ICD Diagnosen und Differentialdiagnosen bei Ängsten in der Kinderpsychiatrie Phobien, Angststörungen, Anpassungsstörungen Prävalenz: 10% aller Kinder erfüllen.

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 Präsentation transkript:

ICD Diagnosen und Differentialdiagnosen bei Ängsten in der Kinderpsychiatrie Phobien, Angststörungen, Anpassungsstörungen Prävalenz: 10% aller Kinder erfüllen im Verlauf ihrer Entwicklung mindestens einmal die Kriterien einer Angststörung Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie Weiterbildung Basiscurriculum 15.11.2016 G.A. Giovanoli

Phobische Störungen bei Kindern- und Jugendlichen (F40, F93.1, F93.2 ) Agoraphobie (F40.0) Hauptmerkmal ist die Angst, sich an Orten oder in Situationen zu befinden, von denen aus ein Rückzug an einen sicheren Platz, im Allgemeinen nach Hause, schwierig oder peinlich ist. Die Angst muss in mindestens 2 der folgenden umschriebenen Situationen auftreten: In Menschenmengen, auf öffentlichen Plätzen, bei Reisen mit weiter Entfernung von zu Hause oder bei Reisen alleine. Die Vermeidung der phobischen Situation ist wesentlich.

Soziale Phobien (F40.1) Diese Störungen zentrieren sich um die Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen in verhältnismäßig kleinen Gruppen (nicht dagegen in Menschenmengen). Die Angst ist auf bestimmte soziale Situationen beschränkt oder überwiegt in solchen Situationen. Die phobischen Situationen werden vermieden. Der Beginn liegt häufig im Jugendalter.

Spezifische Phobien (F40.2) Die Angst bezieht sich isoliert auf bestimmte Objekte oder spezifische Situationen. Diese Objekte oder Situationen werden vermieden. Spezifische Phobien entstehen gewöhnlich in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter und können unbehandelt jahrzehntelang bestehen.

Phobische Störungen des Kindesalters (F93.1) Abnorm gesteigerte Furcht vor alterstypisch angstbesetzten Objekten oder Situationen Der Beginn liegt in der entwicklungsangemessenen Altersstufe Ausgeprägtes Vermeidungsverhalten gegenüber solchen Objekten oder Situationen Die Angst ist nicht Teil einer generalisierten Störung.

Störung mit sozialer Überempfindlichkeit des Kindesalters (F93.2) Kinder mit dieser Störung zeigen eine durchgängige oder wiederkehrende altersunangemessene Furcht vor Fremden oder meiden diese. Dieses Verhalten führt zu einer bedeutsamen sozialen Beeinträchtigung. Die Störung beginnt vor dem sechsten Lebensjahr und ist nicht Teil einer generalisierten Störung.

Klassifikation der Angststörungen Bei diesen Störungen stellen Manifestationen von unrealistischer bzw. übermäßig ausgeprägter Angst die Hauptsymptomatik dar. Mit Ausnahme der Trennungsangststörung (F93.0) ist die Angst jedoch nicht, wie bei den phobischen Störungen (F40, F93.1 und F93.2), auf bestimmte Objekte bzw. Situationen begrenzt. Depressive und Zwangssymptome, sogar einige Elemente phobischer Angst, können vorhanden sein, vorausgesetzt, sie sind eindeutig sekundär oder weniger ausgeprägt.

Panikstörung (F.41.0) Auftreten wiederkehrender, ausgeprägter Angstattacken, die sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken, nicht vorhersehbar sind und deshalb zu Erwartungsangst führen können.

Leitsymptome Panikstörung (F 41.0) Auftreten wiederholter Panikattacken mit weitgehend angstfreien Intervallen Eine Panikattacke ist eine klar abgrenzbare Episode von intensiver Angst oder Unbehagen, bei der die nachfolgend genannten Symptome abrupt auftreten und innerhalb weniger Minuten ein Maximum erreichen können: Herzklopfen, Schwitzen, Zittern, Mundtrockenheit, Erstickungsgefühl, Hyperventilation, Brustschmerz oder Beklemmungsgefühl, Übelkeit oder Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel, Entfremdungsgefühle (Derealisation oder Depersonalisation), Angst, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden, Angst zu sterben, Hitzegefühle oder Kälteschauer, Parästhesien. Die intensive Angst führt meist zum fluchtartigen Verlassen des Ortes. Die einzelnen Anfälle dauern meist nur wenige Minuten. Die Situation, in der eine Panikattacke auftritt, wird danach häufig vermieden. Einer Panikattacke folgt meist die ständige Furcht vor einer erneuten Attacke.

Generalisierte Angststörung (F41.1) Frei flottierende, anhaltende Angst mit vielfältigen, insbesondere vegetativen Symptomen; im Kindes- und Jugendalter häufig weniger typische Beschwerden und spezifische vegetative Symptome (andere emotionale Störung des Kindesalters, Störung mit Überängstlichkeit, F93.8).

