Neues zur Verlaufsmodifizierenden MS-Therapie Wann ist eine Therapieumstellung sinnvoll? 06.02.2010 H. Duyar, O. Yaldizli
Interferon-Beta – Was gibt es Neues? IFN-β1b Betaferon®, Extavia® (in Deutschland zugelassen) IFN-β1a Avonex® Rebif® Avonex und Betaferon auch für die Frühtherapie
Langzeitdaten für Interferon-Beta Über 16 Jahre Erfahrung mit Interferon-Beta Sicherheit der Therapie konnte über einen längeren Zeitraum bestätigt werden [Rio et al. 2005. Kinkel et al. 2006] Keine schweren Langzeit-Nebenwirkungen bekannt Viel Erfahrung im Umgang mit dieser Wirkstoffgruppe
Interferon-beta bei Kindern Wegen der hohen Langzeit-Sicherheit von Interferon-Beta, jetzt auch für Kinder ab 12 Jahren zugelassen Auf Leberwerte muss natürlich nach wie vor geachtet werden (Pohl 2006, Tenembaum 2006, Banwell 2006)
Glatirameracetat (Copaxone) Auch für Copaxone inzwischen über 10 Jahre Erfahrung Keine Langzeit-Nebenwirkungen bekannt Neue Vergleichsstudien zeigen, dass Copaxone etwa gleich wirksam ist wie Betaferon® und Rebif® (BEYOND, REGARD) Auch wirksam nach dem 1. Schub (PreCISE-Studie), aber noch nicht zugelassen hierfür
Neueste Vergleichsstudien konnten keine Überlegenheit von Interferon-Beta gegenüber Copaxone zeigen Regard Studie (Rebif gegen Copaxone) Beyond Studie (Betaferon gegen Copaxone)
Mikol D. et al, 2009: Regard-Studie
Eine der wichtigsten Fragen in der MS-Therapie überhaupt… Wann ist eine Eskalation der Therapie notwendig?
Stufentherapie Krankheitsaktivität Mitoxantron Natalizumab Therapieeskalation Basistherapie Krankheitsaktivität Interferon-beta GLAT
Eskalation Ja oder Nein? Fallbeispiel 25 jährige Studentin Mit 21 Jahren erster Schub mit Sehnervenentzündung links Beginn Betaferon Im MRI 15 MS-Läsionen, 1 frisch Kontrastmittel-aufnehmend Mit 23 Jahren 2. Schub mit Kribbeln rechtes Bein für 4 Wochen Aktuell 3. Schub mit Lähmung linkes Bein: Patientin braucht einen Stock zum Gehen für 3 Monate Eskalation Ja oder Nein?
Die Entscheidung zur Eskalation hängt von vielen Faktoren ab In welchem Alter war der 1. Schub? Wie viele Schübe gab es überhaupt? Wie hoch war die Schubfrequenz in den letzten Jahren? Wie hoch ist der Behinderungsgrad aktuell? Wie viele Herde im MRI? Kontrastmittel-aufnehmende Läsionen? Rückenmarksherde?
Die Entscheidung zur Eskalation hängt von vielen Faktoren ab Hat sich die Pat. von den Schüben immer gut erholt? Gut auf Cortison angesprochen? Gab es schwere behindernde Schübe? Hat die Patientin die Spritzentherapie nicht vertragen? Gibt es Probleme, z.B. Leberwerterhöhungen? Regelmässige Therapie, Spritzenmüdigkeit? Hat die Pat. Antikörper gegen Interferon? usw. usw…
Für und Wider einer Eskalationstherapie Höheres Risiko für Komplikationen Hospitalisation oder monatliche ambulante Vorstellungen in der Klinik Bessere Wirksamkeit Weniger Schübe Höhere Lebensqualität
Mitoxantron Chemotherapeutikum Auch zugelassen für Patienten mit sekundär fortschreitender MS Wird als Infusion gegeben Nicht beliebig oft möglich, Maximaldosis 140 mg/m2 KOF Potentielle Nebenwirkungen: Herzschwäche (deswegen regelmässig Herz-Ultraschall, Bluterkrankungen (1:250 bis 1:800))
Tysabri Künstlich hergestellter Antikörper gegen die Oberfläche von Abwehrzellen Dadurch können die Abwehrzellen nicht mehr in das Gehirn und Rückenmark eindringen und Entzündung verursachen Wird monatlich als Infusion gegeben Auch wenn es keine Vergleichsstudien gibt, scheint es doppelt so viele Schübe zu verhindern als Basistherapien
Tysabri Eingesetzt bei schubförmiger MS Schwerwiegendste Nebenwirkung: PML PML ist eine Virusinfektion des Gehirns, die potentiell lebensbedrohlich verlaufen kann Erste Symptome der PML können so aussehen wie ein Schub
Tysabri – PML Risiko 31 bekannte Fälle einer PML weltweit (Stand 20.01.2010). Risiko einer PML wird mit 0,5 pro 1000 geschätzt Risiko scheint mit Therapiedauer zu steigen Risikoaufklärung nach 2 Jahren auch über Sicherheitsvorkehrungen
Besondere Sicherheitsvorkehrungen bei Patienten mit Tysabri® Regelmässige klinische Untersuchung Speziell geschultes Pflegepersonal, die auf PML-verdächtige Symptome achten Jährliche MRI-Kontrollen Bei Verdacht auf PML, grosszügig MRI-Kontrolle und ggf. Lumbalpunktion
Zusammenfassung Interferone und Copaxone haben keine schweren Langzeitnebenwirkungen Interferone und Copaxone scheinen ähnlich wirksam zu sein Die Entscheidung einer Therapieeskalation ist eine anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe und ist individuell zu treffen Bei den Eskalationstherapien sind besondere Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
PML versus MS-Schub MS-Schub PML Beginn Akut Subakut Entwicklung über Stunden bis Tage stabilisieren sich normalerweise verbessern sich auch ohne Therapie über Wochen progredient Klinische Erscheinung Doppelbilder Gefühlsstörungen Sehnervenentzündung Rückenmarks-Symptome Verhaltens- und neuropsychologische Veränderungen Gesichtsfeldausfälle Halbseitensymptome Kleinhirnsymptome