M. Engelhardt (Osnabrück)

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 Präsentation transkript:

M. Engelhardt (Osnabrück) Genickbruch – Myelonläsion Verletzungen der Wirbelsäule und des Rückenmarks M. Engelhardt (Osnabrück)

Häufigkeit von Rückenmarkverletzungen 1,5-5 /100 000 Wirbelsäulenverletzungen gehen bis zu 60 % mit Rückenmarkverletzungen einher Häufigkeit von Rückenmarkverletzungen 1,5-5 /100 000 Offene Verletzungen Zerreißung bei Hochgeschwindigkeitstraumen Knochenfragmente Stichverletzungen Gedeckte Verletzungen Fortleitung äußerer Gewalt

Unfallmechanismen Kompressionsverletzungen Anteflexionstrauma Retroflexionstrauma Rotationsverletzungen Beschleunigungstrama Peitschenschlagtrauma

Kompressionsverletzung Kraft vertikal durch Schlag oder Sturz auf Schädel Sturz auf Gesäß - Kompressions- und Berstungsfrakturen Anteflexionstrauma Kraft von hinten auf Schädel (Sturz rückwärts vom Pferd oder beim Snowboard) - Bei schweren Traumen ventrale Rückenmarkskompression oder Hinterstrangschädigung

Retroflexionstrauma Gewalteinwirkung von vorn (Sprung ins flache Wasser, Schlag auf das Kinn) Rupturen des Längsbandes Diskusrupturen Ventrale Luxationen/Luxationsfrakturen (z.B. Densfraktur) Schwere zentrale Halsmarknekrosen Kneifzangenphänomen Verletzungen der A. vertebralis

Rotationsverletzungen/kombinierte Mechanismen Insbesondere im Bereich der unteren BWS/LWS Wirbelberstungsfrakturen mit Rückenmarkskompression und Konus-Kauda-Läsion

Beschleunigungstrauma HWS Abfolge von: Retroflexion, Anteflexion, Rotation und Kompression Peitschenschlagtrauma Posterior-anterior-Akzeleration Bogenfrakturen

Sportartspezifische Risiken Gleitschirmfliegen: Wirbelsäulenverletzung = häufigste Verletzung teilweise über 62 % Wirbelkörperfrakturen Belastungsspitzen am thorakolumbalen Übergang (Konus-Kauda-Syndrom) Reiten: obere HWS bei Sturz gefährdet Bandverletzungen, instabile Frakturen American Football: HWS bei Tacklings gefährdet Schmerz entlang der Wurzeln C5/C6 zum Arm Turnen: Meistens obere HWS betroffen Salti nicht vollständig gedreht Abgänge vom Reck Stürze auf das Gerät

Trampolinspringen: meistens HWS betroffen Wie bei Turnen – Salti nicht vollständig gedreht Eishockey: Wirbelkörper – und Wirbelbogenfrakturen infolge Bodychecks Impacttraumen mit axialer Gewalt im Bereich HWK 5/HWK 6 Ringen und andere Kampfsportarten: HWS-Verletzungen Kitesurfen: HWS-Frakturen Gewichtheben: HWS-Verletzungen Schwimmunfälle: Sprung in flaches Wasser Skilaufen: BWS/LWS-Verletzungen Snowboarden: HWS-Verletzungen Radfahren/Motorradfahren/Motorcross: durch Stürze mit hoher Geschwindigkeit

Symptome der Wirbelsäulenverletzungen Commotio spinalis (Rückenmarkerschütterung) Reversible vorübergehende Funktionsstörungen Keine morphologische Schäden Transiente Querschnittslähmung 10-15 min bis zu 48 Std. Schwäche der Extremitäten (Motorik stärker betroffen als Sensibilität) Bei angeborenen HWS-Erkrankungen (Spinalkanalstenose, Bandinstabilität, Bandscheibenerkrankung) Besondere Gefährdung bei Kontaktsportarten Beugung des Kopfes verstärkt Symptome

Contusio spinalis (Rückenmarkskontusion/-kompression) Passagere oder dauerhafte Einengung des Wirbelkanals um 50 % Es kommt zu: Axonrupturen, Nekrosen, zentralen Blutungen Schaden ist anhängig von Schwere und Dauer der Kompression Anfangs spinaler Schock: Areflexie, schlaffer Muskeltonus, Lähmung unterhalb Verletzungshöhe, atone Blase Nach Rückbildung des spinalen Schocks: spastische Para- oder Tetraparese, neben sensomotorischen Ausfällen auch: autonome Störungen, Blasen-Mastdarm-Störungen, gestörtes Schwitzen, Herz-Kreislaufprobleme

Vorgehen am Unfallort Schmerzäußerung des Patienten ist richtungsweisend! Bei folgenden Schmerzen muss der Sportler aus dem Wettkampf genommen werden: Positives Lhermitte-Zeichen Parästhesien Sensomotorische Störungen Hustenschmerz Schmerz zwischen Schulterblättern Stabile Lagerung am Unfallort Bei hoher Querschnittslähmung auf Atmung achten 30 mg/kg Methylprdnisolon als Bolus + Perfusor 5,4 mg/kg/Tag über 23 Stunden bei isoliertem Rückenmarktrauma Rasche Diagnostik mittels Röntgen, CT und MRT in der Klinik

Bildgebende Diagnostik von Wirbelsäulenverletzungen Konventionelle Röntgenbilder in 2 Ebenen (ggf. Zielaufnahme Dens Keine knöcherne Verletzung knöcherne Verletzung Kein Anhalt für lig. Verletzung Keine neurol. Symptomatik V.a. lig. Verletzung Keine neurolog. Symptomatik V.a. lig. Verletzung Zusätzl. neurolog. Symptomatik CT und multiplanare Rekonstruktion Dyn. Unters. im BV Funktionsaufnahmen MRT Dyn. Unters. Im BV Neurol. Symptomatik Keine Neurol. Symptomatik Keine weiteren diagnostischen Maßnahmen Lig. Verletzung Kein Anhalt für Lig. Verletzung MRT Therapie (OP oder konservativ)

Absolute OP-Indikationen Instabile Frakturen Rückenmarkkompression osteoligamentäre Verletzungen verhakte Verrenkungen Frühzeitig mit Physiotherapie und Ergotherapie beginnen