Manipulation und Bewusstseinskontrolle

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Management Consulting1 Beziehungswerkstatt Beziehungen – Von der Abh ä ngigkeit in die Beziehungsf ä higkeit Ein Seminar moderiert in.
Advertisements

Was sind die Naturanlagen und Bestimmungen von Menschen ?
Themen der pädagogisch psychologischen Diagnostik (Sommersemester 2006) Martin Brunner Selbstkonzept Martin Brunner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.
Was lassen die Menschen hinter sich? Familie (Großfamilie) Arbeitsstelle Wohnung / Haus Nachbarn Freunde Heimat Kultur, z.B. jahreszeitliche und religiöse.
Stadt Brixen Fakultät für Bildungswissenschaften Erziehungsstile: Gibt es den Königsweg der Erziehung? von Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis Homepage
Copyright Dr. Ziebertz1 Schwierige Gespräche führen/ Psychische Traumatisierung Maria Lieb, M.A. Prof. Dr. Torsten Ziebertz.
Martin Steinert 11. Kapitel Beratung in der Praxis: Einstieg, Settings, Methoden und der psychologische Vertrag Zentrale Fragestellungen im Kapitel 11:
Konflikte und Mobbing Konflikte Gesprächsführung Bild: Kampfhähne
Mediation ist mehr als Win - Win. Ausgangspunkt Mediation – Wann ist sie sinnvoll? Mediation ist ein strukturiertes Verfahren, in dem neutrale Dritte.
Eveline Jordi Raum für Entwicklung Möglichkeiten der Prävention sexueller Ausbeutung in Institutionen.

Nächste Folie bei Mausklick KFFR Fussgänger-Deutsch Bei der Integration von Flüchtlingen spielt die Sprache eine zentrale Rolle. Eben so wichtig ist.
Phasenmodell im VerkaufsCoaching Kontakt Analyse Angebot Einwand Abschluss Der VerkaufsCoach steuert den Verkaufs-Prozess, indem er die Zügel der Gesprächsführung.
„Mit Herz und Verstand“ Wochenrückblick vom Diese Woche gab es gleich zwei Gründe zum Feiern – zwei Kinder aus unserer Gruppe wurden sechs.
Wertewandel in Deutschland ● Definition von Werten ● Ronald Ingleharts Theorie vom Wertewandel ● Die Theorie von Helmut Klages ● Werteorientierung und.
„Auswertung des Projektes“ Wochenrückblick vom bis Da unser Projekt nun zu Ende ist, müssen wir uns noch mit der Reflektion der letzten.
Suizidalität Gabriel Wiesbauer.
Suche nach Hilfe
Zukunftsausblicke
Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten
Positives denken fördern
Soziologische Erklärungsansätze
Einzigartiger Impulsvortrag durch die Mischung aus Praxis und Theorie:
Herausforderung FTD – Umgang und Strategien
Bedeutung und Aufgabe des Sports
Konfliktmanagement Manfred Hertel Dozent für Kommunikation.
Wie unterstütze ich mein Kind? Optimale Lernumgebung zu Hause
Psychische Erkrankung im Beratungskontext
Ehrenamt und Arbeitsmarkt ? Zur Struktur einer guten Partnerschaft
Einführung in die Stadtsoziologie
Modul 3: Depression.
Die 7 Wege zur Effektivität
Herzlich willkommen.
Fit für die Berufswahl Dienstag, 18. September 2018
Motivation Die letzten zwei Stunden sind ja wie im Flug vergangen!
Motivation ist wichtiger als Intelligenz
Widerstand gegen Entwicklung
Hausaufgabenfibel der Bernhardschule
Kleine Füße-sicherer Schulweg
Ursachen und Behandlung - Paarbeziehung
Beweglichkeit - Dehnen ​
Wie kommt man zu „richtigen“ Entscheidungen?
bei Sekten und Radikalisierung
Thema 11: Spirituelle Begleitung: Aufgaben der Hospizbegleiter:
Was tun nach der Matura?.
Mit unerfüllten Wünschen leben
Ein Sohn fragt den Vater
Gewalt und Gewaltprävention Positionsunterlage
Von der Scham zur Menschlichkeit
Dimensionen von Diversität
Die 2 Seiten der Medaille vernetzender Arbeit
Elternabend der 5. Jgst. Herzlich willkommen!.
Jugendsozialarbeit an der Elsbethenschule
Die heutigen Jugendlichen. Welche Probleme haben sie?
Faire und vertrauensvolle Zusammenarbeit an der
Einsatzmatrix 2.0.
Altersgerechte Begleitung im «virtuellen» Ausgang
Herzlich willkommen zum Elternabend !
CSG Methodenkompetenz:
CSG Methodenkompetenz:
? Warum eigentlich Reli ???.
Beispiel für eine Grafik gebundene Textproduktion – DaF B1+/B2
RELIGIÖSE VIELFALT
SAFE © SICHERE AUSBILDUNG FÜR ELTERN I Modellprojekt zur Förderung einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kind Karl Heinz Brisch Kinderklinik und.
Eine weltweite Aktion zur Ächtung von Gewalt gegen Frauen
Ein Sohn fragt den Vater
polis aktuell 2/2019: Musik und Menschenrechte
Elternabend digitale Medien
 Präsentation transkript:

