4c) Leitfragen zur Sprachstandserhebung

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 Präsentation transkript:

4c) Leitfragen zur Sprachstandserhebung Aufgabe für TeilnehmerInnen: Im Folgenden werden die einzelnen Leitfragen behandelt. Die TeilnehmerInnen erhalten eine Tabelle mit den Leitfragen und sollen zunächst darüber reflektieren, wie sie die Fragen für sich beantworten würden. Diese werden im Anschluss im Plenum besprochen. Literatur: Gogolin/ Roth/ Neumann (2005): 9; Grafik: Antje Aulbert

4c) Leitfragen zur Sprachstandserhebung Mit welchem Ziel erheben Sie den Sprachstand Ihrer SchülerInnen? Die Teilnehmer reflektieren über die Ziele der Sprachstandserhebung und tragen ihre persöblichen Ergebnisse in der Tabelle ein. Die Ergebnisse werden dann kurz im Plenum zusammengetragen und diese durch weitere Informationen der nächsten Folien ergänzt.

4c) Leitfrage: Ziele der Sprachstandserhebung Selektionsdiagnostik: Förderdiagnostik meist bei Übergängen zum Vergleich von Lernenden eher defizitorientiert Ziel: institutionelle Entscheidungsfindung differenzierte Erfassung von Einzelprofilen eher kompetenzorientiert Ziel: Sprachentwicklungs-schwierigkeiten schnell erkennen Literatur: Ehlich (2005): 98 & Gogolin/Neumann/Roth (2005): 14

4c) Leitfragen zur Sprachstandserhebung Was muss insbesondere bei mehrsprachigen SchülerInnen berücksichtigt werden?

4c) Leitfrage: Zielgruppe außersprachliche Faktoren: Alter Kontaktdauer und – intensität Geschlecht Bildung sozioökonomischer Status Gelegenheit für einen natürlichen L2-Erwerb biographischer Hintergrund sprachliche Faktoren: Literatur: Ehlich (2005): 131 ff., 143 ff.; Gogolin/ Roth/ Neumann (2005): 53, Grafik: Antje Aulbert

4c) Leitfragen zur Sprachstandserhebung Welche sprachlichen Kompetenzen sollten bei einer Sprachstandserhebung berücksichtigt werden?

4c) Sprachliche Kompetenzen „Sprachverwendung - und dies schließt auch das Lernen einer Sprache mit ein - umfasst die Handlungen von Menschen, die als Individuen und als gesellschaftlich Handelnde eine Vielzahl von Kompetenzen entwickeln, und zwar allgemeine, besonders aber kommunikative Sprachkompetenzen. Sie greifen in verschiedenen Kontexten und unter verschiedenen Bedingungen und Beschränkungen auf diese Kompetenzen zurück, wenn sie sprachliche Aktivitäten ausführen, an denen (wiederum) Sprachprozesse beteiligt sind, um Texte über bestimmte Themen aus verschiedenen Lebensbereichen (Domänen) zu produzieren und/oder zu rezipieren.“ (GeRS 2001)

4c) Sprachliche Kompetenzen Wissen Fertigkeiten / prozedurales Wissen Existenzielle Kompetenz Handlungsorientiert, weil er Sprachlernende als sozial Handelnde betrachtet, die in best. Situationen kommunikative Aufgaben bewältigen müssen. Sprachverwendung erfordert Kompetenzen Allgemeine Kompetenzen (competenze generali): Wissen (deklarativ) SAPERE Fertigkeiten/prozedurales Wissen SAPER FARE Existential competence = SAPER ESSERE/ persönlichkeitsbezogene Kompetenz (selbstbild, Sicht anderer Menschen etc.) Handlungsorientierter Ansatz der L2-Kompetenz Sprechen als soziales Handeln Rückgriff auf Kompetenzen [[[nicht nur sprachliche! ALTE 2012: 13

4c) Sprachliche Kompetenzen Sprache = umfassende Ressource der Kommunikation, die nicht nur aus Lexik und Grammatik besteht Ehlich: sieben sprachliche Basisqualifikationen, die vom Kind im Laufe der Zeit angeeignet werden  ermöglichen einen differenzierten Blick auf Sprache Literatur: Lengyel/ Reich/ Roth/ Döll (2009): 19 Gemeinsame Überlegung: Was ist Sprache und welche sprachlichen Teilkompetenzen gibt es?

Sprachliche Basisqualifikationen 4c) Sprachliche Kompetenzen Sprachliche Basisqualifikationen Vergleichen welche der Sprachlichen Fähigkeiten bereits im Warm-up durch die TN genannt wurden  ggf. Ergänzen oder kurz ansprechen, welche Qualifikationen nicht genannt wurden (warum?) Die Basisqualifikationen nur anschneiden um einen Eindruck davon zu erhalten, dass Sprache mehr als nur Wortschatz und Grammatik ist. Praktische Beispiele zu den einzelnen Teilqualifikationen aufführen  Fachbegriffe erklären Welche sprachlichen Teilbereiche gibt es (Basisqualifikationen  nach Ehlich): Rezeptive und produktive phonetische Qualifikation (Lautunterscheidung und –produktion) Pragmatische Qualifikation I & II (angemessener Einsatz von Sprache) Semantische Qualifikation (Zuordnung Ausdruck – Bezeichnetes) Morphologische – syntaktische Qualifikation (komplexe sprachliche Strukturen verstehen und produzieren) Diskursive Qualifikation (Kommunikation aufbauen können) Literale Qualifikation (erkennen und produzieren von Schriftzeichen)   Literatur: Ehlich 2005: 12 ff.; Grafik: Katja Schnitzer

4c) Leitfragen zur Sprachstandserhebung Welche sprachlichen Anforderungen werden an die SchülerInnen in den Schulstufen gestellt?

