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Indikation, Angebote und Wirkung: Was wissen wir, was können wir tun?

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Präsentation zum Thema: "Indikation, Angebote und Wirkung: Was wissen wir, was können wir tun?"—  Präsentation transkript:

1 Indikation, Angebote und Wirkung: Was wissen wir, was können wir tun?
Sehr geehrter Herr RR Fässler, liebe Dagmar, geschätzte Kolleginnen und Kollegen Das Thema der heutigen Tagung beschäftigt mich seit mehr als 40 Jahren. In dieser Zeit habe ich theoretische Grundlagen kennen gelernt und erarbeitet – das Wissen eben. Als junge Assistentin an der Uni Zürich in der Forschung: Konzepte der Heimerziehung (1975!). Dann später 30 Jahre in der Ausbildung von Sozialpädagoginnen/SozialarbeiterInnen: zuerst berufsbegleitend dann im Masterstudium Kinder- und Jugendhilfe. Die Studierenden wollten nicht nur Wissen – sie wollten auch neue Möglichkeiten für ihr Handeln – das Können. Eine davon war Dagmar – weitere Ehemalige im Raum. Ich freue mich, mit Ihnen zusammen an dieser Tagung darüber nachzudenken, was wir heute wissen, wenn es darum geht, auf Problemverhalten von Jugendlichen zu reagieren. Wie reagieren wir als Gesellschaft, als politisch Verantwortliche oder als Fachpersonen auf Jugendliche, die aus dem Rahmen fallen, die Delikte begehen, Problemverhalten in der Schule und im öffentlichen Raum zeigen, die Alkohol, Cannabis und andere Drogen konsumieren, die vor dem Computer vereinsamen … Wie gehen wir um mit belasteten Familien, die aus eigener Kraft keinen entwicklungsfördernden Rahmen für ihre Kinder bereit stellen können. In der Einladung zur heutigen Tagung erwähnt Herr RR Fässler, die vielen Fragen, die sich stellen, wenn man sich – ich zitiere - mit rebellierenden Jugendlichen auseinandersetzt. und damit sind wir beim Titel der heutigen Tagung >>> FOLIE Prof. Dr. Kitty Cassée Fachtagung Platanenhof Schwingerstrasse 10, 8006 Zürich

2 Die Aussage stimmt auch heute – nach 60 Jahren - noch!
Rebels without a cause, Nicolas Ray, 1955 Die Aussage stimmt auch heute – nach 60 Jahren - noch! . Die Aussage kann heute hirnbiologisch gestützt werden durch Erkennt-nisse über die Hirnent-wicklung im Jugendalter Ich weiss nicht wer von Ihnen den Kultfilm der 60er Jahren – Rebels without a cause – Rebellen ohne Grund - noch kennt. Ich sah den Film als junge Mittelschülerin in den Niederlanden, und war hin und weg von dem so schööönen James Dean, von Natalie Wood, vom rebellischen Verhalten eines Jugendgangs in den vereinigten Staaten. Im Film trifft sich ein Gang zu einer Mutprobe: in einem „Hasenfußrennen rasen zwei Jugendlichen (James Dean war einer) - Halbstarken/rowdys – heute wären es vielleicht Albaner - in gestohlenen Autos auf eine Klippe zu. Wer zuerst aus dem Auto springt, ist der Feigling. Während der eine – James Dean - kurz vor der Klippe aus dem Auto springt, bleibt der andere mit dem Jackenärmel am inneren Türgriff hängen und stürzt mit dem Auto in die Tiefe. Es gibt Verwicklungen mit der Polizei und mit den Eltern… Klick: Das jugendspezifische Verhalten von dazumal lässt sich eins zu eins ins Jahr 2015 übertragen. Auch heute rebellieren Jugendlichen gegen einengende Regeln, gegen ihre Eltern gegen Lehrpersonen etc. Und auch heute «wissen die Jugendlichen häufig nicht was sie tun» – Klick: wir können die Aussage – Jugendliche wissen nicht (immer) was sie tun - mit hirnbiologischen Erkenntnissen untermauern. Das werde ich später tun. Und wie steht es um die Professionellen? FOLIE

3 Und die Professionellen?
«Professionelle wissen, was sie tun, und sind sich der Wirkungen ihres Tuns bewusst.» Postulat von Ruth Brack (1976) Dieses Postulat von Ruth Brack ist bald 40 Jahre alt!, und leider muss ich sagen: wir sind noch nicht sehr weit gekommen mit unserer Professionalität. Fachpersonen wissen heute viel – das Problem aus meiner Sicht: das Wissen wird nur sehr teilweise handlungswirksam umgesetzt. Bei der Frage, warum Fachpersonen etwas so tun, wie sie es tun, bei der Frage nach der fachlichen Begründung bleibt eine präzise Antwort häufig aus. Und was das Wissen über die Wirkung betrifft: da sind wir noch nicht sehr weit! Uns fehlen in der Schweiz Evaluationsstudien zur Wirkung verschiedener Interventionen. Wir wissen sehr wenig darüber, was bei wem wie wirkt. Und das gilt für die strafrechtliche wie für die zivilrechtliche Jugend- und Familienhilfe gleichermassen. Ich komme darauf ausführlich zurück. Ich konkretisiere diese Aussage wie folgt. Die Jugendanwaltschaften haben schweizweit die gleichen Rechtsgrundlagen. Die Frage, wie das geltende Recht konkret umgesetzt wird, d.h. z.B.: wie die Abklärung der persönlichen Verhältnisse erfolgt und welche konkrete Massnahmen abgeleitet werden, wissen wir sehr bruchstückhaft. Wie und ob die Massnahmen wirken, wissen wir ungenügend. Deshalb sind die Fragen, die im Moment in der strafrechtliche Jugendhilfe aktuell sind, nur schwer zu beantworten. Was wissen wir, um zu verstehen, warum die Belegung der Plätze im offenen Vollzug zurückgegangen sind? Welche Angebote würde es dann für wen brauchen und welcher Quantität? Ich werde nachfolgend dazu Überlegungen anstellen – Fakten und Zahlen für die Schweiz habe ich aber (leider) keine. Mit KORJUS versuchen wir neue Wege zu gehen – ich komme darauf zurück, und auch Frau Sonderegger wird darauf zu sprechen kommen. Die Situation in den neu geschaffenen KESB ist ähnlich: jeder Kanton kann festlegen wie das neue Gesetz umgesetzt und wie die Prozessgestaltung z.B. für die Abklärung bei Kindeswohlgefährdung erfolgen soll. Wir orientieren uns schweizweit nicht an Standard-verfahren, die es gäbe… Die KESBs erfinden mit viel Aufwand je eigene Verfahren, obwohl es durch ausländische Forschung gut validiertes Wissen und Instrumente gibt. Ich bin gespannt, wie Herr Haltinner diese Situation einschätzt. FOLIE> Damit zum Aufbau und den Themen meines Referats

4 Aufbau und Themen meines Referats
Was wissen wir, welche fachlichen Grundlagen haben wir? Studien zu wirksamen Interventionen aus dem In- und Ausland Entwicklungstheorien des Jugendalters Lerntheorien Was können wir tun? mit Methodiken arbeiten die Diagnostik verbessern/klare Indikationen formulieren wirksame Interventionen gestalten > die Angebotspalette erweitern Prozesse und Ergebnisse evaluieren -

5 Was wissen wir? Ich beschäftige mich seit langer Zeit mit dieser Frage, speziell mit der Frage, was dann wirksam ist in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien. Dazu werde ich Ihnen Einblick geben in aktuelle Erkenntnisse zum Thema Wirkung. Und Nebenbei: wirksame effektive Interventionen sind immer auch effizient – sprich kostengünstig. Die notwendigen Mittel können präziser eingesetzt werden. Drei wichtigen Quellen fassen das aktuelle Wissen zu Wirksamkeit sehr präzise zusammen. Ich stütze mich v.a. auf diese Quellen, ohne sie immer genau mit zu zitieren mit Seiten etc. FOLIE