Manipulation und Bewusstseinskontrolle Dr. Martin Felinger Klinischer Psychologe info@martinfelinger.at www.martinfelinger.at

AUFBAU Charakteristika destruktiver Gruppierungen Rechtliche Rahmenbedingungen Aufbau der Bewusstseinskontrolle Methoden der Manipulation Motive für einen Beitritt Gefahren durch destruktive Gruppierungen Tipps für die Beratung

Charakteristika destruktiver Gruppierungen

Definition Sekte (lat. Secta – Schule, Lehre, Partei / Substantiv zu sequi – nachfolgen) Früher: Jugendreligionen Neue Begriffe: Religiöse Sondergemeinschaften Neureligiöse Bewegung eng: destructive cult

Definition über Merkmale Thaler-Singer & Lalich (1997) polarisierende Realität Radikalisierung Universale Problemlösung Übersteigerte Autoritätshörigkeit Abhängigkeiten

Merkmale totalitärer Gruppen Stamm (1996) 1. Dominante Führerpersönlichkeit 2. Heilstheorie 3. Elitebewusstsein 4. Gruppendruck 5. Isolation von Umwelt 6. Missionsauftrag 7. Machtanspruch 8. Überzogene Geldforderungen 9. Elitäre Sprache 10. geringe Kritikfähigkeit 11. Diskrepanz Innen/Außensicht 12. Feindbilder 13. Getarnte Unterorganisationen

„Gemeinschaft kann gefährlich werden“ BM für Bildung & Wissenschaft (2000) Gruppe weiß, was dir fehlt Neueröffnung der Sicht der Dinge Verblüffend einfaches Weltbild Gruppe kann man nicht erklären nur erleben Meister, Guru, der die Wahrheit besitzt Ablehnung von Wissenschaft und Rationalität Kritik als Beweis der Gruppenideologie Rettung der Welt vor der nahende Katastrophe

„Gemeinschaft kann gefährlich werden“ Mitglieder sind Elite der Menschen Drang zur Mitgliedschaft Strenge Regelmentierung der zwischenmenschlichen Beziehungen Abbruch alter Beziehungen Vorschriften bez. Sexualverhalten Okkupation der Freizeit Ablehnung einer Individualität Zweifel sind Anzeichen einer geringen Anstrengung Strikte Befolgung der Gruppenregeln

Rechtlicher Rahmen

Rechtlicher Rahmen Individuelle Religionsfreiheit Staatsgrundgesetz (1867) Staatsvertrag von Saint Germain (1919) Europäische Konvention zum Schutz der Menschenrechte (1950) Volle Glaubens- und Gewissensfreiheit Öffentliche Religionsfreiheit Keine Einschränkung von bürgerlichen und politischen Rechen und Pflichten

Rechtlicher Rahmen Gründe für ein Einschreiten des Staates Öffentliche Sicherheit Öffentliche Ordnung Moral Schutz der Rechte und Freiheiten anderer

