Das Hepatitis-Alphabet

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 Präsentation transkript:

Das Hepatitis-Alphabet Hepatitis A bis E Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli 2018: „Hepatitis: Findet die fehlenden Millionen!“ Deutsche Leberhilfe e.V. Stand: Juli 2019

Hepatitis – was ist das eigentlich? „Hepatitis“ = Leberentzündung Mögliche Ursachen: Hepatitis-Viren Alkohol, Medikamente, Umweltgifte Stoffwechselkrankheiten (Diabetes, Übergewicht, Fettleber-Entzündung) Autoimmune Krankheiten (selten): eigenes Immunsystem greift Leber an, z.B. Autoimmun-hepatitis  Nicht jede Hepatitis ist ansteckend!

Um welche Hepatitis geht es hier? Virushepatitis – diese ist ansteckend. Es gibt verschiedene Hepatitis-Viren (A–E). In dieser Präsentation geht es um Hepatitis A, B, C, D und E Diese Viren sind völlig unterschiedlich, werden anders übertragen und behandelt Es gibt eine Impfung gegen Hepatitis A und B, aber nicht gegen Hepatitis C

Eine Zirrhose bekommt man nicht nur vom Alkohol Die Leber ist lebenswichtig sie entgiftet das Blut, verarbeitet und speichert Nährstoffe, steuert Immunsystem und Blutgerinnung Bei allen dauerhaften (chronischen) Leberkrankheiten kann die Leber vernarben = Zirrhose Komplikationen der Zirrhose sind lebensgefährlich Z.B. Krebs, Blutungen, Organversagen, Koma Häufigste Zirrhoseursache neben Alkohol: chronische, unbehandelte Hepatitis-Infektionen Leberschaden U

Erst einmal ein paar häufige Irrtümer vom Tisch... Falsch: „Hepatitis C ist unheilbar“  Hepatitis C ist heute meist heilbar. Falsch: „Hepatitis C war unheilbar, dann kamen die neuen Medikamente…“  Heilungen gab es auch mit den alten Interferon-Therapien. Falsch: „Nur Drogenuser kriegen Hepatitis“  Unsinn! Falsch: „Hepatitis hat man nur, wenn man gelb ist.“  Darauf ist kein Verlass! Falsch: „Aus Hepatitis A kann eine Hep B und dann eine Hep C werden“  Nein, ganz unterschiedliche Viren. Aus einem Audi kann auch kein BMW werden! Falsch: „Hepatitis C ist das schlimmste Virus“  Hep B ist nicht besser und Hep D ist noch gefährlicher!

Das Hepatitis-A-Virus (HAV) Hepatitis-A-Viren im Elektronenmikroskop Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hepatitis_A_virus_01.jpg

Hepatitis A Eher in südlichen Ländern verbreitet, daher bei Speisen der Spruch „waschen, kochen, schälen, oder vergessen Sie‘s“ Auch in Deutschland einzelne Hepatitis-A-Ausbrüche z.B. in Gemeinschaftseinrichtungen und bei Überschwemmungen Ansteckend über Essen, Trinken, Eiswürfel, gleiches Geschirr/Besteck/ Handtücher, Bade- und Klärwasser, Toilette, Stuhlgang, Sex, enger häuslicher Kontakt, Blut.

Hepatitis A: Natürlicher Verlauf Hepatitis A ist sehr ansteckend, heilt aber auch am schnellsten von selbst aus. Ein paar Wochen krank (z.B. Fieber, Übelkeit, Durchfall, u.U. Gelbfärbung der Haut/Augen), dann ist der böse Spuk vorbei. Behandlung nur symptomatisch, es gibt kein direktes Mittel gegen Hepatitis A. Hepatitis A heilt immer von selbst aus. Danach ist man für den Rest seines Lebens gegen Hepatitis A immun.

Hepatitis A: Risiken und Schutz Hepatitis A ist für Gesunde eher harmlos, aber für Senioren und Leberkranke gefährlich! Ansteckendste Form der Virushepatitis. Nicht mit Hepatitis B und C verwechseln! Bei akuter Hepatitis A gilt die Regel: Ab nach Hause, bis man nicht mehr ansteckend ist! Das kann einige Wochen dauern. Es gibt eine Impfung gegen Hepatitis A.

