Subjektive Körperbilder bei Rückenschmerz

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Peter Hess-Basis-Klangmassage als Methode der Stressverarbeitung und
Advertisements

15. PETN-Expertentreffen
Evaluation der bewegungstherapeutischen Behandlung mit Hilfe des Dortmunder Fragebogens zur Bewegungstherapie DFBT Stuttgart Daniela Croissant.
Depression und Typ 2 Diabetes – Prävalenz und Patientencharakteristik: Ergebnisse der DETECT Studie Pieper, Lars1, Klotsche, Jens1, Eichler, Tilly1, Pittrow,
HSS scheinen sportliche Erfolge teilweise anders zu gewichten als Low Sensation Seeker. Insbesondere die im Vergleich zu den anderen Teilnehmer dieses.
Zum Zusammenhang zwischen Sensation Seeking, Sportmotiven und sportlichen Freizeitaktivitäten Jörg Hagenah Einleitung Zuckerman (1979) definiert Sensation.
Spezifische Motivdimensionen von Ausdauer- und Mannschaftssportlern im Vergleich zu Nichtsportlern Jörg Hagenah Druck: Universitätsrechenzentrum Leipzig.
Der Stimulus Kommentar scheint einen Einfluss auf die Bewertung sportlicher Leistungen durch die Rezipienten zu haben. Die Unterschiede zwischen den beiden.
Selbstbezogene Implizite Einstellungen - IAT und GNAT im Vergleich Anna-Konstanze Schröder, Kati Dorsch, Kristina Geue, Friederike Lipka, Anja Pörschmann,
Validierung eines Fragebogens zur Erfassung
Perzeptuelle Kompensation von Koartikulation bei japanischen Wachteln A. J. Lotto, K. R. Kluender, L. L. Holt. Perceptual compensation for coarticulation.
Studien zur Effektivität Bereich: affektive Störungen Vergleichbare Wirksamkeit von religiöser und nicht religiöser kognitiver Verhaltenstherapie für die.
Ziele der Follow Up Studie 1.Einschätzen der Stabilität des Therapieerfolges über den langen Zeitraum und Vergleich mit der Kontrollgruppe 2.Beschreibung.
Beeinträchtigungen des sexuellen Erlebens bei HIV-positiven Frauen
2. Methoden 3.1 Behavioral 1. Hintergrund 3. Ergebnisse Die Ergebnisse der behavioralen und psychophysiologischen Daten weisen in unterschiedliche Richtungen.
Anja Rödiger (1,2), Thomas Rigotti (1), Gisela Mohr (1)
Mittelwertvergleiche (T-Test)
SFB 522 Umwelt und Region Universität Trier, Trier gefördert durch: Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung,
SPSS für Windows Auswertung von Marktforschungsdaten mit SPSS für Windows WINDER Thomas Porzellangasse 32, 1090 Wien.
Bekanntheit und Wissen über COPD
Mobbing mit neuen Medien Fakultät für Psychologie
Kann man Originalität trainieren ?
Kathrin Grummich1, Katrin Jensen2 Christoph M Seiler1 Markus K Diener1
Journal Club 9. Juni 2008 Dr. med. Hans Muster.
Pilotprojekt PainDETECT 2008 in Österreich Teilnehmer: Patienten der Dres. Bitzan*, Breban*, Prof. Likar, Mittermayer*, Prenn* und Zahornitzky* * Universitätslehrgang.
Zum Einfluss subjektiver und objektiver Merkmale auf die Wiedererkennung von Werbeplakaten Antje Bauer & Stefanie Frehse Institut für Allgemeine Psychologie.
PROCESS 24-Monats-Ergebnisse
11. Juli 2014 | Fachbereich 03 | Institut für Sportwissenschaft | Tobias Beringer M. A.| 1.
Arzt-Patienten-Beziehung
Soziale Identität und Stress
Sozial-kognitive Lerntheorie nach Bandura
Evidence for Conditional Sex Differences in Emotional but Not in Sexual Jealousy at the Automatic Level of Cognitive Processing L. Penke and J.B. Asendorpf.
“A Need-Based Model of Reconciliation: Satisfying the Differential Emotional Needs of Victim and Perpetrator as a Key to Promoting Reconciliation” Shnabel,
wissenschaftlicher Publikationen
Wohl:finden durch Stärkung des Selbstwertgefühls der SchülerInnen SchülerInnen-Befragung zum Zusammenhang zwischen L-Verhalten u. Selbstwertgefühl der.
Verantwortung und psychovegetativer Stress bei Kernerwerbstätigen MYRIAM BAUM UND SOPHIA WOLF UNIVERSITÄT ZU KÖLN.
1 DAS ÖSTERREICHISCHE GALLUP INSTITUT TV-Impacttest Marke „Sujet“ tt.mm.jjjj.
 Sprechtherapeut/-innen sind wichtige Ansprechpartner/-innen für HNO-Tumorpatient/-innen und stellen deren psychosoziale Grundversorgung sicher.  HNO-Tumor-Patient/-innen.
Burnout, Depression und Ängstlichkeit bei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Lucia Jerg-Bretzke¹, Harald C. Traue¹, Kerstin Limbrecht-Ecklundt²,
Diskussion Im Rahmen der Rehabilitation kam es zu einer signifikanten Mehraktivität der betroffenen oberen Extremität. Dabei hat sich das Bewegungsausmaß.
Führt das DMP Typ 2 Diabetes zu besseren HbA1c- und Blutdruckwerten? Eine Analyse anhand der veröffentlichten Qualitätsberichte Monika Pobiruchin, Wendelin.
Jennifer Staubmann 5 AK 2012/2013 Regressionsanalyse.
Veränderungen und Schmerzen an der Wirbelsäule
Compliancemessung bei Typ 2 Diabetes
 Röm.-kath. Stadtpfarre Traun  Globale röm.-kath. Weltkirche
Wie speziell sind Gesichter?
Absolventenstudien und Qualitäts-management:
Rekrutierung von Eltern bei Routinedatenerhebungen
Studie: Mental Illness and Unhappyness
Psychometrie für die Versorgungsrealität:
Manuela Eichhorn, JKU Linz November 2011
K. Hager, M. Brecht, O. Krause, V. Grosse
Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie
Rho GDP dissociation inhibitor alpha ist ein prädiktiver Marker beim invasiven duktalen Mammakarzinom H. Ronneburg1, P. N. Span2, E. Kantelhardt1, A.
UAM: Besteht ein Hyperglykämie Risiko bei nicht diabetischen Patienten unter Therapie mit Thiaziden und deren Analoga? Dimitrios Askitis, Johannes Roth,
Informationssuche bei hypothetischen & realen Entscheidungen
Schwangerschaftsverlängerung und Schwangerschaftsdauer
Kappl, E. (1, 2), Heintz, S. (3), Köllner, V. (1, 2)
Gesundheit ist nicht das wichtigste?
Statin verringert die Mortalitätsrate bei Schlaganfallpatienten, die eine systemische Thrombolyse erhalten haben Toralf Brüning1,2, Mohamed Al-Khaled2.
Symptomwandel der ADHS im Jugendalter Konsequenzen für Forschung und klinische Praxis nun Lars Tischler, Sören Schmidt, Franz Petermann und Ute Koglin.
Einfluss des Geschlechts auf das klinische und psychosoziale Ergebnis nach Nierenlebendspende Sarah Estelmann AG Lebendspende, Projektleitung: Frau Prof.
