A-Typische Beschäftigungsverhältnisse Elisabeth Rolzhauser
Wird a-typisch typisch ? Atypische Beschäftigungsformen sind alle Beschäftigungsverhältnisse, die vom sog. „Normalarbeitsverhältnis“ (Vollzeit, Standards im Arbeits- und Sozialrecht, betriebliche Einbindung, unbefristet, etc.) abweichen Das sind: Teilzeitarbeit, befristete Dienstverhältnisse, Leiharbeit/Zeitarbeit, Heimarbeit, Telearbeit, geringfügige Beschäftigungen, freie Dienstverträge, Werkverträge/Neue Selbstständige Unterscheidung atypisch und prekär Elisabeth Rolzhauser
Atypisch und prekär Generell ist zu sagen, dass nicht jede atypische Beschäftigung als prekär anzusehen ist Es gibt auch prekär Beschäftigte in Vollzeitdienstverhältnissen (Niedriglohnsektor) Wann ist atypische Arbeit auch prekär? Niedriges, nichtkontinuierliches Einkommen ungenügender sozialer Schutz unkalkulierbare Beschäftigungsdauer mangelnde Mitbestimmungsrechte, nicht in die Organisation eingebunden keine Karrierechancen, etc. Elisabeth Rolzhauser
EU-Bericht Niedriglöhne (Eurostat 2002): Fast jede/r siebente ArbeitnehmerIn in der EU ist NiedriglohnempfängerIn 77 % aller NiedriglohnempfängerInnen sind Frauen Den höchsten Frauenanteil – nämlich 86 % - bei den NiedriglohnempfängerInnen hat Österreich und liegt damit an der letzten Stelle. Manche Kollektivverträge haben einen Vollzeit-Mindestlohn/-gehalt unter der Armutsgrenze (niedrigster KV: 550,-- €/Monat) Einige Kollektivverträge unter € 1.000,-- Mindestlohn Elisabeth Rolzhauser
Atypische Beschäftigungen - 1 Teilzeit - geringere Karriere- und betriebliche Weiterbildungsmöglichkeiten Befristungen – Kündigungsschutzbestimmungen (z.B.: Karenz, Behinderung) gelten nicht Leiharbeit/Zeitarbeit – „zwei DienstgeberInnen“, schlechtere Integration im Betrieb, tw. geringere Entlohnung, etc. Heimarbeit/Telearbeit – in Österreich sehr gering, Heimarbeit ist geregelt, für Telearbeit gibt es kaum gesetzliche Regelungen, oftmals auch als freier DV Elisabeth Rolzhauser
Atypische Beschäftigungen - 2 Geringfügig Beschäftigte (€ 341,16/Mo; € 26,20/Tag) ist eine Sonderform von Teilzeit, arbeitsrechtlich meist gleichgestellt; sind jedoch nur unfallversichert, haben keine Kranken-, Pensions- und Arbeitslosenversicherung, können sich selbst versichern (Beitrag € 48,14 monatlich für KV/PV) Keine Arbeitslosenversicherung Bei mehrfach geringfügigen Beschäftigungsver-hältnissen – Pflichtversicherung in der KV/PV ohne Arbeitslosenversicherung (Jahresbeiträge!!) Elisabeth Rolzhauser
Atypische Beschäftigungen - 3 Freie Dienstverträge - Kriterien, die zu überprüfen sind: freie Zeiteinteilung, Arbeitsort, Einbindung in die Organisation, Weisungsgebundenheit, etc. Keine arbeitsrechtlichen Ansprüche (außer Kündigungsfristen ABGB, AuslBG, DNHG, GBG) Kein Kollektivvertrag, kein Mindesteinkommen, keine Sonderzahlungen, ……… Unfall-, Kranken- (nur Sachleistungen) und Pensions-versicherung, SV-Beiträge zw. fr. DienstnehmerIn (13,85 %) und AuftraggeberIn (17,45 %) aufgeteilt Keine Arbeitslosenversicherung Einkommens- und Umsatzsteuerpflicht Elisabeth Rolzhauser
Atypische Beschäftigungen - 4 Werkverträge/Neue Selbstständige: Zielschuldverhältnis, es wird der Erfolg geschuldet Kein Arbeitsrecht anwendbar Selbstständige Tätigkeit, daher volles Haftungs- und Gewährleistungsrisiko Sozialversicherung für Selbständige, 24,6 % von der Beitragsgrundlage für die Kranken- und Pensionsversicherung; zusätzlich für die Unfallversicherung € 7,48/Mo Keine Arbeitslosenversicherung Einkommens- und Umsatzsteuerpflicht Elisabeth Rolzhauser
„Atypischer“ Arbeitsmarkt - 2004/1 insgesamt Frauen Frauenanteil Erwerbstätige 3,744.000 1,682.500 44,9 % Teilzeit 802.300 683.100 85,1 % TZ bis 12h/W 146.000 115.300 78,9 % Befristete DV 172.200 86.400 50,2 % Leih-/Zeitarbeit 48.800 13.800 28,3 % Freier DV 45.900 26.900 58,5 % NS 46.300 17.400 37,6 % Quelle: Statistik-Austria; Statistische Nachrichten 12/2005, Arbeitskräfteerhebung 2004 (=Personen) Elisabeth Rolzhauser
„Atypischer“ Arbeitsmarkt - 2004/2 2004 waren insgesamt 1,008.000 Personen bzw. 26,9 % atypisch Beschäftigt 771.500 Frauen – das sind 45,9 % aller weiblichen Beschäftigten – waren atypisch beschäftigt …. Quelle: Statistische Nachrichten 12/2005 Elisabeth Rolzhauser
