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Prof. Dr. Gunter Thielen Vaduz, 11. Februar 2013

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Präsentation zum Thema: "Prof. Dr. Gunter Thielen Vaduz, 11. Februar 2013"—  Präsentation transkript:

1 Prof. Dr. Gunter Thielen Vaduz, 11. Februar 2013
Europas Zukunft Prof. Dr. Gunter Thielen Vaduz, 11. Februar 2013

2 Motive für eine stärkere Integration und Zusammenarbeit in Europa
Friedenssicherung und Friedenserhalt in Europa Steigerung des wirtschaftlichen Wohlstands und der Beschäftigung Steigerung des internationalen Einflusses bei der Lösung grenzüberschreitender Herausforderungen (Außen- und Sicherheitspolitik, Finanzmarktregulierungen, Umweltschutz, weltweite Migrationsbewegungen etc.) Für eine stärkere Integration Europas gibt es meiner Ansicht nach 3 zentrale Motive: Friedenssicherung Wirtschaftlicher Wohlstand Internationalen Einfluss Europas

3 Europas zukünftige Bedeutung in der Welt
Die Frage, ob Europa diese 3 Ziele zukünftig erfolgreiche verfolgen kann, hängt maßgeblich davon ab, welche Rolle Europa ökonomisch und demographisch perspektivisch in der Welt spielen wird.

4 Weltweite Bevölkerungsentwicklung bis 2050 (in Millionen)
Land 2012 2050 Veränderung in Prozent Europa 740 732 - 1,1 % Nordamerika 349 471 + 35,0 % Lateinamerika 599 + 23,5 % Südamerika 397 479 + 20,7 % Asien 4.260 5.284 + 24,0 % Ozeanien 37 57 + 54,1 % Afrika 1.072 2.339 + 118,2 % Welt 7.058 9624 + 36,4 % Weltweit wächst die Bevölkerung in den nächsten 40 Jahren um mehr als 2,5 Milliarden Menschen. Europa ist der einzige Kontinent, in dem die Bevölkerungszahl schrumpft. Konsequenz: Der Anteil Europas an der Weltbevölkerung geht zurück. Gegenwärtig leben in Europa rund 10,5 Prozent aller Menschen. Im Jahr 2050 werden es nur noch rund 7,5 Prozent sein. Quelle: World Population Data Sheet 2012, Washington DC, S. 6-9.

5 Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in konstanten Preisen bis 2050
Rang 2009 Land BIP in Mrd. USD (Kurs 2009) Rang 2050 1 USA 14.256 China 51.180 2 Japan 5.068 37.876 4.909 3 Indien 31.313 4 Deutschland 3.347 Brasilien 9.235 5 Frankreich 2.649 7.664 6 UK 2.175 Russland 6.112 7 Italien 1.572 Mexiko 5.800 8 5.707 9 Spanien 1.460 5.628 10 Kanada 1.336 Indonesien 5.358 11 1.296 5.344 Also: Die Bevölkerungszahlen steigen außerhalb Europas, während Europas Bevölkerung schrumpft. Zudem haben die Schwellenländer größere Produktivitätsfortschritte als Europa. Deshalb wächst die Wirtschaft in den Schwellenländern – und auch in den USA – schneller als in Europa. Die Konsequenz dieser Entwicklung lautet: Das Gefüge der Wirtschaftsmächte verschiebt sich massiv: Im Jahr 2009 waren noch 5 europäische Staaten unter den Top-10-Wirtschaften (gemessen durch das Bruttoinlandsprodukt). Im Jahr 2050 schaffen es nur noch 2 europäische Staaten in diese Top-10-Liste. Also: Die relative ökonomische Stärke der europäischen Einzelstaaten geht zurück.

6 Warum ist ein Verlust der relativen ökonomischen Bedeutung problematisch?
Generell: Wirtschaftliche Stärke als Voraussetzung für politische Handlungsfähigkeit ( politische Machtlosigkeit vieler Entwicklungsländer) Wirtschaftliche Stärke als Voraussetzung zur Teilnahme an internationalen Gremien (z. B. die Gruppe der 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen) Wirtschaftliche Stärke als Basis für die Stimmgewichtung in internationalen Gremien (z. B. Internationaler Währungsfonds: Stimmgewichtung entsprechend der relativen Stärke des Landes in der Weltwirtschaft)

7 Thesen Die europäischen Einzelstaaten verlieren auf der globalen Ebene sowohl demographisch als auch ökonomisch an Bedeutung. Nur geeint kann Europa weltpolitisch Einfluss behalten.

