Zukunft der Arbeit – Arbeit der Zukunft Impulsreferat von Klaus Dörre Hannover, 11. Mai 2006 Zukunft der Arbeit – Arbeit der Zukunft Impulsreferat von Klaus Dörre
Fordistisches Produktionsmodell (1) Reduktion und Rationalisierung operativer Zeit durch die Aufspaltung von Arbeitsaufgaben und deren Technisierung. (2) hierarchische Organisation von Konstruktion, Entwicklung, Produktion und Vertrieb. (3) den Primat der Produktions- über die Marktökonomie, wobei unterstellt wurde, dass niedrigpreisige Waren immer einen Käufer finden. (4) den Dualismus von Großindustrie und Kleinbetrieben, indem große Firmen stabile Massenbedürfnisse befriedigten während kleinbetriebliche Produktion die variable Nachfrage bediente.
Positive Korrelation mit: (5) keynesianischer Nachfragesteuerung Positive Korrelation mit: (5) keynesianischer Nachfragesteuerung. (6) Beteiligung der Beschäftigten am Produktivitätsfortschritt. (7) sozialstaatlicher Regulation, Ent-Kommodifizierung, Normalarbeitsverhältnisse.
Fordistisches Produktionsmodell II Verdichtung zum „flexiblen Fordismus“ deutscher Prägung: (8) Unternehmenshierarchien traditionell weniger gestaffelt. (9) Kontrollpraktiken lockerer. Herrschaftsfunktion des Managements wegen ihrer Bindung an die Profession sachlicher. Ausstattung mit industriellen Rechten weiter vorangetrieben als in vergleichbaren Modellen. diversifizierte Qualitätsproduktion. (13) duales System der Arbeitsbeziehungen, das sowohl Kompromissbildungen auf zentraler Ebene (regionale Vereinbarungen und deren nationale Koordinierung in der Arena der Tarifbeziehungen), als auch deren variable Umsetzung auf der Unternehmens- und Betriebsebene ermöglicht.
Der marktzentrierte Kontrollmodus Ausrichtung auf unsichere, umkämpfte Märkte; Orientierung an den Gewinnmargen der Marktführer. (2) Akquisitionsfähigkeit, Abwehr feindlicher Übernahmen als Ziele. (3) Wertbasierte Steuerungsformen, straffe Profitsteuerung, „Internalisierung des Marktes“. (4) Externe Flexibilisierug durch Konzentration auf das Kerngeschäft, Ausgründungen/Outsourcing. (5) Interne Flexibilisierung mittels Centerbildung. (6) Integration und Kontrolle über Zielvereinbarungen, Finanzkontrolle. (7) Managerrotation, Gewinnbeteiligung, Schwächung des produktionsnahen Managements.
(8) Übergang zur „diffusen Macht“ des Marktes; Anonymisierung von Herrschaft. Regime der „kurzfristigen Zeit“. (10) Erblinden gegenüber lokalen und regionalen Wettbewerbsvorteilen.
Charakteristika des nachfordistischen Produktionsmodells Dominanz der Markt- über die Produktionsökonomie. (2) Aktive Rationalisierungsbeteiligung von Beschäftigten auf der Grundlage stark asymmetrischer Kompromissformeln („Arbeitsplatzerhalt“). (3) Flexibilität als zentrales betriebswirtschaftliches Problem. (4) Flexibilisierung von Beschäftigung, Lohn, Leistung, Arbeitszeiten. (5) Informatisierung und Netzwerkbildung. (6) Betriebliche Wettbewerbspartnerschaften, Re- Kommodifizierung von Arbeit. (7) Nachfordistische Subjektivität, Individualismus des „Selbstregierens“.
These 1: Die normative Kraft des unbefristeten, Existenz sichernden Normalarbeits- verhältnisses schwindet. Es wird aber nicht zwangsläufig zum Auslaufmodell. Abbildung 2: Veränderung der Beschäftigungsstruktur: Anteil der Erwerbstätigen nach Erwerbsformen (Ost – West):
These 2: Die nachfordistische Arbeitsgesellschaft wird durch neue Spaltungslinien geprägt. Wir haben es mit einer fragmentierten Arbeitsgesellschaft zu tun, in der das Kriterium der Lohnabhängigkeit immer seltener vereinheitlichend wirkt. Schaubild 1: (Des-)integrationspotentiale von Erwerbsarbeit – eine Typologie Zone der Integration 1. Gesicherte Integration („Die Gesicherten“) 2. Atypische Integration („Die Unkonventionellen“ oder „Selbstmanager“) 3. Unsichere Integration („Die Verunsicherten“) 4. Gefährdete Integration („Die Abstiegsbedrohten“) Zone der Prekarität 5. Prekäre Beschäftigung als Chance / temporäre Integration („Die Hoffenden“) 6. Prekäre Beschäftigung als dauerhaftes Arrangement („Die Realistischen“) 7. Entschärfte Prekarität („Die Zufriedenen“) Zone der Entkoppelung 8. Überwindbare Ausgrenzung: („Die Veränderungswilligen“) 9. Kontrollierte Ausgrenzung / inszenierte Integration („Die Abgehängten“)
These 3: Die Prekarisierung der Arbeitsgesellschaft, aber auch ein polarisiertes Konsummodell üben Druck auf qualitative Arbeitsstandards aus. These 4: Eine ungebrochene Fortsetzung von Prekarisierungsprozessen ist – auch wirtschaftlich gesehen – dysfunktional. Wir benötigen eine neue Politik für „gute Arbeit“.