Einführung Methode Ergebnisse Zusammenfassung
Einstellung von Ärzten gegenüber Komplementärmedizin in einer ländlichen Region der Schweiz: Ergebnisse einer Umfrage Complement Med Res 2017;24:
CAMPUS INNENSTADT MEDIZINISCHE KLINIK INNENSTADT INTENSIVSTATION
Lebensqualität von Menschen mit Demenz
AAA – Abdominales Aorten Aneurysma –
Depression bei Kindern und Jugendlichen Was wissen wir?
Mona Pfeiffer, Martin Fischer, Daniel Bauer
WIK Gabl M.V Spine Center Innsbruck Sanatorium Kettenbrücke
 Präsentation transkript:

Subjektive Körperbilder bei Rückenschmerz Claudia G. Levenig1, Michael Kellmann2, Jens Kleinert3, Kerstin Wenge3, Ida Ott3, Tobias Mierswa2, Monika I. Hasenbring1 1 Abt. f. Med. Psychologie und Med. Soziologie, Medizinische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum 2 Lehr- und Forschungsbereich Sportpsychologie, Fakultät für Sportwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum 3 Abt. Gesundheit und Sportpsychologie, Psychologisches Institut, Deutsche Sporthochschule Köln Hintergrund und Ziele Es gibt verstärkt Hinweise auf den Einfluss von Vermeidungs- und Durchhaltestrategien (Fear-avoidance und Endurance) auf die Aufrechterhaltung von nichtspezifischem Rückenschmerz (LBP).1 Das subjektive Körperbild und körperliche Bewegung spielen dabei vermutlich eine wichtige Rolle, obwohl die wissenschaftliche Basis hinsichtlich der vermittelnden Mechanismen zwischen Körperbild und LBP noch gering ist. Das Hauptziel dieser Studie war es, Unterschiede im subjektiven Körperbild und im Ausmaß des körperlichen Rückentrainings zwischen den Subgruppen des Avoidance-Endurance-Modells (vgl. Abb. 1) bei Rückenschmerzpatienten zu ermitteln.² Ergebnisse Methodik 97 LBP-Patienten (50 männlich, M = 40,36 + 14,53), die alle eine körperliche Behandlung/ein körperliches Training (Physiotherapie, Rehabilitationssport, individuelles Training an Geräten) absolvierten, wurden per Selbstauskunft befragt (Avoidance-Endurance-Questionnaire AEQ³, Beck Depressions-Inventar-Primary Care BDI-PC4, Frankfurter Körperkonzeptskalen FKKS5). Auf Basis des BDI-PC und der AEQ-Subskalen Thought Suppression (TSS) und Behavioral Endurance (BES) wurde die Stichprobe in folgende vier Subgruppen der Schmerzverarbeitung unterteilt: Fear-avoidance (FAR): BDI-PC >=2, TSS/BES <3 Distress-endurance (DER): BDI-PC >=2, TSS und/oder BES >=3 Eustress-endurance (EER): BDI-PC <2 und BES >3 Adaptive (AR): BDI-PC <2 und BES <3 Für die Klassifizierung des subjektiven Körperbilds wurden die drei Subskalen Gesundheit und körperliches Befinden (SGKB), Selbstakzeptanz des Körpers (SSAK) und Körperliche Effizienz (SKEF) des FKKS genutzt. Individuelle Schmerzverarbeitungsmuster wurden wie folgt unterteilt: • DER n = 31 (32 %) • EER n = 35 (36 %) • FAR n = 12 (12,4 %) • AR n = 19 (19,6 %) DER-Patienten gaben ein negativeres Körperbild in der FKKS-Skala SSAK im Vergleich zu AR und in der Skala SGKB verglichen mit AR und EER an (vgl. Abb. 2). Patienten, die eine negative Körperliche Effizienz aufzeigen, vermeiden häufiger körperliche Aktivität (APAS) reagieren seltener mit Humor/Ablenkung (HDS) und zeigen mehr Thought suppression (TSS) im Gegensatz zu Patienten mit einem positiven oder neutralen Körperbild. Darüber