Belastungen und Ressourcen im Tätigkeitsfeld Krankenhaus

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 Präsentation transkript:

Belastungen und Ressourcen im Tätigkeitsfeld Krankenhaus Treffen der Steuerungsgruppe des europäischen Entwicklungs- und Transferprojekt: Sozialpartnerschaftliche Lösungen und gute Praxismodelle zur Reduzierung von psychosozialen Risiken und Belastungen im Gesundheitswesen Impulsreferat von Dr. des. Stefanie Hiestand Undeloh, 23. März 2017 Belastungen und Ressourcen im Tätigkeitsfeld Krankenhaus

Gliederung des Impulsvortrages Von der Work-Life-Balance zur Work-Learn-Life-Balance Belastungen und Ressourcen in der Arbeit Rahmenbedingungen Krankenhaus Belastungen im Krankenhaus Dr. des. Stefanie Hiestand

Work-Learn-Life-Balance-Modell Anforderungen/ Belastungen Arbeit Lernen (Privat-) Leben Auswirkungen (Individuum) Befinden Einstellung Verhalten Ressourcen Arbeit Lernen (Privat-) Leben Belastungen arbeitsbezogen: Zeitdruck lernbezogen: Lerndruck familien-/freizeitbezogen: Lebensphasen spez. Anforderungen Wirkungen: Ressourcen arbeitsbezogen: Autonomie, lernbezogen: Lernmöglichkeiten personbezogen: Kompetenzen familien-/freizeitbezogen: Unterstützung (Familie/Freunde) WLLB-Maßnahmen: Individuum: Lernen im Arbeitsprozess Team: Kommunikation von WLLB-Problemen Familie/Freizeit: aktive Freizeitgestaltung Organisation: lernförderliche/ Arbeitsgestaltung Individuum: Befinden: Erschöpfung Einstellungen: Zufriedenheit Verhalten: Innovation Kompetenzen Team: Teamkohäsion Organisation: Fluktuation Handlungsstrategien/ Maßnahmen Dr. des. Stefanie Hiestand

Von der WorK-Life zur Work-Learn-Life-Balance Es geht um das komplexe Zusammenspiel verschiedener Dimensionen: Arbeits-, Lern- und Lebenszeit, Leistung und Anerkennung, Anforderungen und Kompetenzen, Belastungen und Ressourcen. Work-Learn-Life-Balance ist kein Zustand, sondern ein dynamisches Verhältnis, in das Veränderungen und Flexibilitätserfordernisse der Arbeitswelt, aber auch der privaten Lebenswelt und der individuellen Biographie eingehen. Dieses Verhältnis muss immer wieder neu justiert werden. WLLB-Strategien entwickeln Beschäftigte selbst! Aber es bedarf einer systematischen Rahmung in den Betrieben und die Gestaltung und Unterstützung durch die Sozialpartner. Dr. des. Stefanie Hiestand

Ausgangssituation: Arbeit Arbeitstätigkeit: Abhängigkeit von dem Ausführenden selbst, Tätigkeit inklusive Vor- und Nachbereitung Arbeitsorganisation: Abhängigkeit von dritten, unmittelbar Prozessbeteiligten vor allem an Schnittstellen (z.B. Absprachen) Arbeitsbeziehung: Einfluss von dritten, nur mittelbar Prozessbeteiligten (Kultur) Arbeitsbeziehung Arbeitstätigkeit Voraus- setzungen Arbeits- organisation Dr. des. Stefanie Hiestand

Innere und äußere Stressoren Beispiele für äußere Stressoren: Beispiele für innere Stressoren: Zeit- und Termindruck zu viel Arbeit schwierige Aufgaben neue Methoden und Maschinen Unterforderung / Langeweile Ärger mit Kollegen Unfreundliche Kunden Kritik drohender Verlust des Arbeitsplatzes Hohe Ansprüche Unerfüllte Wünsche Erwartungen Geringe Belastbarkeit Perfektionismus Dr. des. Stefanie Hiestand

Belastungen und Ressourcen der Arbeitstätigkeit I Multitasking (verschiedene Arbeiten gleichzeitig betreuen) Ressource: Abwechslung, keine Monotonie, beschäftigt-sein Belastung: wenn keine Aufgabe gut bearbeitet werden kann, durch Umstellen von einer Aufgabe zu anderen Handlungsspielraum Ressource: in den meisten Fällen motivierend Belastung: Unsicherheit, sich nicht auf Standards oder Regeln berufen können Verantwortung (kleine Fehler, große Konsequenzen) Ressource: Anerkennung durch Verantwortung, Gestaltungsspielraum Belastung: Risiken, finanzielle Verluste, Gefahren für Leib und Leben Termindruck, Zeitdruck, Leistungsdruck (sehr schnelles Arbeiten aufgrund von Termin- oder Stückzahlvorgaben) Ressource: sich beweisen, Leistung zeigen Belastung: überwiegend als Belastung wahrgenommen Dr. des. Stefanie Hiestand

Belastungen und Ressourcen der Arbeitstätigkeit II Unterbrechungen, Störungen Ressource: Abwechslung, soziale Interaktion Belastung: Aufgaben nicht abarbeiten können, nicht in „Flow“ kommen Monotonie (häufig wiederkehrende Arbeitsvorgänge) Ressource: „was wegarbeiten können“, „sich nicht dauernd einen Kopf machen“, „Flow“ Belastung: Langeweile, psychische Ermüdung, herabgesetzte Wachsamkeit Definierte Zuständigkeiten Ressource: Aufgabenklarheit, Klarheit bzgl. Ansprech- und Kooperationspartnern Belastung: Starrheit, Bürokratie Dr. des. Stefanie Hiestand

