S1-Leitlinie „Tinea capitis“

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 Präsentation transkript:

S1-Leitlinie „Tinea capitis“ Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG) Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD) Leitlinienimplementierungshilfe S1-Leitlinie „Tinea capitis“ AWMF-Registernr. 013-033 (https://www.awmf.org/leitlinien/detail/anmeldung/1/ll/013-033.html)

Tinea capitis Die Tinea capitis ist eine durch Dermatophyten hervorgerufene und vor allem im Kindesalter auftretende Mykose der behaarten Kopfhaut. Klinisch ist sie sehr variabel in Abhängigkeit von Erreger und Immunstatus des Betroffenen. Während M. canis bisher in Mitteleuropa dominierte, gewinnen anthropophile Erreger wie T. tonsurans zunehmend an Bedeutung.

Diagnosesicherung Schuppen und/oder Haarstümpfe sollten aus den Läsionen mittels Skalpell (stumpfe Seite), Bürste oder Abstrich gewonnen werden. Alle Proben sollten direktmikroskopisch, kulturell bzw. in Kombination mit molekularen Methoden untersucht werden. Eine Resistenztestung ist nicht erforderlich.

Behandlung Bei Vorliegen eines Kerion celsi oder bei hochgradigem klinischen Verdacht (Schuppung, Lymphadenopathie, Haarverlust) kann die Behandlung auch unmittelbar vor dem Vorliegen des mykologischen Kulturbefundes begonnen werden, sofern eine Schnelldiagnostik mittels PCR nicht verfügbar und/oder der mikroskopische Befund nicht eindeutig ist. Die Tinea capitis muss immer systemisch und adjuvant topisch behandelt werden. Ziel ist die mykologische Heilung. Die Auswahl des oralen Antiymkotikums ist abhängig vom Erreger.

First-line Therapie Trichophyton mentagrophytes, benhamiae, tonsurans, violaceum, soudanense und andere Trichophyton spp. Terbinafin Microsporum canis, M. audouinii, M. ferrugineum Itraconazol oder Griseofulvin (nicht mehr verfügbar)* Nannizzia gypsea *Griseofulvin ist in Deutschland nicht mehr im Handel, wird aber international insbesondere bei Microsporum/Nannizzia- Infektionen noch empfohlen und ist das einzige für die Behandlung der kindlichen Tinea capitis zugelassene Antimykotikum. Eine Behandlung von Kindern mit Terbinafin oder Itraconazol ist ein Heilversuch gemäß AMG. Bezug in Deutschland über die internationale Apotheke möglich. Die initiale Therapiedauer beträgt 4 Wochen. Die Fortsetzung der Therapie richtet sich nach dem Ergebnis zweiwöchiger mykologischer Kontrollen. Der Endpunkt ist die mykologische Heilung.

First-line Therapie Griseofulvin 20mg/kg (KG) Körpergewicht in ein bis zwei Einzeldosen täglich mit der Hauptmahlzeit Terbinafin <20 kg KG 62,5 mg 21-40 kg KG 125 mg >40 kg KG 250 mg, täglich einmal einnehmen Itraconazol 5 mg/kg KG, einmal täglich zusammen mit der Hauptmahlzeit; Suspension (nüchtern; 1h keine Nahrungsaufnahme) oder bei <20 kg KG 50 mg/Tag, bei >20 kg KG 100 mg/Tag

Second-line Therapie Itraconazol ist wirksam sowohl gegen Trichophyton und Microsporum spp. In Therapie-refraktären bzw. besonderen Fällen stehen ggf. Fluconazol und Voriconazol zur Verfügung. Wurde Itraconazol als First-line Therapie eingesetzt, sollte bei Therapieversagen Second-line Terbinafin bei Infektionen durch Trichophyton spp. und Griseofulvin bei Infektionen durch Microsporum spp. eingesetzt werden.

Therapieversagen Mögliche Gründe für ein Therapieversagen können sein: Fehlende Compliance – besonders bei langen Behandlungszeiten; Unterdosierung (insbesondere zu geringe Dosis über zu kurze Behandlungsdauer oder auch verminderte Wirksamkeit der Medikation durch Ko-Medikation); Relative Resistenz des Erregers (keine ausreichenden Wirkstoffkonzentrationen am Wirkort); Reinfektion; Grunderkrankungen des Betroffenen, die zu einer eingeschränkten Immunantwort führen. Bei klinischer Besserung und weiterhin positivem Erregernachweis sollte die Therapie für 2-4 Wochen fortgesetzt werden, bei fehlendem klinischen Ansprechen Wechsel auf Second-line Therapie

Zusätzliche Maßnahmen Kinder, die eine geeignete systemische und adjuvante topische Therapie erhalten, können die Schule/den Kindergarten sofort wieder besuchen. Bei Infektionen durch anthropophile Erreger (T. tonsurans, T. violaceum, T. soudanense, M. audouinii) sollte jedoch eine einwöchige Karenz eingehalten werden.

Zusätzliche Maßnahmen Erkrankungen durch anthropophile Erreger erfordern ein Screening aller Familienmitglieder und enger Kontaktpersonen und im positiven Fall deren Behandlung. Die Gabe systemischer Antimykotika bei Kontaktpersonen wird nur dann empfohlen, wenn tatsächlich Zeichen einer manifesten Tinea capitis bestehen. Bei asymptomatischen Kontaktpersonen sollte eine topische antimykotische Therapie bevorzugt mit antimykotisch wirksamen Shampoos durchgeführt werden. Wiederholte mykologische Kontrollen (alle zwei Wochen) sind erforderlich, um den Erfolg der Therapie sicher zu stellen.

Zusätzliche Maßnahmen Kontaminierte Gegenstände, insbesondere Utensilien der persönlichen Hygiene, sind zu desinfizieren bzw. zu entsorgen oder durch Einmalutensilien zu ersetzen. Die Erkrankung ist gemäß IfSG § 34 nur dann meldepflichtig, sofern zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei denen ein epidemischer, zeitlicher und räumlicher Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird und wenn dies auf eine schwerwiegende Gefahr für die Allgemeinheit hinweist

Die vorliegende Leitlinie hat eine Gültigkeit bis zum 22.01.2023. Aktualisierung Die vorliegende Leitlinie hat eine Gültigkeit bis zum 22.01.2023. Beteiligte Experten und Fachgesellschaften Name Organisation Peter Mayser DDG, DmykG Dietrich Abeck DDG, DmykG Jochen Brasch DDG, DmykG Georg Daeschlein DDG, DmykG Isaak Effendy DDG, DmykG Gabriele Ginter-Hanselmayer DDG, DmykG Yvonne Gräser DGHM, DmykG Uta-Christina Hipler DDG, DmykG Peter Höger DDG, DGKJ, DGPI Annette Kolb-Mäurer DDG Pietro Nenoff DDG, DmykG Hagen Ott DDG, DGPI Klaus-Dieter Reinel DDG, DmykG Martin Schaller DDG, DGHM, DmykG