„Heimspiel“ – Medienpaket zur Gewaltprävention

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Wer sind Ranger und Rover?
Advertisements

Grundlagen der Informatik
Ab heute ist morgen!.
Nutzung von Medien in der Freizeit
Ambulante Intensive Betreuung (AIB) der Bewährungshilfe Köln
Liebe Elternabend-Organisatoren,
30. Sept. 2008Karl Gertler in der Fachtagung LAGF 1 Familienbildung in der örtlichen Jugendhilfe Potential und notwendige Weichenstellungen: Wie intensiv.
Akzeptierende Jugendarbeit mit rechtsextremen Jugendlichen
Gefahren die für Kinder auf Facebook lauern
Leitsätze für das Bildungszentrum
dot.Safe Bern, 15. März 2003 Margit Hofer.
Shdgfs8hsdn Médiation scolaire à Bridel.
Umgang mit Konflikten Mag. Weber Adrian.
Warum ist facebook für Jugendliche so wichtig?
Elternwerkstatt 4. Abend
Faire und vertrauensvolle Zusammenarbeit an der
1 Medienfachberatung Berner Straße Würzburg Tel.: / Fax: /
Evangelia-Margareta Samara Schulrätin für Deutsch als Fremdsprache
Soziales Lernen in der Schuleingangsphase an der GGS Deutzerstr.
Sensible Themen Was Sie tun können, wenn die Unzufriedenheit mit dem Aussehen für eine/n Lernende/n oder KollegIn ein Problem darstellt LIFELONG LEARNING.
Soziale Arbeit an Schulen im Landkreis Bad Kreuznach
Gewaltfreie Kommunikation (GfK)
1 Thema: Regionale Strukturen entwickeln – Planung von regionalen Veranstaltungen Projektbüro Inklusion.
Qualifizierung von GruppenleiterInnen
Die Rolle der Eltern im Berufswahlprozess ihrer Kinder
Ergebnisse der Elternbefragung
Konflikte.
Eltern im Kinder- und Jugendfussball Eine Herausforderung mit der wir uns schwer tun! Stadtzürcher Fussballverband Themenabend vom 16. November 2015.
Das Strafantragsverhalten der Opfer häuslicher Gewalt.
Evaluation. Evaluationen werden verwendet, um Veränderungen durch Interventionen zu bewerten: Besteht ein Gewaltproblem in einer Schule, das die Einführung.
Jensen, M.; Hoffmann, G. u. a.: Diagnosenübergreifende Psychoedukation. © Psychiatrie Verlag 2014 Achtung: Die Präsentationsfolien dürfen ausschließlich.
Zu Beginn der Woche war die schüchterne Puppe Lilly zu Besuch. Die Aufgabe der Kinder war es heraus zu finden, woran sie das erkennen können, und was sie.
Wie mache ich ‚offenen Unterricht‘ von Anfang an?
Untersuchung zur Haltung der Mitarbeiter
Angewandter Glückskurs
Pädagogik II.
Was erwartet Sie in der Mediation? (2)
ELSA ELSA Doris Ittner & Tina Hascher Universität Bern
Bezirksschule Suhr Klasse 4c
WIR SCHÜLER GESTALTEN UNSERE SCHULE MIT!
Manuela Eichhorn, JKU Linz November 2011
Persönlichkeitsentwicklung
Lions - Quest Vortrag anlässlich …….. TT. MM. JJ.
1.Hilfe für die Schulpraxis!
TITEL Untertitel Lernziele Zielgruppe Didaktisches Konzept Interaktion
Schimpfen, Meckern, Nörgeln - muss das sein
Andrea Gros Ellen Engel
Checkpoint Erasmus+ JUGEND IN AKTION
Zentrale Lernstandserhebungen (Vergleichsarbeiten)
Cloud Computing.
Mein Konfliktverhalten erkennen und verbessern
Hinweise auf sexuelle Gewalt
Diakonisches Werk Bergstrasse SchuB Das Projekt Schule und Beruf
Wie kann die digitale Welt einen intergenerationellen Beitrag leisten
Das Leitbild der Kreisschule Mutschellen (Version 2000)
Welche Bedeutung haben Stereotype und Vorurteile heute noch?
Medienbildung zur Stärkung von Familien mit Migrationsgeschichte
Meldung von unsicheren Situationen
Beschäftigtenbefragung zur Sozialpartnerschaft in Brandenburg
Pastorale Rahmenkonzeption Kindergarten - Gemeinde erLeben
TITELFOLIE Name des Webinars kurze Begrüßung.
Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg
Umweltkommunikation MitWirkung 4./
10 Schritte Video-Optin-Formel
Umsetzungsbeispiel (BC)
Auffrischung MD im DaF-Unterricht mit Jugendlichen
Schulkultur in Kerzers
 Präsentation transkript:

„Heimspiel“ – Medienpaket zur Gewaltprävention Ein Präventionskonzept für gewaltbereite und gewaltaffine junge Menschen – für den Einsatz in der Jugendarbeit

Beim Thema Gewalt im öffentlichen Raum denken die Meisten an solche Schlagzeilen. Extreme Gewalthandlungen junger Menschen rücken dadurch und durch die Verbreitung von Filmmaterial aus Überwachungskameras immer wieder in den Mittelpunkt gesellschaftlicher Diskussionen.

Gewalt junger Menschen Fallzahlen bei schwerer Körperverletzung gehen zurück Brutalität nimmt zu „Ausraster“ werden zu Schlagzeilen Was ist der öffentliche Raum? Der Allgemeinheit frei zugängliche Orte wie Straßen, Wege und Plätze einschließlich öffentlicher Verkehrsmittel sowie halböffentliche Räume wie z.B. Diskotheken oder Gaststätten Auch wenn durch die mediale Berichterstattung über extreme Gewaltausbrüche ein verzerrtes Bild von Jugendgewalt vermittelt wird: Die Fallzahlen bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung auf Straßen, Wegen und Plätzen sind in den vergangenen beiden Jahren zurückgegangen. Allerdings bleiben die Zahlen in einem Fünfjahres-Vergleich auf einem relativ hohen Niveau. Bezeichnend für Jugendgewalt ist die gestiegene Brutalität in oft jugendtypischen Auseinandersetzungen. Beispiel: 2010 war etwas mehr als die Hälfte aller Tatverdächtigen bei schwerer und gefährlicher Körperverletzung unter 21 Jahre alt. Dabei dominieren vor allem gemeinschaftlich begangene Körperverletzungen. Ca. die Hälfte der gefährlichen und schweren Körperverletzungen wird im öffentlichen Raum begangen. Zudem werden Gewalttaten überdurchschnittlich häufig an den Wochenenden begangen – und zwar vor allem dort, wo junge Menschen sich in der Regel aufhalten: in Stadtzentren, in der Nähe von Kneipen oder Discos.

Zahlen zu Jugendgewalt in Landkreis/Bundesland Lage in Gemeinde/Landkreis/Bundesland darstellen 4

Ursachen von Jugendgewalt Qualität der Eltern-Kind-Beziehung Familienklima Bindungen zu Gleichaltrigen Delinquente Freunde Schul- und Klassenklima Reaktionen des sozialen Umfelds, die nicht unmittelbar in Gewalthandlungen involviert sind. Auch ein exzessiver Medienkonsum oder die Nutzung von Video- und PC-Spielen können die Gewaltbereitschaft erhöhen. Generell kann man sagen, dass die Delinquenz junger Menschen und dabei auch die Belastung mit Gewaltdelikten umso wahrscheinlicher wird, je schlechter die soziale Lage der Familie, je geringer die schulischen Bildungschancen und je schwächer ausgeprägt der soziale Zusammenhalt der Stadtteile ist, in denen sie leben. Eine beträchtliche Rolle spielen auch die aufgeführten Faktoren. Aber: Gewalttätiges Handeln sollte immer als ein Zusammenwirken zahlreicher Bedingungen und Faktoren verstanden werden. Untersuchungen zu jungen Intensivtätern zeigen, dass viele Probleme einander bedingen und/oder überlagern. 5

