Neuropathischer Schmerz Sportärztewoche 2004 Zell am See

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Liebe Patientinnen und Patienten!
Advertisements

PALLIATIVMEDIZIN Definition, Inhalte, Leitsätze
Fluid Lung.
Lösungen Fallbeispiele ICD-Codierung
Differentialdiagnose Fazialisparese
Neuropathia vestibularis
Universitätsklinikum Essen, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Fragestellung: Das Auftreten von Hirnmetastasen ist für die betroffene Patientin.
Spinalkanalstenose Die Spinalkanalstenose ist eine relative oder absolute Enge des Spinalkanals. Symptome einer Claudicatio spinalis (neurologische Symptome)
Hauptgruppen der Klassifikation I
Chronische Schmerzen Prof. Dr. med. Dr. phil. Stefan Evers
Klinischer Fall: Multiple Sklerose
Radioaktive Strahlung
Gesundheitstraining „Koronare Herzkrankheit“
Vorlesung Rehabilitation
Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch
Klinische Bedeutung somatoformer Störungen
Posturales Orthostatisches Tachykardiesyndrom
Idiopathische Fazialisparese (Bell’s Palsy)
Schmerzempfinden und Ionenkanäle
Abu-Shamalah, Herms, Rhenius
Auswahl/Beurteilung des Arzneistoffes und des Fertigarzneimittels Information Unterstützende Maßnahmen Grenzen der Selbstmedikation überschritten? Abgabe.
Akutes Abdomen.
Der Kopfschmerz aus der Sicht des Nervenarztes
Dr.med. Frank Kuhlmann.
Muskelschmerz bei neuromuskulären Erkrankungen : ein Überblick
CHRONICAL REGIONAL PAIN SYNDROM AUS PHYSIOTHERAPEUTISCHER SICHT.
Brennende Fragen zum Spannungskopfschmerz
Pedographie Früherkennung der Diabetischen Polyneuropathie
bei der Paritätischen Selbsthilfekontaktstelle Halle - Saalekreis
Diabetes mellitus orale Therapie
Repetitorium 1. Definition ‚Nephrotisches Syndrom‘ ? 2. Ursachen ?
Diabetes Mellitus Diagnose Risikofaktoren Therapie
Aus Sicht der professionellen Chiropraktik
Fall 1: Willkommen in der Notaufnahme!
Schlaf und Schlaf Apnoe Syndrom.
Christer Bäck und Dominik Heling Studium Generale VII in Goslar
Elektroneurographie Josef Zeitlhofer, Christian Wöber
Auswirkungen der ungesunden Ernährung
Einfluss der NMDA-Antagonisten Ketamin und Memantin auf Symptome der zentralen Sensibilisierung Günter Mesaric Interdisziplinäre Schmerzambulanz LKH.
Herzinsuffizienz die auch Herzleistungsschwäche genannt wird
Hodenkrebs Was nun - Was tun?
7. gesamtösterreichisches IC-Patiententreffen
Cortisol Flexible Dosierung, adäquate Menge
Arzneimittel und Spenderblut
Wirkung, Wechsel- und Nebenwirkungen
Die Höhe.. Beginnt bei m.ü.M.
COMPLEX REGIONAL PAIN SYNDROME
Ursachen Abklärung Behandlung
– NAME – BOSANA Medizintechnik GmbH Monat 2007
Gute – „schlechte“ Therapieansätze 15.Juni – Uhr
Schmerzdefinition und Schmerzbewertung Therapie mit Analgetika Referent und Kontakt: Universitätsklinik für Anästhesiologie.
Schmerz in der Geriatrie
Analgetika Eine Präsentation von
Koanalgetika: Wirkung, Nebenwirkungen und Komplikationen
Chronische Schmerzen Ch.Kätterer, Basel
DIAGNOSE UND THERAPIE DES NEUROPATHISCHEN SCHMERZES
Information und Beratung Selbstmedikation Magenbeschwerden
Bad Nenndorf, traditionell Kurort gegen Schmerzen
„6 Richtige“ der Kodierung - Angiologie
Frei-verkäufliche Schmerzmittel Einzelstubstanzen: Aspirin, Ibuprofen, Paracetamol Kombinationspräparate:  Acetylsalicylsäure  Paracetamol  Prophyphenazon.
Schmerz – eine Herausforderung für die Therapie Workshop Medikamentöse Schmerztherapie Evangelische Akademie Tutzing 3./4. März 2006 Eva Winter Krankenhaus.
Pathophysiologie des Nervensystems T.1
Diagnosegeräte KARDiVAR Messen der Aktivität des Nervensystems und Hormonsystem und den Zustand Adaptationsmechanismen des Organismus Jan Michael Kubín.
Diagnostik und Therapie neuropathischer Schmerzen
Korrelation zwischen HPS
Anregungen zur Gestaltung der Gruppenarbeit
POLYNEUROPATHIE – ELEKTROTHERAPIE
Naturheilkundliche Ansätze
 Präsentation transkript:

