Therapie der schweren akuten Pankreatitis:

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Metaanlysen klinischer Studien Rainer Schalnus
Advertisements

Was gibt es Neues beim Schlaganfall? 2007
Chronische Pankreatitis
Sauerstofftherapie (LTOT) und Nichtinvasive Beatmung (NIV)
Leberfunktionsmessung
Inhalt Leukämie – eine Einführung Leukämie – eine Einteilung Wie Leukämie besiegt werden kann!
Behandlung der Endometriose - neue Gestagene -
Heinz Rüddel, Bad Kreuznach
Dr. med. Carl Oneta Schaffhauserstr Winterthur
Endocarditisprophylaxe
Therapie von Gallensteinen
Herzinsuffizienz die auch Herzleistungsschwäche genannt wird
zu Cinacalcet und CKD-MBD
Myokardinfarkt – Tatsächliche Mortalität
Diabetes mellitus – Update 2009
Studien zur Neurophysiologie der Diamorphinwirkung
Gastroösophageale Refluxkrankheit
Galle und Pankreas.
Nosokomiale Infektionen (NI)
Sepsis erkennen, initiale Diagnostik und Therapie
Meningitis Exkurs Verbrauchskoagulopathie
PROCESS 24-Monats-Ergebnisse
EOSS: Edmonton Obesity Staging System
Prof. Dr. Uwe Frank Department für Infektiologie
Ernährung bei akuter Pankreatitis
Perikardioskopie Freitag, den 29. Juli 2005.
Multiresistente Erreger in der täglichen Praxis
2. 2 Pressekonferenz im BMG am 11. Dezember 2007.
Gesundheitliche Folgen von h ä uslicher Gewalt. Was interessiert wen? Beispiel ÄrztInnen  22% aller Frauen erleiden im Laufe ihres Lebens Gewalt in einer.
Behandlungs- und Schulungsprogramm für Patienten mit Hypertonie Vorstellung des Behandlungs- und Schulungsprogramms, Diskussion über Therapie und Praxisorganisation.
Biochemie der Ernährung Kohlenhydrate Lipide Proteine.
Chronische Herzinsuffizienz: Wie viele Tabletten braucht unser Patient wirklich? Priv.-Doz. Dr. med. Jochen Müller-Ehmsen Klinik.
Genotyp genetische Ausstattung Phänotyp physiologische Situation Umwelt Lebensstil, Ernährung Genomics - SNPs Proteomics - Proteinkonz. - Proteinaktivität.
BIPOLARE STÖRUNGEN. Manie übersteigerte gute Laune – intensive Hochgefühle Vermindertes Schlafbedürfnis → zielloser Tatendrang Sprunghaftigkeit Enthemmung.
Pathophysiologie des Gastrointestinaltrakts und seiner Anhangdrüsen T2 Adelheid Kresse Institut für Pathophysiologie & Immunologie
Pathophysiologie des Gastrointestinaltrakts und seiner Anhangdrüsen T1 Adelheid Kresse Institut für Pathophysiologie & Immunologie
Mikroorganismen Einführung in die Mikrobiologie.
Franz Jakob Muskelschwund im Alter – Was wissen wir darüber Universität Würzburg Bezirk.
Ein System zur Unterstützung des Stoffwechsels. Quellen für die Verunreinigung des Körpers Aktivitäten der Zellen Bakterien und Viren Luft und Wasser.
Therapiealgorithmus bei Vorhofflimmern – H.ReuterSeite 1 Hannes Reuter Klinik III für Innere Medizin Herzzentrum der Universität zu Köln Therapiealgorithmus.
Ernährung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) Dr. med. Carl Oneta Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, spez. Hepatologie Schaffhauserstrasse.
DIE VERGESSENE MEHRHEIT Die besondere Situation von Angehörigen Alkoholabhängiger H. Zingerle, S. Gutweniger Bad Bachgart – Therapiezentrum zur Behandlung.
Palliativmedizin (1)... dient der Verbesserung der Lebens- qualität von Patienten und ihren Familien, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung konfrontiert.
Interaktion zwischen Metronidazol und parodontopathogenen Bakterien im Zusammenhang mit KB-Zellen Daniela Stephan.
Messung von Cortisol bei Patienten mit septischem Schock: Vergleich zwischen Immunoassays und LC-MS/MS Michael Vogeser Institut für Klinische Chemie Klinikum.
Modifizierte Minimal-invasive Steinbehandlung: Tubeless Mini-PCNL in Rückenlage Stefan Tietze Klinik für Urologie und Andrologie, Klinikum St. Georg gGmbH,
Hintergrund Verlauf und Diskussion Bildgebung OBERSCHWABENKLINIK Patient 1: 13-jähriger Junge. Symptome: Massives Erbrechen, epigastrische Bauchschmerzen.
Anlage Pankreasstent.
Aktionstag Bauchspeicheldrüse Kleines Organ – Große Wirkung 3
Ernährung und Lebererkrankungen
Genetik und chronische Pankreatitis
Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung e.V.
Ergebnisse des deutschlandweiten Registers für Doppelballonenteroskopie Möschler O[1], May A[2], Müller MK[1], Ell C[2] 1: Marienhospital, Klinik für Innere.
Ernährung und Krebs. Gute Ernährung gehört zur Tumorprävention!
Postoperative Prognose der Trigeminusneuralgie bezugnehmend auf den intraoperativen Befund Fragoza Padilla V, Borghei-Razavi H, Schick U. Neurochirurgische.
Der besondere Fall – Postoperatives Management eines Chylothorax S.R. Döppner¹, P. Gössmann-Lange ¹, J. Kuhlgatz ¹ ¹ Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie,
Neoadjuvante Therapie des Magenkarzinoms Kristoph Jahnke Onkologische Schwerpunktpraxis Brandenburg Charité-Universitätsmedizin Berlin Campus Benjamin.
Sm153 -EDTMP: Aufnahme-Einfluß von Bisphosphonaten
SVATCH-STUDIE Prof. Dr. W. Vetter
Das RAAS-System und Valsartan
Bertrand Coiffier Für die Groupe d’Etude des Lymphomes de l’Adulte
Kopfschmerz-Responderrate nach 2h
Was ist Cystische Fibrose?
Akute und chronische Pankreatitis
Früherkennung von Lungenkrebs – neue Ansätze
Abbildung mod. nach Mehls O et al. 2015
Einfluss einer rhGH-Therapie auf die Wachstumsgeschwin-digkeit bei Kindern mit chronischer Niereninsuffzienz CT konservative Behandlung HD Hämodialyse.
Früherkennung von Lungenkrebs – neue Ansätze
Aortenaneurysma L.Eisner.
Früherkennung von Lungenkrebs – neue Ansätze
 Präsentation transkript:

Therapie der schweren akuten Pankreatitis: Nekrose (CT), Organkomplikation, Apache-II > 8, Ranson > 3 Intensivüberwachung (interdisziplinär) Feinnadel- Punktion / FNP Chirurgie ? Endoskopie Antibiotikapro- phylaxe bei Nekrosen (Imipenem, Gyrase- hemmer) Aggressive Volumentherapie (ZVD-Kontrolle) Enterale Ernährung (Jejunalsonde) Unverträglichkeit Total parenterale Selektive Darm- Dekontamination ? Pankreasspezifische Therapie z.B. Mediatorblockade mit Lexipafant Hämodilution Dextran-60 6

Therapie der schweren akuten Pankreatitis: Nekrose (CT), Organkomplikation, Apache-II > 8, Ranson > 3 Intensivüberwachung (interdisziplinär) Feinnadel- Punktion / FNP Chirurgie ? Endoskopie Antibiotikapro- phylaxe bei Nekrosen (Imipenem, Gyrase- hemmer) Aggressive Volumentherapie (ZVD-Kontrolle) Enterale Ernährung (Jejunalsonde) Unverträglichkeit Total parenterale Selektive Darm- Dekontamination ? Pankreasspezifische Therapie z.B. Mediatorblockade mit Lexipafant Hämodilution Dextran-60 6

Akute Pankreatitis: Therapiestudien Behandlung Therapeutischer Ansatz Ergebnis Magensonde Verminderter Säuregehalt im Duodenum Negativ H2-Blocker Hemmung der Säuresekretion Anticholinergika Hemmung der Pankreas- & Säuresekretion Glukagon Hemmung der Pankreassekretion Somatostatin TPE Verminderte Pankreassekretion Aprotinin Hemmung der Proteasen Gabexat-mesilat FFP Natürliche Proteaseninhibition Indomethazin Hemmung der Prostaglandine Peritoneallavage Entfernung toxischer Substanzen Lexipafant PAF-Antagonist

„Towards a Novel Treatment Strategy for Acute Pancreatitis“ Trotz mehr als 100-jähriger wissenschaftlicher Bemühungen ... Keine spezifische Therapie Immunmodulation kein „Durchbruch“ Schicksal des Patienten mit akuter Pankreatitis nahezu mit Beginn der Erkrankung bereits entschieden Oxidativer Stress Ursache der Pankreatitis Braganza: Digestion 2001; 63: 69-91

Therapie der schweren akuten Pankreatitis: Nekrose (CT), Organkomplikation, Apache-II > 8, Ranson > 3 Intensivüberwachung (interdisziplinär) Feinnadel- Punktion / FNP Chirurgie ? Endoskopie Antibiotikapro- phylaxe bei Nekrosen (Imipenem, Gyrase- hemmer) Aggressive Volumentherapie (ZVD-Kontrolle) Enterale Ernährung (Jejunalsonde) Unverträglichkeit Total parenterale Selektive Darm- Dekontamination ? Hämodilution Dextran-60 Mediatorblockade Lexipafant ?? 6

Therapie der schweren akuten Pankreatitis: Nekrose (CT), Organkomplikation, Apache-II > 8, Ranson > 3 Intensivüberwachung (interdisziplinär) Feinnadel- Punktion / FNP Chirurgie ? Endoskopie Antibiotikapro- phylaxe bei Nekrosen (Imipenem, Gyrase- hemmer) Aggressive Volumentherapie (ZVD-Kontrolle) Enterale Ernährung (Jejunalsonde) Unverträglichkeit Total parenterale Selektive Darm- Dekontamination ? Hämodilution Dextran-60 6

ERCP + Papillotomie bei akuter Pankreatitis Neoptolemos et al: Lancet 1988 Fan et al: NEJM 1993 Fölsch et al: NEJM 1997 Patientenzahl 121 195 238 Zentren 1 22 Ursache der Pankreatitis biliär verschiedene Bilirubin > 90 umol/l eingeschlossen ausgeschlossen ERCP Innerhalb 72 h nach Aufnahme Innerhalb 24 h nach Aufnahme Innerhalb 72 h nach Beginn der Beschwerden

Ergebnisse der Multizenterstudie von Fölsch et al Tod Tod aufgrund Pankreatitis Komplikations-rate Respiratori-sche Insuffizienz Invasiver Arm 14 10 46% häufiger Konservativer Arm 7 4 50,9% Früh-ERCP erfolgreich: 121/126 Papillotomie: 58/126 Erfolgreiche Steinentfernung: 57/58 ERCP im konservativen Behandlungsarm: 22/112

26 behandelte Patienten = ein gerettetes Leben ERCP + Papillotomie bei biliärer Pankreatitis Metaanalyse kontrollierter Studien Patientenzahl Komplikationsrate Letalität Invasiver Arm 460 25 % 5,2 % p < 0.001 Konservativer Arm 374 38,2 % 9,1 % p < 0.05 26 behandelte Patienten = ein gerettetes Leben Sharma & Howden: Am J Gastroenterol 1999; 94: 3211-4

Nekrosektomie via endoskopisch transgastralem Zugang Akute Pankreatitis: Nekrosektomie via endoskopisch transgastralem Zugang Entfernung toten, untergegangenen Gewebes über die Magenspiegelung statt Operation? ?

Endoskopische Nekrosektomie

Endoskopische Nekrosektomie

Therapie der schweren akuten Pankreatitis: Nekrose (CT), Organkomplikation, Apache-II > 8, Ranson > 3 Intensivüberwachung (interdisziplinär) Feinnadel- Punktion / FNP Chirurgie ? Endoskopie Antibiotikapro- phylaxe bei Nekrosen (Imipenem, Gyrase- hemmer) Aggressive Volumentherapie (ZVD-Kontrolle) Enterale Ernährung (Jejunalsonde) Unverträglichkeit Total parenterale Selektive Darm- Dekontamination ? Hämodilution Dextran-60 Mediatorblockade Lexipafant ?? 6

Akute Pankreatitis: Prophylaktische Antibiotikagabe Reduktion der Sepsisrate und Letalität Sharma & Howden: Pancreas 2001; 22: 28-31 Probleme: Daten nicht hinreichend gesichert Selektion problematischer Erreger: Wechsel des Keimspektrums von gramnegativen zu grampositiven und Pilzen (37%)

Antibiotika bei nekrotisierender Pankreatitis? Methoden 114 Pat., CRP >150 mg/l und/oder Nekrose im CT CIP (2 x 400mg) + Metronidazol (2 x 500mg) vs Placebo Offene Antibiotikagabe bei SIRS, MODS, Infektion Ergebnisse CIP/MET-Gruppe: 28% offene Antibiotikagabe 12% infizierte Pankreasnekrose Placebogruppe: 46% offene Antibiotikagabe 09% infizierte Pankreasnekrose Schlussfolgerung Prophylaktische Antibiotika: kein Vorteil Isenmann .... Beger: Gastroenterology 2004; 126: 997-1004

