Körper wird das schmale Himmelstor leichter durchschreiten, ein ausgezehrter Körper bleibt im Grab am längsten erhalten.“ Tertullian
Folge- und Begleiterkrankungen
Körperliche Folgen bei Essstörungen Niedrige Körpertemperatur, Kältegefühl, blaue Akren, Lanugo Langsamer Puls, tiefer Blutdruck, Schwindel Muskelrückbildung, Schwäche, Krämpfe Osteoporose, Wassereinlagerungen Konzentrationsschwäche, Verwirrung Darmträgheit, Entzündung der Speiseröhre Schmelzerosionen, Zahnverlust, Schwellung der Speicheldrüsen Herzrhythmusstörungen, Nierenversagen Biss-Spuren, Hautblutungen, Wundheilungsstörungen Minderwuchs, Unreife, Unterfunktion der Geschlechtsdrüsen
Risiko Sport... Rigide Gewichtskontrollen bei: Ausdauer: Langstreckenlauf, Langlauf Ästhetik, Beweglichkeit: Kunstturnen, Tanz, Rhythmische Sportgymnastik, Eiskunstlauf Gewichtsklassen: Boxen, Ringen, Gewichtheben, Rudern, Jockeys Leichtgewichtigkeit: Hochsprung, Skispringen, Rudern, Sportklettern
Female Athlete Triad 1992 American College of Sports Medicine 3 Komponenten komplex zusammenhängend: Gestörtes Essverhalten - Amenorrhoe – Osteoporose Häufigkeit Allgemein: 0.5 - 2% Anorexia nervosa 2 - 6% Bulimia nervosa Athletinnen: 15-78 % gestörtes Essverhalten (Schätzung) Gefahr bleibender Schäden gross Häufiger bei Sportarten mit Druck auf Körpergewicht und Figur Risikofaktoren: Hoher Leistungsdruck und Trainingsumfang (v.a. vorpubertär) Gewicht / Körperfettanteil niedrig Hypokalorische Ernährung Vorbestehend Zyklusunregelmässigkeit Hohe allgemeine Stressbelastung Byrne S, McLean N: Eating disorders in athletes: a review of the literature. J Sci Med Sport. 2001; 4: 145-159. Thanks to: Dr. A. Burki, Baspo Magglingen
Ab wann ist Sport ein Zwang? Das Motiv, Ausdauersport zu betreiben, ist zum zentralen Motiv mit Fixierungscharakter geworden. Der Ausdauersüchtige will sich dadurch "gut fühlen" Vermeiden von Entzugssymptomen und Erledigungszwang Ständig höhere Beanspruchung wird benötigt und toleriert Entzugserscheinungen treten auf, wenn der Sport nicht betrieben werden kann Missachtung körperlicher Signale; Folge: körperliche Schädigung, Missachtung von Verletzung, evtl. Lebensgefahr Gefahr des sozialen Verfalls (Zerrüttung der Ehe, defizitäres Wahrnehmen von Verantwortung) Das sportbezogene Verhalten kontrolliert die Person, nicht umgekehrt J. Knobloch, H. Allmer,T. Schack: "Nicht nur Drogen machen süchtig - Entstehung und Behandlung von nichtstoffgebundenen Süchten"
Essstörungen und Schwangerschaft Reaktivierung alter Verhaltensmuster: restriktives Essverhalten, Erbrechen, exzessiv Sport, Abführmittel, damit Unterversorgung des Foetus mit wichtigen Nahrungselementen Geschwächtes mütterliches Immunsystem, damit erhöhtes Risiko für Infektionen Laxantien, Diuretika, Appetitzügler: ev. teratogene Wirkung Erhöhte SS-Komplikationen bis 8 Jahre nach Erkrankung (Aborte, Hypoglykämie, Infektionen, IUWR, IUFT) Erhöhte Geburtskomplikationen und kindliche Fehlbildungen(Neuralrohrdefekte!) Wisborg et al, A J of Obst and Gyn Peterson et al , A J of Ob and Gyn 2004
Psychiatrische Erkrankungenbei Ess-Störungen 50% leiden zusätzlich unter depressiven Störungen 10 % weisen zusätzlich eine Zwangsstörung auf Bei Bulimia nervosa: Angststörungen 40% Substanzmissbrauch 40% Bipolare Störungen 10% Persönlichkeitsstörungen 60% (Emotional-Instabil vom Borderline-Typ: 17%) Holderness CC, Brooks-Gunn J, Warren MP. Co-morbidity of eating disorders and substance abuse review of the literature. Int J Eat Disord. 1994 Jul;16(1):1-34.