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7 Wirksame Interventionen: Quellen

8 Wirksame Interventionen
Aus den oben genannten Quellen: Gute theoretische Unterlegung: benennen von Risiko- und Schutzfaktoren, die das Entstehen und das Fortbestehen von Verhaltensproblemen beeinflussen Multisystemische Perspektive: Kind/Jug., Eltern, Schule, Peers Spezifische Abstimmung der Interventionen auf den Stand der Entwicklung des Jugendlichen und auf das Risiko für Fortbestehen des Problemverhaltens > gute Diagnostik Möglichst frühzeitige Interventionen (vor 12 Jahren sind Interventionen am wirksamsten) Bei Kindern unter 12 Jahren: Fokus auf Erziehungsfähigkeit der Eltern Abstimmen der Interventionen auf die Spezifika der Familie und der Lebenswelt (Kontextualisierung) -

9 Wirksame Interventionen
Bei Jugendlichen: kognitiv-verhaltensbezogene Interventionen (ambulant und stationär) zur Verbesserung von Selbststeuerung, sozialen Fähigkeiten und Emotionsregulation. Fokus auf dynamische Risikofaktoren. Bei stationären Interventionen: auf Individualisierung achten und zeitnahes Feedback auf erwünschtes Verhalten geben Klare Struktur und Phasierung von Interventionen Gut qualifizierte Mitarbeitende, die modellgetreu arbeiten (treatment integrity, Methodiktreue) Aktivierender Zugang mit dem Ziel: aus eigener Kraft das Leben gestalten Interventionen in der Schule und Training von Lehrpersonen -

10 Entwicklungstheorien
Ich beschäftige mich seit langer Zeit mit dieser Frage, speziell mit der Frage, was dann wirksam ist in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien. Dazu werde ich Ihnen Einblick geben in aktuelle Erkenntnisse zum Thema Wirkung. Und Nebenbei: wirksame effektive Interventionen sind immer auch effizient – sprich kostengünstig. Die notwendigen Mittel können präziser eingesetzt werden. Drei wichtigen Quellen fassen das aktuelle Wissen zu Wirksamkeit sehr präzise zusammen. Ich stütze mich v.a. auf diese Quellen, ohne sie immer genau mit zu zitieren mit Seiten etc. FOLIE

11 Entwicklungstheoretische Grundlagen
Entwicklungsbiographie/Entwicklungstraumata Konzept der Entwicklungsaufgaben Schutz- und Risikofaktoren/Resilienz und Vulnerabilität - Die neueren Entwicklungstheorien beschreiben Entwicklung als lebenslangen Prozess > biographischer Faden Es werden für die Entwicklungsbedürfnisse/– schritte wichtige Schutz- und Risikofaktoren systematisch auf der Ebene des Individuums (interne Faktoren und Resilienz) und der Umwelt (externe Faktoren) erfasst Es werden sogenannte Entwicklungsaufgaben definiert, die alle Menschen im Laufe ihrer Entwicklung unter gesellschaftlichen Bedingungen und in konkreten sozialen Systemen bewältigen müssen

12 Entwicklungsaufgaben Jugendlicher
Entwicklungsaufgaben von Jugendlichen Erziehungs-/Entwicklungaufgaben von Eltern mit Jugendlichen Bewältigen schulischer Anforderungen Berufswahl / Berufsausbildung Akzeptieren der körperlichen Veränderungen und der eigenen Erscheinung Beziehungen zu Gleichaltrigen Entdecken der Sexualität/Aufnahme intimer Beziehungen/sexuelle Identität Ind. Ausgestaltung der männlichen bzw. weiblichen sozialen Geschlechtsrolle Gestaltung der freien Zeit Entwicklung eines ressourcen- und bedürfnisgerechten Konsumverhaltens Umgang mit Autorität: Personen und Instanzen Entwicklung einer eigenen Identität Aufbau eines eigenen Wertesystems Emotionale Ablösung von den Eltern Befriedigung der Grundbedürfnisse dieser Lebensphase (Ernährung, Schlaf, Zuwendung, Autonomie) Bedarf an Unterstützung erkennen und benö- tigte Unterstützung anbieten (Schule, Berufs- findung, Freundeskreis) Loslösung des Jugendlichen zulassen und die elterliche Kontrolle reduzieren Ermöglichen und Begleiten des Auszugs aus dem Elternhaus Sorge tragen zur persönlichen Entwicklung als Frau/Mann Gestalten und Pflegen der Paarbeziehung/ Bewältigung von Belastungen Pflege (Aufbau und Ausbau) eines eigenen Freundeskreises/eines sozialen Netzes

13 Hirnstruktur: bedeutsame Regionen im Jugendalter
Intelligenz/ zielgerichtetes Verhalten Lustzentrum Emotionszentrum Das Hirn ist im Jugendalter noch sehr entwicklungsoffen – es entstehen neu neuronalen Verbindungen und neue Synapsen, und zwar viel schneller als in meinem alten Hirn. Was ist typisch für das Jugendalter: Präfrontale Kortex: die Steuerzentrale. Diese ist im Jugendalter noch nicht ausgereift und abhängig von kognitiver Stimulation in der Entwicklung. Amygdala – Mandelkernen: Emotionszentren, entwicklungsabhängih und hormonabhängig, grosse Schwankungen unterworfen. Nuclues accumbens: Lustzentrum – hormonabhängig. Jugendlich suchen Sensationen, Herausforderung, gehen an äussere Grenzen, wie unsere Kids im Film. Der Satz - und sie wissen nicht was sie tun, heisst hirnbiologisch formuliert: Jugendliche haben intensive Emotionen, die sie noch nicht so gut steuern und regulieren können. Die erste Lernerfahrungen in der Emotionsregulation machen Kinder im Alter bis ca. 3,4 Jahren. Im Kontakt mit liebevollen Erwachsenen lernen sie Emotionen zu erkennen, zu benennen und zu steuern. Auch der Kortex bildet sich aus in Abhängigkeit von stimulierenden Lernerfahrungen. Und das Lustzentrum drängt auf Grenzerfahrungen… Das heisst: Jugendliche brauchen Erwachsene, die ihnen helfen, emotionale Stürme einzuordnen und ihre Lust an Action und Abenteuer in Grenzen zu halten.

14 Lerntheorien

15 Lerntheorien Verhaltens-probleme von Kindern und Jugendlichen entstehen vor allem, weil Eltern und Kindern nicht über die nötigen Fähigkeiten verfügen. Das normative Paradigma: sie könnten schon, wenn sie nur wollen würden, greift zu kurz. Es braucht entsprechend lerntheoretisch begründete Interventionen. Wichtige Lerntheorien: - die operante Lerntheorie: S-R-C > Fokus auf Settings- gestaltung , auf positives Feedback und weniger auf Sanktionen - die soziale Lerntheorie: Lernen am Modell - die kognitive Lerntheorie: Gedanken und Gefühlen > kognitiv-verhaltenstheoretische Interventionen - die Selbstmanagementtheorie: Selbststeuerung

