Calprotectin Biomarker der Entzündung

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 Präsentation transkript:

Calprotectin Biomarker der Entzündung Online-Seminar 27.04.2017 Calprotectin Biomarker der Entzündung PD Dr. Stephan Sudowe

Übersicht Physiologische Funktion von Calprotectin Fäkales Calprotectin als Indikator intestinaler Entzündungsaktivität Reizdarm oder entzündliche Darmerkrankung (CED)? Früherkennung und Diagnostik kolorektaler Karzinome Calprotectin und Nahrungsmittel-Unverträglichkeit Therapie-Monitoring bei CED 3. Calprotectin im Serum als Biomarker für Entzündungen Calprotectin und rheumatische Erkrankungen Calprotectin und metabolische Erkrankungen Calprotectin und Herz-Kreislauf-Erkrankungen Calprotectin und Tumorerkrankungen Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Physiologische Funktion von Calprotectin Calprotectin – Biomarker der Entzündung

synonyme Bezeichnungen: S100A8/A9 Calprotectin zugehörig der Familie der Calcium-bindenden S100-Proteine heterodimeres Protein Calgranulin A (S100A8, MRP-8) Calgranulin B (S100A9, MRP-14) S100A8 S100A9 synonyme Bezeichnungen: S100A8/A9 MRP8/14  formen Bindungsstellen für Mangan-, Zink oder Eisen-Ionen konstitutiv in phagozytierenden Zellen des Immunsystems (Makrophagen, Granulozyten, Dendritische Zellen) vorliegend Damo et al. 2013. Proc Nat Acad Sci USA, 110:3841 Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Funktion des Calprotectin Bindung an Mikrotubuli  Zytoskelettorganisation Förderung der Zellmigration Bakterielle Produkte (z.B. Endotoxin) TLR-4-Komplex NF-kB Essentielle Mikronährstoffe (Eisen, Zink, Mangan) S100A8 Ca2+ Ausweis als „Selbst“ über Rezeptoren Calprotectin (S100A8/A9) S100A9 Genaktivierung  Transkription u.a. S100A8 S100A9 Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Funktion des Calprotectin Bindung an Mikrotubuli  Zytoskelettorganisation Förderung der Zellmigration Bakterielle Produkte (z.B. Endotoxin) TLR-4-Komplex NF-kB Depletion von Mikronährstoffen  Antimikrobielle Wirkung Essentielle Mikronährstoffe (Eisen, Zink, Mangan) S100A8 Ca2+ Calprotectin (S100A8/A9) S100A9 Genaktivierung  Transkription u.a. S100A8 S100A9 Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Funktion des Calprotectin ALARMIN Bindung an Mikrotubuli  Zytoskelettorganisation Förderung der Zellmigration Bakterielle Produkte (z.B. Endotoxin) Aktivierung von Immunzellen (Monozyten/Makrophagen, Neutrophile)  Produktion von proinflammatorischen Mediatoren (Zytokine, Chemokine, S100A8/A9), Radikalbildung (ROS) TLR-4-Komplex NF-kB TLR-4 RAGE S100A8 Ca2+ Calprotectin (S100A8/A9) S100A9 Genaktivierung  Transkription u.a. S100A8 S100A9 Chemotaxis  Anlockung von Immunzellen (Makrophagen, Neutrophile) Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Fäkales Calprotectin als Indikator intestinaler Entzündungsaktivität Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Chronische Darmbeschwerden Klinische Anzeichen einer intestinalen Dysfunktion Unbehagen (Druckgefühl) im Abdominalbereich Bauchschmerzen (Krämpfe) Diarrhoe (Durchfall) Flatulenz (Blähungen) oder Blähbauch (Meteorismus) Blut im Stuhl Reizdarmsyndrom (RDS; Colon irritabile) Chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) Mögliche Ursachen chronischer Darmbeschwerden Reizdarmsyndrom (RDS; Colon irritabile) Chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) Virale oder bakterielle Infektionen des Magen-Darm-Traktes Darmtumor Nahrungsmittel-Unverträglichkeit Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Reizdarmsysndrom (Colon irritabile) Reizdarm vs. CED Reizdarmsysndrom (Colon irritabile) in Deutschland leiden ca. 15 Millionen Menschen am Reizdarm (Frauen häufiger betroffen als Männer) funktionelle gastrointestinale Störung  keine organischen Ursachen für die Beschwerden nachweisbar häufig Störung der Darmbewegung (Peristaltik)  Störung des intestinalen Nahrungstransportes  Passagezeit zu kurz (Durchfall) oder zu lang (Verstopfung) Auslöser häufig Stress oder psychosomatische Faktoren wie Angst oder Ärger  mögl. Dysfunktion des (Darm)Nervensystems („nervöser“ Darm) Reizdarmdiagnose ist eine Ausschlussdiagnose keine offenkundigen intestinalen Entzündungen Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) Reizdarm