Missbrauchte Substanzen Bulimia Nervosa und Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit 22,9 % + andere Subst.: 17,5% Alkohol: Wein, Bier, Spirituosen-Mix Coffein: Cola, Kaffee, Tabletten Cannabis Appetitzügler, Amphetamine, Kokain Abführmittel, harntreibende Mittel Schilddrüsenhormone Unverdauliches Material
Ursachen?
„Diese Suppe ess‘ ich nicht...“ „Durch das Aushungern des weiblichen Körpers, mit dem auch eine Verkümmerung weiblicher Funktionen verbunden ist, haben die Patientinnen im Symptom eine Möglichkeit gefunden, die anderen auf Distanz zu halten, u. U. auch machtlos zu machen, ohne sie aber verlieren zu müssen.“ (Willenberg 1991)
„Ich hatte mein Kind auf Rosen gebettet, nun musste ich erkennen, dass es an dem Duft erstickt war...“
Die Situation der Angehörigen Sie werden von ambivalenten Gefühlen überflutet: Schuld und Scham, Versagen, Inkompetenz, Wut, Angst, Trauer, Ohnmacht, Verzweiflung... Sie fühlen sich oft hilflos, wissen nicht, welche Haltung sie einnehmen sollen. Es ist für sie schwierig, eine Krankheit zu verstehen und zu akzeptieren, deren Überwindung oft noch als reine Willensfrage angesehen wird. So entstehen gewalt(tät)ige Spannungen, vor allem während den Mahlzeiten... Es ist überaus wichtig, nicht allein zu bleiben. Die Krankheit hat die Tendenz, die Energien aller Beteiligten aufzubrauchen. Auch wenn es schwierig scheint, müssen die Angehörigen sich einen Raum reservieren: Paarbeziehung pflegen, Unternehmungen, die Freude machen, soziale Kontakte... Bremer Arbeitskreis für Essstörungen
Ideale Frauen in den Medien?
...Männer? Der männliche Körper hat in den letzten 20 Jahren deutlich an Medienpräsenz zugenommen. Im Vordergrund (insbesondere der Werbung) steht der muskulöse, schlanke, junge Mann. Deutlich erhöhter Druck, dem neuen (unreiferen) Bild zu entsprechen. Die Mediendarstellungen spiegeln die Veränderung der gesellschaftlichen Haltung gegenüber dem männlichen Körper. Quelle: modellvermittlung.at
Essstörungen bei Männern Stärker tabuisiert, Diagnose schwieriger Geschlechterverteilung 10:1 Häufigkeitsgipfel zwischen 18 und 26 Jahren 50% aller homosexuellen Männer(?) in bestimmten Berufen und Sportarten besonders verbreitet Kombiniert mit Substanzmissbrauch, Zwangs- und Persönlichkeitsstörungen Auslöser: (Leistungs)Sport, Ängste bzgl. Sexualität, Übergewicht, persönliche Stressoren Unterschiede zu Frauen: weniger Gewichts-, eher Figurkontrolle nehmen weniger Abführmittel, Diuretika und Diätpillen, eher Proteinkonzentrate und Hormone weniger unzufrieden mit Körper, nehmen ihn weniger verzerrt wahr eher depressiv wegen Untergewicht und/oder ungenügender Muskulatur 1)zB. Fressanfälle fallen bei Frauen mehr auf, weil Männer sowieso mehr essen -Männer geben es weniger oft zu, weil es vorwiegend „weibliche“ Störungen sind 4)Frauen 15 bis 18 5)zB. Bodybuilder, Jockeys, Rockmusiker