16 Was können wir tun?

17 Schritte zur wirksamen Jugendhilfe
4 wirksame Jugendhilfe (Evaluation) 3 Theoretische Plausibilität und Vergleichbarkeit = Methodik 2 wirksam heisst: Zielerreichung nach- gewiesen wenig Rückfälle wenig Abbrüche/ Umplatzierungen/ Time-Outs (nach Datenbank Nederlands Jeugd Instituut NJI) Deskription = Konzept Stufe 0: Implizites Wissen Die Intervention erfolgt auf der Basis von Methoden, die implizit bedeutsam sind für die handelnde Fachperson. Die Arbeitsweise kann effektiv sein, die Methoden und Arbeitsschritte sind aber für Aussenstehende nicht nachvollziehbar. Stufe 1: Deskription Die Intervention ist klar beschrieben. Es liegen Aussagen vor zur Zielgruppe, zu den anvisierten Zielen sowie zu Vorgehensweisen und Rahmenbedingungen der Intervention. Die Arbeitsweise ist wiederholbar und für andere Personen nachvollziehbar. Stufe 2: Theoretische Plausibilität Die Intervention ist zusätzlich zur Stufe 1 unterlegt mit ausformulierten und begründeten Theoriebausteinen, die die Intervention plausibel erscheinen lassen (program theory). Es liegen Aussagen vor, was aus theoretischer Sicht mit wem und warum wirkt (wirken könnte). Die Intervention gilt als vielversprechend gemäss den Kriterien der Datenbank für Effektive Jugendinterventionen in den Niederlanden Stufe 3: Wirksame Interventionen (vorläufig effektiv) Es liegen Erfahrungen/Studien vor, dass die Intervention in der konkreten Praxis wirksam ist. Dazu braucht es Dokumentationen/Studien, die belegen, dass die formulierten Ziele erreicht wurden, dass ungeplante Abbrüche selten und die Klienten zufrieden waren. Stufe 4: Effektive Interventionen (nachgewiesen effektiv) Es liegen Studien vor, die belegen, dass die erreichten Wirkungen auf die Intervention zurückzuführen sind. Hierzu braucht es ein entsprechendes Forschungsdesign mit Kontrollgruppen, d.h. RCT-Studien (randomized controlled trials), welche zeitaufwändig und teuer sind. Sie werfen zudem ethische und praktische Problem auf (z.B.: wer soll in der Kontrollgruppe nicht oder mit einem anderen Programm behandelt werden und wer nimmt die Zuordnung vor?). Im beschriebenen Modell der «Effektleiter» ist die Entwicklung von Interventionen nicht eine einseitige Aktivität von Forschern, die ihr Programm der Praxis übergeben, sondern vielmehr eine intensive Kooperation von Forschung und Praxis, wobei Wissensinput von Seiten der Forscher mit Aktivitäten und Erfahrungen der Praxis verknüpft werden, wie wir es oben für die KOFA-Methodik dargestellt haben. 1 implizites Wissen = individuell

18 Arbeit mit Methodiken Eine Methodik ist ein theoretisch fundiertes Handlungs- modell, das als Standard bei mehreren Leistungserbringern vergleichbar zur Anwendung gelangt. Eine Methodik ist strukturiert, d.h. die wichtigsten Arbeitsschritte und Verfahren/Instrumente liegen in Form von Checklisten, Rastern etc. in manualisierter Form vor. Eine Methodik umfasst Arbeitsschritte und Verfahren für die - Diagnostik - Planung und Gestaltung von Interventionen - Evaluation Der Methodikbegriff und die Arbeit mit Methodiken ist im deutschen Sprachraum wenig bekannt. Ich habe die Arbeit mit Methodiken in Holland kennen gelernt und das innovative Potenzial von Methodik hat mich überzeugt. So habe ich 2004 angefangen mit der Methodikentwicklung in der Schweiz. Für das Thema der Kooperation ist zentral, wie Methodiken entwickelt werden.

