Folie 1 TU Dresden, 24.5.2012Gesundheitspsychologie Ist Tagebuch schreiben gesund?

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 Präsentation transkript:

Folie 1 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Ist Tagebuch schreiben gesund?

Folie 2 Nachtrag aus der letzten Vorlesung…. TU Dresden, Gesundheitspsychologie

Folie 3 TU Dresden, VL Gesundheitspsychologie Folie 3 Lewin (1931): Aristotelischer und galileischer Modus des wissenschaftlichen Denkens Fazit Aristotelisch Verhaltenserklärung durch kategoriale Zuordnung „er ist gesund, weil er ein Optimist ist“ Galileisch Verhalten = Produkt vielfältiger psychologischer Kräfte, z.B. in der aktuellen Situation oder in der Vergangenheit (Lernerfahrung)

Folie 4 Folie 4 von XYZ Gesundheitspsychologie, TU Dresden Forschungsheuristik zum Zusammenhang Optimismus und Gesundheit Abwägen Planen Handeln Bewerten Kompetenz- erwartung Handlungs- erwartung Untersuchung der kurz- und langfristigen, körperlichen und psychischen Gesundheits- wirkungen O p t i m i s m u s Ergebnis- erwartung Fazit TU Dresden, VL Gesundheitspsychologie

Folie 5 TU Dresden, VL Gesundheitspsychologie Folie 5 von XYZ Gesundheitspsychologie, TU Dresden Disp. Optimismus und körperliche Erkrankungen Gesundheitsverhalten +/– Körperliche Erkrankungen AusbruchKrankheitsstadium Entwicklung Episoden SchweregradKrisen Soziale Mechanismen +/– Kognitive Mechanismen +/– Verhaltens- mechanismen +/– Biologische Mechanismen +/– Disp. Optimismus Fazit

Folie 6 TU Dresden, VL Gesundheitspsychologie Folie 6 Fragen Mit welchem Instrument lässt sich Optimismus sensu Scheier und Carver messen? Nennen Sie einige Beispielitems! Wie wirkt sich Depression auf das Immunsystem aus? Was ist der Unterschied zwischen funktionalem und defensivem Optimismus? Welche Beziehungen gibt es zu Schwarzers HAPA- Modell? Nennen Sie Stichworte zu den Optimismuskonzepten von Seligman und Taylor! Bei wem spielen Lernerfahrungen eine größere Rolle?

Vorlesung VII Selbstaufmerksamkeit und Gesundheit oder: Ist Tagebuch schreiben gesund? Prof. Dr. Jürgen Hoyer Dresden, 24. Mai 2012

Folie 8 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Selbstaufmerksamkeit und Gesundheit 1.Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit 2.Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit 3.Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit 4.Kollektiver Ausdruck von Emotionen

Folie 9 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Vorüberlegungen Goethe, Lavater, Bertrand Russell, Norbert Blüm...

Folie 10 TU Dresden, Gesundheitspsychologie ‚Erkenne Dich selbst‘: Zwei unterschiedliche Positionen „...die große und so bedeutend klingende Aufgabe: erkenne dich selbst [kam mir] immer verdächtig [vor], als eine List [...], die den Menschen [...] verwirren und von der Tätigkeit gegen die Außenwelt zu einer innern falschen Beschaulichkeit verleiten“ will. Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

Folie 11 TU Dresden, Gesundheitspsychologie ‚Erkenne Dich selbst‘: Zweite Position „... In dieser Minute [...] will ich alles andere auf die Seite legen und nur allein an mich selbst [...] denken [...] diese Untersuchung [...] bleibt einmal die vernünftigste und wichtigste Untersuchung, die ich anstellen kann“. Johann Kaspar Lavater (1741 – 1801)

Folie 12 TU Dresden, Gesundheitspsychologie

Folie 13 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Herr Blüm, Sie sind seit 15 Jahren Minister, wie haben Sie nur so lange durchgehalten? „Ich habe darüber nie nachgedacht. Ich frage mich nicht dauernd, wie es mir geht. Ein Vorteil ist sicher, dass ich auch nach einem 16 Stunden Tag in der Lage bin, mich abzulenken...“

Folie 14 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Selbst-Erfahrung eines Philosophen Bertrand Russell

Folie 15 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Selbst-Erfahrung eines Philosophen „Gleich vielen anderen, die wie ich auf eine puritanische Erziehung zurückblicken, war es mir Gewohnheit, über meine Sünden, Torheiten und Mängel nachzudenken. Ich erschien mir selbst – gewiss mit völligem Recht – als ein jammervolles Wesen. Allmählich lernte ich dann, mir und meinen Unzulänglichkeiten gegenüber gleichgültig zu bleiben; ich gelangte dahin, meine Aufmerksamkeit in wachsendem Maße äußeren Dingen zuzuwenden... Auch äußere Dinge tragen zwar ihre Leidensmöglichkeiten in sich... Doch Schmerzen dieser Art zerstören nicht wie jene, die dem Ekel am eigenen Ich entspringen, den wesentlichen Gehalt des Daseins. Und jedes äußere Interesse belebt irgendeine Tätigkeit... (Bertrand Russell, The Conquest of Happiness, 1930)

Folie 16 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Selbst-Erfahrung eines Philosophen „Gleich vielen anderen, die wie ich auf eine puritanische Erziehung zurückblicken, war es mir Gewohnheit, über meine Sünden, Torheiten und Mängel nachzudenken. Ich erschien mir selbst – gewiss mit völligem Recht – als ein jammervolles Wesen. Allmählich lernte ich dann, mir und meinen Unzulänglichkeiten gegenüber gleichgültig zu bleiben; ich gelangte dahin, meine Aufmerksamkeit in wachsendem Maße äußeren Dingen zuzuwenden... Auch äußere Dinge tragen zwar ihre Leidensmöglichkeiten in sich... Doch Schmerzen dieser Art zerstören nicht wie jene, die dem Ekel am eigenen Ich entspringen, den wesentlichen Gehalt des Daseins. Und jedes äußere Interesse belebt irgendeine Tätigkeit... Ein Aufgehen in sich selbst dagegen verhilft zu keinerlei ersprießlicher Tätigkeit. Es vermag zur Abfassung eines Tagebuches, zu einer psychoanalytischen Kur, vielleicht auch ins Kloster zu führen.“ (Bertrand Russell, The Conquest of Happiness, 1930)

Folie 17 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Theorie der Objektiven Selbstaufmerksamkeit (Wicklund & Duval, 1972) „Objektive Selbstaufmerksamkeit“ = Aufmerksamkeit ist auf das Selbst als Objekt gerichtet 1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit

Folie 18 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Theorie der Objektiven Selbstaufmerksamkeit (Wicklund & Duval, 1972) Auslöser Konfrontation mit der eigenen Person durch: Spiegel Kameras Tonband Wissen, von anderen beobachtet zu werden im Fokus der Aufmerksamkeit zu stehen SAM Folgen Aktualisierung und Intensivierung von Selbst- Diskrepanzen, negativer Affekt Motivation zur Reduzierung von Selbst-Diskrepanzen a)Verhaltensänderung b)Defensivreaktion Vermeidung von SAM- erzeugenden Stimuli 1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit

Folie 19 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Diskrepanzreduktion Vermeidung der Situation, entweder durch reales Weggehen oder durch Ablenkung innerhalb der Situation (Rauchen, Nägelkauen etc.) Diskrepanzreduktion durch Anpassung, das Verhalten wird an das Ideal-Selbst angeglichen Diskrepanzreduktion durch systematische Wahrnehmungsverzerrung, wobei Ereignisse und Situationen so uminterpretiert werden, dass ihr Bedrohungspotential für das Selbst abnimmt 1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit

Folie 20 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Fenigstein, Scheier & Buss (1975) „The consistent tendency of persons to direct attention inward or outward is the trait of self-consciousness.“ Preocupation with past, present and future behaviour a) Sensitivity to inner feelings b) Recognition of one‘s positive and negative attributes c) Introspective behaviour d) A tendency to picture or imagine oneself e) Awareness of one‘s physical appearance and presentation f) Concern over the appraisal of others 1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit

Folie 21 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Factors 1.private self-consciousness – attending to one‘s inner thoughts and feelings 2.public self-consciousness – general awareness of the self as a social object 3.social anxiety – discomfort in the presence of others Synonym: Self-focused attention „can be defined as an attentional focus on self-referent internally generated information“ (Ingram, 1990) 1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit

Folie 22 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Forschung Selbstaufmerksamkeit intensiviert die Wahrnehmung von Emotionen und Affekten. Selbstaussagen von Selbstaufmerksamen sind valider (Sie kennen sich selbst besser), aber: Es gibt Hinweise auf Defensivreaktionen/Vermeidung von Selbstaufmerksamkeit. 1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit

Folie 23 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Selbstaufmerksamkeit und klinische Störungen Zusammenhänge zwischen habituell erhöhter Selbstaufmerksamkeit und der Ausprägung von klinischen Störungen wurden vielfach untersucht. Beispiele: Alkoholmissbrauch chronischer Schmerz Schizophrenie Eheprobleme verschiedene Angststörungen, einschließlich sozialer Phobie und Prüfungsangst 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 24 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Selbstaufmerksamkeit und klinische Störungen besonders häufig untersucht: Depressivität Ingram (1990): Selbstaufmerksamkeit = durchgängiger Risikofaktor für psychische Störungen  Ist Selbstaufmerksamkeit ein Risikofaktor? 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 25 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Meta-Analyse (Hoyer, 2000) 1.Zusammenhänge zwischen Selbstaufmerksamkeit und Depressivität –17 Studien, N = 4691, r =.23 2.(Subskala) Selbstreflexion und Depressivität –4 Studien, N = 1314, r =.21 3.(Subskala) Internale Aufmerksamkeit und Depressivität –4 Studien, N = 1558, r = Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 26 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Ist Selbstaufmerksamkeit in Kombination mit geringer Selbstwirksamkeitserwartung ein Risikofaktor ? 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 27 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Interaktionsmodell: Differentielle Wirkungen der Selbstaufmerksamkeit in Abhängigkeit von der Kompetenzerwartung Wohlbefinden SAM bei niedriger Kompetenz- erwartung SAM bei hoher Kompetenz- erwartung 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 28 TU Dresden, Gesundheitspsychologie SAM und Kompetenzerwartung: Moderatoreffekt A:Selbstaufmerksamkeit B:Kompetenzerwartung O:Wohlbefinden B als Moderator des Effekts von A auf O 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 29 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Tagebuchstudie I Manipulation des Selbst- vs. Außenfokus im Alltag: Tagebuchschreiben über fünf Tage über a)persönliche Probleme (EG1) b)den Bosnienkrieg (EG2) c)Kontrollgruppe UV1: Gruppe UV2: Generalisierte Kompetenzerwartung AV: Positive und negative aktuelle Stimmung 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 30 TU Dresden, Gesundheitspsychologie 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 31 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Tagebuchstudie II Treatmentcheck: 77% der Teilnehmer in der EG1 haben mehr über sich nachgedacht Ergebnisse: Haupteffekte: n.s.; Interaktion: n.s. aber: vorübergehende Effekte des Außen-/vs. Selbstfokus auf die negative Stimmung 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 32 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Tagebuchstudie III: weniger negative Stimmung bei (negativem) Außenfokus Fig.1: Negative mood directly after filling in the diaries 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 33 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Ist Selbstaufmerksamkeit nur in extremen Ausprägungen ein Risikofaktor? 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 34 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Selbstaufmerksamkeit als gesundheitsrelevante Variable Risikofaktor Schutzfaktor Resilienzfaktor Ressource – gesundheitsrelevante Variable + 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 35 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Selbstaufmerksamkeit als gesundheitsrelevante Variable II Risikofaktor – Selbstaufmerksamkeit + Schutzfaktor 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit vgl. Vorlesung 5

Folie 36 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Self-reflection as a quadratic predictor of subjective wellbeing healthy subjects (pooled sample, N = 313) R 2 ch =.008, p =.29 psychotherapy patients (pooled sample, N = 336) R 2 ch =.006, p = Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 37 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Self-reflection and well-being II (Hoyer & Klein, 2000) Table: LMS Estimation results for quadratic structural equation model in pooled sample and in subgroups (fully standardized solution) Sample (N)standardized estimatep Women (280) γ 1 γ 2 ψ Men (367) γ 1 γ 2 ψ n.s..007 n.s. 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 38 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Selbstaufmerksamkeit: Adaptive und maladaptive Komponenten Trapnell & Campbell (1999): „Selbst-Absorptions-Paradox“  Rumination vs. Reflection 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 39 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Krankheitsparameter (bei Krebserkrankung) und psychische Anpassung: Moderatorfunktion der Selbstaufmerksamkeit (SAM) (Filipp & Klauer, 1992) SAM Multi- morbidität Lymph- knotenbefall Anpassung 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 40 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Selbstaufmerksamkeit: Bestandteil der Selbstregulation und Voraussetzung für Verhaltensänderungen Stimulus, z.B. Mißerfolg Selbstaufmerk- samkeit Aktualisierung und Intensivierung von Aspekten des Selbst; Versuch, Verhaltensstandards zu erreichen Unterbrechung Verhaltensstandard erreicht nein Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit ungünstig Einstellung der Versuche Rückzug möglich? ja physischer Rückzug nein mentaler Rückzug ja günstig 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit

Folie 41 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Selbstaufmerksamkeit: Bestandteil der Selbstregulation und Voraussetzung für Verhaltensänderungen Stimulus, z.B. Mißerfolg Selbstaufmerk- samkeit Aktualisierung und Intensivierung von Aspekten des Selbst; Versuch, Verhaltensstandards zu erreichen Unterbrechung Verhaltensstandard erreicht nein Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit ungünstig Einstellung der Versuche Rückzug möglich? ja physischer Rückzug nein mentaler Rückzug ja günstig 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit Dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit oder

Folie 42 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit Inflexibilität; Nicht-Beenden-Können des Zustands selbstfokussierter Aufmerksamkeit Beispielitems: –„Wenn ich anfange über ein persönliches Problem nachzudenken, kann ich so leicht nicht wieder aufhören.“ –„Zukünftige oder vergangene Ereignisse, die mir wichtig sind, bereiten mir anhaltendes Kopfzerbrechen.“ 3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit

Folie 43 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Selbstaufmerksamkeit: Bestandteil der Selbstregulation und Voraussetzung für Verhaltensänderungen Stimulus, z.B. Mißerfolg Selbstaufmerk- samkeit Aktualisierung und Intensivierung von Aspekten des Selbst; Versuch, Verhaltensstandards zu erreichen Unterbrechung Verhaltensstandard erreicht nein Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit ungünstig Einstellung der Versuche Rückzug möglich? ja physischer Rückzug nein mentaler Rückzug ja günstig 2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit Dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit oder

Folie 44 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Funktionale Selbstaufmerksamkeit Erkennen von Problemdeterminanten und von Handlungsgrenzen; Wieder-Verlassen-Können des selbstfokussierten Zustands Beispielitems: –„Wenn ich mich mit mir selbst auseinandersetze, bin ich sicher, dass mich das weiterbringt.“ –„Keines meiner Probleme ist so verwickelt, dass sich nicht irgendwann ein guter Lösungsweg findet.“ 3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit

Folie 45 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Habituelle Stimmung Gesunde (N = 313): r = -.45** Psychotherapiepatienten (N = 336): r = -.55** Lebenszufriedenheit Gesunde (N = 313): r = -.43** Psychotherapiepatienten (N = 336): r = -.52** Dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit und Wohlbefinden 3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit

Folie 46 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Habituelle Stimmung Gesunde (N = 313): r =.41** Psychotherapiepatienten (N = 336): r =.32** Lebenszufriedenheit Gesunde (N = 313): r =.44** Psychotherapiepatienten (N = 336): r =.42** Funktionale Selbstaufmerksamkeit und Wohlbefinden 3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit

Folie 47 TU Dresden, Gesundheitspsychologie gleiche Stichproben: keine Korrelation mit dem Wohlbefinden (r zwischen -.02 und -.07) geringe Korrelation mit der Symptombelastung (Gesunde: r =.26; Psychotherapiepatienten: r =.20) Private Selbstaufmerksamkeit 3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit

Folie 48 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Anwendung des neuen Konzepts Entwöhnungstherapie von Alkoholpatienten: Steigerung von Selbstbeobachtung und Selbstkontrolle Steigerung von Problemlösekompetenzen und Selbstaufmerksamkeit  Fördert man mit der Selbstaufmerksamkeit nicht einen Risikofaktor für Alkoholabusus? 3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit

Folie 49 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Wirkungen des Alkohol Reduktion der Aufmerksamkeitsspanne (vgl. crying in one‘s beer effect) Reduktion der Selbstaufmerksamkeit 3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit

Folie 50 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Salus Kliniken 3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit

Folie 51 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Entwöhnungstherapie bei Alkoholpatienten: Veränderung der Selbstaufmerksamkeit 3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit

Folie 52 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Überlappungen ruminatives Coping gedankliche Weiterbeschäftigung Lage- orientierung Worrying Dysfunktionale Selbstaufmerk- samkeit

Folie 53 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Sind Randbedingungen zu finden, die angeben, a) wann (d.h. unter welchen Bedingungen), b) bei welchen Personen, c) in Interaktion mit welchen Variablen, d) welche Form von Selbstaufmerksamkeit sich e) kurz- oder langfristig positiv oder negativ auf das psychische Wohlbefinden (oder andere Variablen) auswirkt? "When does introspection bear fruit?“ (Hixon & Swann, 1993) Fazit

Folie 54 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Fazit Selbstaufmerksamkeit (= Tagebuch schreiben) per se ist weder ein Risiko- noch ein Schutzfaktor. In diesem Zustand können gleichermaßen adaptive und maladaptive Prozesse ablaufen. Dies gilt vermutlich für eine ganze Reihe anderer gesundheitsrelevanter Variablen wie: –Ärgerausdruck –Ausdruckshemmung –Optimismus u.a. Fazit