vs. CED Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) Colitis ulcerosa Morbus Crohn Entzündung betrifft nur den Dickdarm und das Rektum (Mastdarm) Entzündung breitet sich gleichmäßig im Dickdarm aus, ausgehend vom Enddarm Nur die Darmschleim- haut, die oberste Schicht der Darmwand ist ent- zündet Komplikationen: toxisches Megakolon, Perforation des Dickdarms, Blutungen, intraepitheliale Neoplasien Entzündung kann im gesamten Verdauungs- trakt (vom After bis zum Mund) auftreten Entzündung ist oft fleckenförmig im Darm verteilt, unterbrochen von gesunden Abschnitten Alle Schichten der Darm- wand können entzündet sein Fisteln, anale Fissuren, Abszesse, Blutungen, Stenosen Colitis ulcerosa Normalbefund Morbus Crohn Bildquelle: www.endoskopiebilder.de Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) Reizdarm vs. CED Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) Calprotectin Stuhl Darmlumen Darmmukosa Entzündetes Darmepithelium Blutgefäß Transepitheliale Migration Monozyt Neutrophiler Granulozyt Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Differentialdiagnostik: Calprotectin im Stuhl Reizdarm vs. CED Differentialdiagnostik: Calprotectin im Stuhl Bestimmung von fäkalem Calprotectin (fCal) < 50 mg/kg > 50 mg/kg 50 mg/kg Stuhl keine Entzündung CED unwahrscheinlich CED Reizdarm (n=45) (n=31) Schroeder et al., Aliment Pharmacol Ther, 26:1035 (2007) CED Nicht-CED (n=31) (n=30) Sidler et al., Inflamm Bowel Dis, 15:359 (2008) Differenzialdiagnostik Reizdarm Zöliakie Laktoseintoleranz, etc. keine Indikation für invasive, bildgebende Diagnostik bei einer fCal-Konzentration unter 50 mg/kg Stuhl kann eine CED für den Patienten nahezu sicher ausgeschlossen werden Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Differentialdiagnostik: Calprotectin im Stuhl Reizdarm vs. CED Differentialdiagnostik: Calprotectin im Stuhl Bei einer fCal-Konzentration unter 50 mg/kg Stuhl kann eine CED für den Patienten nahezu sicher ausgeschlossen werden.  Die diagnostische Wertigkeit der fCal-Bestimmung zum Ausschluss einer CED ist als hoch und zuverlässig einzuschätzen: Sensitivität 93% (bei Erwachsenen) bzw. 92% (bei Kindern) Spezifität 96% (bei Erwachsenen) bzw. 76% (bei Kindern)  Metaanalyse: van Rheenen et al., BMJ, 431:c3369 (2010)  Die diagnostische Wertigkeit erwies sich in verschiedenen Studien als überlegen im Vergleich zu den üblichen Laborroutineparametern (z.B. Leukozytenzahl) oder weiteren Entzündungsmarkern (z.B. CRP, Lactoferrin).  Schoepfer et al., Am J Gastroenterol, 105:162 (2010) Mosli et al., Am J Gastroenterol, 110:802 (2015)  Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Differentialdiagnostik: Calprotectin im Stuhl Reizdarm vs. CED Differentialdiagnostik: Calprotectin im Stuhl S3-Leitlinie „Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie“ (AWMF-Registriernummer: 021/016)  Layer et al., Z Gastroenterol, 49:237 (2011) Aktualisierte S3-Leitlinie 2014 – „Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“ (AWMF-Registriernummer: 021-004)  Preiss et al., Z Gastroenterol, 52:1431 (2014) Aktualisierte Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa 2011 – Ergebnisse einer Evidenzbasierten Konsensuskonferenz“ (AWMF-Registriernummer: 021/009)  Dignass et al., Z Gastroenterol, 49:1276 (2011) Fäkales Calprotectin (fCal) ist derzeit der beste labordiagnostische Marker für eine Unterscheidung zwischen einem Colon irritabile und einer CED  Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Differentialdiagnostik: Calprotectin im Stuhl Reizdarm vs. CED Differentialdiagnostik: Calprotectin im Stuhl Differenzialdiagnostik Reizdarm Zöliakie Laktoseintoleranz, etc. keine Indikation für invasive, bildgebende Diagnostik 50 mg/kg Stuhl keine Entzündung CED unwahrscheinlich Bestimmung von fäkalem Calprotectin (fCal) < 50 mg/kg > 50 mg/kg 50 - 100 mg/kg 100 - 200 mg/kg niedriggradige Entzündung moderate Entzündung CED Reizdarm (n=45) (n=31) Schroeder et al., Aliment Pharmacol Ther, 26:1035 (2007) CED Nicht-CED (n=31) (n=30) Sidler et al., Inflamm Bowel Dis, 15:359 (2008) Differentialdiagnostik entzünd- liche, organische Erkrankungen des oberen oder unteren Gastrointestinaltrakts Abklärung weiterer entzündlicher Erkrankungen des oberen und unteren Gastrointestinaltraktes Calprotectin – Biomarker der Entzündung

