Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

als überfordernder Stress in landwirtschaftlichen Familienbetrieben

Ähnliche Präsentationen


Präsentation zum Thema: "als überfordernder Stress in landwirtschaftlichen Familienbetrieben"—  Präsentation transkript:

1 als überfordernder Stress in landwirtschaftlichen Familienbetrieben
Existenzgefährdung als überfordernder Stress in landwirtschaftlichen Familienbetrieben - Herausforderungen und Widerstände in der Beratungsarbeit - Ich begrüße Sie herzlich zu meinem Vortrag … Zu Beginn möchte ich mich kurz vorstellen: Ich bin Marianne Nobelmann, ich lebe in Potsdam mit meinem Mann und meinem kleinen Sohn, der vorgestern ein Jahr alt geworden ist. Ich bin in einem lw. Familienbetrieb in Westfalen aufgewachsen. Ich bin Agraringenieurin und habe zuletzt als Unternehmensberaterin im Bereich E+V für die LK NRW in Westfalen gearbeitet. Vor dieser praktischen Beratungsarbeit, habe ich mich wissenschaftlich mit der Situation existenzgefährdeter lw. Familienbetriebe auseinandergesetzt und im Rahmen einer Promotion hierzu geforscht. Heute möchte ich Ihnen einige meiner Forschungsergebnisse vorstellen und auch von Erfahrungen aus der praktischen Beratungsarbeit berichten. Über die Einladung von Professor Goldbrunner bei diesem Seminar als Referentin mitzuwirken habe ich mich sehr gefreut.

2 Gliederung Problemstellung
2. Existenzgefährdung als überfordernder Stress 3. Bewältigungsarbeit der Familien 4. Herausforderungen an die Beratungskräfte 5. Anregungen zum Umgang mit Widerständen Ich habe meine Ausführungen wie folgt gegliedert: Beginnen möchte ich mit der Problemstellung meiner Forschungsarbeit, welche sowohl die Probleme der existenzbedrohten lw. Familienbetriebe als auch die der sozioökonomischen Beratungskräfte wieder spiegelt. Im Anschluss werde ich Ihnen Existenzgefährdung als Stresssituation darstellen. Während meiner Doktorarbeit habe ich mich mit den Erkenntnissen der Stress- und Bewältigungsforschung auseinandergesetzt und sie als Anregungen für meine Untersuchungen genutzt. Im dritten Teil meines Vortrags möchte ich Ihnen einige Aspekte der Bewältigungsarbeit der Familien vorstellen, so wie ich sie bei meinen Untersuchungen entdeckt habe. Es geht um die Frage: Wie gehen lw. Familienbetriebe mit Existenzgefährdung um? Die sozioökonomische Beratungsarbeit stellt hohe Anforderungen an Beratungskräfte. Ich möchte im Beratungsprozess häufig wiederkehrende Schwierigkeiten genauer beleuchten. Abschließend möchte ich Ihnen einige Gedanken und Anregungen zum Umgang mit Widerständen vorstellen und gemeinsam mit Ihnen diskutieren!

