Klinische Theorie der systemischen Therapie - Kurzform -

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 Präsentation transkript:

Klinische Theorie der systemischen Therapie - Kurzform - Dr. Kurt Ludewig © Münster / Hamburg

Systemische Therapie Literaturhinweise des Referenten Klett-Cotta 1992, 19974 -vergriffen – Typoskript unter: www.kurtludewig.de/Texte Wird voraussichtlich im 2014 bei Auer-Verlag neu erscheinen Hogrefe 2000 Carl-Auer 2005, 20092 Klett-Cotta 2002 Carl-Auer 2013 Herbst 2012 Dr. K. Ludewig

Systemische Praxis Nutzung systemischen Denkens für den professionellen Umgang mit Menschen bei der Linderung, Bewältigung, Klärung und/oder Auflösung ihrer persönlichen, zwischenmenschlichen und organisatorischen Probleme. Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

Eine therapeutische Praxis, Systemische Therapie Eine therapeutische Praxis, die aus der pragmatischen Umsetzung systemischen Denkens resultiert Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

Systemisches Denken Interdisziplinäre Denkbewegung: u.a. Systemtheorie, Selbstorganisation, Kybernetik, Auto-poiesis, Synergetik, Theorie dissipative Strukturen etc. Gegenstand: Komplexität und Vernetzung Ziel: „komplexitätserhaltende Komplexitätsreduktion“ Menschenbild: Polysystemisches Lebewesen, das zugleich biologisch selbst-ständig, psychisch polyphren und kommunikativ vielfältig eingebunden ist. Erkenntnistheorie: Theorie des Beobachtens bzw. Beobachter-Theorie Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

„Handele wirksam, ohne im voraus zu wissen, wie, Konzepte systemischer Therapie: Das Therapeutendilemma I „Handele wirksam, ohne im voraus zu wissen, wie, und was Dein Handeln auslösen wird!" Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

Konzepte systemischer Therapie: Das Therapeutendilemma II Denn psychische / soziale Systeme sind: undurchschaubar (nicht-trivial) nicht-instruierbar (autopoietisch) selbstreferentiell (Sinn) Das hat zur Folge: Unmöglichkeit exakten Diagnostizierens Unbestimmtheit von Interventionen Unvorhersagbarkeit von Kommunikation Folgen für die klinische Theorie: Akzeptanz subjektiver Problemdefinitionen Verzicht auf gezielt kausale Interventionen Vertrauen auf förderlichen Dialog Lösungen: Herstellung günstiger (Rand-) Bedingungen durch: Orientierung am ausgehandelten Auftrag (Ziel)  Nutzen Wahl "passender" Interventionen  Schönheit Verwirklichung einer respektvollen Haltung  Respekt Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

ANLIEGEN UND AUFTRAG – Kommunikationen AUFTRAG Anleitung Begleitung Hilfe Suchende Professionelle ANLIEGEN: HILFE ANLIEGEN: HELFEN AUFTRAG Anleitung Begleitung Beratung Therapie Durchführung Beendigung Kontrolle Spezifisches Hilfssystem Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

„Klinisch“ relevante „Probleme“ Individuelle „Lebensprobleme“ (repetitives Verhaltens- und Erlebensmuster <psychisches System> eines Individuums, die Leid auslösen und erhalten) und interaktionelle „Problemsysteme“ (kommunikativ-interaktionelle Muster <soziales System>, die ein leidvolles Problem sozial reproduzieren). Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

„Klinisch“ relevante „Probleme“ „Klinisch“ relevante Lebensprobleme sind individuelle Erlebens- und Verhaltensmuster, die, obwohl sie als leidvoll erlebt werden, dennoch andauernd reproduziert werden. These: Sie folgen einer Vermeidungsstrategie und führen zu einer zwingenden Wiederholungsstruktur („Wiederholungszwang“) „Klinisch“ relevante Problemsysteme sind soziale Systeme, deren Kommunikation das Verhalten und/oder die Seinsweise eines Menschen negativ wertet (= veränderungsbedürftig). Bedingungen: 1) Die Wertung wird vom Betroffenen als negativ "verstanden", und 2) dies löst Leiden aus. These: Sie folgen einer gemeinsam getragenen Vermeidungs-strategie und führen zu einer zwingenden Wiederholungsstruktur („problemdeterminierte Kommunikation“) Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