fCal und Magen-Darm-Infektionen Bei viral oder bakteriell bedingten Infektionen des Magen-Darm-Trakts lassen sich erhöhte Calprotectin-Konzentrationen im Stuhl nachweisen.  Chen et al., J Pediatr Gastroenterol Nutr, 55:541 (2012) Bei erhöhtem fCal und entsprechender Symptomatik ist vor der weiteren Abklärung einer CED mittels Endoskopie zunächst immer der Ausschluss einer infektiösen Ursache (z.B. Erregernachweis, Nachweis erregerspezifischer Antikörper) notwendig. Calprotectin – Biomarker der Entzündung

fCal und NSAIDs Die Einnahme nicht-steroidaler Antiphlogistika (engl. NSAIDs) wie Aspirin, Ibuprofen, Diclofenac oder COX-2-Hemmern (z.B. Celecoxib) kann zu Enteropathien führen, die eine Erhöhung der Calprotectin- Konzentration im Stuhl zur Folge haben.  Tibble et al., Gut, 45:362 (1999) Maiden et al., Gastroenterology, 128:1172 (2005) Goldstein et al., Alim Pharmacol Ther, 25:1211 (2007) Rendek et al., Scand J Gastroenterol, 51:28 (2016)  Control 48 2.0 (0.2–10.9) Vor Durchführung der Calprotectin-Bestimmung sollten die entsprechenden Medikamente über einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen möglichst nicht eingenommen werden, um die Messung des intestinalen Entzündungsgrades nicht zu beeinflussen. Calprotectin – Biomarker der Entzündung

fCal und Darmkrebs Die Etablierung eines kolorektalen Karzinoms wird von einer akuten lokalen Entzündungsreaktion begleitet, die eine erhöhte Calprotectin- Freisetzung zur Folge hat.  Kronborg et al., Gut, 46:795 (2000) Control 125 5.2 Kristinsson et al., Dis Colon Rectum, 41:316 (1998) Fäkales Calprotectin kann als aussagekräftiger Biomarker zur Darmkrebs-Früherkennung herangezogen werden. Infolge der tumorinduzierten Calprotectin-Freisetzung lassen sich auch bei Patienten mit einem intestinalen Adenom oder Karzinom erhöhte Calprotectin-Werte im Stuhl nachweisen.  Moris et al., JBUON, 21:859 (2016) Calprotectin – Biomarker der Entzündung

