Patrick Rössler Einführung in die Methoden der empirischen Kommunikationsforschung Vorlesung BA Kommunikationswissenschaft
Sitzung XII: Beobachtung Ausgangspunkt: Rationalisierung durch Befragte im Interview oft Fehlerquelle deswegen: Beobachtung relevanter Verhaltensmerkmale durch Forscher alternative Form der Datenerhebung experimentelle wie nicht-experimentelle Designs möglich nicht-reaktive („natürliche“) Erhebungssituation in der Regel qualitative Auswertung der Befunde
Charakteristika von Beobachtungen (I) teilnehmend vs. nicht-teilnehmend offen vs. verdeckt verdeckte nicht-teilnehmende Beobachtung = einzige wirklich nicht-reaktive Vorgehensweise, bei der das soziale Geschehen durch die wissenschaft-liche Beobachtung nicht beeinflusst wird
Charakteristika von Beobachtungen (II) Feldsituation vs. Laborsituation externe vs. interne Validität (s. Experiment), Doppelstrategie Laborstudie, wenn natürliche Situation nicht herstellbar ist langfristige Prozesse sind i.d.R. nur im Feld beobachtbar Selbst- vs. Fremdbeobachtung Introspektion als Ausnahme, nicht intersubjektiv nachprüfbar unstrukturiert vs. strukturiert Gefahr: selektive Wahrnehmung erzeugt Verzerrung in Richtung der untersuchten Hypothese Beobachtungsschema erhöht Zuverlässigkeit der Messung
Strukturierte Beobachtungen Beobachtungsschema gibt Dimensionen vor, anhand derer die Beobachtungen verschlüsselt werden -> Standardisierung eliminiert unvorhergesehene Ereignisse durch Instrument simultan oder nachträglich? Kombination in 2 Phasen unstrukturierte Voruntersuchung zur Ermittlung der Kriterien für das strukturierte Instrument
Vorgehensweise bei der Konzeption von Beobachtungsstudien [Auswahlverfahren: Bestimmung der Untersuchungsobjekte] Festlegung des Beobachtungsfeldes (räumlich, zeitlich) Festlegung des Beobachtungsobjekts handelnde Einzelpersonen, handelnde Gruppen, Objekt Festlegung des Beobachtungsfalls Merkmalsträger, Aktionen, Zeitpunkte
Auswertungsverfahren für Beobachtungsdaten Profilanalyse -> Häufigkeitsverteilung interessanter Variablen Sequenzanalyse -> Gegenüberstellung der Profile unterschiedlicher Handlungssequenzen Matrizenanalyse -> Ínteraktion zwischen Objekten (mehrere Beobachtungen) Phasenanalyse -> Aggregation über viele Zeitpunkte und Aktionen
Typische Beobachtungsstudien in der KW Redaktionelle Arbeitsabläufe -> Gatekeeping, Nachrichtenwerte, PR-Resonanz Mediennutzung im Alltag -> ethnographische Rekonstruktion, Medien und Familie Prozesse der Medienauswahl und -wirkung -> Medienwahltheorien, funktionale Alternativen, Gewalt Kommunikationsmodalitäten -> interpersonale Kommunikation, Handy-Nutzung Automatisierte Erfassung der Nutzung (apparativ) -> Telemetrie, Radiometrie, Logfile-Analyse, Produkt-Scan
Wichtigstes Anwendungsfeld in D: Automatisierte Erfassung der Fernsehnutzung Telemetrie: apparativ-automatisierte Beobachtung durch GfK-Meter Telecontrol XL disproportional (nach Bundesländern) geschichtete Stichprobe 5.640 Haushalte mit mindestens einem Fernsehgerät 13.000 Einzelpersonen ab 3 Jahren, regelmäßig ersetzt
Wichtigstes Anwendungsfeld in D: Automatisierte Erfassung der Fernsehnutzung Telemetrie: apparativ-automatisierte Beobachtung durch GfK-Meter Telecontrol XL Einschaltquote, Marktanteil, Sehdauer, Sehbeteiligung, Verweildauer, Nettoreichweite, Bruttoreichweite Ergänzende Messungen:
Zusammenfassung: Beobachtung alternative Form der Datenerhebung Beobachtung relevanter Verhaltensmerkmale durch Forscher Gelegenheit zur nicht-reaktiven Vorgehensweise bei verdeckter, nicht-teilnehmender Beobachtung ethische Vertretbarkeit verdeckter Beobachtung? Standardisierung: Strukturierung (Beobachtungsschema) Problem: Fehlinterpretation des beobachteten Geschehens Auswertung: Profil-, Sequenz-, Matrizen-, Phasenanalyse Beispiele in der KW: Redaktionsbeobachtungen, Telemetrie