Exklusion und institutionelle Gewalt

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Text : © Gerd Hess automatisch.
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 Präsentation transkript:

Exklusion und institutionelle Gewalt Exklusion und institutionelle Gewalt. Kartographie und Dialektik einer Pädagogik der Befreiung. Wolfgang Jantzen

3. Gesellschaftliche Räume 1. Das Trilemma der Inklusion 2. Was sind Ereignisse? 3. Gesellschaftliche Räume 4. Philosophie und Pädagogik der Befreiung

1. Das Trilemma der Inklusion [Mai-Anh Boger]

2. Was sind Ereignisse? Ereignisse entstehen durch Resonanz und Reziprozität bzw. deren Verweigerung als raumzeitliche Prozesse (Chronotope, Semiosphären; Bachtin bzw. Lotman). Sie emergieren über einem intersubjektiven Oszillator (Eigenwert), der Eigenverhalten auf unterschiedlichen Ebenen rekursiv und verzweigt hervorbringt.

Ereignisse als raumzeitliche Emergenzen über einem Oszillator

Dialogischer Raum

3. Gesellschaftliche Räume - Gewaltverhältnisse - Ideologische Verhältnisse (Louis Althusser) - Institutionen als seelenlose Zombies (David Graeber) - Zombie-Anthropophagie und Globalität der Zuhälterei (Suely Rolnik) - Dummheit ist ein Wundmal (Horkheimer/Adorno)

Macht, Herrschaft, Gewalt Institutionelle u. staatliche Reproduktion von Lebensbedingungen (Gesellschaften, Organisationen, Familien, Gruppen) Machterhaltung bzw. -gewinnung Verfügung über physische und symbolische Mittel Dauerhafte Machtübertragung und –sicherung (Infrastruktur)

Subjektive und intersubjektive Räume II: Gesellschaft und Ideologie

Ideologische Staatsapparate In der Anrufung von Moses durch Gott differenzieren sich SUBJEKT (Gott) und Subjekt (Moses). Entsprechend regulieren „Ideologische Staatsapparate“ [ISA] die Vermittlung von Individuum und Gesellschaft durch Anrufung. Louis Althusser unterscheidet u.a. politische ISA (z.B. demokratische oder faschistische), informationelle und religiöse ISA.

Institutionen Der globalisierte Kapitalismus bringt durch die Jagd nach Profit lnstitutionen als seelenlose Zombies hervor (Sedláček & Graeber). Bürokratien, als „tote Zonen der Phantasie“ (Graeber) organisieren Dummheit durch strukturelle Gewalt gegen Unterlegene. Dummheit als „Wundmal“ (Horkheimer & Adorno). verlagert sich durch „geopolitische Zuhälterei“ des Konsums, als Gleichgültigkeit und Ausgrenzung gegen Andere ins Innere, als „zombiehafte Antropophagie“ (Rolnik). .

4. Philosophie und Pädagogik der Befreiung - Sinnlich/übersinnliche Dinge - Die Idee der Bildung - Pädagogik der Befreiung

Sinnlich-übersinnliche Dinge Marx: Die Ware ist als Einheit von Naturalform und Wertform ein sinnlich- übersinnliches Ding (MEW 23, 85) Vygotskij: Psychische Prozesse sind sinnlich-übersinnlich (Zavershneva 2012, 33) Leont'ev: Das Verhältnis des Menschen zur Gattung ist eine „übersinnliche Eigenschaft, die niemals durch ihr Gewebe hindurch leuchtet“ (1979, S. 218)

Die Idee der Bildung Unser Denken bedarf einer Verbindung von Wort und Seele, eine immer erneute Befruchtung durch Andere in Form von Affekten (Suely Rolnik). Die Verletzbarkeit muss als zentrales Merkmal der „conditio humana“ anerkannt werden (Judith Butler) Bildung muss das gemeinsame Bewohnen der Grenze als Prozess der Dekolonisierung in den Mittelpunkt stellen. Sie „zielt auf Gegengesellschaft, um über sie ein neues Land zu finden.“ (Heydorn) „Bildung ohne Herzensbildung ist auf einer Stufe mit Wissen ohne Gewissen.“ (Max Roden)

Resümee Ein Bildungsbegriff, der die seelische Verletzbarkeit der Menschen neben der Vernunft in den Mittelpunkt stellt, wäre ein großer Fortschritt für unser Verständnis der Dialektik von Bildung und Herrschaft. „Der Andere ist das einzig heilige Seiende, das grenzenlosen Respekt verdient.“ Um aber „die Stimme des Anderen zu hören, ist es an erster Stelle notwendig, atheistisch gegenüber dem System zu sein.“ (Dussel 1989, 75)

„Aus meiner Sicht können wir nicht andere befreien; die Menschen können sich auch nicht selbst befreien, weil sie sich selbst in Gemeinschaft befreien, mittels der Realität, welche sie verändern müssen.“ (Paulo Freire) Dies verlangt eine »gehorchende« Machtausübung der Politik, verbunden mit einer Transformation der Demokratie. Es geht „nicht um Inklusion in das alte System, sondern um Transformation des Systems.“ (Enrique Dussel)

Die Verhältnisse zum Tanzen bringen ...