Thema 2: Basiswissen Spiritualität:

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 Präsentation transkript:

Thema 2: Basiswissen Spiritualität: Spirituelle Bedürfnisse und Nöte, Hoffnungen und Ressourcen

„Der palliative Blick“ Welche Ressourcen? Vergangenheit Gegenwart Zukunft Welche Bedürfnisse und Nöte? Welche Hoffnungen? (Idee und Entwurf: Thomas Hagen, Thomas Kammerer, Traugott Roser)

(Spirituelle) Bedürfnisse / Nöte von Palliativpatienten Gegenwart: Endlichkeit des eigenen Lebens und existenzielle Fragen; Veränderungen durch die Krankheit Vergangenheit: Beziehungen und ihre Tragkraft; Lebensbilanz/Rückblick Zukunft: Halten die eigenen (Wert-) Vorstellungen dieser Situation stand?

Palliativer Blick als Denkmodell unterstützt Fokussierung auf die Ressourcen eines Menschen und verringert die Defizitorientierung Ressourcenorientierung erfordert Gespräch, denn: Ressourcen sind individuell und situationsgebunden Viele Menschen in existenziellen Krisen-situationen sind unsicher, was ihnen in der Krise wirklich gut tut

Palliativer Blick als Denkmodell An den bisher erfolgreichen Ressourcen festzuhalten, muss nicht immer erfolgreich sein: Manches, was früher eine Ressource war, kann in der aktuellen Situation belastend oder problembehaftet sein Manche Ressourcen stehen schlichtweg durch die veränderte Situation nicht mehr zur Verfügung

Palliativer Blick als Denkmodell Andererseits können verschüttet oder versiegt geglaubte Ressourcen in einer aktuellen Situation wieder freigelegt werden Menschen brauchen Begleitung in ihren Bedürfnissen und Nöten, aber auch bei der Suche nach Ressourcen

Wesentliche spirituelle Aspekte bei Palliativpatienten (I) Spirituelle Not Hauptmerkmal Beispiele existenzielle Sorgen Bedeutungsverlust; Bedeutung der eigenen Existenz; Sorgen bezogen auf das Danach; Sinn von Leid; Suche nach spiritueller Unterstützung „Mein Leben ist sinnlos.“ „Ich fühle mich nutzlos.“ Verlassen sein von Gott oder anderen Mangel an Liebe; Einsamkeit; nicht erinnert werden; kein Gefühl von Beziehung „Gott hat mich verlassen.“ Wut auf Gott oder andere Wut gegenüber religiöse Vertreter; Unfähigkeit zur Vergebung „Warum sollte mir Gott mein Kind nehmen ... das ist nicht fair.“ widersprüchliches oder herausforderndes Glaubenssystem Aussagen über innere Konflikte oder Glaubensfragen; Konflikte zwischen religiösem Glauben und empfohlener Behandlung; Fragen über moralische oder ethische Auswirkungen von Behandlungsmethoden; sich über Leben / Tod oder Glaubenssystem sorgen „Ich weiß nicht, ob Gott noch bei mir ist.“ (Puchalski, C., Ferrell, B., et al. (2009). Improving the Quality of Spiritual Care as a Dimension of Palliative Care: The Report of the Consensus Conference. Journal of Palliative Medicine, 12 (10), 885-904.)

Wesentliche spirituelle Aspekte bei Palliativpatienten (II) Spirituelle Not Hauptmerkmal Beispiele Sorgen über die Beziehung zu einem höheren Wesen Wunsch nach Nähe zu Gott; Vertiefung der Beziehung „Ich möchte Gott näher kommen.“ Verzweiflung / Hoffnungslosigkeit Hoffnungslosigkeit bezüglich Gesundheit und Leben in der Zukunft; Verzweiflung als absolute Hoffnungslosigkeit; keine Hoffnung auf Lebenswert „Das Leben ist abgeschnitten.“ „Für mich gibt es nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt.“ Trauer / Verlust Gefühl und Prozess, der mit dem Verlust eines Menschen, von Gesundheit, von Beziehung verbunden ist „Ich vermisse die / den Verstorbene/n so sehr.“ „Ich wünschte, ich könnte wieder laufen.“ Schuld / Scham Gefühl, etwas Falsches oder Böses getan zu haben; Gefühl, schlecht oder böse zu sein „Ich habe es nicht verdient, schmerzfrei zu sein.“ (Puchalski, C., Ferrell, B., et al. (2009). Improving the Quality of Spiritual Care as a Dimension of Palliative Care: The Report of the Consensus Conference. Journal of Palliative Medicine, 12 (10), 885-904.)

Wesentliche spirituelle Aspekte bei Palliativpatienten (III) Spirituelle Not Hauptmerkmal Beispiele Versöhnung Bedürfnis nach Vergebung oder Versöhnung durch sich selbst oder andere „Ich brauche Vergebung für das, was ich getan habe.“ „Ich möchte, dass meine Frau mir verzeiht.“ Isolation Trennung von religiöser Gemeinschaft oder anderen „Seit ich in das Betreute Wohnen umgezogen bin, kann ich nicht mehr in meine Kirche gehen.“ Religionsspezifisches Bedürfnis nach einem Ritual; Unfähigkeit, gewohnte religiöse Praktiken auszuüben „Ich kann nicht mehr beten.“ religiöser / spiritueller Kampf Verlust von Glaube oder Sinn; religiöser oder spiritueller Glaube oder Gemeinschaft sind keine Hilfe bei der Bewältigung „Was, wenn all das, was ich glaube, nicht wahr ist?“ (Puchalski, C., Ferrell, B., et al. (2009). Improving the Quality of Spiritual Care as a Dimension of Palliative Care: The Report of the Consensus Conference. Journal of Palliative Medicine, 12 (10), 885-904.)

(Spirituelle) Bedürfnisse / Nöte von Angehörigen Gegenwart: das Sterben der geliebten Person; Rückblick auf das gemeinsame Leben  Was ist in der jetzigen Situation wirklich wichtig? Vergangenheit: den Anforderungen der Begleitung Genüge tun Zukunft: Sinn des weiteren Lebens

(Spirituelle) Bedürfnisse / Nöte von Mitarbeitenden Gegenwart: Momente des Abschieds  Wer hilft und welche Rahmen-bedingungen sind sinnvoll? Vergangenheit: Aushalten des Sterbens und des Todes; Lebendigkeit und Leben angesichts des Todes; Nähe und Distanz Zukunft: Auswirkungen auf das eigene Leben

Der Sterbende als (spiritueller) Akteur Der existenziellen Bedrohung begegnet der Betroffene unter Rückgriff auf eigene Ressourcen Jeder ist sein eigener Seelsorger Der Sterbende bleibt Akteur! (Roser, T., Borasio, G. D. (2008). Der Tod als Rahmenbedingung. Spiritual Care in der Palliativmedizin. Praktische Theologie, 43 (1), 43-51.)