Leitmotive systemischer Therapie Nutzen, Schönheit, Respekt Konstruktionsprinzipien systemischer Interventionen: bezüglich des Ziels nützlich, der Wahl und Gestaltung der Intervention schön, der interaktionellen Grundhaltung des Helfers respektvoll. Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

Konzepte systemischer Therapie: Thesen zur therapeutischen Veränderung Menschliche Probleme folgen der „Logik“ einer konservativen emotionalen Dynamik: Angesichts der Ungewissheit von Änderungen gilt es, lieber auszuhalten als eine Veränderung zu riskieren, die alles noch verschlimmern könnte. Notwendige Veränderungen, die als riskant erlebt werden, erfordern daher ein Wagnis. Psychotherapie soll Bedingungen schaffen, die ein Wagnis begünstigen und so auch einen Wechsel der Präferenzen ( mehr-vom-anderen). Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

Therapeutischer Prozess - eine topologische Analogie Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

Konzepte systemischer Therapie: Aufgaben des Therapeuten 1. Anliegen/Auftrag Klärung/Erarbeitung des/der Anliegen und Aushandlung/Verein-barung eines opera-blen Auftrags 2. Intervention a. Würdigung Das Anerkennen/Bestäti-gen des/der Klienten för-dert Vertrauen und so die Bereitschaft zum Wagnis. b. Intervenieren Auftragsbezogene Anre-gung zum Wechsel der Prä-ferenzen (= Alternativen zu wagen) Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

1 Definiere Dich als Therapeut!................ Konzepte systemischer Therapie: Methodischer Rahmen: 10+1 Leitsätze/-fragen 1 Definiere Dich als Therapeut!................ 2 Sieh Dich! ................ 3 Gehe von Deinen Klienten aus! .............. 4 Werte förderlich! ........ 5 Beschränke Dich! ....... 6 Sei bescheiden! ........... 7 Bleibe beweglich! ....... 8 Frage konstruktiv! ...... 9 Interveniere sparsam!.. 10 Beende rechtzeitig!..... Übernehme ich Verantwortung als Therapeut? Stehe ich zu meinen Möglichkeiten? Wessen Maßstäbe lege ich an? Suche ich nach Öffnendem? Fokussiere ich auf das Nötigste? Sehe ich mich als Ursache? Wechsele ich meine Perspektiven? Stelle ich Fragen, die weiterführen? Rege ich behutsam an? Kann ich schon beenden? +1 Befolge nie blind Leitsätze! Wende ich die Leitsätze kontextadäquat an? Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

psychosozialer Versorgung Grundarten psychosozialer Versorgung Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

Ein Kommunikationsmodell PROFESSIONELLE SOZIALE VERSORGUNG: Ein Kommunikationsmodell Bedürftigkeit wird persönlich oder sozial ermittelt Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

Professionelle psychosoziale Versorgung - Grundarten: Hilfe und Fürsorge HILFE FÜRSORGE Das Problem wird von den Betroffenen selbst festgestellt Das Problem wird von Dritten, z.B. sozialer Instanzen, ermittelt Diese entwickeln ein Anliegen und suchen nach Hilfe Das Anliegen wird an Fachleute delegiert Die Form der Hilfestellung resultiert aus dem Anliegen Die Hilfestellung richtet sich nach dem mit den betroffenen frei vereinbarten Auftrag Die Fürsorge wird nach Maßgabe der sozialen Instanzen, d.h. der „Auftraggeber“ gewährt. Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

ZWEI MÖGLICHKEITEN FÜR DEN UMGANG MIT BEDÜRFTIGKEIT HELFEN UND FÜRSORGE: ZWEI MÖGLICHKEITEN FÜR DEN UMGANG MIT BEDÜRFTIGKEIT Herbst 2008 Dr. K. Ludewig

E n d e Herbst 2008 Dr. K. Ludewig