Hämostasediagnostik - Allgemeine Aspekte - Spezielle Aspekte

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 Präsentation transkript:

Hämostasediagnostik - Allgemeine Aspekte - Spezielle Aspekte Hannover, November 2005

Allgemeine Aspekte - Testsystematik - Qualitätssicherung - Befundinterpretation

Testsystematik - Phänotyp-Analytik - Funktionelle Testverfahren - Strukturelle Testverfahren - Genotyp-Analytik - DNA-basiert - RNA-basiert

Funktionelle Testverfahren - Funktionelle Testverfahren bestimmen die biologische Aktivität eines Analyten. - Testmatrix: Vollblut, plättchenreiches Plasma oder plättchenarmes Plasma - „Read-out-System“: - turbidometrisch - koagulometrisch - amidolytisch

Thromboplastinzeit Messprinzip: koagulometrisch Messparameter: Fibrinbildung Messgröße: Gerinnungszeit in Sek. Befundmitteilung: in Prozent bezogen auf Normalplasma Prothrombin-Ratio

International normalized ratio (INR) Patientenwert Prothrombin-Ratio = Normalwert INR = Prothrombin-RatioISI-Wert ISI = International Sensitivity Index

Korrelation „Quick-Wert“ und INR

Koagulometrisches Testverfahren Thrombin Fibrinogen Fibrin Messparameter: Fibrinbildung

Amidolytisches Testverfahren Thrombin H-D-Phe-Pip-Arg-pNA pNA Messparameter: Hydrolyse eines Peptidsubstrats

Thrombinbestimmung: koagulometrisch

Thrombinbestimmung: amidolytisch

TF-induced thrombin formation clot formation

Amidolytische Testverfahren - sind eine Alternative zu koagulometrischen Verfahren. - ermöglichen kinetische Untersuchungen  Endogene Thrombinbildungspotenzial.

Testsystematik - Phänotyp-Analytik - Funktionelle Testverfahren - Strukturelle Testverfahren - Genotyp-Analytik - DNA-basiert - RNA-basiert

Antigenteste Definition: Antigenteste messen die Konzentration und/oder die molekulare Struktur eines Analyten. Beispiele: ELISA-Verfahren Elektrophoresetechniken/Western-Blot HPLC Durchflusszytometrie

Sandwich-ELISA: Prinzip (1) Fänger-Ak Mikrotiterplatte

Sandwich-ELISA: Prinzip (2) Antigen Fänger-Ak Mikrotiterplatte

* * Sandwich-ELISA: Prinzip (3) Detektions-Ak Antigen Fänger-Ak Mikrotiterplatte

* * Sandwich-ELISA: Prinzip (4) Substrat Farbstoff Detektions-Ak Antigen Fänger-Ak Mikrotiterplatte

Allgemeine Aspekte - Testprinzipien - Qualitätssicherung - Befundinterpretation

Testvalidität - Eignung des Tests für die klinische Diagnostik.

Testvalidität: Parameter - Präzision (RiLiBÄK) - Spezifität - Sensitivität

Testpräzision Intra-assay Varianz: Schwankungen eines Messwertes innerhalb einer Messserie. Inter-assay Varianz: Schwankungen eines Messwertes von Serie zu Serie.

Testsensitivität: Definition Die Testsensitivität ist definiert als die Wahrscheinlichkeit mit der erkrankte Personen vom Test als krank erkannt werden.

Testvalidität Krankheits- Testergebnis status positiv negativ positiv richtig positiv falsch negativ negativ falsch positiv richtig negativ

Testsensitivität: Definition RP Sensitivität = RP + FN RP = richtig positiv, FN = falsch negativ

D-Dimer und DVT-Diagnostik Test Sensitivität Negativer prä- (%) diktiver Wert Elisa 97 96 Vidas-DD 98 98 Latex-Assay 83 92 Simplired 85 92 Perrier A, Bounameaux. Thromb Haemost 2001; 86: 475 - 487

Testspezifität: Definition Die Testspezifität ist definiert als die Wahrscheinlichkeit mit der gesunde Personen vom Test als nicht krank erkannt werden.

Testvalidität Krankheits- Testergebnis status positiv negativ krank richtig positiv falsch negativ gesund falsch positiv richtig negativ

Testspezifität: Definition RN Spezifität = RN + FP RN = richtig negativ, FN = falsch positiv

Testvalidität - Eignung des Tests für die klinische Diagnostik. - Evidence-based diagnostics

EBD: Bewertungen Das Ergebnis des diagnostischen Verfahrens ist ... Level 1: diagnoseentscheidend und therapierelevant. Level 2: diagnoseentscheidend oder therapierelevant. Level 3: diagnosehinführend. Level 4: zur Diagnostik und Therapie ungeeignet.

Qualitätssicherung: Ziele - Erkennen von Einflüssen, die unab- hängig von dem Messparameter das Testergebnis beeinflussen. - Sicherung einer gleichbleibenden Ergebnisqualität.

Einflussgrößen Einflussgrößen beeinflussen das Messergebnis unabhängig von der eigentlichen Messgröße.

Einflussgrößen - Physiologische Einflussgrößen - Methodische Einflussgrößen (Analytische Störgrößen)

Analytische Störgrößen - Präanalytische Fehler - In-process Fehler - Interpretationsfehler

Präanalytische Störgrößen - Art der Blutabnahme - Verhältnis Blut : Antikoagulanz - Art des Antikoagulanz

Anti-FXa-Bestimmung: Antikoagulanz

Anti-FXa-Bestimmung: Antikoagulanz

Analytische Störgrößen: Beispiel aPTT Präanalytische Fehler: Abnahme in Serumröhrchen Abnahme aus Heparinzugang In-process Fehler: Fehlende Zugabe von Calciumchlorid Verzicht auf Präzisionskontrollen Interpretationsfehler: Interpretation bei fehlendem Referenz- bereich

Physiologische Einflussgrössen - Alter - AB0-Blutgruppe - Akute-Phase-Reaktion - Geschlecht

vWF-Parameter: Referenzbereiche* Parameter Blutgruppen A/B 0 vWF-Ag: 64 – 150 % 46 – 125 % RiCof: 65 – 165 % 50 – 130 % CBA: 69 – 116 % 61 – 121 % * IHT Uniklinikum Bonn

Referenzintervall*: Definition - Das Referenzintervall bildet die bio- logische Streuung eines Messpara- meters in einer definierten Popula- tion ab. - Die obere und untere Grenze des Referenzintervalls wird durch das 95% Konfidenzintervall bestimmt. * Synonym: Referenzbereich

Referenzgrenzen: Bewertung X - 2s 95 % + 2s

Referenzwerte - Referenzstichprobe - Referenzintervall - Referenzgrenzen

Referenzstichprobe: Selektion Induktiv: Ausgewählte Population ohne Krankheits- merkmale (Blutspender, Krankenhausper- sonal) Deduktiv: Unselektierte Patienten bilden das Basis- material. Durch Ausschlusskriterien wird das Kollektiv der „nicht kranken“ ermittelt. Mathematisch: „Bhattacharya Plot“

Referenzstichprobe: induktiv Population: 100 gesunde Blutspender 50 Frauen/ 50 Männer Berechnung: 95 % Konfidenzintervall* * Fast alle Hämostaseparameter sind nicht normalverteilt.

Referenzstichprobe: Deduktiv Parameter: D-Dimer als Thrombose- indikator Basiskollektiv: Patienten mit thrombose- typischer Symptomatik Selektionskriterium: bildgebende Diagnostik

Allgemeine Aspekte - Testprinzipien - Qualitätssicherung - Befundinterpretation

Transversalbeurteilung Wert in Bezug zum Referenzintervall: - innerhalb: gesund? - außerhalb: pathologisch?

Entscheidungsgrenzen - Entscheidungsgrenzen korrelieren eine klinische Symptomatik mit ein- em Messwert. - Entscheidungsgrenzen können nur an einem Kollektiv von erkrankten Personen ermittelt werden. - Entscheidungsgrenzen und Referenz- grenzen sind nicht deckungsgleich.

Entscheidungsgrenzen: Beispiel Parameter: FVIII-Aktivität Referenzintervall: 60 – 150 % Entscheidungsgrenze: - Hämophilie: < 30 % - Thrombophilie: > 250 %

Bewertungsalgorithmus: Laboranalytik Messwert laborinterne Qualitätskontrolle fehlerfrei ja nein Freigabe Fehlersuche ärztliche Befundung Arzt informieren Wiederholung

Qualitätskontrolle & Referenzintervall Unpräzision von Tag zu Tag: - höchstens 1/8 des Referenzintervalls - besser 1/12 des Referenzintervalls Beispiel: aPTT (26 – 34 s) - 1/8  1 s - 1/12  0,7 s

freigegebener Messwert Bewertungsalgorithmus: Laboranalytik freigegebener Messwert Innerhalb des Referenzbereichs ja nein Verlaufs- kontrolle Krankheits- bezug ja nein ja nein Bezug zu Vorwerten Normal- wert Klinisch- relevant Klinisch- nichtrelevant

Beispiel: Thrombzytenzahl Referenzbereich: 150.000 – 300.000/µL ja nein Verlaufs- kontrolle Krankheits- bezug ja nein ja nein Bezug zu Vorwerten Normal- wert Klinisch- relevant Klinisch- nichtrelevant

Beispiel: Thrombozytenzahl Klinischer Verlauf: - Beginn Heparintherapie vor 5 Tagen Ausgangswert: 290.000/µl Aktueller Messwert: 180.000/µl Bewertung: V. a. relative Thrombozytopenie

Hämostasediagnostik - Allgemeine Aspekte - Spezielle Aspekte