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Rituale im Wandel von Familien und professionellen Organisationen

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Präsentation zum Thema: "Rituale im Wandel von Familien und professionellen Organisationen"—  Präsentation transkript:

1 Rituale im Wandel von Familien und professionellen Organisationen
DATUM Nr. Rituale im Wandel von Familien und professionellen Organisationen (Rituale in sozialen Systemen) Bruno Hildenbrand Institut für Soziologie Worum soll es gehen? Auf einer Tagung 1999 haben Gunthard Weber und ich eine Aufstellung diskutiert. In meinen kritischen Bemerkungen zu dieser Aufstellung habe ich einen entscheidenden Satz übersehen: „Als erstes dramatisiere ich die Situation“ (S. 143). Von da aus entwickelte sich ein weiteres Missverständnis. Es bezieht sich auf den Zusammenhang ritualisierter Lösungssätze und das Entstehen von Neuem. Ein Konzept zu Krisen und deren Bewältigung im Alltag und im therapeutischen Prozess, mit dem ich mich seither befasst habe, erleichtert es, diese Missverständnisse zu korrigieren. Am Beispiel dieses Missverständnisses ist es möglich, allgemeinere Überlegungen zum Zusammenhang von Ritualpraktiken und Aufstellungsarbeit zu reflektieren.

2 Ein Konzept von Wandel 1 Gleichgewicht Krisen als
Situationen der neues Gleich- Weichenstellung gewicht Initial: Streben nach Reintegration Gleichgewicht Destabilisierung Resilienz Chaos Frederic Flach 2004, S. 14 Trajekt Dieses Konzept, das ich von Frederic Flach, einem amerikanischem Arzt, übernommen habe, modelliert Krisen und ihre Bewältigung im Allgemeinen, also auch im Alltag. Der Begriff „Trajekt“ stammt von Anselm Strauss. Er fehlt bei Flach, und damit bleibt sein Konzept in gewisse Weise statisch. Zunächst aber zum Krisenzyklus:

3 Ein Konzept von Wandel 2: weitere Perspektiven
Einbruch in die Futur-II-Perspektive (W.B.) Stagnation des Werdens (v.G.) („nur vom Betroffenen Krise als Vorbote von Wandel aus realisierbar“): v. W. (RWE); Prolepsis (v. W.) Das in der Krise befindliche Wesen ist aktuell nichts und potentiell alles (v. Weizsäcker). Das Werden jenseits von Plan und Berechnung (Jaspers: Freiheit jenseits von Festgelegtheit/Sprung. Binswanger: Träume als Möglichkeiten). V. Turner: Liminalphase. „dissipative Strukturen“ (Zufälle/instabiles System/Neues, Jürgen Kriz). Exodus. Flachs Konzept ist zu einfach, aber es kann angeschlossen werden an Positionen der Medizinischen Anthropologie, an die existentiale Phänomenologie, an die Daseinsanalyse, an die Ritualtheorie Viktor Turners und an die Theorie dissipativer Strukturen. Und an das 2. Buch Mose. Diese Vielfalt möglicher Anschlüsse zeigt, dass eine zentrale Prozessfigur erfasst ist, die aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven betrachtet werden kann.

4 Der Exodus (2. Buch Mose) ist das Urmodell aller Übergänge
Ablaufmuster: Problem (Sklaverei in Ägypten) Kampf (die Wüste) Die Lösung (das Gelobte Land)

5 Phasen eines Trajekts (1) Die Krise zeichnet sich ab, aber die damit verbundenen Symptome werden ausgeblendet. (2) Wird die Krise offenkundig, beginnt das Trajekt. (3) Die Interaktionen, die daraufhin eingeleitet werden, formen den möglichen Verlauf des Trajekts. (4) In akuten Phasen spitzt sich die Situation zu. (5) In Phasen der (Re-)Stabilisierung kann ein labiles Gleichgewicht wiedergefunden werden. (6) Es kommt aber immer wieder zu Destabilisierungen, woraufhin neue Aktionen folgen. Nun also zum Trajektbegriff. Er deutet macht darauf aufmerksam, dass es in der Regel nicht bei einem Krisenzyklus bleibt, wenn Krisen bewältigt werden sollen: weder im Alltag noch in der Therapie. Das ist wichtig, wenn es um die Frage geht, wie oft in einem Beratungs- oder Therapieprozess rituelle Inszenierungen erforderlich sind. Die Bandbreite reicht von der einmaligen Familienaufstellung bis hin zum Hausarztmodell.

