Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung Medizinische und medizinethische Aspekte Dr.med Klaus Timmer MBA
„Es geht um die Menschenwürde“ http://www.derwesten.de/ Andreas Kudla wollte nicht wiederbelebt werden. Duisburg. Marion Neef trauert um ihren verstorbenen Bruder Andreas Kudla, der nach drei qualvollen Operationen im Meidericher Herzzentrumam 13. September 2011 an Organversagen starb. Neef erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ärzte ihres Bruders. „Die Chefärztin Prof. Dr. Sabine Däbritz und der leitende Oberarzt Dr. Frank Reusch haben die Patientenverfügung meines Bruders sträflich missachtet, meine Vollmacht als Betreuerin vollkommen ignoriert und ihn gegen seinen ausdrücklichen Willen künstlich am Leben gehalten. Beide Beschuldigten haben ganz bewusst nicht auf die quälende Lebensverlängerung verzichtet.“ „Es geht um die Menschenwürde“ | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
Wer ist betroffen? Grundsätzlich können sich die Fragen in jedem Lebensalter stellen (Besonderheit Eltern – Kind ) Statistisch gesehen häufiger eine Frage im Rahmen des zunehmenden Alters
Bevölkerungsentwicklung BRD 2007 bis 2050 Gesamtbevölkerung 2007 82,2 Mio 2050 68,8 Mio > 65 J. Zunahme um 38% > 80 J. Zunahme um 156% Beske F. Institut für Gesundheitssystemforschung
Lebenserwartung in Deutschland Durchschnittlich 3 Monate pro Jahr, d.h. 2,5 Jahre alle 10 Jahre Mittlere Überlebensdauer 5,1 6,3 > 85 5,8 8,7 80 – 85 11,8 15,0 70 – 75 Männer Frauen Alter
Geriatrische Herausforderungen Frailty Stürze Ernährung Multimorbidität (viele Erkrankungen, viele Medikamente) Herz KL Erkrankungen Demenz Krebs Chronische KH Palliativmedizin
Vitale Funktionen Atmung Kreislauf Zufuhr Ausscheidung
Lebensverlängernde Maßnahmen Wiederbelebung Maschinelle Beatmung Maschinelle oder medikamentöse Herz-Kreislaufunterstützung Nierenersatzverfahren / Dialyse Antibiotikagabe bei Entzündungsprozessen Künstliche Ernährung über Magensonde oder Venenkatheter Chemotherapie Bluttransfusionen, Trasnfusionen von anderen Blutbestandteilen Lebensverlängernde Operationen oder Eingriffe
Künstliche Ernährung Enteral / oral Parenteral Nährstoffdefinierte Diäten (NDD) Chemisch definierte Diäten (CDD) Parenteral totale parenterale Ernährung ZVK ergänzend peripher i.v. Wasser 70-85%
Indikationen für die künstliche Ernährung (Deutsche Ges. für Ernährung) neurogene Schluckstörungen Erkrankungen der Verdauungsorgane onkologische Erkrankungen psychiatrische Erkrankungen
Überlebenszeit wird erhöht PEG Ernährung bei fortgeschrittener Demenz Evidenzgestützte ethische Analyse (Synofzik M. Nervenarzt 2007) Überlebenszeit wird erhöht Lebensqualität erhöht (ADL / Fremdeinschätzung) Aspiration wird verringert Mangelernährung vermindert Druckulcera werden verringert nein nein nein nein nein
Praxisbeispiel Herr Anton K. 72 Jahre, bisher fit, „voll im Leben stehend“, Frau verstorben, Sohn hat Patientenverfügung und Vollmacht des Vaters Schlaganfall, Halbseitenlähmung ,komplette Sprach-und Kommunikationslähmung, komplette Schlucklähmung Kommt zur Reha Wie geht’s weiter?
Wovon sollen wir uns leiten lassen? Alter Diagnose Schwere der Erkrankung Wirtschaftliche Überlegungen Prognose Lebenserwartung Zustand des Patienten Wünsche und Autonomie des Patienten eher nein eher ja Wissenschaftliche Erkenntnisse
Patientenrechte Recht auf... Lebenserhaltung Selbstbestimmung Hilfeleistung körperliche Unversehrtheit Respekt vor der Person Wahrhaftigkeit Verschwiegenheit Engelhardt, Dietrich v., „Ethik im Alltag der Medizin“, Berlin, 1989
Weltweit anerkannte Grundprinzipien medizinischer Ethik Nutzen (beneficere) Schadensvermeidung (non-maleficere) Autonomie (Autonomy) Gerechtigkeit (Justice) Würde (Dignity) Engelhardt, Dietrich v., „Ethik im Alltag der Medizin“, Berlin, 1989 Beauchamp T Principals of Biomedical Ethics Oxford 2001
Palliativmedizin nicht die Verlängerung der Überlebenszeit um jeden Preis, sondern die Lebensqualität, also die Wünsche, Ziele und das Befinden des Patienten Symptomkontrolle (Schmerz, Müdigkeit, Übelkeit, Atemnot, Angst …)