Ausgangslage des Projekts Qualität der Gewalt zwingt Polizei zum Handeln Beeinträchtigung des Sicherheitsgefühls in der Bevölkerung durch Gewalt im öffentlichen Raum Beispiel: der Fall Dominik Brunner Erhöhtes Schutzbedürfnis der Bevölkerung Vorhandene gewaltpräventive Konzepte richten sich vor allem an Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre Konzepte werden vermehrt an Schulen umgesetzt Gründe der Polizeilichen Kriminalprävention, sich verstärkt im Bereich Gewalt im öffentlichen Raum einzusetzen: Neben der Qualität der Gewalt, einem dadurch gestörten Sicherheitsgefühl der Bevölkerung sowie dem Wunsch nach mehr Schutz vor jugendlichen Gewalttätern sind es die bisherigen präventiven Bemühungen. Konzepte der Polizei zur Gewaltprävention verfolgen bislang einen universellen Präventionsansatz und richten sich insbesondere an Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren (Beispiel: „Abseits?!“ oder „Herausforderung Gewalt“ für den Einsatz in Schulen). Konzepte zur Reduzierung von Gewalt speziell im öffentlichen Raum sind zwar vorhanden, aber nicht präventiv, sondern repressiv orientiert.

Eckpunkte des Konzepts „Heimspiel“ Hauptziel: Reduzierung von Gewalttaten im öffentlichem Raum Zielgruppen: Junge Menschen beiderlei Geschlechts im Alter von 16 bis ca. 25 Jahren, die gewaltgeneigt oder durch Gewalttaten bereits auffällig geworden sind Erreichbarkeit der Zielgruppe: Über außerschulische Jugendarbeit Die Polizeiliche Kriminalprävention hat nun ein rein präventives Konzept entwickelt, welches das Ziel verfolgt, Gewalttaten im öffentlichen Raum zu reduzieren. Es richtet sich insbesondere an junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren, die – und das ist das Besondere an der Zielgruppe – gewaltgeneigt oder durch Gewalthandlungen bereits auffällig geworden sind. Charakteristisch für diese Personen: Sie bewegen sich oft im öffentlichen Raum, viele ihrer Aktivitäten spielen sich auf der Straße ab. Sie weisen häufig eine unstrukturierte Lebensweise auf, begünstigt beispielsweise durch Arbeits- und Perspektivlosigkeit. Nicht selten haben diese Personen einen impulsiven Charakter, suchen nach Nervenkitzel oder neigen zu aggressiven Problemlösungsmustern. Sie sind „anfällig“ für schnell eskalierende Konflikte. Sie sind nicht mehr schulpflichtig oder haben nur eine lose Bindung zu schulischen Instanzen. Problem: Die Polizei kann diese Zielgruppe in der Regel kaum erreichen. Deswegen wurde das Konzept daraufhin ausgerichtet, dass es von der außerschulischen Jugendarbeit eingesetzt werden kann. Gründe / Vorteile dieses Ansatzes werden in einer späteren Folie erläutert!

Wie erreichen wir das Ziel? Medienpaket „Heimspiel“ Kurzfilm, 22 min. Studienabschlussarbeit an der Internationalen Filmschule Köln (IFS) „Preis der deutschen Filmkritik“ für den besten deutschen Kurzfilm 2009. FSK-Freigabe: ab 12 Jahre Begleitheft zur Orientierung Medienpädagogische Empfehlungen für den Einsatz des Medienpakets erleichtern die Umsetzung, stellen aber keine feste Vorgabe dar. Um das Ziel zu erreichen, wurde ein Medienpaket unter dem Titel „Heimspiel“ entwickelt. Dieses umfasst zum einen den Kurzfilm „Heimspiel“. Der Film ist keine Produktion der Polizei, sondern die Abschlussarbeit zweiter Absolventen der Internationalen Filmschule Köln. Der Film wurde unabhängig vom Konzept erstellt, bietet aber viele Ansätze, um mit diesem kriminalpräventiv zu arbeiten. Zum anderen wurde von einem Medienpädagogen ein Filmbegleitheft erstellt. Weil es entscheidend ist, dass die Zielgruppe sich mit den Filminhalten auseinandersetzt, ist eine Nachbesprechung zwingend. Das Begleitheft gibt dazu wichtige Orientierungspunkte. Im Laufe des Vortrags werden die Ansätze und Umsetzungsempfehlungen näher vorgestellt. Jetzt sollte der Film den Multiplikatoren gezeigt werden!