6 Wandel Eine gelungene Sequenz von Krisenbewältigung setzt den Rahmen für weitere gelingende Krisenbewältigungen (Emmy Werner). Zentral dabei ist, in welcher Form das Trajekt (der Bewältigungsverlauf) eingespurt wird und welche Arbeit in den Verlauf gesteckt wird (Corbin & Strauss). Rituale unterstützen diesen Prozess (nächste Folie) In anderen Worten nochmals dasselbe, dieses Mal mit einem Anschluss und einer Kritik an der Resilienzforschung

7 Rituale: allgemeine Definition
„Durchsetzen eines Sinns, der nicht mehr hinterfragt werden soll“ (C. Lévi-Strauss). Übergangsrituale: Konfliktlösungsverhalten an neuralgischen Punkten standardisieren und die auftretenden Probleme überschaubar und kalkulierbar erscheinen lassen (K.E. Müller) Mit den Phasen: Trennung/Reinigung/Wieder-angliederung. Hier die Definitionen zu Ritualen im Allgemeinen und Übergangsritualen im Besonderen, mit denen ich arbeite. Ich fasse mich kurz, denn ich will keine Spatzen nach Athen tragen, wo bekanntlich die Eulen fliegen.

8 Rituale in der Familie Evan Imber Black:
Funktionen von Ritualen in Familien: Beziehung schaffen Verändern Heilen Feiern Zurück zum Ablaufmuster Übergänge. Die Reihenfolge der aufgezählten Rituale könnte dem Ablauf eines Therapieprozesses entsprechen. Aber Vorsicht: ein Ritual des Feierns kann auch zu früh kommen.

9 Rituale in professionellen Organisationen
Henry Mintzberg: Maschinenbürokratie: Standardisierung der Arbeitsprozesse; Dominanz der Technostruktur Professionelle Bürokratie: Standardisierung der Fähigkeiten; Dominanz der operativen Basis Beispiel: Die Transformation der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland 1990 als doppelter Transformationsprozess: KJHG Wende, Neuaufbau der Kinder- und Jugendhilfe in der ehemaligen DDR, Einrichten von Jugendämtern

10 Das Paradox des Rituals in professionellen Organisationen
Tom Levold: Rituale stiften Einheit durch unhinterfragte, für selbstverständlich hingenommene Prozesse Mitglieder professioneller Organisationen sind auf Reflexivität angelegt Reflexivität aber liegt quer zum Ritual Ritualisierungen in professionellen Organisationen müssen also reflexiv abgesichert werden Soll Wandel in professionellen Organisationen durch Rituale unterstützt werden, muss das Paradox des Rituals beachtet werden. Die Diskussion um dieses Paradox kann ihrerseits wieder Wandlungsprozesse in Gang setzen. Beispiel: Rituale in Organisationen, die traditionell „demokratisch“ angelegt sind, die Ausprägung von Hierarchien verweigern, was zu einem System kollektiver Verantwortungslosigkeit führen kann.

11 Zusammenfassung Rituale können Prozesse des Wandels in Familien wie auch in professionellen Organisationen nachhaltig unterstützen Ein Wandlungsprozess kann sogar in der Struktur eines Rituals organisiert werden (Exodus) In der reflexiven Moderne hat das Ritual jedoch seine Selbstverständlichkeit eingebüßt, es muss reflexiv begründet werden Das ist ein Paradox, dessen Bearbeitung selber Veränderungspotentiale birgt

12 Aufstellung als Übergangsritual (vollständiger Krisenzyklus)
(Babis & Schwester, vgl. Hildenbrand & Weber 2002) Babis hat kein spezielles Anliegen, aber er befindet sich, wie er sagt, in einer lang anhaltenden Ablösekrise. Indem Babis seine aktuelle Situation aufstellt, aktiviert er die Homöostase. Der Aufsteller dramatisiert die Situation, indem er die Aufstellung verändert: Destablisierung, Chaos. Lösungsaufstellung: Reintegration, neues Gleichgewicht. Bewusst ritualisiert. Ich komme nun zu dem eingangs erwähnten Aufsatz in unserem Buch Rituale – Vielfalt in Alltag und Therapie.

13 Die Aufstellung und das Neue
Ein Krisenzyklus wird exemplarisch durchgespielt, das Neue wird durch Rückgriff auf rituelle Praktiken verankert. Trajekt: zunächst ohne weitere therapeutische Unterstützung, ggf. eine weitere Aufstellung zwei o. drei Jahre später. Rituelle Reintegration universeller Strukturen als Anstoß zum Entstehen von Neuem (Übergang): Permutation. Die Lösungssätze folgen dem Schema: Trennung/Angliederung (wo ist die Reinigung?) In Form eines Angebots (=Möglichkeiten) Nun wieder zur Aufstellung der Familie von Babis und Schwester. Dieses Mal unter Rückgriff auf das eingangs vorgestellte Konzept von Krise und Wandel. Blau markiert ist, was ich beim Wiederlesen an meiner Einschätzung zu verändern habe.


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