Rechtlicher Rahmen Vereine Bekenntnisgemeinschaften (1.10.1998) 300 Personen (A) Lehre offenlegen Untersagungen möglich Keine besonderen Rechte derzeit 8 Gruppierungen

Rechtlicher Rahmen Gesetzliche Anerkennung 20 Jahre Bestehen (10 Jahre Bekenntnisgemeinschaft) 2/1000 der Bevölkerung Einnahmen für religiöse Zwecke positive Einstellung zu Staat und Gesellschaft keine Ablehnung bereits anerkannter Rel-Gem. Lehre, die sich von bisherigen Gruppen unterscheidet eindeutige Regeln (nicht gesetzwidrig od. anstößig)

Rechtlicher Rahmen Rechte der Religionsgemeinschaften Religionsunterricht Privatschulgesetz Vorteile im Steuerrecht derzeit 17 Gemeinschaften anerkannt

Aufbau der Bewusstseinskontrolle

Begriffsklärung Gehirnwäsche Edward Hunter (1951) Koreakrieg Gewaltsam Opfer weiß von Druck Rollen klar keine Wahl kaum Reversibel Bewusstseinskontrolle keine Misshandlungen Subtil Anwender oft Freunde Opfer kaum defensiv BWK auflösbar Bildung einer neuen Identitätsstruktur

Bedingungen zur Bewusstseinskontrolle Thaler-Singer & Lalich (1997) Unkenntnis der P über das Ziel Kontrolle von Zeit und Umwelt Auslösen von Ohnmachtgs- Angst- und Abhängigkeitsgefühlen Unterdrückung gewohnter Verhaltensweisen Aufbau neuer Verhaltensweisen Aufbau eines in sich geschlossenen, logischen System

4 Komponenten der BWK Hassan (1994) Verhaltenskontrolle (aufgebaut auf der Dissonanztheorie nach Festinger) Verhaltenskontrolle Gedankenkontrolle Gefühlskontrolle Informationskontrolle

BWK nach Hassan 1) Verhaltenskontrolle 2) Gedankenkontrolle Tagesstruktur Rechenschaft ablegen VH-Rituale, die Zusammenhalt betonen 2) Gedankenkontrolle Gedankenstopp Fragen an Doktrin Missstände immer eigene Fehler Manipulation der Sprache Strategien um kritische Info abzublocken: Leugnung Rationalisierung (aus gutem Grund)

BWK nach Hassan 3) Gefühlskontrolle 4) Informationskontrolle Schuldgefühle irrationale Ängste (z.B. Feinde) Neuinterpretation („Wann bin ich glücklich“) „gelernte Hilflosigkeit“ (Bestrafung und Lob zufällig) 4) Informationskontrolle Verweigerung Veränderung keine Kritik Unterbindung des Zugangs

Phasen der Bewusstseinskontrolle Fixieren Verändern Aufbrechen 1. Kontakt nach Baron, 2001 sowie Schein, Scheier & Barker

Manipulationstechniken Körperlich Hyperventilation - respiratorische Alkalose (Atmen, Schreien) Repetitive Bewegung Eingriff in körperinterne Abläufe Ernährung Hormonelle Veränderung Entschlackung/Schwitzen Psychisch Indirekte Anweisungen Revision der Lebensgeschichte Gruppendruck und Rollenvorbild Entstehen lassen von Sehnsüchten Indirekte Tranceinduktion keine plötzlichen Brüche regelm. Beruhigender Rhythmus häufige Wiederholungen ausgeschmückter Rahmen Unbestimmtheit der Bilder

Motive für einen Beitritt

Motive für einen Kultbeitritt Verführungstheorie (Thaler-Singer, 1997; Hassan, 1994) vs. Interaktionstheorie (Gross, 2000) Sonderfall: Geboren in der Gruppe / 2. Generation

Motive für einen Kultbeitritt Phys. LB sozialer LB finanz. LB Idiolog. LB ……..

Motive für einen Kultbeitritt Phys. LB sozialer LB finanz. LB Idiolog. LB ……..