3 1. Problemstellung Existenzgefährdungen und ungewollte Betriebsaufgaben in der Landwirtschaft Mangelnde bzw. zu späte Inanspruchnahme sozioökonomischer Beratungsangebote Schwierigkeiten der Beratungsarbeit: Widerstände, folgenloses Aufzeigen von Handlungsempfehlungen, Verlieren von Klienten im laufenden Beratungsprozess Das Leben und die Arbeit lw. Familienbetriebe wird seit vielen Jahren durch den hohen Anpassungsdruck beeinflusst, dem der Agrarsektor ausgesetzt ist. Oftmals übersteigen die Anforderungen die Anpassungsmöglichkeiten und -fähigkeiten der bäuerlichen Familienunternehmen und ihr Fortbestand ist bedroht. Bedingt durch die Einheit von Familie und Betrieb, ist immer die Existenz insgesamt gefährdet und neben externen Faktoren können auch familiäre Probleme Krisen mit verursachen (nicht die Ursache-Ursachenbündel). In vielen Fällen reichen machbare innerbetriebliche Veränderungen nicht (mehr) aus, um die Existenz langfristig zu sichern. Dann bedeutet Bewältigung für die Familien die Änderung wesentlicher Ziele und Werte, die Aufgabe und damit den Verlust der bisherigen Lebensform. Im langjährigen Durchschnitt stellen deutschlandweit pro Jahr bis bäuerliche Betriebe ihre Bewirtschaftung ein. Sozioökonomische Beratung versucht gemeinsam mit den Familien Einsicht in angemessene Handlungsoptionen zu erarbeiten. Die Beratungskräfte können nicht jeder Familie ein Überleben in der LW ermöglichen, aber sie können die Betroffenen bei der Bewältigung der Existenzgefährdung unterstützen. Die Problemstellungen in existenzbedrohten Familienbetrieben stellen hohe Anforderungen an Berater. Da sowohl Schwierigkeiten im betrieblichen als auch familiären Bereich bewältigt werden müssen, ist das gemeinsame Finden von Lösungen und deren Umsetzung nicht einfach. In der Beratungsarbeit fällt immer wieder auf, dass die Betroffenen viel zu spät oder gar nicht geeignete Beratung in Anspruch nehmen. Eine Voraussetzung für das Gelingen dieser Art von Beratung ist jedoch, dass sie rechtzeitig geschieht, d.h. bevor die Familien ihre Kraft wirtschaftlich und psychisch in nicht tragfähigen Scheinlösungen verbraucht haben. Darüber hinaus sind Widerstände, folgenloses Aufzeigen von Handlungsempfehlungen und das Verlieren von Klienten im laufenden Beratungsprozess häufig auftretende Schwierigkeiten in der Beratungsarbeit. Berater und Klient geraten im Beratungsprozess ins Stocken, es geht nicht weiter und es scheint unmöglich Veränderungsbereitschaft zu bewirken. Ausgehend von diesen Problemstellungen habe ich folgende Forschungsfragen bearbeitet: Wie erleben die betroffenen Familien die Existenzbedrohung – wie bewältigen sie die Krise? Was sind die Ursachen für die besonderen Schwierigkeiten bei der Beratungsarbeit und wie kann man damit umgehen?

4 2. Existenzgefährdung als überfordernder Stress Anpassungs-fähigkeiten
> Anforderungen Ich möchte nun etwas genauer auf Existenzgefährdung eingehen: Wann ist ein Familienbetrieb existenzgefährdet, was kennzeichnet eine solche Situation? Ich habe während meiner Untersuchungen immer wieder festgestellt, dass die Wahrnehmung darüber wann eine Situation eine Existenzkrise ist und was sie bedeutet, individuell sehr unterschiedlich ist und eine Einordnung beispielsweise aufgrund von Schulden nicht zum Verständnis dient. Auf der Suche nach einem passenden Erklärungsmodell habe ich Anregungen in der Stressforschung genauer gesagt im Stresskonzept von einem Wissenschaftler namens Richard Lazarus gefunden. Stress - Was verbinden wir mit dem Ausdruck? Gebräuchlich sind zwei Sichtweisen: Umgangssprachlich meint Stress gewöhnlich einen äußeren Reiz oder ein Umweltereignis, das auf ein Individuum einwirkt und eine Störungsreaktion verursacht. Die Definition von Stress als Reaktion, besonders geläufig in Medizin und Biologie, betrachtet Stress als Anpassungsreaktion des Menschen auf belastende Umwelt- oder Lebensereignisse. Nach der Auffassung von Lazarus beinhaltet Stress notwendigerweise beides einen Reiz und eine Reaktion – L. bezeichnet die beiden Grundkomponenten als Anforderungen und Anpassungsfähigkeiten, die in wechselseitiger Beziehung zueinander stehen. Übertragen auf den Kontext landwirtschaftlicher Familienbetriebe: Einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb zu bewirtschaften/zu erhalten stellt Anforderungen (interne und externe), besonders in Zeiten von Veränderungen und Anpassungsdruck– demgegenüber stehen die Anpassungsfähig-keiten des Familienbetriebes, also die Fähigkeiten, über die der Familienbetrieb verfügt, um den Anforderungen zu begegnen, mit ihnen umzugehen, sie zu bewältigen. Entscheidend ist das Verhältnis zwischen den beiden Komponenten – besteht ein Gleichgewicht bzw. sind die Anpassungsfähigkeiten größer, ist die Situation unproblematisch. Sind hingegen die Anforderungen größer als die Anpassungsfähigkeiten des Familienbetriebes, ist die Situation Stress, bedrohlich. Die Existenz eines landwirtschaftlichen Familienbetriebes ist gefährdet, wenn die Anforderungen seine Anpassungsfähigkeiten in einem solchen Ausmaß beanspruchen bzw. übersteigen, dass das Erreichen bedeutender Ziele wie die Erwirtschaftung eines ausreichenden Einkommens und das Fortbestehen des Familienbetriebes bedroht sind. Was bedeutet Existenzgefährdung für die Betroffenen? Existenzgefährdung bezeichnet nicht nur die Bedrohung der materiellen Existenz, sondern auch die der Identität als bäuerliche Familie. Es droht der Verlust von Lebensentwürfen, Werten und Zielen, die nicht einfach substituierbar sind.

5 3. Bewältigungsarbeit der Familien
Bewertung der Situation sowie der Bewältigungsfähigkeiten und möglichkeiten Psychologisch betrachtet, setzt Stress voraus, dass die Person bzw. das System Familienbetrieb feststellt, dass die Anforderungen seine Fähigkeiten beanspruchen oder übersteigen – es geht also um die Wahrnehmungen und die Bewertungen der Betroffenen. Der Unterschied zwischen nüchterner, sachlicher Wahrnehmung und Bewertung ist der, dass letztere in einem persönlichen Sinne bewertend ist und darüber entscheidet, ob die Lage individuell als Existenzgefährdung erlebt wird und somit Bewältigung erforderlich macht. Die Bewertungen der Familie bezüglich der Situation und der eigenen Bewältigungsfähigkeiten und -möglichkeiten sind ein zentraler und sich wiederholender Vorgang im Bewältigungsprozess. Das Ergebnis der Bewertungen hat entscheidenden Einfluss auf den Beginn des Bewältigungsprozesses und die Wahl der Bewältigungsstrategien. Die nächste Abbildung stellt die familialen Bewertungen und mögliche Ergebnisse im Überblick dar.

6 Familiale Bewertungen
neutral positiv Bedrohung positiv negativ  oder   oder  Wohlbefinden der Familienmitglieder Wirtschaftliche Lage des Betriebes Bewältigungsmöglichkeiten und -fähigkeiten Bei der Bewertung der Situation (mit ihren Anforderungen) durch die Familie werden einerseits das Wohlbefinden der Familienmitglieder und die Lage des Betriebes und andererseits die verfügbaren familienbetrieblichen Bewältigungsmöglichkeiten und -fähigkeiten bewertet. Die Bewertungen beeinflussen sich gegenseitig und bestimmen die Handlungen und Interaktionen. Die Ergebnisse der familialen Bewertung müssen also so ausfallen, dass ein Bewältigungsprozess beginnt, d.h. die existenzgefährdende Situation muss erkannt und als solche bewertet werden. Den Betroffenen muss also bewusst sein, dass Änderungen notwendig sind, da der Familienbetrieb andernfalls Schaden nimmt. Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, besteht aus Sicht der Betroffenen kein Anlass zu handeln und/oder Beratung in Anspruch zu nehmen. So lange die Familie ihre Bewältigungsfähigkeiten positiv einschätzt, setzt sie zunächst ihre eigenen Strategien um und benötigt die Ressource Beratung nicht. Andernfalls, entweder aufgrund der negativen Bewertung der eigenen Fähigkeiten oder nach gescheiterten Bewältigungsversuchen, kann die Beratung als Unterstützungsmöglichkeit bewertet werden. Bei dieser Einschätzung wird sowohl überlegt, ob der Berater überhaupt eine Hilfe sein kann und auch, welche Kosten der Familie durch die Inanspruchnahme entstehen – sowohl monetäre als auch emotionale z.B. Scham (förderlich: starkes Selbstbewusstsein und offene Einstellung was das Annehmen von Hilfe und das Eingestehen von Problemen betrifft, sowie Hoffnung und Vertrauen). Fehleinschätzungen behindern eine erfolgreiche Bewältigung, beispielsweise wenn die Familie ihre eigenen npassungsfähigkeiten überschätzt und Handlungsalternativen deutlich positiver bewertet, als sie in der Realität sind – Scheinlösungen. Da es im lw. Familienbetrieb mehrere Betroffene und Beteiligte gibt, kommt es auch zu mehreren Bewertungen. Die jeweilige Bewertung der Familienmitglieder kann entweder übereinstimmend oder unterschiedlich sein. Häufig ergeben sich innerhalb der Familie unterschiedliche Bewertungen (- Menschen bewerten die gleiche Situation unterschiedlich), was Koordination und Einigung erforderlich macht. Wird keine Übereinstimmung erreicht, beeinträchtigt dies den familiären Bewältigungsprozess und Konflikte erhöhen die Belastung (Beispiel).