Folie 55 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Fazit Selbstaufmerksamkeit (= Tagebuch schreiben*) per se ist weder ein Risiko- noch ein Schutzfaktor. In diesem Zustand können gleichermaßen adaptive und maladaptive Prozesse ablaufen. Dies gilt vermutlich für eine ganze Reihe anderer gesundheitsrelevanter Variablen wie: –Ärgerausdruck –Ausdruckshemmung –Optimismus u.a. Fazit *Vertiefend: Horn, A. B., & Mehl, M. R. (2004). Expressives Schreiben als Copingtechnik: Ein Überblick über den Stand der Forschung. Verhaltenstherapie, 14, ES fördert das Formen eines kohärenten Narrativs zu den (traumatischen) Erlebnissen, welche dann effizienter gespeichert und leichter vergessen werden können.

Folie 56 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989: Kollektiver Ausdruck von Emotionen (Pennebaker & Harber, 1993) besondere Bedeutung des kollektiven Copings bei (Natur-)Katastrophen Doppelrolle für Betroffene: sowohl Opfer als auch selbst soziale Unterstützer unmittelbare Folge (bis 2 Wochen nach dem Erdbeben): –intensiver Austausch: Gespräche über Erdebeben, dessen Folgen und Erfahrungen –gegenseitige Hilfe, „Zusammenrücken“ –Zusammengehörigkeitsgefühl 4. Kollektiver Ausdruck von Emotionen

Folie 57 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989: Hemmungsphase (Pennebaker & Harber, 1993) nach 2 Wochen plötzliche Veränderung: Menschen wollten gern über ihre Erlebnisse sprechen, aber gleichzeitig nichts mehr davon (von Anderen) hören. Erdbeben-bezogene Träume, Streitigkeiten und Krankheitstage stiegen an. Körperliche Angriffe nahmen zum Vorjahr um 10% zu. Nach 6 Wochen: alle Auffälligkeiten wieder verschwunden 4. Kollektiver Ausdruck von Emotionen

Folie 58 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989: Hemmungsphase (Pennebaker & Harber, 1993) nach 2 Wochen plötzliche Veränderung: Menschen wollten gern über ihre Erlebnisse sprechen, aber gleichzeitig nichts mehr davon (von Anderen) hören. Erdbeben-bezogene Träume, Streitigkeiten und Krankheitstage stiegen an. Körperliche Angriffe nahmen zum Vorjahr um 10% zu. Nach 6 Wochen: alle Auffälligkeiten wieder verschwunden 4. Kollektiver Ausdruck von Emotionen

Folie 59 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989: Phasen kollektiven Copings (Pennebaker & Harber, 1993) Akutphase Hemmungsphase Anpassungsphase Zeit  hoch Rate Gedanken/ Gespräche niedrig Gespräche Gedanken 4. Kollektiver Ausdruck von Emotionen

Folie 60 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989: Phasen kollektiven Copings (Pennebaker & Harber, 1993) 1.Akutphase: intensives Darüber-Sprechen; Zusammengehörigkeitsgefühl (2 Wochen) 2.Hemmungsphase: Gedanken an Ereignis, aber Schweigen (4 Wochen) 3.Anpassungsphase: kaum noch Gedanken daran oder Gespräche darüber 4. Kollektiver Ausdruck von Emotionen

Folie 61 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Effekte gesundheitsrelevanter Variablen Gesundheitsverhalten +/– Körperliche Erkrankungen AusbruchKrankheitsstadium Entwicklung Episoden SchweregradKrisen Soziale Mechanismen +/– Kognitive Mechanismen +/– Verhaltens- mechanismen +/– Biologische Mechanismen +/– gesundheitsrelevante Variable Fazit

Folie 62 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Fazit II Die Bezeichnung als „Risiko-/Schutzfaktor“ stellt in der Regel eine starke Vereinfachung dar. Fazit

Folie 63 TU Dresden, Gesundheitspsychologie Wodurch wird Selbstaufmerksamkeit nach der Theorie von Wicklund & Duval gefördert, was sind ihre Folgen und wie reagieren Menschen auf Selbst-Diskrepanzen? Worin besteht das „Selbst-Absorptions-Paradox“? Worin besteht der Unterschied zwischen funktionaler und dysfunktionaler Selbstaufmerksamkeit? Warum ist diese Trennung sinnvoll? Was sind (umgekehrt) u-förmige Zusammenhänge, nennen Sie zwei Beispiele aus der Gesundheitspsychologie? Was haben sie in den bisherigen Vorlesungen über das Risiko-/Schutzfaktor-Konzept gelernt? Fragen