Qualitative Forschung Eine Einführung orientiert an Flick/v.Kardorff/Steinke „Was ist qualitative Forschung. Einleitung und Überblick“ in: dieselben (Hrsg.) Qualitative Forschung. Ein Handbuch
Qualitative Forschung Im Gegensatz zur quantitativen Forschung, die erklärend ist (Ursache – Wirkung), ist qualitative Forschung verstehend. Sie versucht Zusammenhänge der Lebenswelt (Abläufe, Deutungsmuster, Strukturmerkmale) zu verstehen, d.h. aus der Sicht der handelnden Menschen heraus zu beschreiben.
Qualitative Forschung Das Fremde, das von der Norm Abweichende, das Unerwartete wird als Erkenntnisquelle genutzt. Das „Normale“ wird aus einer verfremdeten Perspektive betrachtet und dadurch werden grundlegende Sachverhalte, Mechanismen, Strukturen aufgedeckt.
Qualitative Forschung Es werden Forschungsfragen gestellt, die auf die Qualität der Lebensverhältnisse zielen, nicht auf die Quantität bestimmter Fakten. Qualitative Forschung lässt sich aber sehr gut mit quantitativer Forschung kombinieren.
Die Methoden der qualitativen Forschung sind vielfältig und auch miteinander kombinierbar Teilnehmende Beobachtung Protokolle von Beobachtungen Tagebuchaufzeich-nungen Interviews Experimentelle Verfahren (vgl. Garfinkels Krisenexperimente Fotos, Dokumente, Ton- +Videoaufzeichnung. Fragebögen (teilweise)
Warum qualitative Forschung? Sie ist häufig offener in ihren Fragestellungen und entdeckt so Probleme, die vorher nicht erfragbar waren. Sie übermittelt ein konkreteres und plastischeres Bild der Realität.
Warum qualitative Forschung? Die Sichtweise der Betroffenen wird berücksichtigt. Sie ist offen für Neues, für Unbekanntes in der Alltagswelt oder „das Abenteuer beginnt gleich um die Ecke“. Sie entwickelt theoretische Positionen aus der empirischen Arbeit. (Übersicht S.19)
Grundannahmen von QF Soziale Wirklichkeit lässt sich als Ergebnis in sozialer Interaktion hergestellter Bedeutungen und Zusammenhänge verstehen. Beides wird von den Handelnden interpretiert und stellt die Grundlage für ihr weiteres Handeln dar. Menschen handeln auf der Basis von gemeinsam geteilten Bedeutungen, die sie Objekten, Ereignissen, Situationen und Personen zuschreiben.
Grundannahmen von QF Diese Bedeutungen modifizieren sie beständig und „rahmen“ sie kontextbezogen in Reaktion auf die Deutungen anderer. Soziale Wirklichkeit erscheint als Ergebnis fortlaufender gemeinsamer Konstruktionsprozesse. Konzentration auf Formen und Inhalte der alltäglichen Herstellungsprozesse. Analyse von Kommunikations- u. Interaktionssequenzen mit Hilfe von Beobachtungsverfahren.
Merkmale der QF Die Subjektivität des Forschers soll nicht unterdrückt sondern reflexiv mit in die Untersuchung einbezogen werden. „C‘est le point de vue qui crée l‘objet“, (der Gesichtspunkt bzw. der Blickwinkel schafft erst den Gegenstand) sagte schon Ferdinand de Saussure (1913), der Begründer des sprachwissenschaftlichen Strukturalismus.
Merkmale der QF Demnach ist Objektivität im strengen Sinne kaum erreichbar (auch nicht bei den sogenannten „harten“ Wissenschaften, den Naturwissenschaften). Was hingegen möglich ist, ist über die Bedingungen der eigenen Arbeit und über die eigene Subjektivität zu reflektieren und diese Reflexionen bei der Interpretation der eigenen Daten mit einfließen zu lassen.
Merkmale der QF Methodenspektrum statt Einheitsmethode Gegenstandsangemessenheit Orientierung am Alltagsgeschehen Kontextualität als Leitgedanke Perspektiven der Beteiligten Verstehen als Erkenntnisprinzip
Merkmale der QF Prinzip der Offenheit Fallanalyse als Ausgangspunkt Konstruktion der Wirklichkeit als Grundlage Qualitative Forschung als Textwissenschaft Entdeckung und Theoriebildung als Ziel