Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

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Depressionen bei Kindern und Jugendlichen
 Präsentation transkript:

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern https://www.youtube.com/watch?v=tRUlHWqbFcE (offizielle Filmvorschau) https://www.youtube.com/watch?v=p6nPxdAZoQQ (Offizieller Teaser Trailer) https://www.youtube.com/watch?v=dJQ4X97--bc (Trailer Teil II) https://www.youtube.com/watch?v=ETzclSAClrc (Bitte stör mich! Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege) Empfehlung: Eine Filmsequenz auswählen! Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern Austausch Was löst die kurze Filmsequenz in Ihnen aus? Teilen Sie Ihre Gedanken, Gefühle und Erfahrungen mit Ihren Sitznachbarn. https://de.freeimages.com/search/depression Bilder nur verwenden, wenn jedes einzelne Bild mit Quellenangabe versehen ist! Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern Definition Depression ist eine weit verbreitete psychische Störung, die durch Traurigkeit, Interesselosigkeit und Verlust an Genussfähigkeit, Schuldgefühle und geringes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen gekennzeichnet sein kann. (WHO) Es gibt unterschiedliche Ausprägungen in Schwere (leicht, mittelgradig, schwer) und Verlauf (einmalig, wiederkehrend, dauerhaft). Die fettgedruckten Symptome sind die Leitsymptome über alle Definitionen hinweg. Nach ICD 10 (internationale Klassifikation von Krankheiten) wird unterschieden: F32 depressive Episoden (leicht, mittelgradig, schwer) F33 rezidivierende (wiederkehrende) depressive Störung F34 dauerhafte Instabilität von Stimmung und Antrieb Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern Symptome Gedanken Gefühle „Ich bin nichts wert.“ „Es hat alles keinen Sinn.“ „Ich bin niedergeschlagen.“ „Ich habe zu nichts Lust.“ „Ich bin wütend.“ Verhalten Körper „Ich mag nicht aufstehen.“ „Ich mag niemanden sehen.“ „Ich habe Bauchschmerzen.“ „Ich muss ständig weinen.“ Gedanken: selbstwertvermindernde Gedanken, niedriger Selbstwert, Selbstabwertung, generalisierte Sinnlosigkeit Gefühle: Traurigkeit, Wut, Aggression, Gereiztheit Verhalten: Antriebslosigkeit, Lähmung Körper: Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, diffuse Schmerzen, niedergedrückte Haltung, leise Stimme Jungen reagieren häufiger mit externalisierendem Verhalten (Gereiztheit, Aggression), Mädchen eher mit internalisierendem Verhalten (Rückzug, Kopf- und Bauchschmerzen) Sind alters- und entwicklungsabhängig: siehe Folien 7-10 Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern http://www.pexels.com

Symptome bei Kleinkindern (1-3 Jahre) Vermehrtes Weinen, wirken traurig Ausdrucksarmes Gesicht Erhöhte Reizbarkeit, Irritabilität Gestörtes Essverhalten Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafstörungen oder übergroßes Schlafbedürfnis) Überanhänglich, können schlecht alleine sein Selbststimulierendes Verhalten: Schaukeln des Körpers, exzessives Daumenlutschen, genitale Manipulation Teilnahmslosigkeit Spielunlust und auffälliges Spielverhalten (mangelnde Fantasie) Zitiert nach www.fideo.de (genaue Quellenangabe siehe Folie 23) Depressive Kleinkinder zeigen zudem häufig eine Entwicklungsverzögerung. Sie lernen später laufen und sprechen, entwickeln geringere grob- und feinmotorische Geschicklichkeit und auch kognitive Fähigkeiten können sich langsamer entwickeln. Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Symptome bei Kindern im Vorschulalter 3-6 Jahre Trauriger Gesichtsausdruck Verminderte Gestik und Mimik, psychomotorische Hemmung Leicht irritierbar, stimmungslabil, auffällig ängstlich Mangelnde Fähigkeit, sich zu freuen Teilnahmslosigkeit und Antriebslosigkeit, introvertiertes Verhalten  Vermindertes Interesse an motorischen Aktivitäten Innere Unruhe und Gereiztheit zeigen sich in unzulänglichem/kontaktarmen, aber auch aggressivem Verhalten Ess- und Schlafstörungen Zitiert nach www.fideo.de (genaue Quellenangabe siehe Folie 23) Es können sich erste Vorformen typisch "erwachsener" Symptome zeigen, z.B. Äußerung der Annahme, dass keiner mit ihnen spielen wolle, keiner sie liebe und keiner Zeit für sie habe. Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Symptome bei jüngeren Schulkindern (6 - ca. 12 Jahre) Verbale Berichte über Traurigkeit Denkhemmungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisstörungen Schulleistungsprobleme Zukunftsangst, Ängstlichkeit Unangemessene Schuldgefühle und unangebrachte Selbstkritik psychomotorische Hemmung Appetitlosigkeit (Ein-)Schlafstörungen Suizidale Gedanken Zitiert nach www.fideo.de (genaue Quellenangabe siehe Folie 23) Ab diesem Alter treten die typischen Symptome der Depression in den Vordergrund. Die Kinder sind niedergeschlagen, resigniert und ängstlich. Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Symptome im Pubertäts- und Jugendalter (13-18 Jahre) Körperliche Symptome: Psychosomatische Beschwerden (Kopfschmerzen), Gewichtsverlust Ein- und Durchschlafstörungen (häufig auch übermäßiges Schlafbedürfnis) Im Vordergrund stehen die psychischen Symptome: Vermindertes Selbstvertrauen (Selbstzweifel) Apathie, Ängste, Lustlosigkeit, Konzentrationsmangel Stimmungsanfälligkeit, Gereiztheit, Aggressivität Tageszeitabhängige Schwankungen des Befindens Leistungsstörungen Gefühl, den sozialen und emotionalen Anforderungen nicht gewachsen zu sein, Gefahr der Isolation, des sozialen Rückzugs Anstieg der Suizidgedanken und -versuche Zitiert nach www.fideo.de (genaue Quellenangabe siehe Folie 23) Schwierigkeit der Diagnosestellung Formal gelten die gleichen Diagnosekriterien wie bei Erwachsenen (ICD-10), jedoch scheinen viele Merkmale, die als Symptome von Depressionen aufgezählt werden, Bestandteile normaler jugendlicher Entwicklung zu sein: zu Tode betrübt, gereizt, verschlossen, gelangweilt oder grüblerisch, oft mit sich und der Welt unzufrieden. Die Grenzen zwischen normaler Entwicklung und depressiver Symptomatik sind fließend - und darin besteht die Schwierigkeit einer eindeutigen Diagnose. Diese unterschiedlichen Bilder der Depression führen häufig dazu, dass die Depression im Jugendalter oft nicht oder sehr spät erkannt wird. Zusätzlich zur Depression treten oftmals begleitende (psychische/ Verhaltens-) Störungen auf, sogenannte Komorbidität, die eine eindeutige Diagnose erschweren können. Folgende komorbide Störungen sind im Kindes- und Jugendalter häufig: Angststörungen Suchterkrankungen Störung des Sozialverhaltens Essstörungen (Hoffmann et al., 2012) Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern Statistische Daten Häufigkeit, im genannten Altersbereich an einer Depression zu erkranken: Im Kindesalter: 2 % Im Jugendalter: 5 bis 10 % Im Erwachsenenalter: 15 bis 20 % Verteilung nach Geschlecht Bis zum 10. Lebensjahr: Mädchen/Jungen 1 : 1 Bei Jugendlichen: Mädchen/Jungen 2 : 1 bis 3 : 1 Bei Erwachsenen: Frauen/Männer 2 : 1 Braun-Scharm, 2017 Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern Abgrenzung Trauer Emotionaler Zustand, z. B. Niedergeschlagenheit oder heftige emotionale Reaktion wie Schmerz, Traurigkeit und Wut Prozess bei der Bewältigung von Trennung, Krankheit, Sterben und Tod Traurigkeit als Symptom der Depression Übergang in eine Depression möglich Angst Emotionale Reaktion auf eine reale oder fiktive Gefahr Entwicklungsgeschichtliche Schutzfunktion Hohe Auftretenswahrscheinlichkeit zusammen mit Depression Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern Erklärungsmodell Neben der klassischen Depressionstheorien liegen heute immer mehr Versuche vor, das Wechselspiel verschiedener biopsychosozialer Faktoren bei der Entstehung einer Depression im Kindes- und Jugendalter in Erklärungsmodelle zusammenzufassen. Im Sinne eines Vulnerabilitäts-Stress-Modells kann