Jetzt sollte der Film den Multiplikatoren gezeigt werden! 9

Einsatz des Medienpakets Gewalthandlungen und ihre Folgen werden thematisiert. Bei der Zielgruppe wird die Reflexion und Diskussion über Gewalthandlungen sowie eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenswelt gefördert. Es werden einfache Werte unserer Gesellschaft wie Empathie vermittelt. Gewalt befürwortende Einstellungen werden als wesentlichen Risikofaktoren von Gewalthandlungen nachhaltig beeinflusst, wenn das Medienpaket Teil eines langfristigen Präventionsprogramms ist. Die aufgezeigten Ansätze können mit Hilfe des Medienpakets realisiert werden. Dies ist aber nur möglich, wenn eine Nachbesprechung des Filminhalts erfolgt. Der Film ist die Grundlage für diese Diskussion, denn darin werden Themen wie Risiken und Grenzen von Gewalthandeln oder die Freude an der Gewaltausübung genauso aufgegriffen wie Macht, Respekt, Ehre, Geschlechterverhältnisse, Kontrollverlust oder Zivilcourage. 10

Warum Einsatz über Jugendsozialarbeit? „Heimspiel“ bedarf zwingend einer Moderation und einer Auseinandersetzung mit der Zielgruppe! Nachbearbeitung des Films nur auf Grundlage einer vertrauensvollen Beziehung zur Zielgruppe. Mitarbeiter der außerschulischer Jugendsozialarbeit werden von der Zielgruppe als vertrauensvolle Ansprechpartner angesehen. Polizei gilt als staatliche Autorität und wird als „Feind“ von der Zielgruppe wahrgenommen. Zielgruppe wird über Schulen nicht erreicht. Vorteil: Außerschulische Jugendsozialarbeit wendet sich konkret an junge Menschen, die durch das Raster fallen und von anderen präventiven Bemühungen kaum erreicht werden. Um mit dem Medienpaket bei der gewünschten Zielgruppe arbeiten zu können, ist ein persönlicher Kontakt unabdingbar. Denn weil der Film keine selbsterklärenden Botschaften enthält und auch keine Lösungen vorgibt, ist eine Diskussion über die Filminhalte das entscheidende Element der Arbeit mit der Zielgruppe. Diese Diskussion, in deren Verlauf auch Probleme und Lebenseinstellungen der Zielgruppe angesprochen werden sollen, kann nur auf einer vertrauensvollen Grundlage geschehen. Dies kann die Jugendsozialarbeit am ehesten leisten. Die Zielgruppe wird von der Polizei aufgrund der alterstypischen Distanz nicht erreicht. Für viele dieser jungen Menschen ist die Polizei sogar ein Feindbild. Auch eine Bindung zur Schule, falls eine Schulpflicht aufgrund des Alters der Zielgruppe noch besteht, ist äußerst lose. Hinweis: Viele Sozialarbeiter oder Streetworker scheuen eine Zusammenarbeit mit der Polizei und könnten aus diesen Gründen das Medienpaket ablehnen. Hier können einige gemeinsame Ziele von Polizei und Sozialarbeit betont werden, um diese Schwelle abzubauen. Hilfe für junge, strafauffällige Menschen Aufzeigen von Wegen aus der Gewalt Besseres und sicheres Zusammenleben aller in Städten und Gemeinden 11

Warum soll sich die Zielgruppe mit einem Präventionsfilm befassen? Kein typischer Präventionsfilm. Keine selbsterklärende Botschaft. Kein moralisch erhobener Zeigefinger. Keine Belehrungen und rechtliche Appelle. Vorteile: Ungewöhnliche Perspektive, die die Aufmerksamkeit der Zielgruppe erregt. Bietet eine Grundlage für kritische Ausein- andersetzung der Zielgruppe mit Gewalt. Gewalthandlungen werden nicht stigmati- sierend oder klischeehaft behandelt. „Heimspiel“ ist für die Zielgruppe deswegen so interessant, weil sie darin nicht den moralisch erhobenen Zeigefinger zu sehen bekommt. Der Film kommt ohne Belehrungen oder rechtliche Appelle aus. Für die Zielgruppe ist das der wichtigste Ansatzpunkt, um in eine anschließende Diskussion einzusteigen.

