Flow-Theorie – Freudiges Aufgehen in einer Tätigkeit

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Flow-Theorie – Freudiges Aufgehen in einer Tätigkeit Jannis Bosch

Was ist Flow? Flow wird erklärt als Stadium tiefer Aufnahmefähigkeit, bei der die Aktivität selbst als intrinsisch erfreulich wahrgenommen wird Individuen im Flow können an die Grenzen ihrer Fähigkeiten gehen Shernoff et al. (2003)

Was ist Flow? Typische Beispiele für Situationen, in denen Personen Flow-Zustand erleben: SportlerInnen, die auf Sport konzentriert sind Schauspieler Künstler Computerspieler Flow wurde als Konstrukt ursprünglich in den 1960ern entwickelt um kreative Phasen zu verstehen Weber et al. (2009)

Die Flow-Theorie von M. Csikszentmihalyi Flow tritt nur dann auf wenn hohe Fähigkeiten und hohe Aufgabenschwierigkeit sich in Balance befinden Balance ist sehr zerbrechlich Bei zerstören dieser Balance kann es zu Angst oder Apathie kommen Shernoff et al. (2003)

Die Flow-Theorie von M. Csikszentmihalyi Flow wird charakterisiert durch: Gefühl, dass die eigenen Fähigkeiten im Einklang mit der Aufgabe befinden Intensive Konzentration Abwesenheit von Egozentrik, ganzheitliches Bewusstsein Verzerrung der Zeit Aktivität wird als erfreulich empfunden Befriedigung durch die Aktivität ansich, ohne Interesse für Belohnungen und eventuelle Schwierigkeiten oder Gefahren Weber et al. (2009)

Probleme der Flow-Theorie Wie genau wird Flow am besten operationalisiert? Mögliche Variablen: Intrinsische Motivation Interesse Freude Konzentration Kontrolle Y. Lu et al. (2009)

Mögliche Operationalisierung Koufaris (2002)

D. Shernoff, M. Csikszentmihalyi, B. Schneider & E. Shernoff in School Psychology Quarterly, Vol. 18, No. 2, 2003, pp 158-176 „Student Engagement in High school classrooms from the perspective of flow theory“

Überblick Studie zu Flow-Erfahrungen von US- amerikanischen high school Schülern Interesse, Freude an der Tätigkeit und Konzentration werden als Engagement beschrieben Alle 3 müssen hoch sein damit man von Flow sprechen kann „Student Engagement In High School Classrooms From The Perspective Of Flow Theory“ (Shernoff et al., 2003)

Fragestellungen Wie hängt Engagement mit Aufgabenschwierigkeit, Fähigkeiten, Kontrolle und Relevanz zusammen? Wie beeinflussen Aufgabenistruktionen und das Themengebiet das Engagement? „Student Engagement In High School Classrooms From The Perspective Of Flow Theory“ (Shernoff et al., 2003)

Methode Stichprobe: 526 Schüler aus 3 verschiedenen Kohorten der 90er Jahre. High Schools verteilt über die USA „Student Engagement In High School Classrooms From The Perspective Of Flow Theory“ (Shernoff et al., 2003)

Methode Erhebung über „Experience Sampling Method“ Über den Tag verteilt 8 zufällige Signale auf einem Beeper Dann Erhebung verschiedener Variablen zur aktuellen Aktivität In dieser Studie nur Auswertung der Aktivitäten im schulischen Kontext „Student Engagement In High School Classrooms From The Perspective Of Flow Theory“ (Shernoff et al., 2003)

Erhobene Daten Ort, Gedanken, Aktivitäten Konzentration, Interesse, Freude (Engagement) Aufmerksamkeit Quality of Experience Anforderungen der Aufgabe & Fähigkeiten Aufgabenrelevanz & Kontrolle Schulfach Durchschnitt aus Konzentration, Interesse und Freude wird „Engagement-Score“ -> Flow erleben Aufmerksamkeit -> Akademic thoughts vs non-academic thoughts Quality of Experience -> Vier Faktoren: Laune, Selbstbewusstsein, Akademische Intensität (Anforderungen), Intrinsische Motivation Aufgaben & Fähigkeiten -> 4 Zustände = a) Apathie (-a –f) b) Entspannung (-a +f) c) Ängstlichkeit (+a –f) d) FLOW (+a +f) „Student Engagement In High School Classrooms From The Perspective Of Flow Theory“ (Shernoff et al., 2003)

Aufgaben & Fähigkeiten Aufgabenschwierigkeit Hoch Niedrig Fähigkeiten Flow Entspannung Ängstlichkeit Apathie „Student Engagement In High School Classrooms From The Perspective Of Flow Theory“ (Shernoff et al., 2003)

Ergebnisse Sowohl hohe Aufgabenschwierigkeit als auch hohe eigene Fähigkeit führen unabhängig voneinander zu höherem Engagement Höchste Werte für Engagement bei Flow- Bedingung Allerdings kein signifikanter Unterschied zu Entspannungs-Bedingung „Student Engagement In High School Classrooms From The Perspective Of Flow Theory“ (Shernoff et al., 2003)