für viele Fälle davon ausgegangen werden, dass dispositionelle Faktoren und Temperamentsmerkmale sowie ungünstige Bindungs- und Erziehungserfahrungen du die unzureichende Befriedigung von Grundbedürfnissen in früher Kindheit zu einer erhöhten psychischen Verletzbarkeit führen. Diese Vulnerabilität kann sich auf unterschiedlichen Ebenen herausbilden, etwa in Form mangelnder Emotionsregulation bzw. negativer Affektivität, erhöhter Stressreaktivität, dysfunktionaler kognitiver Muster oder fehlender sozialer Kompetenz und Problemlösefertigkeiten. Auf dem Boden dieser Vulnerabilität können besondere Herausforderungen des Jugendalters (z. B. körperliche und soziale Veränderungen der Pubertät) und vor allem belastende Lebensereignisse und Stress, insbesondere im zwischenmenschlichen Bereich (z .B. elterliche Scheidung, Trennungen und Streit), oder auch andere Belastungen (eine eigene Erkrankung, schulische Misserfolge, gehäufte Umzüge) eine Depression letztendlich auslösen. Im Sinne eine Teufelskreises verstärken sich dann depressive Verstimmung und ungünstige Verhaltens- und Erlebensmuster; ebenso begünstigen die depressiven Symptome wiederum zusätzliche Belastungen und Stress (etwa in Form zwischenmenschlicher Probleme und schulischer Schwierigkeiten etc.). Ergänzung zur Abbildung: Vulnerabilität: z. B. Schwierigkeiten, Gefühle zu regulieren; negative Grundstimmung; einseitige, verzerrte gedankliche Bewertungsmuster; mangelnde, soziale Kompetenzen; höhere Stressempfindlichkeit; Rückzugstendenzen Entwicklungseinflüsse: z. B. Pubertät, körperliche Veränderungen, Bedürfnis nach engeren Freundschaften, Fähigkeit zu mehr Selbstreflexion, mehr Rollenanforderungen Gesellschaftliche Einflüsse: z. B. Medien, Leistungsdruck, Vielfalt von Wertvorstellungen und Lebensentwürfen, erschwerte Orientierung (F. Petermann: Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie, 7. Auflage) Petermann, 2013 Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern Risikofaktoren Biologische Faktoren, z. B. Alter (steigt im Jugendalter an) Weibliches Geschlecht Kognitiv-emotionale Faktoren, z. B. Ungünstige gedankliche Verarbeitungs- und Bewertungsmuster Verzerrt negatives Bild von sich, anderen und der Zukunft Familiäre Faktoren und Eltern-Kind-Interaktion, z. B. Geringe Bindungsqualität zwischen Eltern und Kind Verlusterlebnisse und psychische Erkrankungen in der Familie Soziale Kontakte und Beziehungen zu Gleichaltrigen, z. B. Geringe soziale Kompetenz Weniger enge Beziehungen zu Gleichaltrigen Kritische Lebensereignisse und Stress, z. B. Schulische Überforderung (Cyber-)Mobbing Der Entstehung einer depressiven Störung bei Kindern und Jugendlichen können im Einzelfall ganz unterschiedliche Risiken und Entwicklungswege zugrunde liegen. Es wird von einem komplexen Zusammenspiel der Faktoren ausgegangen. Folgende Faktoren können das Auftreten und die Aufrechterhaltung einer Depression begünstigen: Biologische Faktoren: Alter (steigendes Risiko im Jugendalter), weibliches Geschlecht, Hormonelle Veränderungen und Pubertät, Anomalien im Hirnstoffwechsel, cerebrale Auffälligkeiten, erhöhte biologische Stressempfindlichkeit, genetische Übertragung von einem depressiv erkrankten Elternteil Kognitiv-emotionale Faktoren: ungünstige gedankliche Verarbeitungs- und Bewertungsmuster (selektiv negative Wahrnehmung und Informationsverarbeitung, einseitige Ursachenzuschreibung…), verzerrt negatives Bild von sich, anderen und der Zukunft, ungünstige Emotionsregulation beziehungsweise negative Affektivität, mangelnde Problemlösefertigkeiten Familiäre Faktoren und Eltern-Kind-Interaktion: geringe Bindungsqualität zwischen Eltern und Kind (z. B. geringe emotionale Verfügbarkeit und Unterstützung, mangelnde Fürsorge, wenig Kommunikation, geringe Empathie, Ablehnung, Feindseligkeit, Vernachlässigung und Strafe), Trennungen und Verlusterlebnisse etwa durch den Tod eines