Leitsymptome Generalisierte Angststörung (F41.1) Das wesentliche Symptom ist eine generalisierte und anhaltende Angst, die sich aber nicht auf bestimmte Situationen in der Umgebung beschränkt, sondern frei flottiert. Symptome von Angst treten an den meisten Tagen über eine Dauer von mindestens mehreren Wochen auf: Befürchtungen (übertriebene Sorgen bezüglich alltäglicher Ereignisse und Probleme wie die Schul- oder Arbeitssituation; Sorgen über zukünftiges Unglück; Schwierigkeiten, die Sorgen zu kontrollieren; Konzentrationsschwierigkeiten, Nervosität). Symptome der Anspannung (Muskelverspannung, akute und chronische Schmerzen, körperliche Unruhe, Zittern, Unfähigkeit zum Entspannen) Vegetative Übererregbarkeit (Tachykardie, Tachypnoe, Schwitzen, Schwindel, Benommenheit, Mundtrockenheit, Oberbauchbeschwerden) Bei Kindern herrschen oft das Bedürfnis nach Beruhigung und somatische Beschwerden vor.

Angst und depressive Störung, gemischt (F41.2) Gleichzeitiges Bestehen von Angst und Depression, ohne dass eine der beiden Störungen überwiegt. Die Symptome erfüllen nicht die Kriterien einer Angst- oder depressiven Störung

Leitsymptome Angst und depressive Störung, gemischt Vorhandensein von Angst und Depression in milder Ausprägung, ohne Vorherrschen des einen oder anderen Zumindest vorübergehendes Auftreten von vegetativen Symptomen Die Symptome erfüllen weder die Kriterien einer Angst- noch einer depressiven Störung.

Angst bei Anpassungsstörungen (F 43) Akute Belastungsreaktion (F 43.0) Es handelt sich um eine vorübergehende Störung von beträchtlichem Schweregrad, die als Reaktion auf eine außergewöhnliche körperliche und/oder seelische Belastung auftritt und im Allgemeinen innerhalb von Stunden oder Tagen abklingt, längstens innerhalb von 4 Wochen.

Angst bei Anpassungsstörungen (F 43) Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) (F43.1) Es handelt sich um eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung. Die Störung folgt dem Trauma mit einer Latenz, die Wochen oder Monate (selten mehr als 6) dauern kann. Angst und depressive Reaktion gemischt (F43.22): Die Symptome betreffen affektive Qualitäten wie Angst, Depression, Sorge, Anspannung und Ärger

Sonstige gemischte Angststörungen (F41.3 ) Gleichzeitiges Bestehen von generalisierter Angststörung und Merkmalen einer neurotischen, Belastungs- oder somatoformen Störung (F42-F48), deren Kriterien jedoch nicht vollständig erfüllt sind. In dieser Kombination treten am häufigsten Symptome einer Zwangsstörung (F42), einer dissoziativen Störung (F44), von Somatisierungsstörungen (F45.0, F45.1) oder einer hypochondrischen Störung (F45.2) auf.

Emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters (F93.0) Angst vor der Trennung von wichtigen Bezugspersonen, die erstmals während der ersten Lebensjahre auftritt und durch außergewöhnlichen Schweregrad sowie abnorme Dauer zu einer Beeinträchtigung sozialer Funktionen führt. Prävalenz 1 bis 4%.

Leitsymptome Emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters (F93.0) Unrealistische und anhaltende Besorgnis, der Bezugsperson könne etwas zustoßen oder der/die Betroffene könne durch unglückliche Ereignisse von der Bezugsperson getrennt werden Andauernder Widerwille oder Weigerung, zur Schule/zum Kindergarten zu gehen, um bei der Bezugsperson oder zu Hause bleiben zu können Anhaltende Abneigung oder Weigerung, ohne Beisein einer engen Bezugsperson oder weg von zu Hause schlafen zu gehen Anhaltende, unangemessene Angst davor, allein oder ohne eine Hauptbezugsperson zu Hause zu sein Wiederholte Alpträume, die Trennung betreffend Wiederholtes Auftreten somatischer Symptome (Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen oder Kopfschmerzen) vor oder während der Trennung Extremes und wiederholtes Leiden in Erwartung, während oder unmittelbar nach der Trennung von einer Hauptbezugsperson (z.B. Unglücklichsein, Schreien, Wutausbrüche, Anklammern).

Angst bei Schlafstörungen Alpträume (F51.5) Aufwachen mit lebhafter und detaillierter Erinnerung an intensive Angstträume meist in der zweiten Nachthälfte Häufige Wiederholungen gleicher oder ähnlicher Träume Nach dem Aufwachen rasche Orientierung

Angst bei Schlafstörungen Pavor nocturnus (F51.4) Plötzliches Erwachen mit Panikschrei und Zeichen vegetativer Erregung und intensiver Angst Desorientiertheit, erschwerte Erweckbarkeit Völlige Amnesie für die Episode oder allenfalls fragmentarische Erinnerungen Tritt meist während des ersten Drittels des Nachtschlafs auf

Ängste bei körperlichen Krankheiten / Differentialdiagnose Endokrine Angstsyndrome Hyperthyreose, Hypothyreose, Hyperparathyreoidismus, Thyreotoxikose, Phäochromozytom, Cushing-Syndrom, Karzinoidsyndrom Metabolische Angstsyndrome Hypoglykämie, Hypokaliämie Herz-Angstsyndrom koronare Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt, Herzrhythmusstörungen, Postkardiotomiesyndrom, paroxysmale Tachykardie Zerebrale Angstsyndrome Epilepsie, Encephalitis, dementielle Erkrankungen, Chorea Huntington, zerebrale Vaskulitiden Pulmonale Angstsyndrome Asthma bronchiale, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Lungenembolie