4c) Sprachliche Anforderungen in der Schule Welche sprachlichen Teilbereiche sind in Bezug auf das Alter und die schulischen Anforderungen Ihrer SchülerInnen besonders relevant? Wie verändern sich die Anforderungen an die Sprache der SchülerInnen im Verlauf der Schulzeit? Das Thema Fachsprache anschneiden  gerade bei (älteren) Schulkindern reicht es nicht, allgemeinsprachliche Kompetenzen zu erheben, wenn man feststellen möchte, ob eine SchülerIn in der Lage ist, den sprachlichen Anforderungen im Unterricht gerecht zu werden.  Den LehrerInnen soll bewusst gemach werden, dass sich die Sprache außerhalb der Schule oder auch im einfachen mündlichen Gespräch von der schriftsprachlichen Bildungssprache unterscheidet  je nach Situation müssen sprachliche Äußerungen unterschiedlich bewertet werden

4c) Sprachliche Anforderungen in der Schule Cummins (1979): Kindergarten: allgemeinsprachliche Fähigkeiten (mündlich) Grundschule: neben allgemeinsprachlichen Fähigkeiten zunehmend auch schriftsprachliche und bildungssprachliche Kompetenzen, Schulspezifischer Wortschatz Sekundarstufe: fachsprachliche Kompetenzen Literatur: Kany/Schöler (2010): 98; Grafik: Antje Aulbert Cummin (1979): BICS (basic interpersonal communicative skills): Fähigkeit sich mit einem begrenzten Wortschatz und sprachlichen Routinen mit Gesten und Mimik im Alltag zu verständigen --> Schlüsselwörter CALP (cognitive academic language proficiency ): Fähigkeit grundlegende Merkmale von Morphologie und Syntax beachten zu können (Grammatikwissen), Wissen über Sprache --> wichtig für Schule Das Thema Fachsprache anschneiden  gerade bei (älteren) Schulkindern reicht es nicht, allgemeinsprachliche Kompetenzen zu erheben, wenn man feststellen möchte, ob ein Lerner in der Lage ist, den sprachlichen Anforderungen im Unterricht gerecht zu werden.  Den LehrerInnen soll bewusst gemach werden, dass sich die Sprache außerhalb der Schule oder auch im einfachen mündlichen Gespräch von der schriftsprachlichen Bildungssprache unterscheidet  je nach Situation müssen sprachliche Äußerungen unterschiedlich bewertet werden

4c) Leitfragen zur Sprachstandserhebung Welche zeitlichen, finanziellen, personellen und materiellen Ressourcen stehen Ihnen zur Verfügung? Wie können Sie weitere Ressourcen mobilisieren? Die Teilnehmer reflektieren über die Ziele der Sprachstandserhebung und tragen ihre persöblichen Ergebnisse in der Tabelle ein. Die Ergebnisse werden dann kurz im Plenum zusammengetragen und diese durch weitere Informationen der nächsten Folien ergänzt. Welche Anforderungen an Erhebungsverfahren stellen die LehrerInnen in Hinblick auf die Praktikabilität? Was muss ein Verfahren leisten, damit die TN es in ihrem Unterricht problemlos einsetzen könnten? Welche Unterstützung (auf schulischer Ebene) erfahren die LehrerInnen bereits (z.B. Kooperation, Sprachberater,…) und welche wünschen sie sich noch?

4c) Ressourcen – Erhebungsverfahren & Praktikabilität Aus- und Fortbildungen Sprachzentren, Kompetenzzentrum, Sprachberatung Vernetzung zwischen LehrerInnen & Fachbereichen räumliche, zeitliche, materielle Ressourcen Unterstützung von Schulleitung und KollegInnen bewährte Materialien

Abbildung: Antje Aulbert 4c) Die Auswahl der Verfahren zur Erhebung des Sprachstandes ist abhängig von: Methode: Austausch unter den TeilnehmerInnen Auf 5 Tischen liegt jeweils ein Plakat mit einer Leitfrage. Die TN gehen um die Tische herum und schreiben ihre persönlichen Kommentare auf die jeweiligen Plakate und können sich zudem die Kommentare der anderen TN anschauen. Abbildung: Antje Aulbert

4d) Zwischenfazit Sprachstandserhebungen erlauben nie eine Aussage über „den“ Sprachstand der SchülerInnen, sondern zeigen lediglich einzelne sprachlichen Kompetenzen in einer Momentaufnahme auf Die Sprachaneignung erfolgt diskontinuierlich und nie linear (u-förmig)  Erhebungen zu mehreren Zeitpunkten notwendig Mehrsprachigkeit ist nicht Addition mehrerer Sprachen (Berücksichtigung multilingualer Fähigkeiten notwendig) Ideal wäre eine Kombination verschiedener Verfahren, wobei stets das Sprachenrepertoire der einzelnen SchülerInnen beachtet wird. Literatur: Lengyel/ Reich/ Roth/ Döll (2009): 29; Ehlich (2005): 150 ff.; Ehlich (2005): 25