Akute Infektionen des Gastrointestinaltrakts

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 Präsentation transkript:

Akute Infektionen des Gastrointestinaltrakts Hanno Tröger hanno.troeger@charite.de Abteilung für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Charité, CBF

Verdacht auf infektiöse Gastroenteritis mit prärenalem Nierenversagen Fallbeispiel 25-jähriger Patient, immer gesund gewesen. Bei Freunden am Wochenende (vor einer Woche) gegrillt („Hähnchenspiesse“). Dienstag plötzlich Kopfschmerzen, Fieber, Muskelschmerzen „wie Grippe“ Dann zunächst Besserung der Beschwerden Am Donnerstag dann Bauchschmerzen, erneut Fieber, Durchfall. „Ziemlich heftig“ und seit heute auch Blutbeimengungen im Stuhl, daher Rettungsstelle Labor (pathologisch): Leukozytose (17/nl) CRP erhöht (70 mg/dl) Krea erhöht (1,6 mg/dl) Kalium niedrig (3,2 mmol/l) Verdacht auf infektiöse Gastroenteritis mit prärenalem Nierenversagen

Fallbeispiel Isolation mit eigener Toilette (um Ausbreitung zu verhindern) Diagnostik: Blutkultur aus peripherer Venen Stuhlkultur auf pathogene Keime (Campylobacter, Salmonellen, Shigellen, Yersinien) Therapie: Infusionen (wegen Nierenversagen) mit Kaliumsubstitution Verlauf Kreatinin nach 24 h bereits normalisiert; Blutkulturen negativ Kein Fieber nach 48 h und Entlassung in die Häuslichkeit 1 Tag nach Entlassung Anruf Mikrobiologie: Nachweis von Camplyobacter jejuni in der Stuhlkultur. Meldung gemäß Infektionsschutzgesetz (Nachweis)

Klinik der infektiösen Diarrhoe Bauchschmerzen Übelkeit, Erbrechen Durchfall (wässrig, blutig) Fieber

Endoskopische Befunde einer Kolitis

Initiales Procedere bei akuter Diarrhoe Initiale Einschätzung: Volumenstatus / Dehydratation? Orale Nahrungs-bzw. Flüssigkeitsaufnahme möglich? Dauer? Lokale / system. Entzündungszeichen (Fieber, Blut im Stuhl, lokaler Peritonitis) Begleiterkrankungen etc. Genese: Umgebungsinfektion, Ausland, Antibiotika Symptomatische Therapie (Hydratation) Hygienemaßnahmen

Indikatoren eines schweren Verlaufs Hypovolämie Blutige Stühle Fieber > 6 ungeformte Stühle / 24 h > 48 h Dauer Starke abdominelle Schmerzen Kinder, alte Patienten (Komorbiditäten beachten) Immunsuppression Kein schwerer Verlauf → weiter symptomatische Therapie Bei schwerem Verlauf (oder Persistenz) → diagnostische Abklärung

Komplikationen der infektiösen Diarrhoe Exsikkose/Hypovolämie orthostatischer Dysregulation Stürze Bewusstseinsstörung/Delir Prärenales Nierenversagen Erhöhtes kardiovaskuläres Risiko durch rheologische Veränderungen (Herzinfarkt/Apoplex) Elektrolytentgleisung (Hypokaliämie!) Herzrhythmusstörungen Delir Bakteriämie v.a. Salmonellen (ca 5-10% der Erkrankungen) mit potentiell septischen Absiedlungen (CAVE endovaskuläre Absiedlungen/Plaques/Prothesen/ Klappen) Folgeerkrankungen Postinfektiöses Reizdarmsyndrom reaktive Arthritis, Erythema nodosum, Guillain-Barré-Syndrom (Campylobacter)

Lebensmittel als Infektionsquelle Erreger Lebensmittel Salmonellen Eier, Geflügel, Rohmilch, Fleisch Campylobacter Geflügel, Fleisch, Rohmilch EHEC Rindfleisch, Rohmilch, Sprossen Staph.-Toxine kalte Speisen (Milch, Eier, Fleisch) Lamblien Wasser, Früchte

Expositionsprophylaxe Fäkal-orale T.: „peel it, boil it, cook it ... or forget it“ Hygienische Speisezubereitung: Kühlkette (< 4°C) Waschen von Früchten und Gemüse Hände waschen Kreuz-Kontamination vermeiden (Messer, Brettchen etc.) Fleisch durchgaren (Kerntemperatur > 70-80°C) Hygienemaßnahmen i. e. S.

Hygienemaßnahmen bei infektiöse Diarrhoe Allgemeine Hygienemassnahmen („Standardmaßnahmen“) Händedesinfektion Handschuhe Schutzkittel Mundschutz (bei Gefahr der Übertragung durch Aerosole) Kontaktisolierung (Kohortenisolierung möglich) Eigene Toilette