Ergebnisse Ähnliche Ergebnisse für Aufmerksamkeit: Ausserdem: Flow>Ängstlichkeit>Entspannung>Apathie Ausserdem: Engagement höher wenn Kontrolle bei Schüler statt bei Lehrer Engagement höher bei wahrgenommener größerer Relevanz der Aufgabe Beispiele für Situation mit hoher/niedriger Kontrolle „Student Engagement In High School Classrooms From The Perspective Of Flow Theory“ (Shernoff et al., 2003)

Flow in verschiedenen Kulturen Flow wurde fast ausschließlich in westlich geprägten Ländern untersucht Daher kaum Aussagen über Flow in anderen Kulturen möglich G. Monetta (2004)

G. Moneta in Journal of Happines Studies 5: 181-217, 2004. The flow model of intrinsic motivation in Chinese: cultural and Personal moderators

Überblick Untersuchung an Hong Kong Chinesischer und US-Amerikanischer Stichprobe Annahme, dass im Chinesischen System mehr Wert auf Wissen gelegt wird „The flow model of intrinsic motivation in Chinese: cultural and Personal moderators “ (G. Moneta, 2004)

Fragestellung Gibt es kulturelle Unterschiede im Flow- Modell? Annahme, bei chinesischer Stichprobe ist der Flow-Zustand in Richtung Fähigkeiten verschoben In westlichen Kulturen Flow am ehesten bei ausgeglichener Aufgabenschwierigkeit und Fähigkeiten „The flow model of intrinsic motivation in Chinese: cultural and Personal moderators “ (G. Moneta, 2004)

Methode 269 undergraduate Schüler aus Hong Kong, 533 high school Schüler aus den USA Ebenfalls Datensammlung über ESM, 8 Signale pro Tag über 7 Tage „The flow model of intrinsic motivation in Chinese: cultural and Personal moderators “ (G. Moneta, 2004)

Methode Erhebung der intrinsischen Motivation (state) als indikator für Flow-Erleben Ausserdem Erhebung von wahrgenommener Aufgabenschwierigkeit und Fähigkeiten „The flow model of intrinsic motivation in Chinese: cultural and Personal moderators “ (G. Moneta, 2004)

Ergebnisse Bias in Richtung der Fähigkeiten sowohl bei chinesischer als auch bei amerikanischer Stichprobe Sowohl höhere Schwierigkeit als auch höhere Fähigkeiten haben einen geringeren Effekt auf Flow-Erleben der chinesischen Stichprobe Flow-Modell passt besser auf westliche Kulturen „The flow model of intrinsic motivation in Chinese: cultural and Personal moderators “ (G. Moneta, 2004)

Flow und die Medien Untersuchungen zu: Flow und Videospiele Flow und E-Learning

Flow und Videospiele Frage ob häufiges Flow-Empfinden bei Computerspielen mit Suchtgefahr zusammenhängt Flow erhoben über Fragebogen (operationalisiert über intrinsische Motivation, Neugier, Kontrolle und Aufmerksamkeit) C. Wan & W. Chiou (2006)

Flow und Videospiele Ergebnisse: Häufiges Flow-Empfinden zeigt negativen Zusammenhang mit Videospielsucht Erklärung: Sucht führt zu verringerter Freude (Craving ohne Liking) C. Wan & W. Chiou (2006)

Flow und E-Learning Untersuchung ob Flow (operationalisiert über Konzentration) während der Nutzung von E-Learning zu erhöhter Bereitschaft führt, E-Learning zu Nutzen Ergebnisse: Flow führt nur bei Medienreichen E-Learning- Varianten zu erhöhter Bereitschaft Audio-Text nicht Audio-Video und Audio-Video-Text JA S.-H. Liu et al. (2009)

Kritik Theorie schwer zu überprüfen, da etliche verschiedene Operationalisierungen Einheitliche Operationalisierung nötig

Literaturliste S.-H. Liu, H.-L. Liao & J. Pratt (2009). Impact of media richness and flow on e-learning technology acceptance. Computers & Education 52:599-607. G. Moneta (2004). The Flow Model of Intrinsic Motivation in Chinese: Cultural and Personal Moderators. Journal of Happiness Studies, 5:181-217. G. Moneta (2004). The Flow Experience Across Cultures. Journal of Happiness Studies, 5:115-121. D. Shernoff, M. Csikszentmihalyi, B. Schneider & E. S. Shernoff (2003). Student Engagement in High School Classrooms from the Perspective of Flow Theory. School Psychology Quarterly, 18 (2):158-176. C.-S. Wan & W.-B. Chiou (2006). Psychological Motives and Online Games Addiction: A Test of Flow Theory and Humanistic Needs Theory for Taiwanese Adolescents. CyberPsychology & Behavior 9 (3): 317-324. R. Weber, R. Tamborini, A. Westcott-Baker & B. Kantor (2009). Theorizing Flow and Media Enjoyment as Cognitive Synchronization of Attentional and Reward Networks. Communication Theory, 19:397-422.

Danke für eure Aufmerksamkeit!