Das Hepatitis-B-Virus (HBV) Hepatitis-B-Viren im Elektronenmikroskop http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ICTVdb/WIntkey/Images/em_hepad_cornelia_1.htm

Hepatitis B: Ansteckung über Blut sehr infektiös, 100mal ansteckender als HIV z.B. Nadelstichverletzungen/Blut-zu-Blut-Kontakt Über andere Körperflüssigkeiten auch übertragbar (z.B. Sperma, Vaginalsekret, ggf. Speichel) Hohes Risiko bei ungeschütztem Sex oder Geburt (wenn Mutter HBV-positiv ist) Nicht über Stuhlgang, Essen, Trinken, Händeschütteln, Umarmen, Anniesen

Hepatitis B: Schutz/Diagnose Impfung für Risikogruppen empfehlenswert! (3x in 6 Monaten Spritze in den Oberarmmuskel) Falls ungeimpft und Risikokontakt (Sexualpartner, Nadelstich-verletzung): innerhalb von 24-48 Stunden aktive und passive Notfall-Impfung! Diese nennt „Postexpositionsprophylaxe“ Virus kann lange brauchen, bevor es nachweisbar wird (HBsAg positiv nach 2–6 Monaten) Falls angesteckt: Abwarten und Immunsystem kämpfen lassen! 90–95% der Erwachsenen heilen HBV von selbst aus. HBV-Medikamente in den ersten 6 Monaten erhöhen nicht die Chancen einer Spontanheilung! Nur bei seltenen, schweren Akutverläufen sinnvoll

Chronische Hepatitis B Behandeln oder beobachten? Wenn das Hepatitis-B-Virus länger als 6 Monate im Körper bleibt: chronische Hepatitis B 5–10% bei gesunden Erwachsenen, häufiger bei HIV-Koinfektion und Kindern Risiko bei chronischem Verlauf: Zirrhose und/oder Leberkrebs nach 5–50 Jahren Bei chronischer Infektion mit Facharzt regelmäßig überwachen, wie die Infektion verläuft. Virusmenge und Leberwerte prüfen! Bei mildem Verlauf: Abwarten, aber beobachten! Bei schwerem Verlauf: Medikamente können die Infektion abmildern (aber in der Regel nicht heilen). 1 Jahr Interferon oder Langzeittherapie mit Tabletten. Forschung sucht nach wirksameren Therapien (Stand: Jan. 2019)

Das Hepatitis-C-Virus (HCV) Hepatitis-C-Virus im Elektronenmikroskop "HCV EM picture 2" by HCV_pictures.png: © Maria Teresa Catanese, Martina Kopp, Kunihiro Uryu, and Charles Ricederivative work: TimVickers (talk) - HCV_pictures.png. Licensed under Public Domain via Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:HCV_EM_picture_2.png#/media/File:HCV_EM_picture_2.png

Hepatitis C: Ansteckung Übertragung sehr wahrscheinlich nur über Blut zu Blut. Risiken: Bluttransfusionen vor 1992, i.v. Drogengebrauch, Tätowierungen/Piercings bzw. ärztliche Eingriffe unter nicht-sterilen Bedingungen. schwerer übertragbar, dann aber hartnäckig. Nur etwa 20% heilen im ersten halben Jahr von selbst aus, 80% der Infektionen werden chronisch. Heilung durch Therapie ist aber fast immer möglich. Im Alltag kaum infektiös. Übertragung bei Sex und Geburt möglich, aber selten Nicht über Geschirr, Speisen, Toilette, Kot, Urin, Händeschütteln oder Küssen übertragbar

Hepatitis C: Diagnose Achtung: Oft keine eindeutigen Symptome, viele Infektionen bleiben jahrzehntelang unentdeckt.  Risiko von Zirrhose und Leberkrebs Bei Verdacht auf länger zurückliegende Infektion: HCV-Antikörpertest. Falls Antikörper positiv, PCR-Test auf Virus: HCV-RNA. Falls diese auch positiv ist, liegt eine Hepatitis C vor. Bei akutem Verdacht (Nadelstichverletzung) Test auf HCV-RNA 14 Tage nach Kontakt Keine Impfung oder vorbeugende Notfallbehandlung (Postexpositionsprophylaxe) verfügbar