7 3. Bewältigungsarbeit der Familien
Bewertung der Situation sowie der Bewältigungsfähigkeiten und möglichkeiten Bewältigung ist mehr als Problemlösen Häufiges Phänomen: „Nicht-Wahrhaben-Wollen“ Bei der Bewältigung von Existenzgefährdung geht es um erheblich mehr als um Problemlösen. Häufig ist es nicht (mehr) möglich, die Existenzgefährdung so zu bewältigen, dass dabei der lw. Betrieb und mit ihm die Ziele, Werte und Orientierungen der Familie aufrechterhalten werden können. Die Anpassung an die gegebenen situativen Beschränkungen bedeutet in diesen Fällen die Veränderung der Lebensentwürfe und das Verarbeiten von Verlusten. Die zentrale Frage die sich existenzgefährdeten lw. Familienbetrieben stellt ist: kann der lw. Familienbetrieb bestehen oder nicht und wenn ja in welcher Form und wenn nicht was dann? Welche Art der Veränderung und Anpassung ist notwendig [– kann ich meine bisherigen (Lebens-)Ziele aufrechterhalten oder muss ich sie verändern?]? Die realitätsgetreue Bewertung der Situation und der verbleibenden Handlungsmöglichkeiten (also der Wahrheit ins Gesicht zu sehen) und das Aufbringen der erforderlichen Flexibilität stellen hohe Ansprüche an die Betroffenen. Häufig kommt es im Bewältigungsprozess zu einem Phänomen, das die Familien als Nicht-Wahrhaben-Wollen beschreiben. Nicht-Wahrhaben-Wollen führt dazu, dass länger versucht wird die Ziele aufrechtzuerhalten und die Situation zu verändern, als es angemessen ist. Der Wunsch ist größer als die Realitätsorientierung – Festhalten am Betrieb. Das Phänomen Nicht-Wahrhaben-Wollen verändert sich im Verlauf. Der Wechsel kann durch Druck und Zwang initiiert werden oder durch das Akzeptieren der eingeschränkten Handlungsfähigkeit. Für einen Wandel vom Nicht-Wahrhaben-Wollen hin zum Wahrhaben, muss die Familie einen Prozess des Akzeptierens durchlaufen. Durch Erlebnisse des Scheiterns von Bewältigungsversuchen und die Verschlimmerung der Situation erfährt die Familie ihre Grenzen und realisiert, dass bestimmte Aspekte unveränderbar sind. Die Betroffenen beginnen teilweise loszulassen und ihre Ziele und Werte anzupassen. Wie lange der Prozess des Akzeptierens dauert bzw. ob er überhaupt statt findet, ist von Persönlichkeit zu Persönlichkeit unterschiedlich. Bei manchen Familien kommt es zu einem Wahrhaben-Müssen durch externen Druck und Zwang, der beispielsweise durch Banken ausgeübt werden kann.