fCal und Darmkrebs Die Etablierung eines kolorektalen Karzinoms wird von einer akuten lokalen Entzündungsreaktion begleitet, die eine erhöhte Calprotectin- Freisetzung zur Folge hat.  Die fCal-Konzentration nimmt nach operativer Entfernung eines kolorektalen Karzinoms signifikant ab. Kristinsson et al., Dis Colon Rectum, 41:316 (1998)  Die fCal-Bestimmung kann auch im Rahmen der Über- prüfung des Therapieverlaufes nach einer Resektion durch- geführt werden. Calprotectin – Biomarker der Entzündung

fCal und Nahrungsmittel-Unverträglichkeit Gastrointestinale Beschwerden wie Bauchschmerzen, Völlegefühl, Verstopfungen, Blähungen und Durchfall können auch auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit (z.B. Nahrungsmittel-Allergie, Typ I; Zöliakie) zurückzuführen sein.  Kontrollgruppe Zöliakie Zöliakie (nach glutenfreier Diät) Ertekin et al. (2010) 4,3 ± 3,3 13,4 ± 8,5 4,6 ± 2,7 Balamtekin et al. (2012) 9,6 [1,0 – 70,0] 117,2 [3,2 – 306] 3,7 [0,5 – 58,2] Capone et al. (2014) 45,1 ± 38,4 57,7 ± 29,1 --- Rajani et al. (2016) 67,5 [4,9 – 3068] 33,0 [1,1 – 736,5] Biskou et al. (2016) 25,0 [23 – 41] 36,4 [26 – 61] 25,0 [25 – 25] Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Bestimmung von fäkalem Calprotectin (fCal) fCal und CED Bestimmung von fäkalem Calprotectin (fCal) < 50 mg/kg > 50 mg/kg Differenzialdiagnostik Reizdarm Zöliakie Laktoseintoleranz, etc. keine Indikation für invasive, bildgebende Diagnostik 50 mg/kg Stuhl keine Entzündung CED unwahrscheinlich CED Reizdarm (n=45) (n=31) Schroeder et al., Aliment Pharmacol Ther, 26:1035 (2007) CED Nicht-CED (n=31) (n=30) Sidler et al., Inflamm Bowel Dis, 15:359 (2008) Morbus Crohn SES = Simple Endoscopic Score Schoepfer et al., Am J Gastroenterol, 105:162 (2010) Colitis ulcerosa Lobaton et al., Inflamm Bowel Dis, 19:1034 (2013) Kato et al., Intest Res, 14:5 (2016) Korrelation der Calprotectin-Konzentration im Stuhl mit der Schweregrad der CED möglich? Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Schweregrad / Ausmaß der Entzündung fCal und CED Schweregrad / Ausmaß der Entzündung Bestimmung von fäkalem Calprotectin (fCal) < 50 mg/kg keine Entzündung CED unwahrscheinlich keine Indikation für invasive, bildgebende Diagnostik Differenzialdiagnostik Reizdarm Zöliakie Laktoseintoleranz, etc. 50 mg/kg Stuhl 50 - 100 mg/kg > 250 mg/kg 100 - 200 mg/kg niedriggradige Entzündung moderate Entzündung hochgradige Entzündung Möglicherweise ruhende CED oder CED in Remission CED wahrscheinlich aktiver CED-Schub wahrscheinlich Verlaufsbeobachtung Fortführung einer antiinflamma- torischen Therapie Bei chronisch erhöhten Werten Überweisung zur invasiven, bildgebenden Diagnostik (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) Notwendigkeit für eine anti- inflammatorische Therapie Calprotectin – Biomarker der Entzündung