Didaktische Ansätze von „Heimspiel“ 1 Didaktische Ansätze von „Heimspiel“ 1. Film dient als Einstieg in eine Diskussion über Gewalt. 2. Diskussion ermöglicht einen Transfer vom Filmgeschehen in die Lebenswirklichkeit der Zielgruppe. 3. Zielgruppe muss in der Diskussion die Handlungsweisen im Film bewerten. 4. Gestaltung alternativer Lösungen mit dem Ziel: - aus den zwei Leben des Lehrers Vossen eines zu machen - die Verbindungen zw. Lehrer und Schüler oder Lehrer und Freundin zu verändern bzw. anders zu gestalten. 5. Teilnehmer werden nach ihrer eigenen Situation gefragt (Meinung/Lebenseinstellung/Zielperspektive). Bei der Arbeit mit dem Medienpaket steht die pädagogische Kompetenz eines Sozialarbeiters im Vordergrund. Dieser kann am ehesten einschätzen, mit welchen Jugendlichen der Film angeschaut und besprochen werden kann. Ausgehend davon, dass Fachkräfte in der Jugendarbeit in der Regel sehr gut abwägen können, ob die Zielgruppe zu einer Diskussion bereit ist, wurden einzig didaktische Ansätze von „Heimspiel“ formuliert und keine „Lernziele“ vorgegeben. Es müssen auch nicht alle Ansätze umgesetzt werden, es geht im Begleitheft vielmehr darum, Möglichkeiten aufzuzeigen.

Themenschwerpunkte einer Nachbesprechung: Die Figur des Lehrers Andreas Vossen Partnerschaft von Andreas und Sandra Konflikt zwischen Lehrer und Schüler Themengebiet „Hooligans“ Gestaltung alternativer Lösungen für das Filmgeschehen Transfer in die Lebenswelt der Zielgruppe Im Begleitheft werden einige mögliche Schwerpunkte der anschließenden Diskussion aufgezeigt. Diese dienen nur der Orientierung und sind nicht im Sinne von Unterrichtsmaterial erstellt worden. Vielmehr werden darin Fragen formuliert, die in der Zielgruppe diskutiert werden können, um eine Auseinandersetzung mit Gewalt zu fördern.

Beispiele für Diskussionsgrundlagen Schwerpunkt: Der Konflikt zwischen Andreas und Benjamin Was für ein Typ ist Benjamin? Wie und warum entsteht der Konflikt zwischen Andreas und Benjamin (Schulhofschlägerei, Varusschlacht, gegnerische Hooligans)? Welche Reaktionen/Handlungsweisen wären notwendig, um den Konflikt zwischen Lehrer und Schüler zu klären (gegenseitige Aussprache/Trennung von Freizeit und Schule)? Partnerschaft von Andreas und Sandra Wie verhält er sich seiner Partnerin gegenüber? Welche Bedeutung hat die Szene mit dem Fußnagellackieren (Hinweis auf Doppelleben: Andreas kann brutal, aber auch liebevoll sein)? Der Ansatzpunkt für junge Menschen, in eine Diskussion über den Film einzusteigen, ist eine ihnen in der Regel ungewohnte Lebenswelt – die des Lehrers Andreas Vossen. Für die Zielgruppe ist der Ethiklehrer und Hooligan nicht unbedingt eine Identifikationsfigur. Genau das provoziert zur Diskussion, denn gerade weil sich das Leben des Lehrers von dem der Zielgruppe abgrenzt, kann sich diese zunächst neutral damit auseinandersetzen. Diese Auseinandersetzung kann anhand der im Begleitheft aufgeführten Schwerpunkte vertieft werden. Bitte beachten Sie: Alle Angaben sind nur Vorschläge! Die Diskussion kann sich auch auf ein anderes Thema verlagern, z.B. auf die Folgen von Gewalthandlungen. 15

Gestaltung alternativer Lösungen Wie könnte ein authentisch und zufrieden geführtes Leben von Andreas aussehen? Wie könnte die Verbindung zu Benjamin anders, positiver ablaufen (Andreas wird sich seiner Vorbildrolle als Lehrer bewusst)? Was könnten neue Ziele von Andreas sein (Er will seinem Job als Lehrer gerecht werden/verabschiedet sich von den Hooligans)? Da der Film „Heimspiel“ keine Lösungen für das Gewaltproblem der Hauptfigur Andreas Vossen vorgibt, können diese in einer Nachbesprechung mit der Zielgruppe gemeinsam diskutiert werden. Auch hierbei gibt das Begleitheft nur Lösungsvorschläge vor. Die jungen Menschen sollten in der Diskussion selbst nach Alternativen suchen. 16

Diskussionsziel: Transfer in Lebenswelt der Zielgruppe Auseinandersetzung mit eigenen Gewalthandlungen wird gefördert. Abgrenzung zur Hauptperson ermöglicht Distanzierung von seinen Verhaltensweisen. Diskussion über andere/eigene Lebensbereiche: Partnerschaft, Schule, Freundschaft. Suche nach Handlungsalternativen für die Filmhandelnden kann zu Lösungsansätzen für eigene Lebenssituation führen. Im Verlauf einer Diskussion über den Filminhalt sollte der Blick auf die Lebenswirklichkeit der Zielgruppe gelenkt werden. Das ist das erklärte Ziel der Filmbesprechung, um bei der Zielgruppe eine Auseinandersetzung mit der eigenen Situation und vor allem mit eigenen Gewalthandlungen zu fördern. Mögliche Fragestellungen an die Zuschauer können die Diskussion in diese Richtung lenken (siehe Begleitheft Seite 17): Mit welcher der Hauptfiguren könnt ihr euch am ehesten identifizieren und warum? Ist es möglich die Filmhandlung mit eurem Leben zu vergleichen? Gibt es Situationen, die ihr so oder so ähnlich schon erlebt habt? Seht ihr eine Chance, Gewalt, wenn sie nicht mehr zu vermeiden ist, zu kontrollieren? Fallen euch konkrete Situationen ein? „Heimspiel“ bietet für den Transfer in die Lebenswelt der Zielgruppe mehrere Ansätze. Es sind auch Gespräche über Beziehungen, den Beruf oder die zwischenmenschliche Kommunikation denkbar.

Praxistest Teilnehmer: Fachkräfte aus Jugend- und Sozialarbeit sowie Polizeibeamte Medienpädagoge gibt Ansätze zur Arbeit mit dem Medienpaket. Teilnehmer haben den Film in 17 Veranstaltungen bei der Zielgruppe eingesetzt. Nach den Veranstaltungen wurden zeitnah Telefoninterviews geführt. Ergebnis: „Heimspiel“ provoziert die Zielgruppe zur Diskussion über Gewalthandlungen. Um sicherzustellen, dass der Film und das Begleitheft den Anforderungen der Jugendarbeit entsprechen, wurde das Medienpaket einem Praxistest unterzogen. Schritt: Eine Multiplikatorenschulung für zwölf Teilnehmer (Baden-Württemberg, Hamburg, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz) aus der Jugend- und Sozialarbeit sowie Präventionsbeamte der Polizei im Jugendbereich zeigt Umsetzungsmöglichkeiten auf. Schritt: Multiplikatoren setzen den Film bei der Zielgruppe ein: 17 Veranstaltungen finden in den o.g. Bundesländern im Rahmen des Praxistestes statt. Schritt: Über Fragebögen und Telefoninterviews werden die Teilnehmer zu ihren Erfahrungen befragt. Ergebnis: „Heimspiel“ bietet gute Voraussetzungen für die gewaltpräventive Arbeit mit der Zielgruppe, denn der Film provoziert zur Diskussion. 18

Weitere Ergebnisse des Praxistests 1 Weitere Ergebnisse des Praxistests 1. Da der Film keine klare Botschaft enthält, fällt der Zielgruppe eine Auseinandersetzung leichter. 2. Bei den Sozialarbeitern findet der Film große Akzeptanz. 3. „Heimspiel“ lässt sich in unterschiedlichen Kontexten einsetzen. Beste Voraussetzung: Feste Gruppenstruktur z.B. bei Sozialen Trainings. 4. Film kann über mehrere Treffen/Sitzungen hinweg behandelt werden. 5. Film gibt der Zielgruppe einen Anstoß zur Reflexion des eigenen Verhaltens. 6. Begleitheft ist wichtiger Bestandteil für die Umsetzung des Medienpakets. 7. Es ist notwendig, den Film in eine längerfristige Beschäftigung mit der Thematik einzubetten, eine einmalige Filmvorführung und Diskussion erscheint nicht ausreichend. Ergebnisse: Zielgruppe erlebte den Film als spannend und kurzweilig. Gewaltdarstellungen wurden für realistisch eingeschätzt, aber nicht als zu heftig empfunden. Weil der Film keine klare Botschaft enthält, ließ sich die Zielgruppe zur Diskussion anregen. Den meisten Praxistest-Teilnehmer gelangt es, das Gespräch über den Filminhalt zu vertiefen. Die meisten Sozialarbeiter konnten mit dem Präventionsansatz gut umgehen, so dass sie aussagten, auch weiterhin mit „Heimspiel“ arbeiten zu wollen. Das Medienpaket lässt sich in unterschiedlichen Kontexten einsetzen: Bei losen Treffen mit der Zielgruppe, im Rahmen von Antiaggressionstrainings oder in Gruppen mit fester Struktur. Besonders erfolgversprechend ist der Einsatz in Gruppen, die sich regelmäßig treffen. Dies ermöglicht eine Diskussion über mehrere Treffen hinweg – so werden Reflexionsprozesse bei der Zielgruppe besonders effektiv angestoßen. Das Begleitheft erwies sich im Praxistest als eine wichtige Orientierungshilfe. Dieses wurde zusätzlich nach den Anmerkungen der Praxistest-Teilnehmer überarbeitet und ergänzt. „Heimspiel“ darf in diesem Zusammenhang nicht als Einzelmaßnahme, sondern als Baustein eines evtl. bereits vorhandenen Präventionskonzepts gesehen werden. 19