Risikofaktoren für Essstörung Geschlecht: 9x höher für Frauen als Männer Sexuelle Übergriffe in Kindheit Übergewicht als Kind oder Übergewicht/ES der Eltern Frühe Menarche Alkoholkrankheit eines Elternteils Niedriges Selbstwertgefühl Hang zum Perfektionismus Hoher Leistungsdruck seitens der Eltern Emotionale Vernachlässigung Kritische Kommentare über Essverhalten, Gewicht oder Körperformen von Eltern oder anderen
Lösungen...? Anorexie: Bulimie: Hungern als Eigenleistung: „Im Fasten bin ich die Beste.“ Scheinkontrolle und Scheinautonomie:„Das Hungern gehört mir alleine.“ Kontrollgewinn durch Gewichtsabnahme: Anorektisches Paradox! Bulimie: Essen und Erbrechen als anfängliche Ideallösung: „Endlich darf ich alles essen, ohne zuzunehmen.“ Betäubung aller Gefühle durch Essen und Erbrechen Essen und Erbrechen als Ventil zum Spannungsabbau
Gestörte Wahrnehmung von Bulimischer Zyklus Schlankheits- und Schönheitsideale Selbstunzufriedenheit Diät Gewichtsverlust, Gestörte Wahrnehmung von Hunger und Sättigung Fasten Erbrechen Abführen übermässiges Essen Angst vor dem Dickwerden Schuld, Scham, Ekel
Was tun?
Ansprechen? Sprechen Sie die Betroffene alleine an. Zeigen Sie Verständnis, ohne das problematische Essverhalten gut zu heissen. Geben Sie ihren Gefühlen Ausdruck, ohne verletzend zu sein. Übernehmen Sie nicht Verantwortung oder Kontrollfunktion für das Verhalten der Betroffenen. Bieten sie ihr aber in regelmässigen Abständen das Gespräch an. Falls Dritte kontaktiert werden müssen, nur nach Absprache mit der Betroffenen. Nehmen Sie selbst Kontakt zu einer unterstützenden Fachperson auf. Machen Sie die Betroffene auf Fachstellen und Hilfsangebote aufmerksam. Bieten Sie Hilfe bei der Suche nach professioneller Unterstützung an. Reduzieren Sie die Betroffene nicht auf die Essstörung und schaffen Sie keinen künstlichen Schonraum. Versuchen Sie vielmehr, die gesunden Anteile anzusprechen und zu stärken. Sprechen Sie das Vorgehen in der Familie/im Team ab; bestimmen Sie konstante Kontaktpersonen für die Betroffene.
Hinweise für Trainerinnen Verhaltensauffälligkeiten be(ob)achten Keine unbedachten Äusserungen zu Gewicht/Figur Differenzierung Erfolg/Versagen und Gewicht Zwanghaftes, monotones Trainieren erkennen Keine rigiden Ernährungsregimes, individualisierte Tipps und Pläne Gegen Abführmittel und induziertes Erbrechen auftreten Vorbildfunktion der Trainerinnen, Ausbildung! (eigenes) Frauenbild im Sport hinterfragen
Ziele der Therapie der Essstörungen Langsame Normalisierung des Gewichts (verhindert Fortschreiten/Tod) Ev. Stationäre Zwangsernährung Normalisierung des Essverhaltens Reduktion dysfunktionaler Kognitionen und Lernprozesse Aufbau von Selbstwertgefühl/Selbstverantwortung Hilfe bei Aufbau adäquater familiärer Prozesse Nachholen verpasster Entwicklungsschritte Verhinderung von sek. Risiken und Chronifizierung Setting: Ambulant, stationär, tagklinisch...?