fCal und CED Therapie von CED Therapieziele Behandlung mit antiinflammatorisch wirksamen Medikamenten Glukokortikoide Aminosalizylate Klassische Immunsuppressiva Antibiotika Biologika (TNFa-Hemmer, z.B. Infliximab, Adalimumab) Probiotika zur Stabilisation einer funktionsfähigen Darmflora Operativer Eingriff bei Bildung von Fisteln, Abszesse oder Stenosen Therapieziele Kurzfristig (bei Krankheitsschüben): Linderung der akuten Beschwerden Langfristig: ▪ Reduzierung der Häufigkeit von Krankheitsschüben ▪ Verlängerung der beschwerdefreien Remissionsphasen ▪ Verhinderung der Progression der CED ▪ Vermeidung struktureller Veränderungen des Darmes Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Therapie-Monitoring mit fCal Obkektivierte Überwachung des Therapieerfolges Sipponen et al., Inflamm Bowel Dis, 14:1392 (2008) Patienten mit Morbus Crohn Therapie mit anti-TNFa-mAb Infliximab (Infusion 5 mg/kg) in Woche 0 und 8 Endoskopischer Index Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Therapie-Monitoring mit fCal Obkektivierte Überwachung des Therapieerfolges De Vos et al., J Crohns Colitis, 6:557 (2012) Patienten mit Colitis ulcerosa Therapie mit anti-TNFa-mAb Infliximab (Infusion 5 mg/kg) in Woche 0, 2 und 6 Endoskopische Bewertung in Woche 6 und 10 Normalisierung des fCal = komplette Ausheilung der intestinalen Schleimhaut.  Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Therapie-Monitoring mit fCal Abschätzung des Rückfallrisikos Tibble et al., Gastroenterology, 119:15 (2000) CED-Patienten in klinischer Remission hingegen weisen häufig trotz normalisierter systemischer Entzündungsparameter (CRP) noch eine niedriggradige intestinale Inflammation auf, welche sich in erhöhten Calprotectin-Werten widerspiegelt. Solche Patienten haben ein erhöhtes Rückfallrisiko innerhalb der nächsten Monate.  Calprotectin – Biomarker der Entzündung

fCal: Präanalytik und Probenversand Bitte anfordern: Ganzimmun-Probengefäß zur Gewinnung einer Stuhlprobe und Versandgefäß Calprotectin ist in einer nativen, ungekühlten Stuhlprobe bis zu 7 Tage stabil.  Postversand unproblematisch Bei Probennahme Kontamination mit Toiletten- wasser vermeiden. Probengewinnung kann jederzeit unabhängig von der Ernährung (z.B. Diäten) durchgeführt werden. Calprotectin – Biomarker der Entzündung

im Serum als Entzündungsmarker Calprotectin im Serum als Entzündungsmarker Calprotectin – Biomarker der Entzündung