19 Methodik für den ganzen Hilfeprozess
Diagnostischer Prozess Diagnose Da Indikation Analyse Methodik Intake Ind. Hilfeplan Interventions-prozess 1. Intake/Falleingang Das Klientsystem (Eltern mit Kindern) in einer belastenden Situation meldet sich resp. wird angemeldet bei einer für Beratung/Triage/Abklärung zuständigen Stelle 2. Analyse Systematisches Sammeln von Information beim Kind und in seiner Lebenswelt mit Hilfe von Standardverfahren und Instrumenten > Instrumente stammen aus Theoriebausteinenen: Entwicklungstheorie, Systemische/sozialökologische Ansätze etc. 3. Diagnose/Fallverstehen Integration/Verdichten der gesammelten Informationen zur Beantwortung einer Reihe von Fragen: was ist mit diesem Kind, was in seiner Lebenswelt los, wie passt das Verhalten des Kindes in dieser Lebenswelt? welche Risikofaktoren für die Entwicklung bestehen, welche Schutzfaktoren können für die Interventionsplanung genutzt werden? 4. Indikation Welche Interventionen sind notwendig und geeignet für eine gelingende Entwicklung? Was braucht dieses Kind, was brauchen seine Eltern/seine Lebenswelt? Welche Ziele sollen mit der geplanten Intervention erreicht werden? Wie können die Ziele konkretisiert werden und welche Leistungserbringer sind geeignet und in der Lage, die geplante Intervention durchzuführen? Wir lassen hier und heute den Interventionsprozess aus. Evaluation Intervention Verlaufsdiagnostik Abschluss

20 Methodikentwicklung Wissenschaft Forschungs- stelle Methodik Praxis
Entwicklung/Implementierung/Evaluation„state of the art“ Wissenschaft Forschungs- stelle Koproduktion „Evidenzbasierung“ Instrumente Forschungs-ergebnisse Methoden Methodik Erklärungs- theorien Praktische Erfahrungen Techniken Methodikentwicklung ist perse ein koproduktiver Prozess. In der Methodikentwicklung werden aktuelle Theorie- und Methodenbausteine ausgewählt und in Form von Arbeitsinstrumenten, Rastern, Checklisten, Berichtsvorlagen etc. aufbereitet. Erfahrungen mit der Methodik werden evaluiert und zur Weiterentwicklung der Methodik genutzt. Das Spezifische einer Methodik ist, dass Theoriebausteine, die sich in Forschung und Praxis als wirksam erwiesen haben, explizit beschrieben und so konkretisiert werden, dass sie vergleichbar in mehreren Praxisorganisation als handlungsleitende Standards für die Prozessgestaltung und für die Evaluation genutzt werden. Weitere Besonderheit: die Standardbausteine der Kompetenzorientierten Methodik können in sehr vielen Handlungsfeldern genutzt werden. Es muss wenig neu Erfunden werden – höchsten erweitert oder spezifischer zugeschnitten werden auf die besonderen Rahmenbedingungen. (KORJUS > KORKJH). Ohne Beteiligung von Praxispartner und ohne die Rückkoppelung von Erfahrungen in der Arbeit mit einer Methodik kann eine Methodik nicht entwicklelt werden, nicht nachhaltig sein und sich evidenzbasiert weiter entwickeln. Handlungsfelder „good practice“ Praxis

21 Aktueller Stand der Methodikentwicklung CH
2004/2005: KOFA Kompetenzorientierte Arbeit mit Familien (aufsuchend) ab 2015: Kompetenz- und risikoorientierte Arbeit mit Familien 2006/2007: KOSS Kompetenzorientierte Arbeit in stationären Settings 2011: KORJUS Kompetenz- und Risikoorientierung in der Jugendstrafrechtspflege 2015: KORKJH (in Vorbereitung) Kompetenz- und Risikoorientierung in der ambulanten KJH (z.B. KESB) 2015: KOPP (in Vorbereitung) Kompetenzorientierte Platzierung in Pflegefamilien ca. 80% der Grundlagen/Instrumente sind gleich

22 Diagnostikprozess mit Instrumenten
FEEL Auftrag der zuweisenden Instanz SSL/LSL TR CARE-CH RE-KipE SW M/V LB KP Eltern NK Eltern SDQ Erw. SW K/J BE KA K/J NK K/J SDQ J SAVRY BI Diagnostische Kompetenzanalyse und Indikationsbericht Beizug externer Fachpersonen Gutachten

