Prof. Dr. Dieter Spanhel Universität Erlangen-Nürnberg

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 Präsentation transkript:

Prof. Dr. Dieter Spanhel Universität Erlangen-Nürnberg Der Aufbau interkultureller Kompetenz Thesen zur Grundlegung einer Leitidee Prof. Dr. Dieter Spanhel Universität Erlangen-Nürnberg

Kulturelle Vielfalt als Reichtum Gesellschaftliche Herausforderung Gestaltungsaufgabe Grundlage: Dialog der Kulturen

Pädagogische Dimension Aufbau interkultureller Kompetenz Orientierung an globalen ethischen Standards Verankerung im Menschen von klein auf

Umsetzung im Bildungsbereich Politische Grundsatzentscheidung: schulische Aufgabe Konzept von Schule: Bedingungen für den Aufbau interkultureller Kompetenz Schulentwicklung zur Erprobung

Aufbau interkultureller Kompetenz Entwicklungsaufgabe: Konfrontation mit kultureller Vielfalt von klein auf Ziel Überwindung von Ausgrenzung, Diskriminierung, Konflikten Aufgabe der Schule professionelle und kontinuierliche pädagogische Unterstützung

Ausgangspunkt: Zusammenhang von kultureller Identität und interkultureller Kompetenz im Zentrum: die eigene Kultur entdecken, erkennen, schätzen, mitgestalten nur wer sich sicher fühlt, kann eine komplexere Identität erwerben

Aufbau kultureller Identität kulturelle Prägung der Verhaltensmuster und Wertorientierungen in frühester Kindheit: „basic personality“ Ausdifferenzierung kultureller Muster durch den Spracherwerb Aufbau einer eigenen Identität im Jugendalter mit Bezug auf unterschiedliche Kulturen (soziale Gruppen)

- bewusst gepflegte Schulkultur Schule als zentraler Lebensbereich zur institutionellen Formung des Selbst - durch die Kultur - bewusst gepflegte Schulkultur - Erfahrungen mit kultureller Vielfalt

Kultur Die Kultur einer Gesellschaft oder gesellschaft-lichen Gruppe besteht in ihrem Repertoire an Symbolbedeutungen, d.h. in ihrem Repertoire an Kommunikations- und Repräsentationsmitteln. Dabei ist sicher auch die symbolische Verwen-dungsweise von Dingen im Alltagsleben Teil kultureller Praxis. (...) Die Kultur dient der Deutung des gesellschaftlichen Lebens und damit der Orientierung des Handelns. Sie enthält die „Landkarte der Bedeutung“ für die jeweilige Gruppe (Auernheimer 1995).

Kultur ist wie ein Eisberg Kunst Literatur Musik bewusst Theater Kleidung Justiz Essen Politik Religion unterbewusst Umgang mit: Beziehungsverhältnis Individuum - Gruppe Zeit und Raum Machtstrukturen Wahrheit und Logik Gerechtigkeit Einstellung zur Arbeit Emotionen Rollenvorstellungen Entscheidungsfindung in Gruppen Erziehungsverhalten Tabus Kommunikationsstile Sünde

Interkulturelle Kompetenz beschreibt die Fähigkeit, angemessen und erfolgreich in einer fremdkulturellen Umgebung oder mit Angehörigen anderer Kulturen zu kommunizieren. Dazu gehört insbesondere der Erwerb von - Wissen über die Praxis von Einschluss und Ausschluss (rechtliche Grundlagen unseres Zusammenlebens, Formen und Auswirkungen von individueller und struktureller Diskriminierung und Rassismus), - eigenkultureller Bewusstheit, Selbstsicherheit, Fähigkeit zur Identitätsdarstellung, - Rollendistanz; Empathie, Ambiguitätstoleranz, Interaktionsfreudigkeit, - Stresstoleranz, Frustrationstoleranz, die Fähigkeit, Widersprüchlich- keiten zu ertragen, - Kenntnissen über Sprache u.a. Kulturtechniken, - Fähigkeit, vielfältig auftretende Ambivalenzen auszuhalten.

Schulkonzept Leitidee: Kulturelle Vielfalt Schulkultur der Offenheit interkulturelles Handeln kulturelle Identität globale, ethische Standards Bildungs- ziel Interkulturelle Kompetenz

Aufbau interkultureller Kompetenz durch Lernen vom Kontext Schulkultur muss vielfältige, offene kulturelle Handlungsrahmen bereitstellen: - aktive Auseinandersetzung mit Werken der eigenen Kultur und fremder Kulturen - Nutzung der Medien für Austausch und eigene Werke - „community of mutual learners“

Interkulturelles Lernen als „Schule der Wahrnehmung“ (P. Graf 1998) genaue Wahrnehmung der kulturellen Differenzen vollständige Verarbeitung kulturspezifischer Karten Erkennen der Kultur als symbolische Konstruktion im Zentrum steht die Wahrnehmung des eigenen Selbst

Interkulturelles Lernen - dialogisches Lernen Interkulturelles Lernen als Selbstreflexion gründet auf eine Haltung des Dialogs. Dialogisches Lernen bedarf offener Räume der Begegnung sowie spezifischer Dialog-kompetenzen. Das öffentliche Bildungswesen stellt eine herausragend geeignete Institution dar, zum Ort dialogischen Lernens zu werden und allen Schülern spezifische Dialogkompe-tenzen zu vermitteln. (P. Graf 1998)

Schulkultur der Offenheit gründet auf globalen ethischen Standards Projekt „Weltethos“ (Prof. Küng) Weltethos - Erklärung (Chicago 1993): Verpflichtung auf eine - Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben - Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung - Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit - Kultur der Gleichberechtigung und die Partnerschaft von Mann und Frau

Aufbau einer Verantwortungshaltung an globalen ethischen Standards orientiert: Grundlage = „einfache Sittlichkeit“ (Bollnow) Selbstachtung positives Selbstwertgefühl

Interkulturelle Bildung als Teil der Allgemeinbildung Fähigkeiten, Wissen, moralische Grundhaltung müssen sich zur Bildung zusammenfügen! - Nachhaltigkeit durch Verankerung in den inneren Strukturen der Person - stabile Orientierungsmuster - Stabilisierung einer Schulkultur der Offenheit