Neuropathischer Schmerz Sportärztewoche 2004 Zell am See Stefan Quasthoff Neuropathischer Schmerz Sportärztewoche 2004 Zell am See Stefan Quasthoff Neurologische Klinik Medizinische Universität Graz

Diagnose häufiger Symptome der neuro-muskulären Ambulanz Schmerzen (lokalisiert und generalisiert) Paresthesien und Taubheitsgefühl Fokale Muskelschwäche Generalisierte Muskelschwäche und Ermüdbarkeit Muskel Atrophie und/oder Hypertrophie Deformitäten (Fuß) Myotonie, Muskelsteifheit, Krämpfe und Faszikulieren

Häufige Lokalisation von Schmerzen Schmerzen in den Händen und Armen (CTS) Lumboischalgie Nackenschmerzen Schulterschmerzen Hüftschmerzen Schmerzhafte Füße (Painful foot) Ganzkörperschmerzen

Definition neuropathischer Schmerz Internationalen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (IASP) Läsion oder Dysfunktion des zentralen oder peripheren Nervensystems als Ursache der Schmerzen

NEUROPATHISCHER SCHMERZ Charakteristik Spontaner Brennenschmerz, lancierend, konstant, Parästhesien, Dysästhesie, Veränderungen der Empfindungen, mechanische Überempfindlichkeit und Allodynie, Hitze Überempfindlichkeit und Allodynie, Käte Überempfindlichkeit und Allodynie, Berührungsempfindlichkeit, Tinel`s Zeichen, Projizierte Schmerzen, Abnormale temporale Summation, Überschreitung der anatomischen Gebiete typ. Kennzeichen Empfindungsverlust + gestörte Empfindungen

SCHMERZ Nozizeptorenschmerz Neuropathischer Schmerz Erregung von Schmerzrezeptoren Neuropathischer Schmerz Schädigung des peripheren od. zentralen NS Schmerz infolge von Störungen einschl. psychosomat. Vorgänge

NEUROPATHISCHER SCHMERZ Mechanismen abnormale ektopische neuronale Aktivität Faser Interaktionen (ephaptic) Nozizeptor Empfindlichkeit sympathisch sensorische Kopplung

Die Klassifikation neuropathischer Schmerzen Einteilung nach der Kranheitsentität Beschreibung der anatomischen Verteilung Nachweis pathohistologischer Veränderungen Entstehung und Aufrechterhaltung neuropathischer Schmerzen nicht das Resultat eines einzelnen pathophysiologischen Mechanismus, sondern das Endprodukt einer geänderten peripheren, spinalen und supraspinalen Signalverarbeitung

NEUROPATHISCHER SCHMERZ Nicht nur bei Polyneuropathien: Metabolische PNP: Diabetes mellitus, Alkohol abusus Medikamantös, toxisch, paraneoplastisch, inflamatorisch Infektiös und post-infektiös: Post Zoster, Lyme Borreliose CRPS I und CRPS II Vertebrogen: Discopathien, Postdisektomiesyndrom etc. Engpasssyndrome: CTS, SUS, Pirifromis, Thoracic outlet etc. Mutiple Sklerose

Untersuchungsmethoden Klinisch Reflexstatus Sensible Testung (Vibrationsempfinden, Kalt-Warm, spitz-stumpf, zwei Punkte, Hyperalgesie, Allodynie, etc.) Schmerzfragebogen, visuelle Skalen, etc. Zusatzuntersuchungen EMG - NLG quantitative sensorische Testung (TSA, medoc) Es gibt keine Methode mit der man Schmerzen meßbar objektivieren kann!

SCHMERZ Schmerzskalen f. Patienten

Therapie neuropathischer Schmerzen Behandlungsstrategien: - Patientengespräch - Therapieziel - Stoffwechseleinstellung bei Diabetes, Niereninsuffizienz und Alkohol Karenz! - physikalische Therapie ?: Einreibungen, Massagen, Kälte-Wärme, Akupunktur, TENS? -Medikamentöse Therapie: Antidepressiva - Amitriptylin (25-150 mg), Imipramin (25-300mg), Desimipramin (50-200 mg), Serotonin re-uptake Hemmer (Seroxat 20-40 mg) Schwache bis starke Opiate - Tramadol (100 - 300 mg), DHC, MST, Morphin (10-20 mg) Ionenkanalblocker: Carbamazepin (200 - 1200 mg), Gabapentin (Neurontin 1200-3200 mg), Pregabalin (Lyrika 300-600 mg) Phenytoin, Lidocain (Infusion 5 mg/kg in 30 min), Mexiletin (450 - 700 mg) Andere: a-Liponsäure (600 mg/iv über 12 Tage, dann oral 3x600 mg), Capsaicin Salbe (4 x 0.025-0.075%), Cortison (500 mg/iv 5x)

