Woran sterben Brandverletzte?

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 Präsentation transkript:

Woran sterben Brandverletzte? Verbrennungsausmaß, Inhalationstrauma, 3° Verbrennung, Geschlecht und Alter sind unbeeinflussbare Letalitätsfaktoren. Der ABSI Score hat hohe Prädiktion bezüglich des Überlebens. Schwerbrandverletzte haben eine höhere Rate an nosokomialen Infektionen als andere ITS Patienten. Das Auftreten einer Pneumonie bei Inhalationstrauma und Septikämien führen zu einer Erhöhung der Letalität. Gibt es unabhängige, beeinflussbare Letalitätsfaktoren während des Verlaufs? Welchen Einfluss haben Wundheilung und Bluttransfusion? Kestel, F. Siemers P. Schenk S. Unverzagt Klinik für Plastische und Handchirurgie/ Brandverletztenzentrum, BG Klinikum Halle Stabstelle Forschung, BG Klinikum Halle Institut f. med. Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Universität Halle, beratend

Auffälligkeiten im klinischen Verlauf Über einen Zeitraum von insgesamt 24 Monaten wurden 274 Brandverletzte prospektiv auf klinische Infektionszeichen und nosokomiale Infektionen untersucht. Bei allen Patienten wurde retrospektiv die Anzahl der transfundierten Erythrozyten Konzentrate (EK) und für 152 operierte Patienten der Transplantat-Take beim ersten Verbandwechsel nach der ersten Spalthauttransplantation erfasst. Alle Klinische Infektion Nosokomiale Infektion Transfusion >30EK Transplantat Take < 90% Untersucht N 274 56 / 274 35 / 274 23 / 274 32 / 152 Verstorben N 32 13 10 9 11 Alter [Jahre, MW±SD] 49 ±20 57 ±18 60 ±19 50 ±21 61 ±21 VKOF [%, MW±SD] 8 ±13 15 ±11 16 ±11 25 ±12 14 ±12 3° VKOF [%, MW±SD] 2 ±9 4 ±7 7 ±9 5 ±8 IHT N 49 20 ABSI [MW±SD] 6 ±2 7 ±2 7 ±1 A. Kestel, P. Schenk Graz 13.-16.09.2017

Nach klinischen Infektionszeichen, nosokomialen Infektionen, Transfusionen >30 EK und Transplantat-Take < 90% steigt die Letalität Alle N = 274 Alle Patienten mit Auffälligkeiten Klinische Infektionszeichen Nosokomiale Infektion Transfusion >30EK Transplantat Take < 90% Auffällig / Untersucht 71 / 274 56 / 274 35 / 274 23 / 274 32 / 152 Verstorben (N) 32 19 13 10 9 11 Letalität [%] 11,7 26,8 20,0 28,6 39,1 34,4 ABSI (Mittelwert / Standardabw.) 6 ±2 7 ±2 7 ±1 P Letalität [log. Regression: klin. Infekt, nosokom. Infekt, >30EK, Transplantat Take < 90%] 0,859 0,584 0,252 0,001 τKendall´s Tau (N:„Untersucht“) [bivariate Rangkorrelation mit Letalität] 0,28 0,18 0,20 0,26 0,48 τKendall´s Tau (N: „Auffällig“) [bivariate Rangkorrelation ABSI x Letalität] 0,41 0,27 n.s. n.s. – nicht signifikant A. Kestel, P. Schenk Graz 13.-16.09.2017

Patienten ohne Auffälligkeit überleben bei höherem ABSI häufiger als Patienten mit Auffälligkeiten Auffälligkeiten = Infektion, Transfusion > 30 EK und/oder Transplantat Take < 90% ABSI Prädiktive Letalität nach ABSI Letalität Alle Letalität ohne Auffälligkeit Letalität bei Auffälligkeiten Letalität bei Transplantat Take <90% 0-3 0-2% 0 % 0 / 37 0% 0 / 34 - 0 / 1 4-5 1-10% 0 / 106 0 / 100 0 / 6 0 / 2 6-7 10-20% 13% 12 / 92 6% 3 / 53 23% 9 / 39 37% 7 / 19 8-9 30-50% 11 / 30 33% 2 / 6 38% 9 / 24 40% 4 / 10 ≥ 10 ≥ 60% 100% 9 / 9 8 / 8 1 / 1 12% 32 / 274 7% 13 / 201 27% 19 / 71 34% 11 / 32 A. Kestel, P. Schenk Graz 13.-16.09.2017

Inwieweit ist die Letalität Brandverletzter beeinflussbar? Klinische Infektionszeichen, nosokomiale Infektionen, die Notwendigkeit großer Transfusionsmengen und Transplantatverlust beeinflussen die Letalität von Brandverletzten entscheidend. Von der Prävention und adäquaten Behandlung von Infektionen kann eine bessere Überlebenschance erwartet werden. Große Blutverluste erhöhen das Risiko Brandverletzter. Dies ist bei Operationen zu berücksichtigen. Einem guten Hauttransplantationsergebnis kommt eine entscheidende Bedeutung für das Überleben zu. A. Kestel, P. Schenk, F. Siemers Literaturverzeichnis beim Autor: anita.kestel@bergmannstrost.com Graz 13.-16.09.2017