23 Diagnostikprozess: Indikation welche Massnahme ist geeignet und notwendig?
Diagnose was ist los? Indikation Vertiefte stationäre Abklärung mit formu-lierten Themen Professionelle Familiengruppe Aufsuchende Familienarbeit (KOFA, 6 Wochen, 6 Monate) Berufsausbildung in prof. Settings Family Group Conference (FGC) Lernprogramm von x Monaten in einem stationä-ren Setting mit formulierten Zielen (KOSS) KO4JU (ambulantesProgramm 4 Mt. ) ??? Mediation

24 Forschungsergebnisse
Bereich Unterbringung «Unser Wissen darüber, ob und welche Interventionen im Bereich der Fremdplatzierung von Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensauffälligkeiten funktionieren oder nicht, ist immer noch stark eingeschränkt.» (Wirksame Gewaltprävention, S. 165) «Eine Übersichtstudie zur Wirksamkeit von ausserfamiliären Platzierungen generell gelangte zu der vorsichtigen Schlussfolgerung, dass (…) dass Interventionen mit einer starken Verhaltenskomponente und einer familien- orientierten Komponente besser als andere zu funktionieren scheinen.» (Wirksame Gewaltprävention, S. 165) Therapeutische Pflegefamilienprogramme sind vielver- sprechend. Multidimensional Treatment Foster Care: Hochstrukturiertes Programm, ausführliche Ausbildung für Pflegeeltern, werden rund um die Uhr von Supervisoren betreut, maximal ein Kind pro Familie. Angeboten in USA, Schweden, Niederlanden, Norwegen. mtfc.com

25 Forschungsergebnisse
Bereich Tagesstruktur (stationär und teilstationär) Forschungsbasis ist dünn. (Wirksame Gewaltprävention, S. 181) Effektive Programme haben vier Merkmale gemeinsam: - Klar definierte Trainingsziele (SMART) - aufbauend strukturiert: Programmschritte sind miteinander verknüpft - Aktives Lernen - Spezifisch reservierte Zeit für das Kompetenztraining (Wirksame Gewaltprävention, S. 175) «Es gibt Hinweise darauf, dass Programme, die vor allem problematische Jugendliche anziehen, kontraproduktiv sind, vor allem, wenn diese Programme keine strukturierte Reihe von Aktivitäten anbieten. Solche Programme können zu mehr, statt weniger Kriminalität führen.» (Wirksame Gewaltprävention, S. 176)

26 Forschungsergebnisse
Bereich kognitiv-verhaltenstherapeutische Programme «Die Programme müssen ein hohes Supervisionsniveau beinhalten und von Anbietern umgesetzt werden, die ange- messen in kognitiv-verhaltenstherapeutischen Programmen geschult sind.» (Wirksame Gewaltprävention, S. 150) «Programmkomponenten, die den Schwerpunkt darauf legen, die Straffälligen für die Auswirkungen ihrer Taten auf die Opfer zu sensibilisieren und so ihr Verhalten zu ändern, sind dagegen weniger effektiv.» (Wirksame Gewaltprävention, S. 150)

27 Forschungsergebnisse
Bereich Familieninterventionen Für eine optimale Umsetzung ist ein gut konzipiertes Überwei-sungssystem erforderlich, bei dem eine Familienbedarfs-analyse durchgeführt wird. (Wirksame Gewaltprävention, S. 36) «Gemäss aktuellem Forschungsstand zeigt sich, dass von Fachleuten und spezifisch geschultem Personal umgesetzte Programme mit einem intensiveren Programm mit längeren und häufigeren Sitzungen wirksamer sind. (Wirksame Gewaltprävention, S. 43) Modellgetreue Umsetzung der Behandlung. (Wirksame Gewaltprävention, S. 158)

28 Forschungsergebnisse
Bereich Therapie «Sie sind sowohl hinsichtlich ihrer empirischen Fundierung als auch im Hinblick auf ihre Wirksamkeit sehr unterschiedlich zu bewerten.» (Beelmann/Raabe, S. 202) «Im Allgemeinen finden sich bei gut strukturierten, multi-modalen und fähigkeitsorientierten Konzepten bessere Ergebnisse als bei unstrukturierten, offenen und unspezi-fischen Therapieansätzen.» (Beelmann/Raabe, S. 202) Siehe auch: Baierl, M. (2011). Herausforderung Alltag. Praxishandbuch für die pädagogische Arbeit mit psychisch gestörten Jugendlichen.

29 Was heisst das für die Angebotspalette in der Schweiz?

30 Interventionen sind zu evaluieren!
Implementierungsprozess einer Methodik/eines Programms Stand der Implementierung/Methodiktreue Fähigkeiten der MA vor einem spezifischenTraining und Zuwachs der Fähigkeiten nach dem Training Beurteilung der Methodik durch die Professionellen Zielerreichung/Wirkung auf Klientenebene (K/J und Eltern) Beurteilung klientbezogener Prozesse durch KlientInnen, Eltern und zuweisende Instanzen Follow-ups für die Nachhaltigkeitsüberprüfung Im Rahmen einer Methodik sind Evaluationen mit vergleichbar wenig Aufwand sowohl formativ als summativ möglich. Für die meisten Evaluationsfragen müssen keine neuen Instrumente entwickelt werden – sie sind Bestandteil der Methodik und werden im Rahmen der Prozessgestaltung genutzt. Beispiele: BI > Grunddaten über das Klientsystem KA > Klientenscreening bez. Entwicklungsstand SDQ: Strenght und Diffinculties Quastionnair HZ zu verschiedenen Zeitpunkten KOFA-Studie: Im Jahr 2010 wurde die Kompetenzorientierte Familienarbeit evaluiert in Zusammenarbeit mit 5 Praxisorganisationen (N=125 Familien). Beispiele für Fragestellungen: Stand der Implementierung der Methodik Beschreibung der involvierten Familien Zielerreichung in den erfassten Familien Nachhaltigkeit/Follow-ups nach 3, 6 und 12 Monaten Erfahrungen der zuweisenden Stellen Erfahrungen der Mitarbeitenden KORJUS-Studie: Im Jahr 2012 wurde die Kompetenz- und Risikoorientierte Methodik für die Jugendstrafrechtspflege in Zusammenarbeit mit der Oberjugendanwaltschaft des Kantons Zürich evaluiert. Beispiele für Fragestellungen: Befragung von JugendanwältInnen und Sozialarbeitenden der Jugendanwaltschaften Analyse von Daten aus dem Kurzverfahren (N=272) Lebenssituation und Belastung Jugendlicher/Delikttypus/Ergebnisse der KE/Entscheide/Verlaufsdiagnostik über nochmalige Falleingänge Analyse von Daten aus dem Vollverfahren (N=41) Lebenssituation und Belastung Jugendlicher/Delikttypus/Berichte und Gutachten/SDQ/SAVRY/Kompetenzassessment/Indikation und Entscheide/Monitoring des Fallverlaufs Zeitlicher Aufwand für Kurz- und Vollverfahren KOSS-Studie: 2012 erfolgte die erste Studie zur Kompetenzorientierte Arbeit in stationären Settings mit 7 Praxisorganisationen (Abschluss: Frühjahr 2013, zweite Staffel startet im Sommer 2015). Beispiele für Fragestellungen: Stand der Implementierung aus der Sicht von Leitungspersonen (N=9, Teamleitungen (n=24) und Mitarbeitenden (N=120) Merkmale der involvierten Praxisorganisationen Zielerreichung bei ausgetretenen Jugendlichen im Jahr 2012


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