„Atypischer“ Arbeitsmarkt 2006 - HV insgesamt Frauen Frauenanteil Österreich Freie DN 27.406 14.042 51,2 % Geringf. FrDN 43.708 26.200 59,9 % NS 34.817 13.873 39,8 % Geringf. DV 235.507 164.736 69,9 % Statistik-Austria Mikrozensus-Ergebnisse (2005): Teilzeit 845.900 703.200 83,1 % Befristungen 174.100 90.300 52 % Elisabeth Rolzhauser
Entwicklung der Frauenbeschäftigung 1991-2003 Elisabeth Rolzhauser
Trends aus der Flexpower-Beratung - 1 Beginn der Flexpower-Beratung 2001 Zuerst Verschiebung von normalen Dienstverhältnissen zu freien Dienstverträgen Dann von freien Dienstverträgen zu Werkverträgen/neuen Selbstständigen Mittlerweile wird häufig ein Gewerbeschein verlangt „leichte Trendwende“ im höchstqualifizierten Bereich – zurück zu Dienstverhältnissen negative Vertragsbestandteile nehmen laufend zu Massive Reduzierung der Honorare im Erwachsenenbildungsbereich Elisabeth Rolzhauser
Trends aus der Flexpower-Beratung - 2 Durch die Flexibilisierung am Arbeitsmarkt Änderung bei der Betroffenheit Hauptsächlich EinsteigerInnen (junge Menschen) Dann auch WiedereinsteigerInnen Mittlerweile auch ältere Menschen, die arbeitslos wurden Immer häufiger als Nebenjob zu einem Beschäftigungsverhältnis oder zum Leistungsbezug des AMS oder zum Kindergeldbezug Elisabeth Rolzhauser
Höhere Armutsgefährdung bei atypischer Beschäftigung (60 % des gesamten Medianeinkommens) Österreich insgesamt 13,2 % (F 14 %, M 12,3 %) Alleinerziehende 31 % MigrantInnen 27 % SeniorInnen über 65 16,4 % Haushalte mit Arbeitslosigkeit 16 % Geringfügig Beschäftigte 37 % Freie DienstnehmerInnen 27 % LeiharbeitnehmerInnen 48,8 % Neue Selbständige 16,9 % Quellen: Sozialbericht 2003-2004, BMSG; Studie L&R „atypische Arbeitsverhältnisse“, 2002, BMWA; nicht veröffentlichte Studie atypische Arbeitsverhältnisse, Leiharbeit und NS, des BMWA. Elisabeth Rolzhauser
Unzureichende Absicherung bei Arbeitslosigkeit und im Alter - 2006 Durchschnittliche Leistungshöhe (€ im Monat) Gesamt Frauen Männer ALG und NH 663 579 723 ALG 738 645 801 NH 570 492 621 Durchschnittspension (€ im Monat) 12/2006 Alle Pensionen 847 671 1.129 Alterspension 994 768 1.298 Gemind.Arbeitsfähigkeit 839 567 1.026 Elisabeth Rolzhauser
Was sind unsere wichtigsten Forderungen? Förderung Existenz sichernder Beschäftigung Arbeits- und sozialrechtliche Verbesserungen für atypisch Beschäftigte, unsere Forderungen sind: Einbeziehen ins Arbeitsrecht Neudefinition des ArbeitnehmerInnenbegriffes Verbesserungen in der Sozialversicherung (z.B.: Pflichtversicherung ab einer Bagatellgrenze, Krankengeld, höheres Wochengeld, etc.) Verpflichtende Arbeitslosenversicherung Verbesserungen in der Arbeitslosenversicherung (z.B.: höhere Nettoersatzrate, Abschaffung der PartnerInnen-Einkommensanrechnung bei der NH, etc.) Bedarfsorientierte Mindestsicherung Elisabeth Rolzhauser
Betriebliche Interessensvertretung BRInnen und PVInnen sind für freie DienstnehmerInnen und WerkvertragnehmerInnen gesetzlich nicht zuständig Wichtig ist jedoch, dass auch die betriebliche Interessensvertretung Bescheid weiß (oft keine Info) Sachkosten statt Personalkosten Druck auf ArbeitnehmerInnen steigt mit der Steigerung atypisch Beschäftigter Die Kosten für Freie DienstnehmerInnen und WerkvertragnehmerInnen sind geringer, die Bindung an das Unternehmen ist schwieriger Elisabeth Rolzhauser
Serviceleistungen Informationsmaterialien Rechtsinfo „Bist du A-typisch?“ unter www.oegb.at/flexpower Rechtsinfos der ÖGB-Frauen – nur im Mitgliederbereich - auf www.oegb.at/frauen Bin ich geringfügig beschäftigt? Der Dienstleistungsscheck Altersteilzeit Elternteilzeit U.a. Sicherheitspaket gilt für alle Mitglieder Flexpower-Versicherung Elisabeth Rolzhauser
Hintergrund ÖGB-Reformprozess Teilprojekt Zielgruppen Beim ÖGB-Bundeskongress wurde die Zielgruppenarbeit grundsätzlich für wichtig erklärt Ergebnisse des Teilprojektes – inkl. dem erarbeiteten Modell - beschlossen Es wird Pilotprojekte geben für folgende Zielgruppen: Atypisch Beschäftigte Menschen in Sozialberufen TeilnehmerInnen an AMS-Maßnahmen Elisabeth Rolzhauser