Konstruktivistische Lerntheorien

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Von der konstruierten Wirklichkeit Wirklichkeit als Konstrukt kognitiver Systeme Medien als Baustein für Bildung von Wirklichkeitskonsens.
Advertisements

Vorlesung zur Lehrveranstaltung „Internet-Learning“ im SS 2004
Wo wir mit unseren Lösungen ansetzen
Politischer Liberalismus
Eine gewagte These Wir können in und mit Spielen die Welt retten und besser machen und irgendwann wird sie funktionieren wie ein gutes Spiel …... nach.
Handlungsorientiert lehren und lernen
Wissen kann man vernachlässigen (Behaviorismus)
Räumliche Orientierung Lehrveranstaltungsraum:
Vorstellungsbildung im Literaturunterricht
Pädagogische Beobachtung und diagnostische Gesprächsführung
Die Gestaltpsychologie: von Elisabeth Hertenstein
Theorie soziotechnischer Systeme – 12 Thomas Herrmann Informatik und Gesellschaft FB Informatik Universität Dortmund iundg.cs.uni-dortmund.de.
Private Events Beobacht- bare Umwelt- bedin- gungen (Stimuli) Beobacht- bares Verhalten Das behavioristische Paradigma.
Körper und Wissen Hans Joas: Kreatives Handeln.
Sportdidaktik I © 2004 Univ.-Prof. Dr. Helmut Altenberger.
Bildungstheoretische
Von der Lehrtheorie zur Lerntheorie
Systemisch-konstruktivistische Perspektiven
Achtsamkeit als Tor zur Gegenwart Gottes in allen und in allem
Der Einsatz von Texten im Sprachlernprozess
Autoplay- nicht klicken, einfach nur ansehen und geniessen! *
Berufsnavigation Überblick.
Der Spracherwerb des Kindes
Didaktische Modelle Empirisch Analytische Positionen Konstruktivismus
Mit allen Sinnen.
Ehrfurcht vor dem Leben Das Anliegen Schweitzers ist die (Neu-) Begründung einer ethischen und optimistischen Kultur, in welcher Denken ( rein rationales.
Manchmal aufgeschrieben von Margitta /1 popcorn-fun.de.
im Pädagogikunterricht
personale Kompetenz (Aussagen der Teilrahmenpläne) Ausdauer entwickeln
Methodische Postulate der Frauen- und Geschlechterforschung
Nuša Mumel Klagenfurt, Dezember 2010
ABWERTEN/DISCOUNTS PASSIVITÄT
Mini-VaKE Values and Knowledge Education für Volksschulkinder
Verstehst du das denn? Seneca
Grundannahmen des pädagogischen Konstruktivismus
Erkenntnis- und Wissenstheorien
Einführung in das Selbststudium
Management, Führung & Kommunikation Dr. Markus Ramming
Prof. Dr. Cornelia Gräsel Fachrichtung Erziehungswissenschaft
Das Kind und seine Kompetenzen im Mittelpunkt - Rückblick der Entwicklungs- und Bildungsangebote – Nanu? Was ist denn jetzt los? Ein Spiegel.
Einführung in das didaktische Konzept „WebQuest“
Verbesserung der Arbeitshaltung
Vortrag von Melda, Tobias, Michaela, Florian
John Locke.
Philosophische Entwick-lungen im 17/18 Jh.
Name of speaker Kultursensible Kommunikation im Sozial- und Gesundheitsbereich Verstehen wir uns?
Was kann der Mensch wissen?
Von der Fachschaft Pädagogik:
Konstruktivismus Wahrnehmung Konstruktion Interpretation Objektivität
Projektbüro für förder- und kompetenzorientierten Unterricht
8 Biblische Leitsätze, die uns führen
Was ist Literatur?.
Konstruktivismus Konstruktivismus geht davon aus, dass Informationen nicht einfach aufgenommen, verarbeitet und gespeichert werden, sondern dass sie durch.
Die Gesellschaft und die Literatur der Aufklärung im 18. Jahrhundert
Radikaler Konstruktivismus
Kognitive Methoden  Als eine Auseinandersetzung mit der behavioristischen Lerntheorie Skinners  entsteht in den späten 60-er Jahren eine Verbindung.
Wie erkenne ich den Willen Gottes für mein Leben?.
KONVERSATIONEN MIT MIR ÜBER LÖSUNGSORIENTIERTE THERAPIE: 1978 BIS HEUTE.
Fremdsteuerung vs. Selbststeuerung
Der Ernst des Lebens!.
Versuch einer Begriffsbestimmung Wallrabenstein (1994): „Sammelbegriff für unterschiedliche Reformansätze in vielfältigen Formen inhaltlicher, methodischer.
Was ist der Mensch und was sind die Ziele seines Lebens? Dritter Satz.
Erkenntnistheorie vonRenatus Cartesius aliasRené Descartes Seine Methoden sind durch die Praxis als Mathematiker stark beeinflusst: 1. Bezweifle alles,
Multiplikatorentagung Methodik in der Umsetzung des Modelllehrplans Grundlagen, Überlegungen und Hinweise von R. Stähli, SHL, Zollikofen.
Das Modell „FairUrteilen“- vom „bloßen Meinen“ zur kriterienorientierten Urteilsbildung Konzept zur Urteilsbildung nach Wolfgang Sander (Münster) © Dialog.
Alister McGrath, Der Weg der christlichen Theologie Kapitel 7 Gotteserkenntnis: natürlich und geoffenbart © Brunnen-Verlag 2013.
Hallo, Kinder! Ich bin Sophia.
Unterrichten und Lernumgebungen gestalten
gebrochen, schillernd, ambivalent suchend, strebend, fordernd
 Präsentation transkript:

Konstruktivistische Lerntheorien Bedeutung und Anwendung in der beruflichen Bildung

Unser Vorhaben Was ist Konstruktivismus? Lernen aus konstruktivistischer Sicht Spiel: Thesen zum Wissenserwerb aus konstruktivistischer Sicht Diskussion Lehr-Lern-Arrangements

Kernthesen Es gibt keine von uns unabhängige, objektive (ontische) Welt. Es gibt keine Wirklichkeit ohne einen Beobachter bzw. Wahrnehmenden. Denken und Erkennen sind nicht von demjenigen zu trennen, der denkt und erkennt. Wir konstruieren uns unsere UmWelt. Unser Wissen ist begrenzt, subjektiv und zielorientiert.

Der Konstruktivismus und einige seiner frühen Wurzeln Bereits die Vorsokratiker erkannten die Barrieren von Wissen und kamen zu der Erkenntnis: „daß wir nicht erkennen können, wie die Wirklichkeit, ein jedes Ding beschaffen oder nicht beschaffen ist“ (Demokrit: 5. Jahrhundert v. Chr.) Die Barrieren des Erlangens von Wissens und eines `wahren‘ Bildes der Wirklichkeit wurde bereits früh problematisiert:

Von Decartes (16./ 17.te Jahrhundert), Begründer des modernen Rationalismus, stammt die Aussage „cogito ergo sum“. Diese Aussage dient ihm als Wahrheits-und als Daseinskriterium.

Giambattista (Anfang 17. Jahrhundert), ein Erkenntnistheoretiker, meinte zu Wahrnehmung und Erkenntnis: „… wenn die Sinne (aktive) Fähigkeiten sind, so folgt daraus, daß wir die Farben machen, indem wir sehen, die Geschmäcker, indem wir schmecken, die Töne, indem wir hören, das Kalte und Heiße, indem wir tasten.“ (zitiert nach von Glasersfeld 2005)

Kant (18. Jahrhundert) kam in seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ zu dem Schluss, dass eine unverfälschte rationale Erkenntnis einer vom Erlebenden unabhängigen Welt nicht möglich ist.

Konstruktivismus versus Epistemologie Konventionelle Erkenntnistheorie Konstruktivismus Konstruktivismus als Gegenströmung zur Epistemologie (Materialismus) Der Konstruktivismus ist nach v. Glasersfeld die Theorie vom Wissen und nicht die Theorie vom Sein (Epistemologie). Während In der konventionellen Erkenntnistheorie sich (Wissens)Subjekt, hier die Maus als Entdecker und Objekt, hier die Weltkugel bzw. die ontischen Dinge oder wie (Kant sie nannte „noumena) noch gegenüber stehen. Nimmt der Konstruktivist eine partiale Perspektive ein und erlangt dabei zu situiertem Wissen. Die Welt bzw. die Objekte entsteht/ entstehen durch sein Handeln. Die Sinne fungieren als Nachrichtensystem, übernehmen eine Art Vermittlerrolle, um Struktur und Gesetze zu erkennen (quasi „Übersetzer“ - Beispiel: Fremdsprachen: Sprache nicht 1:1 aufeinander abstimmbar). Unsere Sinneswahrnehmung kann jedoch auch getäuscht werden, wie die Wechselbilder zeigten und sie sind subjektiv und abhängig von unseren Vorwahrnehmungen, - erfahrungen und – wissen (Eingangsspiel „Robby“). Die Überprüfung einer Übereinstimmung ob dieses Wissen, diese Phänomene mit der ontischen Welt (dem Seienden) übereinstimmen, ist dabei nicht möglich. Eine Vergleichsmöglichkeit besteht deshalb nicht, weil wir uns nicht außerhalb unseres Erlebens bzw. unserer Erlebenswelt stellen können. Verdeutlichen wollte ich dies im Bild rechts (die kleinen Strichmännchen sitzen mitten drin). Somit ist auch keine Objektivität möglich. Der Entdecker, Beobachter oder Wahrnehmende konstruiert sich während er wahrnimmt und beschreibt seine Wirklichkeit. Eine der größten Kritikpunkte positivistisch orientierter Wissenschaften ist, dass der Konstruktivismus die Möglichkeit von Objektivität (ein Hauptpostulat der Wissenschaft, welches uns an der Uni bereits früh vermittelt wird) verneint. Die Maus jedoch ist sich sicher, dass sie durch ihr Tun zu objektiver Erkenntnis und Wahrheit bzw. Vorstellung von dem, was wirklich ist, gelangen kann. Zudem gehen die Konstruktivisten davon aus, dass Wissen keinen Selbstzweck verfolgt, sondern immer eine instrumentalistische Orientierung hat, um zu einem bestimmten Ziel zu kommen. Dabei ist die Möglichkeit der Erkenntnis immer abhängig von der Viabilität (Gangbarkeit). Durch ständige Wiederholungen und reflektiertes Handeln (ähnlich dem Verfahren der objektiven Hermeneutik) können verschiedene Stufen der Wirklichkeit erreicht werden. Der Eindruck von der Wirklichkeit wird dadurch immer verlässlicher. Ethisch problematisch ist, dass Wirklichkeit bzw. Wahrheit sehr willkürlich wird dadurch, dass jedes wahrnehmende Subjekt mit seiner Vorstellung von den Dingen der Welt gleichermaßen ernst genommen werden muss. Jede Wahrnehmung und jede daraus gewonnene Erkenntnis bzw. Wissen ist legitim und sei sie noch so subjektiv, skuril oder auch gefährlich.

Bekannte Vertreter des (radikalen)Konstruktivismus Ernst von Glasersfeld (1917): Psychologie Peter M. Hejl (1943): Empirische Literatur- und Medienwissenschaft, Sozialtheorie Humberto Maturana (1928): Biologe, Schwerpunkt Neurobiologie Siegfried J. Schmidt (1940): Germanistik, Literaturwissenschaft Sowie der Verhaltenswissenschaftler Paul Watzlawik (1921) und der Informatiker und Biophysiker Heinz von Förster (1911) Deutlich wird, dass der Konstruktivismus überall Einzug hält. Von den Sozial- , Geistes- und Humanwissenschaften bis hin zu den Natur- und Ingenieurswissenschaften und wie sich später zeigt auch in den Erziehungswissenschaften. Es gibt unterschiedlichste Konstruktivismen wie Radikaler Konstruktivismus (u. a. Ernst von Glasersfeld, Heinz von Foerster, Humberto Maturana, Francisco Varela, Paul Watzlawick), Operativer Konstruktivismus (u. a. Niklas Luhmann), Soziolkultureller Konstruktivismus, Pragmatischer Konstruktivismus und den Erlanger Konstruktivismus. Nur damit ihr die Namen mal gehört habt.

Zitate zweier Hauptvertreter [Der Konstruktivismus ist die] „Untersuchung der Art und Weise, wie wir Menschen unsere eigenen Wirklichkeiten erschaffen.“ Paul Watzlawik „Das, was Konstruktivismus genannt wird, sollte, so meine ich, schlicht eine skeptische Haltung bleiben, die die Selbstverständlichkeit des Realismus in Zweifel zieht.“ Heinz von Förster Da ich mich, nicht alleine, außerstande sehe eine eindeutige Definition zu geben, was Konstruktivismus nun ist, zumal es so verschiedene Strömungen gibt, diese beiden Zitate. Heinz von Foerster (1911): Informatik, Biophysik, Physiologie (Pysiologie, Theorie, Technologie, Epistemologie kognitiver Prozesse Paul Watzlawick (1921): Psychologie, Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften

Zusammenfassend Die Wirklichkeit wird von uns nicht gefunden, sondern erfunden, so postulieren es die Vertreter des Konstruktivismus. Sie halten die Erkenntnis einer absoluten Wahrheit deshalb nicht für möglich. (vgl. Klappentext in Einführung in den Konstruktivismus 2005)

konstruktivistischer Sicht Konstruktivismus Lehren und Lernen aus konstruktivistischer Sicht Markus Ernst 12.12.2005

Das situierte Lernen Aktiver Prozess Selbstgesteuerter Prozess Konstruktiver Prozess Situativer Prozess Sozialer Prozess

Rolle des Lehrenden und Lernenden Lehrender Lernberater Coach Moderator / Mediator

Rolle des Lehrenden und Lernenden Lernender autonomer Lerner aktiver Prozess selbstgesteuerter Prozess Lernen lernen Wissen anwenden Erfahrungen nutzen Lernsysteme anwenden

Lernumgebung Schule als Lernwerkstatt Lernsituation Lernumfeld

Unser Vorhaben Was ist Konstruktivismus? Lehren und Lernen aus konstruktivistischer Sicht Spiel: Thesen zum Wissenserwerb aus konstruktivistischer Sicht Diskussion Lehr-Lern-Arrangements