1. Seminar Von der Komplexität eines scheinbar einfachen Gegenstands

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 Präsentation transkript:

1. Seminar Von der Komplexität eines scheinbar einfachen Gegenstands Wörter 1. Seminar Von der Komplexität eines scheinbar einfachen Gegenstands Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin

Seminarprogramm der ersten Sitzung Einführung in die Thematik Organisatorisches zum Proseminar Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin

Seminarplanung für das Semester I: (Psycho-)Linguistisches Hintergrundwissen (Expertengruppen, Klausur) II: Semantisierungsverfahren und Phraseologische Einheiten (Stationen und Gastvortrag) III: Grammatik im Lernerwörterbüchern (Workshop) IV: Funktionswörter in Lernerwörterbüchern und Lernergrammatiken (Projektarbeit) PS-Ergebnis: Seminarbroschüre „Funktionswörter in Lernerwörterbüchern und Lernergrammatiken des Deutschen als Fremdsprache“ Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin

Didaktik: Festlegung von Zielen (Progression) Methodik und Didaktik Didaktik: Festlegung von Zielen (Progression) Lernpsychologie, Germanistische Linguistik, Sprachtypologie, Erziehungswissenschaften, Referenzwissenschaften i.w.S., Sozialpsychologie, Zweitsprachenerwerbsforschung, Psycholinguistik, … Methodik: Wege, diese Ziele zu erreichen Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin

Das Lexikon als Beispiel einer komplexen Struktur Das Lexikon einer Sprache kann verstanden werden als ein Wörterbuch (Duden etc.) eine Enzyklopädie (Brockhaus etc.) eine Komponente eines theoretischen Modells der menschlichen Sprachfähigkeit ein mentales Lexikon (psychischer Aspekt der Speicherung und Verarbeitung von Lexikoninformationen im menschlichen Gehirn) neuroanatomisches Lexikon (Speicher von lexikalischen Elementen) Cf. Meibauer/Steinbach (2001): 16 Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin

Das Lexikon als Beispiel einer komplexen Struktur Anmerkungen zu einem verwandten Begriff: Ebenso mehrdeutig wie der Begriff des Lexikons ist auch der Begriff der Grammatik. Grammatik und Lexikon bilden die beiden zentralen Bestandteile der menschlichen Sprachfähigkeit. In der Linguistik wird das Verhältnis zwischen Grammatik und Lexikon unterschiedlich bewertet. Diese unterschiedliche Sicht der Dinge hat Konsequenzen in der Sprachvermittlung: Weg I: Beide Komponenten werden als unabhängig betrachtet (didaktische Konsequenz: Grammatik und Wortschatz werden unabhängig nach unterschiedlichen Konzepten/ Verfahren/ Methoden vermittelt) Weg II: Beide Komponenten interagieren sehr stark (didaktische Konsequenz: integrierende Ansätze wie beispielsweise der Lexical Approach) Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin

Mentales Lexikon I Der Erwerb einer Sprache stellt „angesichts des grammatischen Regelsystems und des Umfangs des mentalen Wortschatzes eine der beeindruckendsten mentalen Leistungen des Menschen dar“ [Monika Schwarz (1992): Einführung in die kognitive Linguistik: 102] Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin

Mentales Lexikon II „Demnach ist die kognitionswissenschaftliche Betrachtung besonders des ungesteuerten, in der alltäglichen Kommunikation und durch sie stattfindenden L2-Erwerbs gerade auch zur Grundlegung didaktisch-methodischer Untersuchungen produktiv und integrativ.“ [Rainer Dietrich (2002): Psycholinguistik, S. 106] Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin

Mentales Lexikon III Die drei Kernfragen der nächsten Wochen Wie werden Wörter im Kopf gespeichert? Wie findet man beim Sprechen die gewünschten Wörter? Merken sich Kinder Wörter genauso wie Erwachsene? Konzentration auf die gesprochene Sprache Schimpansen (Washoe oder Nim) verwenden nach mehreren Trainingsjahren 400 Gesten, ein gebildeter L1-Sprecher des Englischen mehr als 50.000 Wörter ( Systematik) Innerhalb einer Fünftelsekunde werden die meisten L1-Wörter erkannt ( Systematik) Wörter im Kopf sind mehr als Wörter im Buch (Wissen über den nativen Gebrauch, über Austauschbarkeit und Beziehungen zu anderen Wörtern, über Nuancen) Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin

Mentales Lexikon IV Hinweise auf das mentale Lexikon können aus dem Verhalten von Sprechern gezogen werden (Forschungsmethodik): die Wortsuche und Versprecher normaler Menschen die Wortfindungsprobleme von Aphasikern psycholinguistische Experimente Arbeiten der theoretischen Linguistik Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin

Mentales Lexikon V Ziel: vorläufiges Arbeitsmodell des mentalen Lexikons Modellcharakter (Struktur und Funktionsweise) kreative Vermutungen müssen aufgestellt werden, da nicht direkt nachgesehen werden kann Arbeitsdefinition: Das mentale Lexikon ist der „menschliche Wortspeicher“ Aber was ist ein Wort? [Fliegen Fliegen Fliegen hinterher…] Wird ein ganzes Wort oder Teile davon gespeichert? [Flieg- oder fliegen] Drei Dinge sind die Minimalausstattung, um ein Wort richtig zu verwenden: seine Bedeutung, seine Rolle im Satz, seine Aussprache [Aitchison, Jean: Wörter im Kopf. Eine Einführung in das mentale Lexikon. Niemeyer: Tübingen, 3-48] Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin

Literaturhinweise Aitchison, J. (1997): Wörter im Kopf. Eine Einführung in das mentale Lexikon. Tübingen: Niemeyer Storch, G. (1999): Deutsch als Fremdsprache - Eine Didaktik. München: Fink Bausch, Karl-Richard / Christ, Herbert / Krumm, Hans-Jürgen (2003):Fremdsprachendidaktik und Sprachlehrforschung. In: Bausch, K.-R. et al.(2003)4: Handbuch Fremdsprachenunterricht. Francke, UTB, Tübingen, Basel, 1-9 Dietrich, R. (2002): Psycholinguistik. Stuttgart u.a. : Metzler Dittmann, J. (2002) : Wörter im Geist. Das mentale Lexikon. In: Dittmann, J. / Schmidt, C. (Hg.): 283-310 Meyer, H. (1994)6: Unterrichtsmethoden. 2 Bde. Berlin: Cornelsen Skriptor Quetz, J. (1998): Der systematische Aufbau eines mentalen Lexikons in der Fremdsprache. In: Timm, J.P. (Hg.): Englisch lernen und lehren. Didaktik des Englischunterrichts. Berlin: Cornelsen: 272-290 Schwarz, M. (1992): Einführung in die kognitive Linguistik. Basel u.a.: Francke Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin