John Bowlby Über das Wesen der Mutter-Kind-Bindung (1959)

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 Präsentation transkript:

John Bowlby Über das Wesen der Mutter-Kind-Bindung (1959) Vorspann: Bowlby: Begründer der Bindungstheorie, die heute in aller Munde ist und von der jeder glaubt, er habe sie verstanden. Tatsächlich ist die Bindungstheorie durch nachfolgende Forscher insbesondere in den 90er…Jahren rezipiert und auch erweitert worden. Die inflationäre Rezeption der Bindungstheorie in den letzten 10 Jahren wird indes ihrem eigentlichen Erkenntnisgehalt bei weitem nicht gerecht, sondern reduziert sie auf einige wenige Parameter, die wiederum oft in leichtfertiger und gänzlich unangemessener Form als Interpretationsmuster für kindliches Verhalten herangezogen werden. Der Begründer der Bindungstheorie ist John Bowlby. Bowlby wirkte in den 50 und 60er Jahren in London in der der Kinderabteilung des Tavistockinstituts. Er war…Biographisches John Bowlby Über das Wesen der Mutter-Kind-Bindung (1959)

Gängige Theorien über positive Aspekte der Mutter-Kind-Bindung: Theorie des Sekundärtriebes Theorie des primären Objekt-Saugens Theorie des primären Anklammerns Theorie des primären Verlangens nach Rückkehr in den Mutterleib

Gängige Theorien über positive Aspekte der Mutter-Kind-Bindung: Theorie des Sekundärtriebes Theorie des primären Objekt-Saugens Theorie des primären Anklammerns Theorie des primären Verlangens nach Rückkehr in den Mutterleib

Bowlby: Theorie der Partialtriebreaktionen

Literaturübersicht bei Bowlby: Sigmund Freud Anna Freud Melanie Klein

Literaturübersicht bei Bowlby: Sigmund Freud Anna Freud Melanie Klein Alice Balint Michael Balint D.W. Winnicott Therese Benedek Erik Erikson Harry Sullivan René Spitz

„Obwohl es zwar gut belegt ist, dass der Säugling bereits in den ersten Lebenswochen an der Stimme und dem Gesicht des Menschen interessiert ist, wäre die Annahme jedoch verfehlt, dass er schon irgendetwas auffasst, was auch nur im entferntesten dem Begriff „menschliches Wesen“ ähnelt. Hierdurch entsteht die Frage nach den Aspekten des Wahrnehmens und Erkennens in der kindlichen Bindung“ (ebd., 432).

Triebreaktionen (Bindung - suchende Verhaltensweisen): Saugen Anklammern Folgen Schreien und Lächeln.

Schlüsselreize (Sozialauslöser) Endhandlungsreize Triebgesteuertes Verhalten funktioniert keineswegs nur nach dem Prinzip der Energieabfuhr, sondern wird durch Lernvorgänge modifiziert und ist schließlich Produkt einer Integrierung von Partialtrieben und an Schlüsselreize gebunden

Dynamische Aspekte der kindlichen Bindung Triebreaktionen sind in ihrem Erfolg vom mütterlichen Verhalten abhängig. Bowlby geht davon aus, dass ähnlich wie bei den Säugetieren, bei menschlichen Müttern gleichsam angeborene Impulse durch das Lächeln und Schreien ihrer Säuglinge ausgelöst werden.

Dynamische Aspekte der kindlichen Bindung beim Menschen Das Maximum an Bindung erfolgt also nicht in der Zeit, in der das Kind am umfassendsten angewiesen und abhängig ist von der mütterlichen Fürsorge, sondern auf einer Entwicklungsstufe, auf der es sich bereits selbständig von der Mutter wegbewegen kann, aber dennoch ohne ihre Fürsorge nicht existieren könnte. (S. 451).

Die Triebreaktionen unterliegen dem physiologischen Reifungsprozess, aber ebenso den Umwelteinflüssen bzw. sozialen Einflussfaktoren

Der entscheidende Wert der Theorie der Partialtriebreaktionen liegt in der Bedeutung für die Bindung zwischen Säugling und Mutter, welche letztlich dem Überleben dient oder das Überleben sichert.

Neuere Säuglingsforschung: Neugeborene Kinder sind wesentlich aktiver in der Mitgestaltung ihrer Beziehung zur Umwelt als dies in der klassischen Entwicklungspsychologie angenommen wurde.

Säuglinge sind sehr früh in der Lage, die Mutter oder andere Bezugspersonen als ganze Personen mit unterschiedlichen Anteilen - nämlich guten und schlechten - wahrzunehmen und zu erkennen. (Vgl. Dornes 1993, Stern 1992)

Das Kind in der „Fremden-Situation“ B: sicher gebunden Vermißt die Mutter beim Weggehen, läßt sich kurzfristig trösten, begrüßt Mutter bei ihrer Wiederkehr, nimmt sein Spiel wieder auf A: vermeidend- aversiv gebunden Ignoriert das Weggehen der Mutter, begrüßt sie nicht bei Wiederkehr, vermeidet Blickkontakt C: ambivalent gebunden Stark beeinträchtigt von der Trennung, wirkt untröstlich, klammert, will nach Wiederkehr der Mutter gleichzeitig von ihr getröstet werden und strebt von ihr weg D: desorganisiert / desorientiert gebunden In Gegenwart der Mutter gelegentlich bizzarres Verhalten, bei der Trennung desorientiert, desorganisiert

Pia, 4 J., will nicht im Kindergarten bleiben

Pia, 4 J., will nicht im Kindergarten bleiben Pia wird nach 3 Stunden im Kindergarten von der Mutter abgeholt

Die Mutter verlässt plötzlich und hektisch den Beratungsraum Pia reagiert nicht darauf

Generative Weitergabe der Bindungsmuster: Bindungsmuster der Mutter: unsicher-vermeidend Bindungsmuster von Pia: unsicher-vermeidend