Weitere Informationen: Folgen von Gewalthandlungen Kurzinformationen zu im Film hergestellten Zusammenhängen (Kant / Varusschlacht / Hooligans) Literaturhinweise Beispiele für weitere Filmbesprechungen Das Begleitheft bietet darüber hinaus weiterführende Informationen für die Vorbereitung der Filmdiskussion mit der Zielgruppe. 20

Informationen zum Medienpaket „Heimspiel“ Es umfasst: DVD Filmbegleitheft Informationen im Internet Informationen im Internet unter: www.polizei-beratung.de/heimspiel Mögliche Rückfragen und Anmerkungen der Multiplikatoren zum Medienpaket „Heimspiel“: Schlussszene zeigt den Schriftzug „Kant“ an der Tafel – dies wird von der Zielgruppe nicht verstanden! Es geht nicht um Kant, sondern um seinen Leitsatz: „Was Du nicht willst, dass man Dir tu‘, das füg‘ auch keinem anderen zu“. Daher keine Erklärung zu Kant, sondern zum Leitsatz. Siehe auch Begleitheft Seite 11. 2. Schlussszene: Ist der Schüler tot? Nein, der Schüler ist verletzt, aber nicht tot (Anmerkung der Regisseurin Bogdana Vera Lorenz). 3. Muss die Zielgruppe einen Bezug zu Hooligans haben? Nein. Das Thema Hooligans steht nicht im Vordergrund. Das ergab auch der Praxistest: Die jungen Zuschauer haben zumeist verstanden, dass der Film Gewalthandlungen im Allgemeinen thematisiert. 4. Welches Verhältnis sollte der Sozialarbeiter zur Zielgruppe haben? Das ist abhängig von den Erfahrungen des Sozialarbeiters im Umgang mit Filmen. Es empfiehlt sich zunächst mit Jugendlichen und Heranwachsenden zu arbeiten, die einem bereits länger bekannt sind. Dann kann die Diskussion eher in eine Richtung gelenkt werden, die die Jugendlichen interessieren könnte oder wo die Probleme dieser liegen. Das ist aber nicht zwingend. 5. Wie soll man der Zielgruppe erklären, dass der Täter in Gestalt des Lehrers strafrechtlich nicht belangt wird? Keine Kategorisierung der Hauptpersonen in Opfer und Täter vornehmen. Erfahrungsgemäß wollen die Jugendlichen dies gar nicht wissen. Es sollte die Wertediskussion im Vordergrund stehen: Darf ein Lehrer das?/ Hat er nicht eine Verantwortung seinem Schüler gegenüber? (Hat der Starke nicht auch eine starke Verantwortung?) Zu Folgen von Gewalthandlungen auch im Zusammenhang mit Hooligans informiert das Begleitheft ab Seite 18. Dort ist auch eine strafrechtliche Einordnung der Gewalthandlungen ersichtlich. 6. Wie lange sollte die Diskussion dauern? Situationsabhängig: zwischen 45 und 60 Minuten. Die Nachbesprechung kann aber auch in mehrere Themenblöcke eingeteilt werden, die viel kürzer sein können.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! PROGRAMM POLIZEILICHE KRIMINALPRÄVENTION DER LÄNDER UND DES BUNDES Zentrale Geschäftsstelle Taubenheimstr. 85 70372 Stuttgart Name Kontaktperson Telefonnummer E-Mail-Adresse