Hepatitis C: heute fast immer heilbar Heilbarkeit ist kein neues Phänomen! Erste Heilungen schon mit Interferon in den frühen 1990ern Vor 2014/15: Therapien mit zahlreichen Nebenwirkungen und Kontraindikationen Peg-Interferon + Ribavirin waren Basis jeder Therapie; Heilungschancen sehr unterschiedlich Seit 2014/15: Interferon-freie Tablettentherapien Heilungsraten heute oft über 95% Erneute, intensivere Therapie nur selten nötig, aber dann ähnlich erfolgreich Neue Therapien meist sehr nebenwirkungsarm (z.B. Kopfschmerzen, Müdigkeit, Durchfälle) - Wechselwirkungen beachten! Übersicht auf http://hep-druginteractions.org - Proteasehemmer nicht bei fortgeschrittener Zirrhose einsetzen (Child Pugh B oder C) - Vorsicht bei Hepatitis-B-Infektion oder Lebertumoren in Vorgeschichte (Facharzt fragen) - sehr selten Verlangsamung des Herzschlags (Bradykardie) unter Sofosbuvir - neue, noch unbekannte Neben- oder Langzeitwirkungen sind denkbar (Stand: Juli 2019)

Das Hepatitis-Delta-Virus (HDV) Gefährliches Huckepack-Virus, das alleine nicht laufen kann Unvollständiges Virus; kann nur zusammen mit Hepatitis B auftreten, benötigt dessen Hülle (HBsAg) zur Vermehrung gefährlichstes Hepatitisvirus! Hepatitis D beschleunigt Leberschädigung durch Hepatitis B Übertragung vermutlich ähnlich wie Hepatitis B; insbesondere Sexualverkehr und Blutkontakte Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hep. D Therapiemöglichkeiten noch sehr unbefriedigend Hepatitis-B-Tabletten wirkungslos gegen Hepatitis D; Interferon wirkt nur bei einem Viertel der Patienten und dann meist nur vorübergehend. Späte Rückfälle sind noch nach Jahren möglich. Neue virushemmende Substanzen in Forschung

Das Hepatitis-E-Virus (HEV) © CDC.gov; No. 5605

Hepatitis E: unterschätztes Virus Das häufigste Hepatitisvirus in Deutschland und Europa! Übertragung u.a. durch rohes Fleisch von Haus- und Wildschweinen (z.B. Mett), Wildtieren, Kot, verunreinigtes Wasser Robert-Koch-Institut: 17% der Deutschen waren schon einmal infiziert; in über 99% unauffälliger Verlauf und Spontanheilung Leberkranke und Schwangere: Gefahr von Leberversagen! Selten: neurologische Komplikationen mit Schmerzen/Lähmungen z.B. Guillain-Barré-Syndrom, neuralgische Schulteramyotrophie Selten: chronische Verläufe bei schwerer Immunschwäche (z.B. Organtransplantierte) Zirrhose in nur 1 bis 3 Jahren möglich, falls unbehandelt Keine Impfung in Europa/USA verfügbar Impfstoff in China gegen andere Hepatitis-E-Variante (Genotyp 1, bei uns Genotyp 3) Ribavirin nicht für Hepatitis E zugelassen, kann aber chronische oder schwere akute Infektionen oft ausheilen

Fazit zu Hepatitis A bis E Sehr unterschiedliche Erreger. Diese können sich nicht ineinander umwandeln. Unterschiedlicher Schutz, Verlauf und Behandlung Jedes dieser Viren kann im ersten halben Jahr bei einigen Menschen noch von selbst ausheilen. Hepatitis A heilt immer von selbst aus. Chronische Verläufe möglich bei Hepatitis B, C, D und – sehr selten – bei Hepatitis E. Behandlung möglich, neue Therapien in Forschung Hepatitis C ist heute fast immer heilbar. Chronische Hepatitis B und D sind kontrollierbar, aber i.d.R. noch nicht heilbar. Hepatitis E wird nur selten chronisch, ist dann aber ebenfalls heilbar.

Vielen Dank! Deutsche Leberhilfe e.V. Krieler Str. 100 50935 Köln Telefon: 0221/2829980 Fax: 0221/2829981 E-Mail: info@leberhilfe.org Internet: www.leberhilfe.org