 Calprotectin im Serum erhöhte Calprotectin-Konzentrationen im Serum bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises Rheumatoide Arthritis (RA) Juvenile idiopathische Arthritis (JIA) Morbus Still, juvenile Form (systemische juvenile idiopathische Arthritis, SJIA) Morbus Still, adulte Form (Still-Syndrom des Erwachsenenalters, engl. AOSD) Psoriasis-Arthritis (Schuppenflechten-Arthritis) Spondyloarthritis, z.B. ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechtarew) ANCA-assoziierte Vaskulitis und Glomerulonephritis Systemischer Lupus erythematodes (SLE) Sjögren-Syndrom Frosch et al., Arthritis Rheum, 43:628 (2000) Calprotectin wird von aktivierten neutrophilen Granulozyten und Makrophagen in der Gelenkinnenhaut oder der Synovialflüssigkeit produziert und freigesetzt.  Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Calprotectin und rheumatische Erkrankungen Bestimmung der aktuellen Entzündungsaktivität Garcia-Arias et al., Mol Diagn Ther, 17:49 (2013) Holzinger et al., Ann Rheum Dis, 71:974 (2014) Korrelation mit systemischen Entzündungsparametern (hsCRP) sowie mit der Schwere der anhand der Bewertung der klinischen Symptomatik (z.B. Stärke der Gelenkschwellung, Anzahl der betroffenen Gelenke) ermittelten Krankheits- aktivität oder der mittels Sonographie abgeleiteten Gelenkschädigung  Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Calprotectin und rheumatische Erkrankungen Kontrolle des Therapieverlaufes und Vorhersage des Ansprechens auf eine Therapie Andrés Cerezo et al., Arthritis Res Ther, 13:R122 (2011) Die Calprotectin-Konzentration im Serum von Patienten, die eine objektive Verbesserung der Entzündungssymptomatik erfahren (Responder), nimmt signifikant ab und normalisiert sich in der Remissionsphase  Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Calprotectin und rheumatische Erkrankungen Kontrolle des Therapieverlaufes und Vorhersage des Ansprechens auf eine Therapie Non-Responder Responder Anink et al., Arthritis Res Ther, 17:200 (2015) Die Calprotectin-Konzentration im Serum von Patienten, die trotz Behandlung weiterhin eine mittlere oder hohe Krankheitsaktivität zeigen (Non-Responder), ist unverändert hoch.  Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Calprotectin und rheumatische Erkrankungen Kontrolle des Therapieverlaufes und Vorhersage des Ansprechens auf eine Therapie Moncrieffe et al., Rheumatology, 52:1467 (2015) Non-Responder Responder Anink et al., Arthritis Res Ther, 17:200 (2015) Patienten mit vor dem Beginn der Therapie (Basislevel) stark erhöhten Calprotectin-Konzentrationen im Serum besitzen eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreich verlaufende antientzündliche Therapie.  Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Calprotectin und rheumatische Erkrankungen Vorhersage des Risikos von Rezidiven nach Absetzen der Therapie bei Patienten in medikamenteninduzierter Remission Holzinger et al., Ann Rheum Dis, 71:974 (2014) Patienten, die auf die Therapie mit einer Normalisierung der Calprotectin- Konzentration reagieren, erleiden mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Rezidiv nach Beendigung der Therapie.  Calprotectin – Biomarker der Entzündung