8 Schritte hin zu einem gemeinsamen Europa

9 Erste Schritte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges
1952 Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (zollfreier Zugang zu Kohle und Stahl für die Mitgliedsländer) 1957 Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1959 Beginn des Zollabbaus innerhalb der Gemeinschaft Auslöser der wirtschaftlichen Integration Europas war die Sicherung des innereuropäischen Friedens. Ziel der „Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ war die gegenseitige Kontrolle der kriegswichtigen Güter Kohle und Stahl und damit auch eine stärkere Einbindung und Kontrolle Deutschlands. Die so begonnen wirtschaftliche Integration Europas wurde dann immer stärker ausgeweitet. Nur bei Nachfragen: Gründerstaaten waren Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande.

10 Sechs Stufen der wirtschaftlichen Integration
Präferenzzone für den Handel (Zollermäßigungen zwischen Ländern) Freihandelszone (Abschaffung der Binnenzölle) Zollunion (Freihandelszone mit gemeinsamen Außenzöllen für Drittländer) Gemeinsamer Markt (freier Waren-, Dienstleistungs-, Arbeitnehmer- und Kapitalverkehr) Wirtschafts- und Währungsunion (Gemeinsamer Markt mit einer einheitlichen Währung) Vollständige wirtschaftliche Integration (Stufe 1 bis 5 plus harmonisierte Steuer-, Fiskal- und Wirtschaftspolitik) Den anfänglichen Maßnahmen zum Zollabbau folgten weitere Integrationsschritte. Momentan befindet sich die Euro-Zone auf der 5. Stufe der wirtschaftlichen Integration.

11 Pro und Contra einer gemeinsamen Währung
Die Einführung des Euros zu Beginn des Jahres 2002 löste die nationalen Währungen der Euro-Mitgliedsstaaten ab. Damit waren eine Reihe von Vorteilen, aber auch einige Nachteile verbunden.

12 Vorteile einer gemeinsamen Währung
Kosten für Geldumtausch innerhalb der EU entfallen Kosten für Absicherungen gegen Wechselkursschwankungen entfallen (= mehr Ressourcen für Wirtschaftswachstum) Höhere Preistransparenz führt zu Preisdruck in der EU (positiv für internationale Wettbewerbsfähigkeit und Kaufkraft der Konsumenten) Größere Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse (z. B. geringere Anfälligkeit gegen Wechselkursspekulationen) Eine gemeinsame Währung hat eine Reihe von Vorteilen.

13 Entwicklung der langfristigen Zinsen (Rendite 10-jähriger Staatsanleihen) in ausgewählten Euro-Staaten Exemplarisch ein Beispiel für die positiven Konsequenzen der Gemeinschaftswährung: Die Zinsen haben sich in der Euro-Zone – bis zum Ausbruch der europäischen Staatsschuldenkrise – auf einem geringen Niveau angeglichen. Niedrige Zinsen haben einen positiven Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung, weil sie die Finanzierung von Investitionen erleichtern. Und hohe Investitionen sind positiv, weil die Arbeitsplätze schaffen und so das Einkommen der Beschäftigten erhöhen.

14 Nachteil einer gemeinsamen Währung: Verzicht auf eigene Währung mit der Möglichkeit einer Abwertung
Ein fiktives Beispiel: Produktivitätsfortschritte senken Kosten in Deutschland um 10 % Produktivitätsfortschritte senken Kosten in Großbritannien um 4 % Bei einer Abwertung des Britischen Pfunds um 6 % bleiben britischen Produkte wettbewerbsfähig. Problem: In einer Gemeinschaftswährung können einzelne Mitgliedsstaaten die verlorene Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr durch eine Abwertung wiedergewinnen. Eine gemeinsame Währung hat aber auch Nachteile. Der größte Nachteil besteht darin, dass wirtschaftlich schwache Länder nicht mehr ihre eigene Währung abwerten können, um so international wettbewerbsfähig zu bleiben. Dazu ein fiktives Beispiel: siehe Folientext.

