Motivation und Volition im Handlungsverlauf

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 Präsentation transkript:

Motivation und Volition im Handlungsverlauf Seminar: Motivationsdiagnostik Dozent: J. Wutke Referent: A. Jäger

Abgrenzung/Definition von Motivation und Volition „Der Begriff Motivation bezieht sich auf Prozesse und Phänomene, die mit dem Setzen von Zielen aufgrund deren Wünschbarkeit und Realisierbarkeit zu tun haben. Der Begriff Volition bezieht sich dagegen auf Prozesse und Phänomene, die mit der konkreten Realisierung von Zielen im Handeln zu tun haben.“ (Heckhausen & Heckhausen) Wahl von Handlungszielen Realisierung von Handlungszielen

Das Rubikon Modell – Heckhausen & Gollwitzer, 1987 Abwägen Planen Handeln Bewerten Motivation prädezisional Volitional präaktional Volitional aktional Motivation postaktional Rubikon Intentions-bildung Intentions-initiierung Intentions-deaktivierung Intentions-realisierung t

Da ist er!

Wer, er? Na,Ihr! Achso, Er!

Handlungsphasen und Bewusstseinslagen oder wie man sich das Rubikon Modell so erklären kann! Gollwitzer (1990): In jeder Handlungsphase des Rubikonmodells ist eine distinkte Aufgabe zu lösen Unter dem Begriff Bewusstseinslage versteht man eine bestimmte Art von kognitiver Orientierung, die für die Erledigung der jeweils in einer bestimmten Handlungsphase anstehende Aufgabe erforderlich ist (Heckhausen) In jeder Handlungsphase soll dementsprechend eine andere Bewusstseinlage auftreten

Handlungsphasen und Bewusstseinslagen Intentions-bildung Intentions-initiierung Intentions-realisierung Intentions-deaktivierung Motivation prädezisional Volitional präaktional Volitional aktional Motivation postaktional Rubikon Abwägen Planen Handeln Bewerten t Abwägende Bewusstseinlage Aufgabe: Auswahl und Setzen von Zielen an Hand von Wünschbarkeit und Realisierbarkeit der Ziele Planende Bewusstseinslage Aufgabe: Festlegen des Wann Wo, bzw. Pläne schmieden, die ein wann und wo festlegen Aktionale Bewusstseinslage Aufgabe: Konzentration auf Zielumsetzung, ausblenden aller störenden internen u. externen Einflüsse Bewertende Bewusstseinlage Aufgabe: Ergebnisse und Folgen mit ursprünglich geplantem abgleichen Es bleibt die entscheidende Frage, warum werden manche Ziele umgesetzt und andere nicht  Selbstregulationsstrategien als Antwort , hier die Vorsätze

Experimentelle Untersuchung der planenden und abwägenden Bewusstseinslagen In der planende bzw. abwägenden Bewusstseinslage sollten bewusstseinslagen-typische Aufgaben schneller und besser bearbeitet werden können. Planende Bewusstseinslage: Konzentration auf Zielrelevante Informationen; schnellere Verarbeitung Relevanter Informationen; höherer Optimismus bezüglich der Machbarkeit von Aufgaben Abwägende Bewusstseinslage: Besseres Einbeziehen inkongruenter Informationen; schnellere Verarbeitung irrelevanter Informationen; realistische Einschätzung von Machbarkeit von Aufgaben Induktion der Bewusstseinslagen: Planende Bewusstseinslage: Eigenes Projekt nennen und genau planen Abwägende Bewusstseinslage: Persönliches Problem von allen Seiten beleuchten

Experimentelle Untersuchung der planenden und abwägenden Bewusstseinslagen Illusionärer Optimismus – Einschätzung der eigenen Kontrollmöglichkeiten in Abhängigkeit der Bewusstseinslage (Gollwitzer & Kinney, 1989) Ablauf: Vpn wurden in planende oder abwägende Bewusstseinslage versetzt und lösten dann eine Kontingenzlernaufgabe, bei der sie hohe oder niedrige Kontingenz erfuhren . Design: 2x2 Ergebnisse:  Die planende Bewusstseinslage führt zu erhöhtem Optimismus, macht aber nicht blind für negatives Feedback. Wie hoch schätzen sie ihre Kontrollmöglichkeit? Abwägende Bewusstseinslage Planende Bewusstseinslage Hohe Kontingenz Niedriger als die Vpn in der planenden Bewusstseinslage Hoch Niedrige Kontingenz Beide Gruppen schätzen ihre Kontrollmöglichkeit auf mittlerem Niveau ein.