Schmerzhafte Neuropathie Postherpetische Neuralgie Peripherer Nervenschaden Zentraler Schmerz Trigeminus neuralgie Antidepressiva Trizyclica SSNR SSRI 2.4 (2.0-3.0) 2.3 (1.7-3.3) 2.5 (1.4-10.6) 1.7 (1.1-3.0) ND 6.7 (3.4-43.5) Antikonvulsiva Phenytoin Carbamazepin Gabapentin Pregabalin Topiramat 2.1 (1.5-3.6) 3.3 (2-9.4) 3.7 (2.4-8.3) 2.5 4.0 3.2 (2.4-5.0) 3.0 3.4 (1.7-105) 2.6 (2.2-3.3) 3.1 Opioide Oxycodon Tramadol 3.4(2.3-6.4) 2.5 (1.6-5.1) NMDA Antagonisten Dextromethorphan Memantine 1.9 (1.1-3.7) Varia Capsaicin a-Liponsäure 5.9 (3.8-13) 3.6 (3-10) 5.3 (2.3-1000) 3.5 (1.6-1000)

Häufigste Nebenwirkungen der Schmerztherapie Somnolenz 33% Schwindel 24% Gangstörung 23% Kopfschmerzen 11% Diarrhoe 11% Konstipation 15 % Libidoverlust 15 %

Fall 1: Schmerzhafter Arm 37 männlicher Patient, Rechtshänder Langsam zunehmender Schmerz des l. Arms Dumpf, konstant vorhanden, wenig Veränderung Schwer definierbar: max. VAS 6/10 Spontane Verschlechterung über Stunden andauernd Keine Besserung mit üblichen Analgetika Fleckförmige Taubheit des Unterarms ? Angina Pectoris: vom Kardiologen gesehen, EKG normal, CTS? C6? SUS? Tennisarm, Psychogen?

Fall 1: Schmerzhafter Arm Patient ist glaubt das der Arm “gebrochen” ist; Notaufnahme Unfallklinik Mögliche radikuläre Schädigung? C6-C8? CTS, SUS, muskulär? MRT der HWS und Arm ohne path. Befund Vorstellung in der Elektrophysiologie: Grenzwertiges CTS, mögliches SUS, neuropathischer Schmerz! Taubheit im link Gesichtsbereich, Mundinnenseite nicht betroffen

Fall 1: Schmerzhafter Arm Normale neurologische Untersuchung bis auf: Diagnose?

Fall 1: Schmerzhafter Arm Hämangiom

Folgerung Schmerz ist nur ein Symptom Wo keine zufriedenstellende Ursache gefunden wird, sollte weitergesucht werden Übersehe nicht andere Symptome Versuche die Schmerzen zu lindern sollten immer damit verbunden sein eine mögliche Ursache zu finden

Fall 2: Taubes und Schmerzhaftes Gesicht 68 Jahre alter Mann Zustand nach Herpes Zoster Taubes Gesicht Schmerzhaftes Gesicht: Konstant VAS 5/10 Plötzliche Verschlechterung bis 9/10 Keine Besserung unter: Amitriptylin, Carbamezepin or Opioide Ausgeprägte Schlafstörung

Fall 2: Taubes und Schmerzhaftes Gesicht Areas of sensory loss to: Warmth Cold Pinprick Von-Frey hair Pain levels unchanged

Fall 2: Taubes und Schmerzhaftes Gesicht Behandlung mit Gabapentin Gebiet des Sensibilitätsverlustes nach 2 und 3 Monaten Schmerzintensität Nach 2 Monaten: Weniger plötzlicher Verschlechterung Nach 3 Monaten: VAS 4/10 Keine plötz. Verschlechterung Verbesserung des Schlafes

Folgerung Schmerzen können mit anderen neurologischen Symptomen und Zeichen vergesellschaftet sein Gewissenhafte Untersuchung kann dies zeigen Neurologischen Begleitsymptome können sich vor der Schmerzlinderung verändern Schmerzlinderung bedeutet nicht nur Beseitigung von “Unwohlsein”, sondern kann auch die Verbesserung der sensorischen und motorischen Funktionen bewirken