„Verrückt: Selbst in der Therapie habe ich das Bedürfnis, gut dazustehen und einen glänzenden Eindruck zu machen.“
Indikationen für Psychopharmaka Depressive Verstimmung Zwänge und Ängste, die Verhaltensmodifikationen verhindern Selbstverletzungen Inappetenz Food-Craving, Binges Körperwahrnehmung stark verzerrt V.a. Antidepressiva, teilw. Neuroleptika und Mood-Stabilizer
Indikationen für Hospitalisation Kritische Zustands-Verschlechterung, v.a. Elektrolyte BMI <13 kg/m2, >50 kg/m2 ? Depression, Zwänge, akute Suizidalität Eskalierende Impulskontrollstörung Mehrfachabhängigkeit Zunehmende soziale Isolation Trennung des sozialen Systems dringend erforderlich
Behandlungsziele der stationären Therapiephase Anorexia nervosa Zielgewicht (BMI 16-18 kg/m2) Aufbau 0.5 kg/Woche Ruhezeiten Bulimia nervosa Individuelles Basisgewicht stabilisieren Abbau der Anfälle Abstinenz von Erbrechen, Abführen, Bewegungsdrang Normalisierung des Essverhaltens: Stil, Rhythmus, Tempo, Menge, Zusammensetzung, Kontext Psychodynamisches Verständnis, Konfliktarbeit Klärung der sozialen Determinanten: Familie, Partnerschaft, Arbeit, Ausbildung, Wohnung
Wie vorbeugen?
Prävention von Essstörungen bei Jugendlichen – Evidenz? Bei Gewichtsverlust >10%, Diäthalten bei Normalgewicht, selbstinduziertem Erbrechen, Laxantien/Diuretika, Fasten um Gewicht zu verlieren oder BMI <5. Perzentile Prognose mit Früherkennung und Frühbehandlung klar besser, v.a. interdisziplinäre, schul- und gemeindebasierte, proaktive Programme wirksam Ziel: „no harm“, Wirkung bei high-risk-Gruppen schlechter 3/2000, U.S. Eating Disorders Prevention, Awareness and Education Act: „...to improve the identification of students with eating disorders, increase awareness of such disorders among parents and students and train educators(...) on effectice eating disorder prevention and assistance methods.“ Piran N. Isr J Psychiatry Relat Sci. 2005;42(3):172-7. Santonastaso P et al. Psychother Psychosom.1999;68(1):46-50. Austin SB. Psychol Med. 2000 Nov;30(6):1249-62. Pratt BM, Woolfenden SR.Cochrane Database Syst Rev. 2002
Ist das Körperselbstbild wirklich so ein großes Thema für junge Leute? Heutzutage ist der Druck auf Kinder und Jugendliche, äußerlich perfekt wirken zu müssen, größer als je zuvor. 6 von 10 jungen Mädchen glauben, „dass sie glücklicher wären, wenn sie dünner wären“. GB: Umfrage zum Thema Körperbewusstsein, Januar 2004, Magazin „Bliss“ Jungen zwischen 10 und 11 Jahren wollen einen muskulöseren Körper, während 12- bis 13-Jährige sich einen schlankeren Körper wünschen Body shape perceptions of preadolescent and young adolescent children, K. N. Parkinson, M. J. Tovée, E. M. Cohen-Tovée, Eur Eat Disorder Rev,6, 126-135 1998) Models und Schauspielerinnen in den Medien haben im Schnitt mindestens 50 % weniger Körperfett als gesunde Frauen. British Medical Association 2000: models and actresses today generally have 10-15% body fat whereas the average body fat for a healthy woman is 22-26%. Levine MP, Harrison K. Effects of media on eating disorders and body image. In J Bryant and MB Oliver (Eds), Media Effects: Advances in Theory and Research (3rd ed, pp. 490-515). NY: Routledge/Taylor & Francis, 2009.
Denken Sie daran: Störungen des Essverhaltens sind häufig und bleiben oft lange unerkannt und unbehandelt. „Neue“ Risikogruppen sind betroffen: Männer, Kinder und ältere Menschen, Sportler, Psychisch kranke Menschen, Patienten mit Stoffwechselstörungen u. a. m. Körperliche und psychische Begleit- und Folgeerkrankungen sind relevant und führen zu Komplikationen, Rückfällen und Chronifizierung. Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser die Prognose und geringer die Langzeitfolgen. Über- oder Unterbehandlung sowie Alleingänge sollen vermieden werden. Prognose ist nach wie vor kritisch, Prävention und Früherkennung sind daher zentral!
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