Bliestal Kliniken PTSD nach Stammzell-Transplantation - Häufigkeit und auslösende Faktoren V. Köllner1, M. Berger2, F. Einsle4, G. Ehninger3 & P. Joraschky2.

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 Präsentation transkript:

Bliestal Kliniken PTSD nach Stammzell-Transplantation - Häufigkeit und auslösende Faktoren V. Köllner1, M. Berger2, F. Einsle4, G. Ehninger3 & P. Joraschky2 1Fachklinik für Psychosomatische Medizin, Bliestal Kliniken, Blieskastel & Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar; 2Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin, 3Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden 4 Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU Dresden

Stammzelltransplantation Behandlungsmöglichkeit v. a. bei Leukämien und Lymphomen, wenn konventionelle Chemotherapie nicht ausreicht (meist nach Rezidiv). Zunächst werden die Stammzellen des Patienten durch eine Hochdosis-Chemotherapie abgetötet. Übertragen werden Blutstammzellen (nicht mehr Knochenmark!), die entweder vom Patienten selbst (autologe Tx) oder von einem Spender (allogene Tx) stammen.

Stammzelltransplantation Durch die Stammzellen wird das durch die Chemotherapie zerstörte blutbildene System und das Immunsystem neu aufgebaut. Bei der allogenen Tx wirkt das neue Immunsystem zusätzlich gegen evtl. verbleibene Tumorzellen, dafür besteht die Gefahr der GvH-Reaktion Die Tx selbst (i. v.-Infusion) verläuft unspektrakulär, traumatisierend wirken v. a. die Folgen der Hochdosis-Chemotherapie (Zusammenbruch des Immunsystems) Notwendigkeit zur Isolation), GvH und Rezidive.

Stammzelltransplantation Medizinischer Fortschritt erhöht Indikationen zur kurativen Stammzelltransplantation ca. 20.000/ Jahr in Europa Bei akuter Leukämie Rezidivrate 15%-25% nach der 1. und 37% nach der 2. SCT (Heil&Ganser, 1998), bei chronischer Leukämie 5-Jahres-Überlebensrate ca. 65% (Burt et al., 1996). Mortalität in der ersten 100 Tagen nach allogener Tx 20-30% (Burt et al., 1996) häufig verminderte Lebensqualität & erhöhte psychische Belastung im Langzeitverlauf

Depressivität nach SCT Je nach Studie bei 6-40% aller Patienten nach SCT erhöhte Depressivität/depressive Störung oftmals unerkannt - traurige Verstimmung wird als normal angesehen Lebensqualität bei depressiven Patienten deutlich eingeschränkt (Grassi et al., 1996) erhöhte Mortalitätsrate – verminderte Compliance? (Massie et al., 2004)

PTB bei Krebspatienten Systematische Erforschung nach Etablierung der DSM-IV-Kriterien (schwere Erkrankung als potentielles Trauma) Einzelne Symptome bei 20- 80% nachweisbar Prävalenz der PTB zwischen 0 (Mundy et al., 2000) und 32% (Naidich et al., 2000) Vergleich zwischen Studien schwierig, da unterschiedliche Erhebungsmethoden und unklare Unterscheidung zwischen F43.0 und F43.1 Meist fehlender Zusammenhang zwischen Therapie-radikalität, klinischem Verlauf und Auftreten einer PTB

Fragestellung Wie hoch ist die Prävalenz von stressbezogenen Symptomen sowie von subsyndromaler und voll ausgebildeter PTB bei Patienten im Langzeitverlauf nach SCT? Welche Ereignisse werden als traumatisch erlebt und sind Inhalte von Intrusionen? Welcher Fragebogen ist zum Screening in der Routinediagnostik geeignet?

Patienten 110 Patienten > 18 Jahre zum Zeitpunkt der SCT mit ausreichenden Sprachkenntnissen - 63 Männer, 47Frauen, - Alter 48,9 (SD=12.57; Range 18 bis 68) Jahre, - Zeit nach SCT MW 32,4 Jahre - > 6 (SD=24.21; Range 6 bis 124) Monate nach SCT - 60% allogene, 23,6% autologe und 12,7% mehrfache SCT werden anläßlich einer Kontrolluntersuchung zwischen März und Dezember 2003 in der Klinik befragt alle eingeschlossenen Patienten nehmen an der Befragung teil.

Messinstrumente Strukturiertes Interview: SKID Fragebögen: - Posttraumatic Symptom Scale (PTSS10, Weissaeth, 1989, dt. Version von Stoll et al., 1998) - Impact of. Event Scale (IES-R, dt. Version von Maercker und Schützwohl, 1998) - Short Screening Scale (Breslau et al., 1999, dt. Version von Maercker et al., 2002) Zusätzlich wurden Angst und Depressivität (HADS) sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-36) erfasst.

Lebensqualität (SF-36)

PTB-Prävalenzen in den unterschiedlichen Erhebungsinstrumenten

Frauen sind stärker durch PTB-Symptome belastet:

Zusammenhang zwischen psych. Komorbidität und Lebensqualität

Symptombelastung in der IES-R

IES-R vs. SKID

Short Screening vs. SKID

PTSS-10 vs. SKID

Gemeinsame Merkmale der 3 Patien-tinnen mit gesicherter PTB-Diagnose weibliches Geschlecht eher jüngeres Alter (32, 37, 46 Jahre) depressive Episode oder Anpassungsstörung in der Vorgeschichte konkretes Ereignis, das Hilflosigkeit, Todesangst oder Entsetzen auslöste

Inhalte der Intrusion im SKID Massive Pilzinfektion nach der Hochdosis-Chemotherapie mit hohem Fieber und Ablösung der Schleimhäute Massive GvH-Reaktion mit quälenden Symptomen und Todesangst Mitteilung der Rezidiv-Diagnose (2. SCT erforderlich)

Diagnosen im SKID

Prädiktoren der stressbezogenen Symptomatik: Multivariate Analyse (schrittweise Regression) mit den unabhängigen Variablen: frühere Diagnosen im SKID Geschlecht Alter Art der Transplantation Zeit nach der Transplantation Depressivität und allgemeine Ängstlichkeit (HADS)

Prädiktoren des psych. Faktors der gesundheitsbezognen Lebensqualität Multivariate Analyse (schrittweise Regression) mit den unabhängigen Variablen: frühere Diagnosen im SKID Geschlecht Alter Art der Transplantation Zeit nach der Transplantation Depressivität und allgemeine Ängstlichkeit (HADS) Gesamtwert PTSS-10 Skalenwerte IES-R

Schlussfolgerungen Hohe PTB-Prävalenzen nach SCT in Fragebogenerhebungen lassen sich im SKID so nicht bestätigen. Im SKID findet sich eine PTB vor allem bei Patientinnen, die ein eindeutig traumatisches Ereignis intrusiv wiedererleben Als Screening-Instrument erscheint v. a. die PTSS-10 geeignet, die jedoch einen hohen Anteil im SKID unauffälliger Patienten erfasst.

Schlussfolgerungen Die PTSS-10 erfasst eine größere Subgruppe von Patienten, die durch eine von Vermeidung und Hyperarousal geprägte Fehlverarbeitung belastet erscheint. Diese Symptomatik wirkt sich unabhängig von Angst und Depressivität negativ auf die Lebensqualität aus Dies spiegelt sich auch in dem hohen Anteil von Patienten mit Anpassungsstörungen wieder. Diese Subgruppe sollte hinsichtlich Auslösemechanismen und Symptomprofil genauer untersucht werden.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!