8 4. Herausforderungen an die Beratungskräfte
Berater als Nicht-Mitglied von Familie und Betrieb - Veränderungsempfehlungen erzeugen Widerstände Überzeugungskraft rationaler Argumente beschränkt Emotionale Faktoren haben entscheidenden Einfluss auf das Bewältigungsverhalten Anforderungen führen viele Familien an die Grenzen ihrer Flexibilität Nimmt die Familie Beratung in Anspruch, werden die familialen Bewertungen um eine externe Beurteilung ergänzt. Auch der Berater bewertet die Situation und potenzielle Bewältigungsmaßnahmen - jedoch als eine Person, die weder Mitglied der Familie noch des Betriebes ist. Das ermöglicht einerseits eine relativ rationale Einschätzung und führt andererseits häufig zu unterschiedlichen Problemdefinitionen von Klient und Berater sowie divergierenden Bewertungen der Bewältigungs-möglichkeiten. Die besonderen Anforderungen, welche die Arbeit mit existenzgefährdeten Klienten an Beratungskräfte stellt, sind dadurch bedingt, dass die Berater die Familien durch ihre Empfehlungen oftmals zu Veränderungen auffordern, die aus Sicht der Betroffenen nicht zur Erreichung der eigenen Ziele beitragen. Der Wunsch, dass der Berater sie dabei unterstützt, ihren landwirtschaftlichen Familienbetrieb (in jedem Fall) aufrechtzuerhalten, kann häufig nicht erfüllt werden. Die Konfrontation mit der realitätsorientierten Einschätzung der Beratungskraft erzeugt häufig Widerstand und Reaktionen des Nicht-Wahrhaben-Wollens. Die Aussagekraft der Analyseergebnisse sind für den Berater eindeutig, ihn überzeugen sie von der Ernsthaftigkeit der Lage, der Veränderungsnotwendigkeit sowie der eingeschränkten Handlungsfähigkeit. Als Beraterin stellt man immer wieder fest: die Überzeugungskraft rationaler Argumente reicht in der Beratungsbeziehung oftmals nicht aus, um Veränderungsbereitschaft zu wecken. Erfahrungen aus der Beratungsarbeit zeigen, dass nicht-rationale Einflüsse z.B. emotionale Faktoren wie Scham, Angst, Wut und Trauer im lw. Familienbetrieb handlungsbestimmend sind, auch wenn sie es aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht sein sollten. In den Fällen, in denen der Familienbetrieb nicht wie bisher aufrechterhalten werden kann, führt das Aufbringen der erforderlichen Flexibilität und die Belastung durch die damit verbundenen Verluste, die Familien häufig an ihre Grenzen. Das Leben als Familie ohne Betrieb ist nicht vorstellbar.