Antibiotika bei nekrotisierender Pankreatitis? Internationale Konsensus Konferenz über die Behandlung der schweren akuten Pankreatitis European Society of Intensive Care Medicine (ESICM) Society of Critical Care Medicine (SCCM) American Thoracic Society (ATS) European Respiratory Society (ERS) Société de Réanimation de Langue Française (SRLF) “Empfehlung gegen den prophylaktischen Einsatz von Antibiotika” Nathens et al: Crit Care Med 2004; 32: 2524-36

Therapie der schweren akuten Pankreatitis: Nekrose (CT), Organkomplikation, Apache-II > 8, Ranson > 3 Intensivüberwachung (interdisziplinär) Feinnadel- Punktion / FNP Chirurgie ? Endoskopie Antibiotikapro- phylaxe bei Nekrosen (Imipenem, Gyrase- hemmer) Aggressive Volumentherapie (ZVD-Kontrolle) Enterale Ernährung (Jejunalsonde) Unverträglichkeit Total parenterale Selektive Darm- Dekontamination ? Hämodilution Dextran-60 6

Akute Pankreatitis Enterale versus parenterale Ernährung Enteral versus Parenteral Komplikationsrate geringer Septische Komplikationen seltener Kosten geringer Kalfarentzos et al: Br J Surg 1997; 84: 1665-9 Windsor et al: Gut 1998; 42: 431-5 Olah et al: Nutrition 2002; 18: 259-62 Abou-Assi et al: Am J Gastroenterol 2002; 97: 2255-62

Pathogenese der chronischen Pankreatitis Azinuszelle Trypsin(ogen) Trypsininhibitor Gangzelle CFTR aus: Exempla gastroenterologica: Bildatlas zur funktionellen Morphologie und Pathophysiologie des Magendarmsystems R. Ottenjahn; F. Hammersen; H. Bräuer – München: Medical Service, 1990

Konzept zur Pathogenese der Pankreatitis Intrazelluläre Aktivierung von Trypsin (lysosomales Enzym Cathepsin B Trypsinmutanten, ...) Begrenzung der Autolyse (Proteaseninhibitoren, Apoptose) Rezidivierende begrenzte Nekrosen Ödematöse Pankreatitis Fibrose: Chronische Pankreatitis Dekompensation der Schutzmechanismen Ausbreitung der Nekrose lipolytische Enzyme Lipase: Triglyceride freie Fettsäuren Phospholipase A2: Lecithin Lysolecithin

Gene und Pankreatitis Hereditäre chronische Pankreatitis Mutationen: Trypsinogen, Trypsininhibitoren: Serin Proteaseninhibitor Typ Kasal (SPINK) Mukoviszidose/Zystische Fibrose: Mutationen des Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator (CFTR) Idiopathische chronische Pankreatitis Mutationen des CFTR: Sonderform der Mukoviszidose Alkohol induzierte chronische Pankreatitis Leptosomer Habitus Polygenetische Erkrankung

Trypsinogenmutanten bei hereditärer Pankreatitis Aktivierungspeptid Signalpeptid Aktives Enzym MNPLLILTFV AAALAAPFDD DDKIVGGYNC EENSVPYQVS LNSGYHFCGG SLINEQWVVS AGHCYKSRIQ VRLQGEHNIE VLEGNEQFIN AAKIIRHPQY DRKTLNNDIM LIKLSSRAVI NARVSTISLP TAPPATGTKCL ISGWGNTASS GADYPDELQC LDAPVLSQAK CEASYPGKIT SNMFCVGFLE GGKDSCQGDS GGPVVCNGQL QGVVSWGDGC AQKNKPGYVK WIKVYTKVYN NTIAANS

Detektion von N29I mit allel-spezifischer PCR Stammbaum N. I T II 2 3 4 5 8 III 4 5 IV Sequenz Allel-spezifische PCR 1.636 bp 1.018 bp 517 bp II/2 II/3 II/4 III/4 II/5 III/5 II/7 II/8 Co Teich et al: Gut 1999; 44: 413-416

Pathogenese der hereditären Pankreatitis Punkt-Mutationen des Trypsinogen kodierenden Gens: Erleichterte Aktivierung von Trypsinogen (D22G; K23R, N29I) Verminderter Abbau von Trypsinogen (R122H) Aktivität über breiteren pH-Bereich (N29I) Aktivierung durch Cathepsin B Aktivierung des anionischen Trypsins

Genetik und Pankreatitis Manifestation und Ausprägung genetische Risikofaktoren stark: Mutationen N29I und R122H des kationischen Trypsinogens schwach: N34S des SPINK1, CFTR, ... nicht-genetische Risikofaktoren Alkohol, Rauchen Manifestation und Ausprägung der Erkrankung