hinaus führten sie weniger HDS in der Subskala SGKB an (vgl. Abb. 3). Hinsichtlich der Behandlung, untersucht für jede AEM-Subgruppe einzeln, ist auffällig, dass EER-Patienten signifikant mehr individuelles Gerätetraining absolvieren als Physiotherapie (vgl. Abb. 4). Der Vergleich der AEM-Subgruppen untereinander zeigt, dass DER-Patienten öfter Physiotherapie erhielten und mehr Behandlungsformen angaben als alle anderen Subgruppen (vgl. Abb. 4). Abb 2: Mittelwerte AEM-Subgruppen und FKKS-Subskalen APAS SKEF | p = .016 HDS SKEF | p = .002 SGKB | p = .017 Statistik Für die AEM-Subgruppenunterschiede wurden Mittelwerte und Standardabweichungen mit einfaktoriellen Varianzanalysen (ANOVAs) ermittelt. Für die Differenzierung der körperlichen Behandlungen/ Trainings kamen Chi²-Tests zum Einsatz, beides mit SPSS-21. Diskussion Private Self-Consciousness, = -.29 Die Ergebnisse lassen einen Unterschied zwischen Patienten mit DER/EER zu denen mit AR und FAR vermuten. DER gaben in mehrfacher Hinsicht ein negativeres Körperbild an, zeigten mehr Endurance sowohl die Häufigkeit als auch die Art der Behandlung/des körperlichen Trainings betreffend und erhielten mehr Physiotherapie. Durchhalteverhalten wurde gleichzeitig mit mehr passiver Behandlung aufrechterhalten, was vorherige Untersuchungsergebnisse bestätigt. EER-Patienten bevorzugen möglicherweise individuelles Training, weil sie dort weniger Kontrolle unterliegen. Darüber hinaus scheint es relevant zu sein, wie Patienten ihren Körper zumindest hinsichtlich seiner Effizienz einschätzen. Je mehr sie ein negatives Körperbild angaben, desto mehr zeigten sie maladaptives Schmerzverhalten. Um die Wichtigkeit der Berücksichtigung des Körperbildes im Zusammenhang von persistierenden LBP zu bestätigen, sind weitere Studien notwendig. Abb. 3: Schmerzverhalten (APAS, HDS, TSS) in Abhängigkeit vom Körperbild DER vs. andere p = .001 EER: individuelles Training vs. Physiotherapie p = .019 Abb. 1: AEM-Subgruppen Abb 4: AEM-Subgruppen und körperliches Training/Behandlung Literatur Hasenbring, M.I., Hallner, D. Klasen, B., Streitlein-Böhme, I., Willburger, R. & Rusche, H. (2012). Pain-related avoidance versus endurance in primary care patients with subacute back pain: Psychological characteristics and outcome at a 6-month follow-up. Pain, 153, 211-217. Hasenbring, M.I. (2000). Attentional control of pain and the process of chronification. In J. Sandkühler, B. Bromm & G.H. Gebhart (Hrsg.), Progress in Brain Research 129. Elsevier, Amsterdam, 525–534. Hasenbring, M.I., Hallner, D., Rusu, A.C. (2009). Fear-avoidance- and endurance-related responses to pain: Development and validation of the Avoicance-Endurance Questionnaire (AEQ). European Journal of Pain, 13 (6), 620-628. Beck, A.T., Guth, D., Steer, R.A. & Ball, R. (1997). Screening for major depression disorders in medical inpatrients with Beck Depression Inventory for Primary Care. Behavioral Research Theory, 35, 785-791. Deusinger, I.M. (1998). Die Frankfurter Körperkonzeptskalen. Göttingen: Hogrefe. Kontakt: M.A. Claudia G. Levenig| Ruhr-Universität Bochum | Abt. f. Med. Psychologie u. Med. Soziologie| Universitätsstr. 150| 44780 Bochum| Levenig@medpsych.ruhr-uni-bochum.de | Tel.: 0234 - 32 24994