Kartellschadenersatz vor ordentlichen Gerichten und Schiedsgerichten

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 Präsentation transkript:

Kartellschadenersatz vor ordentlichen Gerichten und Schiedsgerichten Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Kartellschadenersatz vor ordentlichen Gerichten und Schiedsgerichten CHSH 2019

Besonderheiten der §§ 37 a – 37m KartG Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Besonderheiten der §§ 37 a – 37m KartG Umsetzung der EU-Richtlinie – Vorabentscheidungsverfahren zur Klärung europarechtlicher Fragen daher denkbar Vermutung, dass ein Kartell einen Schaden verursacht (nur für horizontale Sachverhalte) Schadenersatz umfasst auch den entgangenen Gewinn Verzinsung ab Eintritt des Schadens Prinzipiell Solidarhaftung mehrerer Schädiger gegenüber „allen“ Geschädigten Aber: Ausnahme für KMUs, deren Anteil am relevanten Markt unter 5% lag, wenn eine volle Haftung ihr Überleben gefährdet: Haftung nur in der Vertragskette CHSH 2019

Kronzeugenregelungen Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Kronzeugenregelungen Kronzeuge: freiwillige Offenlegung der Beteiligung an einem geheimen Kartell gegenüber Wettbewerbsbehörde Erlass der zu verhängenden Geldbuße Darüber hinaus: Haftungsbegünstigung Begünstigung auch bei der Anspruchshemmung Vertraulichkeitsbestimmungen Insb: keine Offenlegung von Kronzeugenerklärungen CHSH 2019

Besonderheiten bei Gerichtsverfahren Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Besonderheiten bei Gerichtsverfahren Sonderregeln der Beweislast bei Schadensüberwälzung Insb: Vermutung der Weitergabe eines Preisaufschlags Sonderregeln betr. Ersatzminderung gegen übrige Rechtsverletzer bei Vergleich – keine volle Solidarhaftung Möglichkeit des „Innehaltens“ mit dem Verfahren bei Aussicht auf vergleichsweise Bereinigung; derweil Verjährungshemmung Möglichkeit der Unterbrechung bis zur Erledigung des Verfahrens vor der Wettbewerbsbehörde CHSH 2019

Besonderheiten bei Gerichtsverfahren Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Besonderheiten bei Gerichtsverfahren Bindung des Gerichts an die Feststellung der Wettbewerbsbehörde Herabgesetzte Schlüssigkeitserfordernisse der Klage „Plausibilität“ eines Schadenersatzanspruchs ausreichend Offenlegung von Beweismitteln kann aufgetragen werden Auch Dritten! Besonderer Vertraulichkeitsschutz kann angeordnet werden Beweismittelbeschaffung von anderen Behörden oder Gerichten im Wege der Amtshilfe möglich Unterstützung bei Schadensermittlung durch Kartellgericht Ordnungsstrafen bei Beweismittelvernichtung etc CHSH 2019

Alternative Schiedsgericht Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Alternative Schiedsgericht „Einladung“ der Richtlinie, sich auf Methoden alternativer Streitbeilegung zu einigen Vergleichsgespräche, Mediation etc. unproblematisch Aber: Schiedsgerichte sind nicht zusätzlich oder während, sondern nur anstatt ordentlicher Gerichte möglich Sorgfältige Überlegung, Abwägung von pro/contra notwendig CHSH 2019

Voraussetzung: Schiedsvereinbarung Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Voraussetzung: Schiedsvereinbarung Schriftlichkeit; Unterfertigung durch Organe oder Personen mit Spezialvollmacht Bestehende Schiedsvereinbarung – ist Kartellschadenersatz umfasst? Zwischen Vertragsparteien: Meist ja („alle Streitigkeiten aus oder im Zusammenhang mit dem vorliegenden Vertrag“) Zwischen anderen: Neuabschluss einer Schiedsvereinbarung erforderlich CHSH 2019

Inhalt einer „maßgeschneiderten“ Schiedsklausel Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Inhalt einer „maßgeschneiderten“ Schiedsklausel Annäherung an die Verfahrensvorschriften der §§ 37a-37m Institutionelles oder ad hoc Schiedsgericht? Rechtswahl Sitz des Schiedsgerichts – maßgeblich für Anfechtbarkeit Sprache des Schiedsverfahrens Spezielle Qualifikationen für Schiedsrichter? Sonstige Spezialregelungen für das Verfahren CHSH 2019

Vorteile der Schiedsgerichtsbarkeit Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Vorteile der Schiedsgerichtsbarkeit Materielles Kartellrecht „automatisch“ anwendbar Internationale Vollstreckbarkeit nach der New York Convention, auch im Nicht EU-Staaten Sprache frei wählbar, auch für Dokumente etc. Schiedsrichter frei wählbar; „multi-kulti“ Nur eine Instanz Ganz reduzierte Anfechtbarkeit Und wenn: Direkt beim OGH CHSH 2019

Mögliche Probleme beim Schiedsgericht Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Mögliche Probleme beim Schiedsgericht Anwendung aller prozessual (günstigen) Vorschriften des KartG (zB Beweislastverteilung etc) nicht automatisch gesichert – kann aber vereinbart werden Einbindung Dritter (Streitverkündigung) etc. nicht garantiert, aber möglich – Freiwilligkeit „Automatische“ Bindung an Entscheidungen der Wettbewerbsbehörde? CHSH 2019

Fehlende Kompetenzen des Schiedsgerichts Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Fehlende Kompetenzen des Schiedsgerichts Vorabentscheidungsverfahren nur über den „Umweg“ der Rechtshilfe des ordentlichen Gerichts Keine Ordnungsstrafen Keine „direkte“ Amtshilfe von anderen Behörden Keine Hilfe bei der Schadensermittlung Keine Möglichkeit, Dritte ohne deren Zustimmung zu binden CHSH 2019

Dennoch: Vorteile des Schiedsgerichts Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Dennoch: Vorteile des Schiedsgerichts Vertrautheit mit Auftrag zur Dokumentenvorlage: „Document Production“ ist eine Standardprozedur in Schiedsverfahren Spezialwissen bei Schadensermittlung Vertrautheit im Umgang mit „Quantum Experts“ Kein formalistischer Verfahrensablauf Internationalität Vertrauensvorschuss „internationaler“ Gegner EU-RL ist „ordre public“ – daher Pflicht zur Beachtung der Vorschriften, deren Anwendung möglich ist, sonst Aufhebungsrisiko des Schiedsspruchs CHSH 2019

Conclusio: Die Qual der Wahl Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Conclusio: Die Qual der Wahl Schiedsgerichtsbarkeit ist eine echte Alternative Vertraulichkeit ist gewährleistet One-Stop-Shop vs. 3 Instanzen Entfall von Sprachbarrieren und Übersetzungsflut Verfahrensfreiheit vs „garantierte“ Einbindung der Wettbewerbsbehörden FRAGEN SIE IHREN ANWALT! CHSH 2019

Die Uhr tickt...

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Partner Parkring 2 1010 Vienna +43 1 514 35 121 irene.welser@chsh.com CHSH 2019