Motive für einen Kultbeitritt Phys. LB sozialer LB finanz.LB Idiolog. LB ……..

Gruppenunterschiede Interesse an Kulten

Gruppenvergleich Erfahrung mit Kulten

5 Gruppen von Schülern Realisten (37,7%) Sekten-Interessierte (26,4%) Okkult-Interessierte (20,6%) Soft-Satanisten (10,2%) Satanisten (5,1%)

Gruppenunterschiede Persönlichkeitseigenschaften

Zufriedenheit in wichtigen Lebensbereiche

Gefahren durch destruktive Gruppen

Indoktrinationssyndrom Payk (2007) – Indoktrinationssyndrom Hergestellt durch Suggestion, Drohungen, sensorische Deprivation, Gruppendruck, Schuldgefühlen, neurophysiologische Methoden (Fasten, Meditation, Hyperventilation, außergewöhnliche Bewusstseinszustände)

Indoktrinationssyndrom Effekte Verunsicherung Übertriebene Selbstkritik Intoleranz Fanatismus Verschiebung des ethischen Wertegefühls Verschiebung des gewohnten sozialen Rahmens

Mögliche Folgen in der BWK Psychische Folgen Verlust der Entscheidungskompetenz Verlust der Kritikfähigkeit Ängste, Schuldgefühle, Selbstzweifel Massive Selbstüberschätzung und Erhabenheit gegenüber „Nichtwissenden“ Emotionen aufgesetzt und nicht stimmig Verlust der Arbeitsfähigkeit Regression

Mögliche Folgen in der BWK Körperliche Folgen Körperliche Beschwerden aufgrund dauerhaften Stress Psychosen Unbehandelte Krankheiten aufgrund alternativer Heil- Ideologie Psychosoziale Folgen Verlust des Umfelds durch Eigenen Wunsch Überlastung und Selbstschutz der Freunde und Familie Finanzielle Schwierigkeiten bis hin zum Verlust der Lebensgrundlage Abbruch von Ausbildung

Mögliche Folgen nach Ausstieg Psychische Folgen Verarbeitung der Loslösung ähnlich der Trauerarbeit Mögliche Ängste aus der „alten“ Ideologie Angst der Vergeltung der Gruppe Selbstwertzweifel – Individualität suchen Schuld und Scharm Emotionen instabil, müssen teilweise erst reaktiviert werden Aufbau eines neuen sozialen Netzes Soziale Kompetenz neu aufbauen; Umgang mit anderen – Beziehungsfähigkeit Werte, Ideologien neu definieren Abhängigkeit von religiösen Erlebnissen

Mögliche Folgen nach Ausstieg Körperliche Folgen Flashback Schlafstörungen Suizidversuche Weitere psychiatrische Auffälligkeiten (Depressionen, Psychosen,…) Psychosoziale Folgen Suche nach neuem Arbeitsplatz Schulden Persönlicher Besitz Fehlende Pensionsjahre

Tipps für die Beratung

Was ist im Umgang mit Personen unter BWK zu beachten? Oftmals nicht paktfähig Keine offensichtliche Kritik üben Kontakt halten Klare Regeln und Konsequenzen aussprechen und diese durchhalten Visualisierung einer (anderen) glücklichen Zukunft Emotional erreichen (z.B. Zukunft Ihrer Kinder) Selbst Dinge nachprüfen lassen, die der Sektenideologie widersprechen Kein Bargeld geben, besser Kosten übernehmen

Durchbrechen der BWK Kontakt und Vertrauen aufbauen Zielgerichtete Kommunikation Identitätsmodel entwickeln Zugang zur „alten“ Identität öffnen Verschiedene Sichtweisen der Realität Gedankenstopp-Mechanismen umgehen Visualisierung einer glücklichen Zukunft Ängste überwinden BWK definieren und Mechanismen aufzeigen

Psychologische Beratung in der Praxis Primär Betroffene Kritisches Denken erzeugen Selbstwert steigern Zukunft visualisieren Perspektiven erarbeiten Aufarbeitung ehem. Erlebnisse