 Calprotectin und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhte Calprotectin-Konzentrationen im Serum bei metabolischen Erkrankungen („Metaflammation“, Adipositas, Typ 2-Diabetes) Im Vergleich zu normalgewichtigen Personen ist die Calprotectin- Konzentration in Serum von adipösen Personen und von Patienten mit Typ 2-Diabetes signifikant erhöht.  Normal-gewicht normo-glykämisch hyper-glykämisch Adipositas Therapie: RYGB (Roux-en-Y Magenbypass) Catalán et al., Mol Med, 17:1157 (2011) Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Calprotectin und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhte Calprotectin-Konzentrationen im Serum bei metabolischen Erkrankungen („Metaflammation“, Adipositas, Typ 2-Diabetes) Im Vergleich zu normalgewichtigen Personen ist die Calprotectin- Konzentration in Serum von adipösen Personen und von Patienten mit Typ 2-Diabetes signifikant erhöht.  erhöhte Calprotectin-Konzentrationen im Serum bei Herz-Kreislauf- Erkrankungen (Atherosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall) Entzündungszellen (Makrophagen, Neutrophile) in von athero- sklerotischen Plaques betroffenen Gefäßwänden setzen Calprotectin frei  Altwegg et al., Eur Heart J, 28:941 (2007) Patienten mit Atherosklerose weisen im Durchschnitt eine signifikant erhöhte Calprotectin-Konzentration im Serum auf.  Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Calprotectin und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhte Calprotectin-Konzentrationen im Serum bei metabolischen Erkrankungen („Metaflammation“, Adipositas, Typ 2-Diabetes) Im Vergleich zu normalgewichtigen Personen ist die Calprotectin- Konzentration in Serum von adipösen Personen und von Patienten mit Typ 2-Diabetes signifikant erhöht.  erhöhte Calprotectin-Konzentrationen im Serum bei Herz-Kreislauf- Erkrankungen (Atherosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall) Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen weisen eine deutlich erhöhte Calprotectin-Kozentration im Serum auf, wobei die Höhe der Calprotectin-Freisetzung mit dem Schweregrad bzw. dem Stadium der kardiovaskulären Erkrankung korreliert.  SAP: Stabile Angina pectoris UAP: Nicht-stabile Angina pectoris AMI: Akuter Myokardinfarkt Xia et al., 2016 Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Calprotectin und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhte Calprotectin-Konzentrationen im Serum bei metabolischen Erkrankungen („Metaflammation“, Adipositas, Typ 2-Diabetes) Im Vergleich zu normalgewichtigen Personen ist die Calprotectin- Konzentration in Serum von adipösen Personen und von Patienten mit Typ 2-Diabetes signifikant erhöht.  erhöhte Calprotectin-Konzentrationen im Serum bei Herz-Kreislauf- Erkrankungen (Atherosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall) Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen weisen eine deutlich erhöhte Calprotectin-Kozentration im Serum auf, wobei die Höhe der Calprotectin-Freisetzung mit dem Schweregrad bzw. dem Stadium der kardiovaskulären Erkrankung korreliert.  ACS = akuter Herzinfarkt CAD = koronare Hererkrankung Altwegg et al., Eur Heart J, 28:941 (2007) Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Calprotectin und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhte Calprotectin-Konzentrationen im Serum bei metabolischen Erkrankungen („Metaflammation“, Adipositas, Typ 2-Diabetes) Im Vergleich zu normalgewichtigen Personen ist die Calprotectin- Konzentration in Serum von adipösen Personen und von Patienten mit Typ 2-Diabetes signifikant erhöht.  erhöhte Calprotectin-Konzentrationen im Serum bei Herz-Kreislauf- Erkrankungen (Atherosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall) Patienten mit akutem Koronarsyndrom besitzen bei stark erhöhten Calprotectin- Werten ein signifikant höheres Risiko für einen fatal verlaufenden Herzinfarkt .  Cotoi et al., 2014 Ausweis als „Selbst“ über Rezeptoren Calprotectin – Biomarker der Entzündung

 Calprotectin und Tumorerkrankungen X Calprotectin spielt in der Interaktion zwischen Tumor- und Entzündungszellen eine gewichtige Rolle viele Tumorzellen exprimieren – insbesondere unter Mangelversorgung mit Sauerstoff (Hypoxie) – die S100A8- und S100A9-Monomere und sezernieren aktives Calprotectin   Tumorzellteilung  Tumorwachstum  Unreife myeloide Zelle Anlockung von Entzündungszellen (Chemotaxis)  Inflammation  Tumorzellmigration und -invasion  Metastasierung Metastasierende Tumorzelle Calprotectin (S100A8/A9) Ausweis als „Selbst“ über Rezeptoren X  Unreife myeloide Zelle Myeloide Suppressorzelle (MDSC) Differenzierung von MDSC  Immunsuppression Tumor-spezifische Lymphozyten Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Calprotectin und Tumorerkrankungen Infolge der durch den Krebs ausgelösten Entzündungsreaktion sind die Calprotectin-Konzentrationen im Serum/Plasma von Patienten mit unterschiedlichen Tumorentitäten signifikant erhöht Ovarialkarzinom Kolorektales Karzinom Endometriumkarzinom Magenkarzinom papilläres Schilddrüsenkarzinom Bronchialkarzinom, nicht-kleinzellig Hirntumor (Gliom) Kehlkopfkarzinom …… Blanco-Prieto al., 2015 Ausweis als „Selbst“ über Rezeptoren Die Höhe der Calprotectin- Konzentration im Serum korreliert mit dem Stadium der Krebserkrankung.  Calprotectin – Biomarker der Entzündung

Calprotectin – Biomarker der Entzündung Ausweis als „Selbst“ über Rezeptoren Calprotectin – Biomarker der Entzündung