9 5. Anregungen zum Umgang mit Widerständen
Widerstände erwarten, sie zulassen und mit ihnen arbeiten Scheinlösungen thematisieren und durchspielen Transparenz und Verständnis innerhalb der Familie fördern Klienten nicht vorzeitig aufgeben und Türen offen halten Beratungskräfte müssen damit rechnen, dass ihre Einschätzung der Situation die Bedrohung für die Familie zunächst erhöht bzw. manifestiert und in der Folge Widerstand bzw. Reaktionen des Nicht-Wahrhaben-Wollens begünstigt. Der zu erwartende Widerstand und mit ihm Emotionen wie Wut, Angst und Trauer sind Teil des Bewältigungsprozesses und als solche zu akzeptieren. Werden sie ignoriert, wird das gemeinsame Erarbeiten von Bewältigungsstrategien unmöglich und die Beratungsbeziehung endet früher oder später mit dem Verlieren der Klienten. Im Sinne einer erfolgreichen Beratung können emotionale Faktoren nicht missachtet werden, ihre Thematisierung ist vielmehr unbedingt notwendig. Ein Klient, der das Gefühl hat, dass die Beratungskraft die nicht-rationalen Einflüsse anerkennt und aus diesem Verständnis heraus mit der Familie nach Lösungen sucht, fühlt seine Interessen vertreten und kann sich meist eher mit den beschränkten Handlungsmöglichkeiten auseinandersetzen und auf Veränderungen einlassen. Widerstand zulassen heißt nicht, dass der Berater seinen unabhängigen Blick aufgibt. Ablehnung und Widerstand der Klienten können von dem Glauben unterstützt werden, dass es doch noch andere und attraktivere Handlungsmöglichkeiten gibt, als die vom Berater aufgezeigten. Beratungskräfte müssen damit rechnen, dass Alternativen zu ihren Veränderungsempfehlungen gesucht und ausprobiert werden. Neben Leidensdruck ist Hoffnung die treibende Energiequelle für Veränderungsbereitschaft, weshalb die Verführungskraft von Scheinlösungen so stark ist. Der Beratung muss es gelingen, die Unwirksamkeit solch trügerischer Alternativen zu vermitteln, um so einen Teil der destruktiven Selbsterfahrung zu verhindern. Wird die Unwirksamkeit durch die Thematisierung, das gedankliche Durchspielen der Strategie und der langfristigen Konsequenzen für Betriebsentwicklung und Familie nachvollziehbar, verlieren Scheinlösungen möglicherweise ihren Glanz. Bewältigung von Existenzgefährdung ist eine familiale Angelegenheit, bei der die Bewertungen aller Familienmitglieder Einfluss haben. Oftmals empfinden die Betroffenen die Situation unterschiedlich und die Einschätzung der Bewältigungsmöglichkeiten stimmt innerhalb der Familie nicht überein. Es kommt also vor, dass ein Familienmitglied bereit ist, angemessene Bewältigungsmaßnahmen zu ergreifen, die Umsetzung aber durch innerfamiliären Widerstand behindert wird. In der Beratungsarbeit ist es notwendig die innerhalb der Familie variierenden Bewertungen wegen ihres Einflusses auf die Wahl der Bewältigungsstrategien zu berücksichtigen. Abhängig von der jeweiligen Familienkonstellation sollte über den Betriebsleiter hinaus auch der Kontakt zur Betriebsleiterfrau, gegebenenfalls den Altenteilern und potenziellen Hofnachfolgern gesucht werden. Ist es nicht möglich bzw. gewollt, die einflussreichen Familienmitglieder zu sprechen, sollten ihre Perspektiven, Bewertungen und möglichen Reaktionen, so wie sie der Klient vermutet, erfragt und gedanklich durchgespielt werden. Denn auch die Vermutungen und Interpretationen haben Einfluss auf die Handlungen und Interaktionen. Auf diese Weise können die unterschiedlichen Empfindungen und Bewertungen transparent gemacht werden und die für die gemeinsame Bewältigung so wichtige Koordination wird gefördert, im Idealfall im persönlichen Gespräch miteinander. Die Kommunikation und das gegenseitige Verständnis werden gefördert, wodurch auch die familialen Bewältigungsressourcen gestärkt werden. Widerstand und eine ablehnende Haltung der Familien sollten nicht zum vorzeitigen Aufgeben der Klienten und dem Ende der Beratungsbeziehung führen. Die Erfahrungen existenzgefährdeter lw. Familienbetriebe haben gezeigt, dass das Akzeptieren der Situation, der beschränkten Handlungsmöglichkeiten und erforderlichen Veränderungen ein Prozess ist, der vor allem auch Zeit benötigt. Die Auseinandersetzung mit Entscheidungen, die mit existenziellen Verlusten verbunden sind, ist ein Vorgang zu dem auch Ausprobieren, Abwägen, Verdrängen sowie Hin- und Her-Schwanken gehören. So gesehen sind Widerstand, Zweifel und Zögern nicht (in jedem Fall) als unveränderlicher Zustand, sondern vielmehr als veränderbare und vorübergehende Phase des Bewältigungsprozesses zu betrachten. Die Flexibilität, die in Situationen von Existenzgefährdung erforderlich wird, ist nicht instruierbar. Bei Versuchen den Prozess des Akzeptierens und der Veränderung zu initiieren, stößt Beratung nicht selten an ihre Grenzen. Bleibt die Familie in ihrer Problemsicht stecken, stockt der Bewältigungsprozess. Dennoch: Auch bei einem vermeintlichen Rückzug der Klienten sollten Beratungskräfte das Gefühl vermitteln, dass die Tür offen bleibt!


Herunterladen ppt "als überfordernder Stress in landwirtschaftlichen Familienbetrieben"

Ähnliche Präsentationen


Google-Anzeigen