15 BIP-Zuwachs durch den Euro in 2010 (in Mrd. Euro)
Land BIP-Zuwachs durch den Euro in (in Mrd. Euro) Zuwachs in (in % des BIP) Österreich 22 7,8 Finnland 12 6,7 Deutschland 165 6,6 Niederlande 37 6,2 Italien 48 3,1 Portugal 4 2,1 Spanien 8 0,7 Frankreich 14 Griechenland 0,1 Restliche 8 Euro-Staaten 23 Eurozone gesamt 332 3,6 Nach der Abwägung aller Vor- und Nachteile stellt sich die Frage: Was hat in der Vergangenheit überwogen? Dazu hat McKinsey Germany Anfang dieses Jahres eine Studie erstellt. Zentrale Ergebnisse dieser Studie: Ohne den Euro wäre das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der gesamten Euro-Zone im Jahr 2010 rund 332 Milliarden Euro geringer gewesen als es tatsächlich ist. In Deutschland wäre das BIP rund 165 Milliarden Euro niedriger gewesen. Bis zum Jahr 2010 hat der Euro also das erhoffte zusätzliche Wirtschaftswachstum generieren können. Die steigenden Staatsschulden in der Euro-Zone gefährden jedoch eine stabile Wirtschaftsentwicklung. Quelle: World Population Data Sheet 2012, Washington DC, S. 6-9.

16 Warum haben wir die Euro-Krise?
These: Die aktuelle Euro-Krise ist im Kern darauf zurückzuführen, dass es den wirtschaftlich schwachen Mitgliedsstaaten der Euro-Zone nicht gelungen ist, ihre schwache Produktivitätsentwicklung zu verbessern.

17 Lohnstückkosten im internationale Vergleich
Entscheidend für die hohen Staatsschulden in den südeuropäischen Staaten ist daher deren geringe internationale Wettbewerbsfähigkeit. In den letzten 10 Jahren sind die Lohnstückkosten in Deutschland (rote Linie) nur um rund 5 Prozent gestiegen. In den wichtigsten anderen entwickelten Volkswirtschaften sind die Lohnstückkosten hingegen um 20 bis 30 Prozent gestiegen. Der damit verbundene Wettbewerbsvorteil basiert auf einer vernünftigen Lohnpolitik der Tarifpartner und Produktivitätsfortschritten. Quelle: IZA auf Basis von Daten der OECD.

18 Leistungsbilanzüberschüsse als Zeichen wirtschaftlicher Stärke (Leistungsbilanzsaldo in Prozent des BIP) Germany Greece Portugal Spain Die hohe Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands äußert sich in Export- bzw. Leistungsbilanzüberschüssen. Seit Jahren erzielt Deutschland im Handel mit dem Rest der Welt einen Leistungsbilanzüberschuss (rote Linie). Wirtschaftlich schwache Volkswirtschaften wie z. B. Griechenland (grüne Linie) müssen hingegen Leistungsbilanzdefizite hinnehmen – sie importieren mehr Güter und Dienstleistungen aus dem Ausland als sie exportieren können. Diese wirtschaftliche Schwäche schlägt dann auch auf die Staatsfinanzen durch und führt zu einem Anstieg der staatlichen Verschuldung. Quelle: IMF World Economic Outlook Database, April 2011.

19 Vergleich des Währungsraumes USA mit der Eurozone
Unterschiede bei der Produktivitätsentwicklung und damit verbundene wirtschaftliche Unterschiede gibt es jedoch auch in anderen Regionen, die eine gemeinsame Währung haben. Die USA sind beispielsweise ökonomisch gesehen sogar noch heterogener als die Euro-Zone. Dazu nur ein zentraler ökonomischer Indikator: die Entwicklung des durchschnittlichen Wachstums des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP).

20 Wachstumsunterschiede in der USA größer als in der Eurozone
In Europa lagen die durchschnittlichen Wachstumsraten des realen BIP im Zeitraum von 2000 bis 2010 zwischen 3,0% in Luxemburg und 0,2% in Italien. In den USA lagen die durchschnittlichen Wachstumsraten weiter auseinander: plus 3,25% im US-Bundesstaat Oregon und minus 0,75% in Michigan. Quelle: Diekmann/Menzel/Thomae, Wirtschaftsdienst 2012/1.

21 Ökonomische Heterogenität in Deutschland
Und selbst in Deutschland gibt es erhebliche wirtschaftliche Unterschiede. Diese äußern sich z. B. in unterschiedlichen Arbeitslosenquoten in verschiedenen Regionen. Selbst mehr als 20 Jahre nach der Deutschen Wiedervereinigung sind die Arbeitslosenquoten in den neuen Bundesländern fast doppelt so hoch wie in den alten Bundesländern. Arbeitslosenquoten im Dezember 2012, Angaben in % Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Presseinfo 001 vom

22 Warum halten die USA und Deutschland die wirtschaftliche Heterogenität besser aus als die Euro-Zone?
Hierfür gibt es meiner Ansicht nach zwei zentrale Gründe.

23 1. Wirtschaftlich starke Regionen leisten Transferleistungen an wirtschaftliche schwächere Regionen
Ausgleich über Arbeitslosenversicherung: Wirtschaftlich starke Regionen zahlen relativ viel ein, nehmen aber nur wenig Gelder in Anspruch Wirtschaftlich schwache Regionen zahlen relativ wenig ein, beanspruchen aber hohe Summen USA: rund 30 % der Ausgaben der Bundesstaaten sind Zuschüsse des Bundes (Federal Grants) Deutschland: Bundesmittel an einige Länder (Bundesergänzungszuweisungen) Verteilung eines Teils der Umsatzsteuer nach Bedürftigkeit (Umsatzsteuervorwegausgleich) Transferleistungen zwischen Ländern (Länderfinanzausgleich) Erster Grund: In den USA und in Deutschland gibt es eine Reihe von finanziellen Ausgleichzahlungen zwischen wirtschaftlich starken und schwachen Regionen. Diese Mechanismen zum Finanzausgleich fehlen innerhalb der Euro-Zone.

24 2. Höhere Mobilität der Arbeitskräfte
Vorteil hoher Arbeitskräftemobilität: Wenn arbeitslose Personen Beschäftigung in einer anderen Region suchen, entlastet dies die öffentlichen Kassen in der wirtschaftlich schwächeren Region (Arbeitslosengeld, Sozialleistungen etc.) Ursachen für höhere Arbeitskräftemobilität in USA und Deutschland: gemeinsame Sprache gemeinsame Kultur gemeinsames Rechtssystem (wichtig bei sozialer Sicherung) Zweiter Grund: In den USA und in Deutschland ist die Mobilität der Arbeitskräfte größer als innerhalb der Euro-Zone. Deshalb ziehen von Arbeitslosigkeit betroffene Personen in den USA und Deutschland eher in eine andere Region, um einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Dadurch werden die öffentlichen Kassen in den wirtschaftlich schwachen Regionen entlastet, weil sie geringe Ausgaben zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit haben.

25 Bausteine für ein funktionsfähiges Europa

26 Kurzfristige Maßnahmen
Reduzierung der Zinsen für südeuropäische Staatsanleihen durch eine Verringerung der Risikoprämien (Garantien durch Euro-Gemeinschaft). Finanzhilfen, um Zeit für notwendige Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsreformen zu gewinnen. Solidarität in beide Richtungen: Finanzielle Unterstützung durch wirtschaftlich starke Staaten Reformen in wirtschaftlich schwachen Staaten (z. B. Lohnzurückhaltung und Erhöhung des Rentenalters)

27 Mittel- und langfristige Maßnahmen
Mehr finanzielle Mittel für die EU Erhöhung der Arbeitsmobilität innerhalb der EU (Transparenz, Sprache, Anerkennung von Qualifikationen etc.) Finanzielle Transferleistungen mit Zweckbindung (Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung) und stärkerer Budgetkontrolle Stärkung der demokratischen Elemente, um die Bürger mitzunehmen und sie für Europa zu begeistern Finanzielle Transfers dürfen nicht den Druck von der Notwendigkeit nehmen, die Wettbewerbsfähigkeit der wirtschaftliche schwachen Länder zu steigern.

28 Schlussfolgerungen

29 Demographisch und ökonomisch verlieren die europäischen Einzelstaaten global betrachtet an Bedeutung. Konsequenz: Weltpolitischen Einfluss kann Europa nur geeint behalten. Positiv: Gemeinschaftswährung Euro hat europäisches Wirtschaftswachstum generell gestärkt. Aber auch: Euro ist für die Wettbewerbsfähigkeit der wirtschaftlich schwachen Euro-Länder problematisch. Also: Ökonomische Stabilität der Euro-Zone hat ihren Preis. Last but not least: Europa ist mehr als eine wirtschaftliche Angelegenheit.

30 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!


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