Belastungen und Ressourcen der Arbeitsorganisation Informationen (über Zuständigkeiten, Ansprechpartner Entscheidungen, Veränderungen bzgl. des Arbeitsbereiches) Ressource: Basis für gute Arbeit, informiert sein, Wertschätzung Belastung: Informationsflut, Ablenkung, Unterbrechung, Effizienzverlust Arbeitsprozesse (Nutzung/Einteilung von Menschen und Betriebsmitteln, Arbeitszeiten) Ressource: Nachhaltigkeit (ökonomisch, sozial und ökologisch) Belastung: Standardisierung, Einhaltung von Arbeitskonzepten und -zeiten Dr. des. Stefanie Hiestand

Belastung oder Ressource? weniger Präferenz mehr niedrig Prävalenz hoch Belastungen abbauen Ressourcen ausbauen Dr. des. Stefanie Hiestand

Rahmenbedingungen: Krankenhaus Hohe Fluktuation Akademisierung  Integration in den Arbeitsprozess Hoher Krankenstand (überdurchschnittlich im Branchenvergleich ) Expertenorganisation  hohe Spezialisierung und Aufgabenvielfalt Akteure fühlen sich der „Profession“ verpflichtet, statt der Organisation  Performanz der Handlungskompetenz richtet sich nach beruflichem Selbstverständnis https://clipartfest.com/download/c32a27f016ad3ead466c770681e361762ee0463b.html Dr. des. Stefanie Hiestand

Berufsspezifische Subkulturen Sparte Selbstbild Ziel Konfliktpotenzial Medizin Heilen Aufstieg/ Karriere Unterwerfungs- und Machtverhältnisse Pflege Helfen Heilungsunter-stützung Patientennähe ermöglicht Heilungswissen Verwaltung Betriebsfähigkeit Effizienz Macht durch Standardisierung Dr. des. Stefanie Hiestand

Pflegekräfte Schichtbetrieb 7 Tage-Woche Physisch und psychisch herausfordernd Zusätzlich Kompensierung urlaubs- und krankheitsbedingter Ausfälle Körperlich anstrengende Arbeit Z. B. umbetten, waschen, Betten schieben,… Interne Fortbildungen / gesetzliche Vorschriften Eingeschränkte Förderung persönliche Entwicklungswünsche Dr. des. Stefanie Hiestand

Herausforderung Pflegekräfte Handlungsziele Stressoren Störungen / Unterbrechung: Ad hoc Reaktionen erforderlich spontane Visiten Aufgabenvielfalt / Multitasking / Arbeitsdichte Dokumentation, Besprechungen Pflegeferne Tätigkeiten Medikamentenmanagement Erstellung von Dienstplänen, Bettenplanung,… Starre Arbeitsprozesse, z. B. OP-Pläne Kommunikation zwischen den Berufsgruppen Eingeschränkter Handlungs- und Entscheidungsspielraum Wohlbefinden des Patienten Professionelles Handeln Ausgeglichene WLLB Stressor Handlungsspielraum Unterbrechungen Arbeitszeiten,…. Dr. des. Stefanie Hiestand

Ärzte 24 h Schichten / Bereitschaftsdienst / Rufbereitschaft Physisch und psychisch herausfordernd Kompensierung urlaubs- und krankheitsbedingter Ausfälle Körperlich anstrengende Arbeit Z. B. langes Stehen im OP Vorgeschriebene Fortbildungen / Sammeln von Fortbildungspunkten Kontrolle durch Ärztekammer Dr. des. Stefanie Hiestand

Herausforderung Ärzte Handlungsziele Stressoren Professionelles Handeln Karriere Ausgeglichene WLLB Ad hoc Reaktionen erforderlich Dokumentationsaufwand Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Fachabteilungen Kommunikation mit Patient und Angehörigen Zeitmanagement Technische Herausforderungen Besprechungen Führungsanspruch Arbeitsdichte (Personalmangel) Fehlende Investitionen Dr. des. Stefanie Hiestand

Lösungsansätze für den Pflegebereich Je weniger die eigene Tätigkeit selbst beeinflusst werden kann, desto größer sind der empfundene negative Stress und damit die Berufszufriedenheit. Um Handlungs- und Entscheidungsspielraum für Pflegekräfte zu vergrößern bedarf es: Strukturelles Empowerment Fachpraktische Pflegekonzepte Entscheidungskompetenz Dr. des. Stefanie Hiestand

Strukturelles Empowerment Systematische Unterstützung der Pflegekraft durch den Vorgesetzten Kollegialität Positive Arbeitsbeziehungen (klare Absprachen, gute Kommunikation) zwischen Medizinern und Pflegekräften Systematisches Angebot von Personalentwicklungsmöglichkeiten für Pflegekräfte  Ressourcen und Angebote für die Professionalisierung Kontrolle über eigene Pflegepraxis Autonomie Selbstreflexion Dr. des. Stefanie Hiestand

Fachpraktische Pflegekonzepte Besetzung der Stellen mit ausreichendem qualifizierten Personal Stabile Teambeziehungen und unterstützende Teamkultur Echtes Lernen im Prozess der Arbeit (Fehlerkultur und informelles Lernen) Reflexion und Optimierung der Pflegeprozesse (strukturelle Reflexion) Kollektive Reflexion sowie kollektive Kompetenzentwicklung Dr. des. Stefanie Hiestand

Entscheidungskompetenz Umfassende berufliche Handlungskompetenz Delegation ärztlicher Aufgaben (Diagnostizieren und Therapieren) Leitende Mediziner benötigen entsprechende Führungskompetenz Dr. des. Stefanie Hiestand

Vielen DANK für Ihre Aufmerksamkeit Anregungen Ideen Fragen Dr. des. Stefanie Hiestand