Absichten vs. Vorsätze – zwei paar Schuh Handlungsintentionen Absichten/Intentionen „Absichten oder Zielintentionen definieren entsprechend erwünschte Endzustände, die bisher noch nicht erreicht worden sind.“ (Heckhausen) Bsp.: Nächstes Jahr mach ich mehr für die Uni! Vorsätze „Vorsätze stehen im Dienste von Zielintentionen und sind Pläne, die deren Zielrealisierung unterstützen.“ (Heckhausen) Bsp.: Wenn ich das nächste mal an der Bib vorbei laufe, geh ich einfach rein und lese 20 Minuten in einem Psychologiebuch! Vorsätze sind im Vergleich zu nur Intentionen sehr effektiv darin Handlungen tatsächlich einzuleiten und umzusetzen wie genau funktionieren sie?

Merkmale von Vorsätzen Chronische Aktivierung Vorsätze = Wenn Sit./Reiz X eintritt mache ich Y Mentale Repräsentation von X ist „daueraktiviert“  hohe Salienz und hohe Zugänglichkeit Exp.: Embeded-Figure Test Automatizität Vorgenommene Aktionen Y werden automatisiert  geringe Belastung kog. Ressourcen, schnelle & effiziente Handlung Exp.: Kinder, die an ADHS litten, konnten mit Hilfe von Vorsätzen genauso gut wie Kontrollgruppe „Gesunder“ eine Verhaltenshemmungsaufgabe meistern  Vorsätze wirken an exekutiven Funktionen vorbei . (Gawrilow & Gollwitzer, 2004) bbbbbbbabbbbbbbbbabbbbbbbbbbbbbbabbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbabbbbbbbbbbbbbbbbbbabbbbbbbbbbb (Gottschaldt, 1926) Also sind Vorsätze immer besser, immer gleich gut  Moderatoren der Vorsatzwirkung: -Commitment -Aufgabenschwierigkeit ( hohe Schwierigkeit = Vorsätze funzen besser) -Aktivierung der Zielintention

Was Vorsätze so alles können I – Suppression Vorsätze können helfen selbst automatisches Verhalten zu unterdrücken. Bsp.: Aktivierung von Stereotypen Studie von Achtziger, Gollwitzer, Trötschel und Saal zur Aktivierung von Stereotypen beim Anblick von Fußballfans oder Obdachlosen (welch gelungene Auswahl) Gruppe 1 hatte Zielintention „Ich will fair urteilen“, Gruppe 2 fasste den Vorsatz: „Wenn ich einen Obdachlosen sehe, dann sage ich mir: Jetzt keine Vorurteile“  In Gruppe 2 keine Aktivierung des Stereotyps – bislang nahm man an, dass sich nur die Anwendung, nicht aber die Aktivierung von Stereotypen verhindern ließe.

Was Vorsätze so alles können II – Unterstützung der Persistenz oder Kampf dem social loafing Vorsätze helfen schwieriges oder sogar schmerzhafte Zielhandlungen dauerhaft durchzuführen, sie bauen Persistenz auf! Studie.: Sheeran & Orbell (1997)  Probanden mit Vorsätzen gingen häufiger zu Krebsvorsorgeuntersuchungen. Durch Vorsätze kann social loafing eliminiert werden! Studie.: Gollwitzer & Bayer (2004) Probanden mit guten Vorsätzen leisteten auch wenn ihr Beitrag in Gruppe nicht mehr nachgewiesen werden konnte mehr als Kontrollgruppe, die diesen Vorsatz nicht gefasst hatte.

Ausblick auf zukünftige Forschung Arbeitsgedächtnis Wie spielen die verschiedenen Komponenten des Arbeitsgedächtnisses bei den Prozessen der Zielintention und der Vorsätze zusammen? Neuropsychologie Welche cerebralen Korrelate gibt es für Bewusstseinslagen, wie stark und wo sind Gehirnareale aktiviert?

Aufwachen! Aufwachen! AUFWACHEN!

Danke fürs Zuhören!