Familienmitglieds oder die elterliche Scheidung, Affektive oder andere psychische Erkrankungen eines Elternteils, weitere familiäre Belastungen wie Ehe- und Erziehungsstreitigkeiten, Armut, Mussbrauch oder Misshandlung Soziale Kontakte und Beziehungen zu Gleichaltrigen: geringe soziale Kompetenz, weniger enge Beziehungen und Kontakte zu Gleichaltrigen, Ablehnung und Isolation, Belastende Erfahrungen im Freundeskreis (wie z. B. Streit, Trennung, Tod, Krankheit) Kritische Lebensereignisse und Stress: neben Belastungen in der Familie oder der Gleichaltrigengruppe auch weitere stressvolle Ereignisse und Erfahrungen (z. B. schulische Überforderung oder schulischer Misserfolg, körperliche Krankheiten, Krankenhausaufenthalte, Umzüge, Armut) (F. Petermann: Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie, 7. Auflage) Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Vorgehensweise bei Verdacht auf Depression Lehrkraft erhält im Gespräch mit Schülerin/Schüler erste Hinweise auf eine mögliche Depression. Lehrkraft wendet sich an die Schulpsychologin/den Schulpsychologen. Schulpsychologin/Schulpsychologe führt Gespräch(e), ggf. (gemeinsam) mit Lehrkraft, Schülerin/Schüler und Eltern. Schulpsychologin/Schulpsychologe bespricht mit Eltern und Schülerin/Schüler weiteres Vorgehen, z. B. Kontaktaufnahme mit: Hausarzt bzw. Kinderarzt Kinder- u. Jugendlichen-Psychotherapeut Facharzt für Kinder- u. Jugendlichen-Psychiatrie und -Psychotherapie Bei akuter Suizidalität Kinder- und Jugendpsychiatrie (Notfallnummer) Bei Hausarzt bzw. Kinderarzt Screening z.B. CHILD-S oder DesTeen möglich Dringlichkeitshinweis durch Hausarzt bzw. Kinderarzt in Überweisung möglich Mit wem Kontaktaufnahme angebahnt wird, hängt von örtlichen Gegebenheiten und vorherigen Kontakten der Familie ab (Vielleicht besteht bereits Kontakt mit einem Facharzt) Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Gespräch(e) mit Betroffenen Achten Sie auf das Setting: Wichtig sind Zeit und Ruhe für ungeteilte Aufmerksamkeit. Versuchen Sie, Kontakt und Vertrauen aufzubauen. Stellen Sie Kontakt zu (professionellen) Unterstützern her. Hilfreich für Gespräche ist: Beschreiben Sie beobachtetes Verhalten ohne Bewertung: „Mir ist aufgefallen, dass du dich in der Pause von deinen Freunden zurückziehst.“ Stellen Sie möglichst offene Fragen: „Wie geht es dir?“ Verwenden Sie „Ich-Botschaften“ – zum Beispiel, um auszudrücken, warum Sie das Gespräch suchen: „Ich mache mir Sorgen.“ Gehen Sie nicht zu sehr in die Tiefe – das ist Aufgabe von Therapeuten und Fachärzten. Jeder muss überlegen, ob die Formulierungsbeispiele passend sind: für die jeweilige Situation Für den jeweiligen Adressaten für die/den jeweilige(n) Sprecherin Wenn ich mir nicht wirklich Sorgen mache, kann ich das auch nicht sagen! Es geht um Authentizität! In abgeschwächter Form könnte man sagen … Ich bin besorgt, dass …. Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern Dos und Don´ts Das ist hilfreich: Bitte nicht: Vermindern Sie das Anspruchsdenken bei den Betroffenen. Verharmlosen Sie nicht: „Das wird schon wieder.“ „Reiß dich zusammen.“ Zeigen Sie die Mitteltöne des Lebens auf. (weg vom Schwarz-Weiß- Denken) Verfallen Sie nicht in übertriebenen Aktionismus und/oder Panik. Bleiben Sie ruhig und vermitteln Sie Zuversicht, dass es Hilfe gibt. Versprechen Sie nichts: „Ich spreche mit niemanden darüber.“ Machen Sie vorsichtig Mut, Hilfe anzunehmen. Geben Sie kein vorschnelles Urteil ab. Übernehmen Sie klare Führung für die nächsten Schritte. Schlagen Sie keine vorschnellen Lösungen vor. Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern Diagnose und Therapie Multimodale Diagnostik Anamnese und Exploration, z. B. Informationen zu psychosozialen Belastungen, familiären Beziehungsstörungen Psychometrische Diagnostik, z. B. störungsspezifische Tests und Fragebögen Körperliche Untersuchung zum Ausschluss körperlicher Erkrankungen Multimodale Therapie Therapeutische Maßnahmen, z. B. Psychoedukation, Aktivierung, Beeinflussung negativer Gedanken, Schulung sozialer Fähigkeiten, Strategien zur Problemlösung Medikamentöse Therapie Flankierende Maßnahmen, z. B. Elternarbeit, Einbezug des schulischen Umfelds Multimodale Diagnostik Anamnese und Exploration (Informationen zu psychosozialen Belastungen, familiären Beziehungsstörungen, …) Psychometrische Diagnostik Störungsspezifische Tests und Fragebögen (DIKJ, ...) Störungsübergreifende Verfahren (DISYPS-III, ...) Körperliche Untersuchung (Ausschluss körperlicher Erkrankungen, …) Multimodale Therapie Verhaltenstherapeutische Maßnahmen: Psychoedukation (Aufklärung über das Störungsbild, ...), Aktivierung (Strukturierung des Tagesablaufs, …), kognitive Umstrukturierung (Abbau belastender Kognitionen, …), soziale Problemlösetechniken (Verbesserung sozialer Fertigkeiten, …), etc. Medikamentöse Therapie: SSRI, etc. Flankierende Maßnahmen: Einbezug der Eltern (Erarbeitung eines gemeinsamen Störungskonzeptes, …), Einbezug des schulischen Umfelds (Hilfe beim Übergang von einer stationären Therapie in den Schulalltag, …), etc. Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Fazit „Wir brauchen in unseren Schulen eine Kultur des Hinschauens.“ Josef Kraus Ehemaliger Präsident des deutschen Lehrerverbandes Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern Bitte stör mich Bitte stör mich! Und wenn mein Schweigen zu laut wird, dann hör mich. Ich brauch jemanden zum Gedanken umtopfen und Gärten bunt träumen, zum Hand halten und Arm drücken. Bitte stör mich und bleibe. Vielleicht wird aus Enge dann Weite und aus Falltüren Brücken und aus Elefanten wieder Mücken. Komm, um meine Gedankenschiffe zu versenken. Komm und störe. Bitte sei leise, so laut, dass ich mich selbst wieder höre. Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Unterstützung: regional Befüllen nach z.B. Schulamtsbezirk z.B. Stadt und Umgebung der jeweiligen Schule Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Unterstützung: Internet www.fideo.de (fighting depression online) https://jugend.bke-beratung.de (Onlineberatung Bundeskonferenz für Erziehungsberatung) https://www.deutsche-depressionshilfe.de/start … Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Autorinnen und Autoren PPP Dr. Jürgen Hofmann Zentraler Schulpsychologe für Realschulen Maren Märker Zentrale Schulpsychologin für berufliche Schulen Petra Meißner, StDin Leiterin der Staatlichen Schulberatungsstelle für Unterfranken Christian Obermeier Christel Randak Dagmar Zeller-Dittmer Zentrale Schulpsychologin für Gymnasien Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern Quellenangaben Definition Depression (Folie 4): http://www.euro.who.int/de/health-topics/noncommunicable-diseases/mental-health/news/news/2012/10/depression-in-europe/depression-definition Erklärungsmodell und Risikofaktoren (Folien 8 und 9): F. Petermann (Hrsg.): Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie, 7. Auflage, Hogrefe Verlag, Göttingen, 2013. Statistische Daten (Folie 6): H. Braun-Scharm: Vortrag „Depression im Kinder- und Jugendalter“, Bezirkskrankenhaus Lohr, 2017. Symptome (Folie 7-10) https://www.fideo.de/fuer-paedagogen/wissen-depression/symptome/ Aufruf (Folie 15): https://www.youtube.com/watch?v=ETzclSAClrc Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern

Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern Literaturhinweise Haider, Harald: Psychische Probleme von Kindern und Jugendlichen. Wahrnehmen –verstehen – helfen. Linz, 2008. Groen, Gunter et. al.: Ratgeber. Traurigkeit, Rückzug, Depression. Informationen für Betroffene, Eltern und Erzieher. Hogrefe Verlag. Göttingen, 2012. F. Petermann (Hrsg): Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie. 7. Auflage. Hogrefe Verlag. Göttingen, 2013. Die Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern