Prof. Dr. Matthias Becker Universität Flensburg Wie lässt sich das in Domänen verborgene „Facharbeiterwissen“ erschließen? Methodenworkshop 10. Juli 2008 im ITB Gegenstände und Methoden der Qualifikationsforschung und Ansätze zur Kompetenzmodellierung Prof. Dr. Matthias Becker Universität Flensburg Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Gliederung Forschungshintergrund und Beitrag zur Analyse, Gestaltung und Evaluation beruflicher Bildung Forschungsansatz Forschungsmethoden Ergebnisse und Erkenntnisse Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Forschungshintergrund Wissen wir, … was Facharbeiter können (müssen)? … wie sich berufliche Kompetenzen entwickeln? … woran diese Kompetenzen erkannt und erfasst werden können? Analyse Gestaltung Modellierung und Evaluation Empirische Erfassung von Handlung, Aufgabe, Problem im Beruf Verkürzte Forschungsperspektive: Innere Vorgänge und Struktur des Wissens Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Forschungshintergrund: Sektor und Domäne Service Instandhaltung Teile- zulieferer Komponenten- System und Modulzulieferer - Automobil- hersteller (OEM) Händler/ Werkstätten Kunden Forschung Entwicklung Konstruktion Produktion Aftersales/ Kfz-Service Fertigung Montage Handel/ Verkauf Werkstatt Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Domäne „des Subjekts“ Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Forschungsansatz Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Domänenbezogene Kompetenzen am Beispiel des Kfz-Mechatronikers Welche Kompetenzen sind notwendig, um ... eine Inspektion durchzuführen? ... Fehlfunktionen an einem Fahrzeug zu beheben? ... Defekte und Schäden am Fahrzeug zu reparieren? ... zusätzliche Systeme in einem Fahrzeug zu installieren? Arbeitsfelder bzw. Berufliche Handlungsfelder für den Kfz-Mechatroniker Standardservice (ca. 40% der Aufgaben) Diagnose (ca. 20% der Aufgaben) Reparatur (Instandsetzung) (ca. 35% der Aufgaben) Zusatzinstallation (ca. 5% der Aufgaben) Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Ableitungstheorie: Domänen(un)abhängige Kompetenzen Servicekompetenz Diagnosekompetenz Instandsetzungskompetenz Installationskompetenz Domäne=„Herrschaftsgebiet“ (lat.-fr.) Spezialgebiet; Gebiet, auf dem sich jemand besonders betätigt. Gibt es eine Kompetenz ... ...für den Service? ...für die Diagnose? ...für die Instandsetzung? ...für die Installation? Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Bedeutung des Kontextes Der Kontext ist gekennzeichnet durch den Arbeitsprozess (Sinnzusammenhang) Arbeitsorganisation (Ablauf/Aufbau) Plan <-> Wirklichkeit (Beziehung/Situiertheit) Arbeitsbedingungen / Rahmenbedingungen (Auftragskarte/Schnittstellen...) die Gegenstände der Facharbeit (Sachzusammenhang) Auto Kunde Fahrzeugtechnik Werkzeuge Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Domäne und Kontext ... oder: Erkenntnisse der Pädagogischen Psychologie „Der Transfer von Wissen ist nichts anderes als die Anwendung vorhandenen Wissens in neuen Kontexten, ...“ „...dekontextualisiertes Wissen (ist) nicht immer oder manchmal nur sehr schwer in (anderen) Handlungskontexten anwendbar“ (Law 2000, 255) Kognitive Theorie Situierte Theorie These: Das in Domänen verborgene Facharbeiterwissen / die berufliche Kompetenz kann nur a) in einer Domäne und zugleich b) in einem Kontext erschlossen werden. Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Empirische Zugänge und Erklärungsmodelle Innere Welt Äußere Welt Empirie
Forschungsmethoden zur Erschließung beruflicher Kompetenzen Arbeitsbeobachtung Handlungsorientiertes Fachinterview zur Erfassung von Qualifikationsanforderungen Aufgabenanalysen (Auftrags- und Rechnungsanalysen) Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Kontextualisierung durch Arbeitsprozessbezug Becker 2003 in Anlehnung an Fischer 2000 Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Ergebnisse: (De)kontextualisierung durch Technikzentrierung BMW-Qualifikationsstufe: Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Kontextbezogene Entwicklung von Diagnosekompetenz Zunehmend komplexere Arbeiten am Fahrzeug
Schwierigkeit: Abgrenzung der Kontexte Beispiel: Informations- und Kommunikationstechnik und Automobiltechnik Beschäftigte: EU / Deutschland Produktion: 2 Mio / 870.000 Service: 2,5 Mio / 500.000 CEDEFOP-Studie, Spöttl/Becker 2003 Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Erkenntnisse: Domänenbezug und Kontextualisierung bei der Erfassung von Kompetenzen Geschäfts- und Arbeitsprozesse (den Kontext) identifizieren Arbeitsaufgaben erfassen, deren Repräsentativität sicherstellen und die für einen Beruf charakteristischen Aufgaben herausarbeiten Wissen und Können sowie Zuständigkeiten für die Arbeitsaufgaben erheben Kompetenzniveaus für die Arbeitsaufgaben bestimmen / Entwicklungslogik für das Erlernen der Arbeitsaufgaben analysieren Lernaufgaben gestalten, deren Bearbeitung die Entwicklung der notwendigen Kompetenzen unterstützt Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Matthias Becker - Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik, Berufliche Fachrichtung Metalltechnik / Systemtechnik